Im Dezember 1987 testeten wir den damals neuen NEC P2200. Zwei Jahre später habe ich die Ehre, Ihnen den Nachfahren dieses ehrenwerten 24-Nadlers vorzustellen: Ladies and gentlemen - would you please welcome the NEC P2plus. Wir wollten wissen, welche Veränderung man dem neuen (alten?) NEC hat angedeihen lassen.
Sie brauchen sich nicht zu grämen, wenn Sie die 12/87-Ausgabe der ST-Computer nicht mehr besitzen: Damals sahen wir im NEC P2200 eine Alternative zu seinem sehr teuren großen Bruder, dem P6. Mit seinem Einführungspreis von knapp 1150 DM verbunden mit seiner kompletten Ausstattung - war er eine kleine Sensation. Mittlerweile sind wir 24 Nadeln, Papierparkfunktion und mehrere eingebaute Fonts bei Druckern gewohnt, die weniger als 1000 DM kosten. Die Zeiten sind härter geworden. Und auch bei der zunächst nur von NEC gebotenen 360x360 DPI (Punkte pro Zoll)-Auflösung hat dieser Hersteller sein Monopol verloren. Der Wind weht dem P2plus also scharf ins Gesicht.
Schicker ist er geworden, der P2plus. Das etwas dröge Beige-Grau des P2200 hat einem hellen Grau weichen müssen. Ansonsten hat sich rein äußerlich wenig getan. Der ungewöhnliche Aufbau des P2200 ist vollständig übernommen worden. Dieser Drucker ist nämlich ein Unikum. Eines der Photos zeigt sein Innenleben. Einzelne Blätter werden ihm durch eine Klappe an der Front zugeführt, das endlose Druckgut kommt von hinten. Dabei kann man die Stacheltraktoren wahlweise als Zug- oder Schubtraktoren verwenden. Was dem P2plus völlig fehlt, ist eine Druckwalze.
Deshalb wird gegen eine Metallschiene, auf die ein wenig Gummi aufgeklebt wurde, gedruckt. Da der Drucker ja nicht endlos groß werden durfte, mußten die Konstrukteure bei NEC fummeln und muten dem Endlospapier ziemlich enge Radien zu, das es in der Maschine zu durchlaufen hat. Die gesamte Mechanik ist ein Musterbeispiel für materialsparende Konstruktion. Nichts im P2plus ist dicker, als es unbedingt sein müßte. Vor allem: nichts ist aus Metall, das nicht auch in Kunststoffausführung seinen Dienst täte.
Öffnet man das Gerät, indem man die große Klappe anhebt und versucht zum ersten Mal, Endlospapier einzulegen, bemerkt man sofort die Folgen des minimalen Materialeinsatzes. Alles am P2plus fühlt sich leicht schwammig an, nichts will so richtig sauber einrasten. Es ist halt fast alles aus Kunststoff. Und der ist etwas labil geraten. Aber eigentlich müßte das der Funktion ja keinen Abbruch tun. Was mich aber gestört hat, sind die Stacheltraktoren, die zwar sehr schön groß sind, doch sich schlecht verstellen lassen und hemmungslos in ihrer Führung klappern. Die Traktoren sind - je nachdem, wie man das Papier einlegt - Schub- oder Zugtraktoren. Das hat zur Folge, daß das Einlegen des Endlospapiers für den Schubbetrieb (der sinnvoller ist, da er das Rückfahren und damit Parken des Papiers erlaubt) eine arge Fummelei ist. Da unterscheidet sich der P2plus in nichts von seinem Vorgänger.
Auf drei Skizzen sehen Sie die unterschiedlichen Arten, wie der P2plus Papier durch seinen Bauch laufen läßt. Beim Schub- und Zugbetrieb (beides natürlich nur für perforiertes Papier) wird der Stacheltraktor angetrieben. Verwendet man einzelne Blätter, ist die Transportwalze unterhalb der Druckschiene die treibende. Dann ist der Traktor entkuppelt, und das endlose Papier kann in der Maschine bleiben (Papierparkfunktion).
Schwierig ist es, stärkeres Papier um den engen Radius der unteren Transportwalzen herumzubekommen. Hier hat der per ‘Load’-Taste dazu aufgeforderte P2plus seine Probleme, und er weiß das auch. Er fährt das Papier nämlich ganz langsam vor, dann wieder zurück, wieder ein Stück vor etc., bis es endlich vor dem Kopf liegt. Nett ist das anzuschauen, wenn sich die vermeintlich tote Technik soviel (programmierte) Mühe gibt.
