Das DMA-Netz rho-NET/PAMs Net


**Einer der Anbieter für Netzwerke ist die Firma Rhothron aus Homburg mit PAMs Net. Was das Netzwerk, das über den DMA-Port angeschlossen wird, leistet, lesen Sie in diesem Artikel.**

Um das rho-NET/PAMs Net zu betreiben, wird jeder ATARI-Rechner an einen Netzknoten angeschlossen (Titelbild). Die Verbindung zwischen den Geräten wird über den DMA-Port hergestellt. Der Port ist natürlich durchgeschleift, so daß weiterhin auch die üblichen Geräte wie Festplatten und Laserdrucker betrieben werden können. Die Verbindung zwischen den einzelnen Netzknoten (“No-des”) wird über Koaxialkabel hergestellt. So lassen sich auch große Entfernungen zwischen den Nodes ohne Probleme herstellen. Wenn mehr als zwei Netzknoten angeschlossen werden sollen, werden alle Geräte hintereinander verkabelt, also Gerät 1 mit Gerät 2, Gerät 2 mit Gerät 3 etc. Freibleibende Enden (beim ersten und letzten Gerät der Reihe) werden dabei mit einem 50 Ohm-Widerstand abgeschlossen. Wer bereits mehrere Festplatten und/oder Laserdrucker in Betrieb hat, muß sich keine Sorgen um die Geräteadressen der Knoten machen: Sie läßt sich über DIP-Schalter komfortabel einstellen. Dem Netz ist es gleichgültig, welche Adressen die Knoten besitzen; lediglich zwei gleiche Nummern dürfen nicht Vorkommen.

Im Hintergrund

Als Anwender kann man das Netz praktisch nur beim Bootvorgang bemerken. Hier erscheint eine kurze Copyright-Meldung, und man kann sich unter seinem Benutzernamen mit einem vorher festgelegten Paßwort einloggen, also dem System klarmachen, wer man ist. Dieses Paßwort kann der Benutzer jederzeit ändern. Es wird verschlüsselt abgespeichert und läßt sich so nicht mehr ohne weiteres dechiffrieren. Jedem Benutzer kann ein eigenes Zugriffsrecht gegeben werden, das beim Booten aus der Konfigurationsdatei eingelesen wird. Diese Datei ist eine ASCII-Datei und kann leicht abgeändert werden. Vorteilhaft dabei ist, daß man quasi jedem Benutzer des Netzes sein eigenes Desktop mit nur für ihn geltenden Zugriffsrechten geben kann. So können beispielsweise auch Gäste zugelassen werden, die zwar von Laufwerk C alle Programme laden, jedoch weder kopieren, noch löschen dürfen. Anders als bei anderen Netzwerkprogrammen muß hier nicht alles über ein bestimmtes Laufwerk (beispielsweise “N”) geroutet werden, sondern man kann so viele Laufwerke anmelden, wie es das GEMDOS zuläßt: So kann man beispielsweise das Laufwerk C von Platz 3 als Laufwerk G von Platz 6 anmelden. Der Vorteil dieser Handhabe liegt auf der Hand: Es existiert praktisch kein Programm, welches sich nicht mit dem Netzwerk verträgt, da übliche Dateinamen verwendet werden. So werden quasi alle Programme netzwerktauglich! Das Desktop eines Superusers mit allen verfügbaren Laufwerken von 2 Plätzen sehen Sie in Bild 1. Doch beim Booten zeigt sich ein weiterer großer Vorteil des Netzwerks, den andere Programme vermissen: Jeder Rechner kann über ein anderes System gebootet werden. Zum Startvorgang ist also keine Diskette nötig, sondern Platz 2 kann beispielsweise mit der Festplatte oder der Diskette von Platz 4 booten.

TOS-like

Wenn man ein Laufwerk, egal ob ein “eigenes” oder das Laufwerk eines anderen Platzes, öffnet, merkt man keinen Unterschied mehr zum normalen Arbeiten mit dem TOS, da von nun an alles über die intelligenten Netzknoten verwaltet wird. Auch ein Geschwindigkeitsnachteil ist nicht festzustellen, sofern nicht 2 Plätze gleichzeitig auf eine Datei zugreifen wollen: Da der gesamte Zugriff über den DMA-Port läuft, werden die Daten praktisch ungebremst an ihren Empfangsort weitergeleitet. Programme können hier nicht nur geladen, sondern auch kopiert oder angesehen werden - eben mit den normalen TOS-Funktionen. Dabei ist es, sofern man die Zugriffsrechte dafür besitzt, natürlich auch möglich, eine Datei von Platz 3 nach Platz 4 zu kopieren, selbst wenn man sich selbst auf Platz 2 befindet. Da natürlich in einem Netz mehrere Benutzer existieren, müssen die Zugriffsrechte verteilt werden. Liier kann man unterscheiden zwischen den möglichen Rechten Lesen, Schreiben oder Lesen/Schreiben. Hier kann weiterhin je nach Laufwerk unterschieden werden, so daß man beispielsweise auf Laufwerk C nur lesen, auf Laufwerk D nur schreiben darf etc. Nicht nur ganze Laufwerke, sondern auch einzelne Directories kann man mit diesem Schutz versehen, so daß man sehr variabel die Dateien auswählen kann, die jeder Benutzer lesen bzw. schreiben darf. Natürlich existieren noch andere Geräte als Festplatten in der ATARI-Welt. So kann auch an einen der Netzrechner der ATARI-Laserdrucker SLM 804 angeschlossen werden. Auf diesen kann dann von jedem Netzknoten aus zugegriffen werden. Vorteilhaft dabei ist, daß der normale ATARI-Lasertreiber verwendet werden kann. Alle Daten, die an den Laserdrucker gehen sollen, werden abgefangen und in eine Spooldatei geschrieben. So werden alle Texte nacheinander ausgedruckt und Wartezeiten durch den langsamen Drucker haben ein Ende. Leider funktioniert im Netz das SETUP630.ACC nicht und man kann keinen Seitenvorschub durchführen. Hier kann man sich jedoch abhelfen, indem man eine Datei anlegt, in der lediglich ein Form-feed enthalten ist, und diese ausdruckt: Das Ergebnis bleibt das gleiche. Der Laserdrucker kann jedoch nicht nur mit Textausdrucken beschäftigt werden, sondern auch mit Hardcopies. Bis die Hardcopy den ATA-Rl-Laser erreicht hat, vergeht höchstens eine Sekunde. Nicht nur der Laserdrucker kann dezentral betrieben werden, sondern auch Streamer und Modems (!): Ein Modem, das an Einheit Nummer 3 hängt, kann problemlos von einem anderen Knotenpunkt aus benutzt werden. Rechner 3 wird dadurch nicht im geringsten belastet, sondern kann einfach weiterbenutzt werden. Da das rho-NET/PAMs Net transparent arbeitet, werden Fehler durch normale TOS-Meldungen angezeigt. Das ergibt zwar nicht immer sinnvolle Fehlermeldungen, ist jedoch vollkommen ausreichend.


Bild 1: Das Desktop eines Superusers mit allen verfügbaren Laufwerken von 2 Plätzen