Belohnt für diesen Aufwand wird der zappelige Tester aber durch die Papierparkfunktion. Zwei Tasten im Offline-Status des Druckers (warum eigentlich nur Offline?) gedrückt, schwupp, fahrt er das Papier retour. Darauf mittels Handrad links das Getriebe ausgekuppelt und Transportart 'Einzel1 gewählt. Auch hier 100prozentige Übereinstimmung mit dem P2200. Schon kann der Schlund an der Vorderseite geöffnet und dem P2plus ein Blatt zum Fraße vorgelegt werden. Das braucht nur eingeschoben zu werden, der Drucker holt es sich per Druck auf 'Load' selbst bis an die erste Druckposition. Im Innern finden wir jetzt zwei Führungen fürs Papier - zweckmäßig links und rechts angebracht. Trotzdem muß man ein wenig aufpassen, leicht ist ein Blatt schief eingezogen. Auf normalem 29,5 cm langen DIN A4-Papier bringt der P2plus 65 Zeilen unter. Das ist kein umwerfender Wert. Er zeigt, daß man bei NEC die Vorteile der P2plus-Konstruktion (daß nämlich die Transportelemente dicht am Kopf liegen) nicht gut ausnutzt.
Das Tastenfeld besteht aus den NEC-üblichen Folientasten, die auch den P6plus zieren. Es werden mit ihnen der Letter-Quality-Font und die Schriftbreite variiert sowie zwischen LQ und Draft umgeschaltet. Ein Seitenvorschub wird ausgelöst, wenn man länger als für eine Zeile die Zeilenvorschub-Taste gedrückt hält.
Wenn man sich aber erst einmal an die Haken und Ösen gewöhnt hat, läßt sich auch mit dem P2plus umgehen. Die Papierbewegungen sind ziemlich langsam, und das dürfte auch seinen Grund in der Mechanik haben. Denn je langsamer ein Drucker arbeitet, desto weniger Fehler könen beim Papiertransport auftreten. Trotzdem: von extravaganten Papierformaten und -stärken sollte man beim P2plus absehen.
Im Test schaffte er mit Mühe und Not zwei Durchschläge, obwohl der geringste Abstand von Kopf zu Papier eingestellt wurde. Dabei fällt auf, daß der dafür zu bedienende Papierstärken-Wahlhebel zwar hübsch grün, aber tief im Gehäuse versteckt ist.
Dokumentlänge Text: 33396 Bytes
Dokumentlänge Grafik: 32643 Bytes
Genannt: Zeit zur Datenabnahme / Gesamtzeit für Druck
Datenmenge des Signum!-Briefes: 123 kByte (360 x 180 DPI)
Drucker | LQ-Einzel | LQ-Endlos | Draft-Endlos | Grafik | DIN 32751 | Signum!-Brief |
---|---|---|---|---|---|---|
NEC P6 | - | 8:20/10:49 | 4:30/5:50 | 0:30/0:31 | 40 s | 70 s |
NEC P6plus | - | 0:18/9:10 | 0:18/5:46/3:38 * | 0:16/0:20 | 34 s | 30 s |
NEC P2200 | - | 10:37/13:50 | - | 0:27/0:34 | 52 s | - |
NEC P2plus | - | 10:13/11:32 | 5:27/6:10/4:52 * | 0:25/0:26 | 43 s | 60 s |
(240x180DPI-Font) | ||||||
NEC P2plus mit FAST FOCUS (240x180DPI-Font) | - | - | - | - | - | 31 s |
Tabelle: Alt gegen neu: die NECs im Wettstreit
Nun wagen wir uns endlich ans Drucken. Schon bei den ersten Zeilen beginnt der P2plus an Gehör und Nerven zu zerren. In seinem Innern befindet sich ja auch nichts, das ihn in irgend einer Weise daran hindern könnte, alle Schwingungen und Vibrationen an die Umgebung abzugeben. Ganz im Gegenteil: Das Gehäuse scheint wie ein Verstärker zu wirken. Schon das Bewegen des Druckkopfes allein ist so laut wie bei kaum einen anderen Drucker. Stellen Sie Ihren Drucker auf einen Granit- oder Gummiblock? Ich auch nicht. Ein Schreibtisch aber ist ein schwingungsfähiges System und auch die gut gemeinte Unterlegmatte kann kaum verhindern, daß der P2plus seine Erschütterungen an den Untergrund abgibt. Diese Matte findet ein jeder P2plus-Käufer im Karton. Lob! Sie reicht aber nicht. Linderung verschaffte ein Kissen, das, unter den Drucker gelegt, aber sicher auch keine dauerhafte Lösung sein kann.
Bevor wir uns den Druckergebnissen als solchen zuwenden, betrachten wir noch kurz die Druckzeiten. Die Tabelle zeigt den Prüfling im Vergleich mit seinem Vorgänger sowie dem größeren Kollegen P6plus und dessen Ahn. Eines ist auf den ersten Blick klar: Besonders hastig geht er nicht ans Werk, der P2plus. Zwar ist die Geschwindigkeit gegenüber seinem Vorgänger gestiegen und das vor allem im Grafikbereich (Spalten 'Grafik' und ‘Signum!-Brief'). Doch ist er - druckt man Text - immer noch langsamer als der Uralt-P6, den es ja seit geraumer Zeit nicht mehr gibt. Dem P6plus hat er natürlich nichts entgegenzusetzen. Aber der liegt ja auch in einer