Popup-Accessory

Außer den erweiterten TOS-Funktionen steht natürlich noch ein weiteres Hilfsmittel zur Verfügung: das Popup-Accessory (Bild 2). Das Accessory stellt eine reine Serviceleistung dar und kann jederzeit, auch in laufenden Programmen, durch die rechte Maustaste aufgerufen werden. Hier können beispielsweise auf einfache Art und Weise Nachrichten an andere Netzteilnehmer geschickt werden (Bild 3). Der Empfänger wird sofort vom Eintreffen einer Nachricht informiert. Doch nicht nur an einzelne Teilnehmer kann eine Nachricht verschickt werden, auch ein “Rundschreiben” an alle angeschlossenen Stationen kann verschickt werden. Interessanterwei.se kann man auch von einem Knotenpunkt die gesamte Steuerung eines anderen Knotenpunkts übernehmen. Dabei wird jeweils der gesamte Bildschirminhalt der zu steuernden Einheit zum steuernden Rechner geschickt und der steuernde Rechner verhält sich einschränkungslos wie der gesteuerte ATARI. Dieser Programmteil hat den Namen Bagdad bekommen und ist angelehnt an das Mac-Programm Timbuktu. Bagdad übermittelt 7 Bilder pro Sekunde. Dadurch wird die “Fernsteuerung” quasi zum Kinderspiel. Einige Programme lassen nach ihrem Start die Maus verschwinden. Dieses lästige Problem ist durch das Popup-Accessory endgültig behoben, da man jederzeit den Mauszeiger wieder einstellen kann. Möchte man, beispielsweise zur Mittagspause, seinen Platz kurzzeitig verlassen, kann man sich auch wieder “ausloggen”. Dadurch ist gewährleistet, daß niemand sich unbefugt an seinen Daten zu schaffen machen kann, da man sich dazu erst wieder einloggen muß: Dazu sind jedoch eine eigene Benutzerkennung und ein Paßwort vonnöten. Als nützliche Dreingabe existiert auch ein kleiner Speichermonitor, der hexadezimal und dezimal die Aktivitäten der anderen Netzknoten anzeigt. In der rechten unteren Ecke wird dabei die prozentuale Auslastung des eigenen 68k-Prozessors angezeigt. Dieses kleine Utility kann beispielsweise sehr nützlich für Programmierer oder zur Ferndiagnose bei einem Fehler sein.

rho-NET für Programmierer

Für Programmierer besteht die Möglichkeit, das Netzwerk in eigene Programme einzubinden. Für diesen Zweck ist die benötigte Headerdatei schon bei der Programmlieferung enthalten. Das rho-NET/ PAMs Net richtet sich nach dem sogenannten CSMA/CD bzw. -/CA (“Carrier Sense Multiple Access with Collision Detection” / -”Collosion Avoidance”) -Standard. Die an das Bussystem an-geschlossenen Knoten “hören” quasi alle Anforderungen mit und wissen so sofort, wann gesendet bzw. empfangen werden muß. Die Übertragung selbst läuft nach dem SDLC-Protokoll. Wird ein Datenpaket von einem Netzknoten zu einem losgeschickt, kann der empfangende Knoten das Paket Zwischenspeichern: Insgesamt können bis zu 100 Pakete mit einer Gesamtlänge von 20 kB gepuffert werden. Das erhöht den Datendurchsatz erhebl ich. Auch während ein Netzknoten Daten sendet, registrierter weiterhin alle Aktivitäten im Netz und kann sich so unter Umständen zurückziehen, wenn er dazu aufgefordert wird. Das Netz ist angelehnt an das Ethernet (nach IEEE-Norm 803.2) und erfüllt alle bei der ATARI-Netzwerkkonferenz festgelegten Anforderungen. Dem Programmierer stehen neue GEM-DOS-Funktionsaufrufe zur Verfügung, die die Nummern 96 bis 127 besitzen. Dadurch ist es möglich, das Netzwerk unter jeder Programmiersprache ohne Probleme zu nutzen. Die Übertragungsrate ist mit 2 MBit/s angegeben. Der Datendurchsatz ist natürlich geringer und beträgt ungefähr 150 bis 200 kB/s (wenn von RAM zu RAM übertragen wird) bzw. zirka 100 kB (wenn auf Dateien zugegriffen werden muß). Damit ist das rho-NET/ PAMs Net immerhin schneller als DEC-Net auf zwei VAXen, bei denen der Datendurchsatz lediglich zirka 60 kB/s beträgt. Die Netzknoten haben grundsätzlich gleiche Zugriffsrechte, unabhängig von der Stellung im Netz (Server, Gast etc.). Das wird durch das “Listen before and while talking” möglich. Wie bereits beschrieben, wird jede Aktivität registriert und die Netzknoten sprechen nur dann an, wenn die anliegenden Daten für sie bestimmt sind. Dadurch ist es auch möglich, einen defekten oder ausgeschalteten Knoten im Netz zu haben, da er zwar nicht mehr “mithört”, dadurch aber auch nicht die Funktion der anderen Netzknoten stört.


Bild 2: Das Popup-Accessory

Recordlocking

Normalerweise dürfen nicht zwei Programme gleichzeitig lesend und schreibend auf eine Datei zugreifen, da man seine Daten sonst gleich einem Reißwolf anvertrauen könnte. Daher ist es nur zulässig, wenn zwei Knoten gleichzeitig eine Datei lesen. Alle anderen möglichen Kombinationen weist das rho-NET/ PAMs Net mit einer Fehlermeldung entrüstet ab. Nun ist das Sperren einer gesamten Datei nicht unbedingt sinnvoll, sondern in bestimmten Fällen eher sinnlos: Man denke an eine Adimens-Datei von über 1 MB länge. Hier ist es möglich, das “Record-Locking” anzuwenden, bei dem immer nur der Teil einer Datei gegen einen weiteren Zugriff geschützt wird, der gerade beschrieben wird. Dadurch wird es beispielsweise möglich, daß sich mehrere Anwender in einer Datei zu deren Bearbeitung tummeln können, ohne sich gegenseitig zu behindern. Natürlich können auch Programmierer auf diese nützlichen Funktionen zurückgreifen.

Die Preise

Das rho-NET/PAMs Net kostet, je nach Ausstattung, unterschiedlich viel. Ein Netzknoten inklusive Software schlägt mit DM 1498,- zu Buche. Damit beträgt der günstigste Preis (für 2 Rechner) DM 2996,-. Dazu benötigt man noch Koaxialkabel mit BNC-Steckern sowie Abschlußwiderstände, die mit jeweils 45,60 DM (10 Meter) bzw. 39,90 DM bezahlt werden wollen. Für den MegaST existiert eine Steckkarte für DM 1698,- inklusive Software. Bei dieser Steckkarte besteht der Unterschied, daß mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von ungefähr 10 MBit/s gearbeitet wird. Außerdem ist richtet sich diese Karte 100%ig nach dem Ethernet-Standard. Weiterhin kann man Lizenzen für VAXen/VMS (zum transparenten Zugriff auf VAXen), TOS-Shells (um mit dem TCP-IP-Protokoll arbeiten zu können) und weitere Adapterarten erwerben. Das Rhothron-Netz / PAMs Net läuft unter TOS 1.0, 1.2 und 1.4, eine Anpassung an TOS 1.6 (ATARI STE) wird wahrscheinlich bereits fertig sein, wenn dieser Artikel erscheint.


Bild 3: Es lassen sich ganz einfach Nachrichten an andere Netzteilnehmer verschicken.

Fazit

Wer ein Netz benötigt, das mit Sicherheit kompatibel zu fast allen Programmen ist, welches überaus schnelle Datentransferraten aufweisen kann, gute Geräte-Share-Möglichkeiten bietet und zudem relativ einfach zu bedienen und zu intallieren ist, ist mit dem rho-NET/PAMs Net sehr gut beraten. Dadurch daß viele Geräte dezentralisiert angesteuert werden können und nicht neue Dateipfade hinzugefügt werden, kann das Netz universell eingesetzt werden.

MP

Rhothron GmbH Entenmühlenstraße 57 6650 Homburg/Saar

PAM Software Carl-Zuckmayer Straße 27 6500 Mainz-Drais



Aus: ST-Computer 10 / 1989, Seite 37

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite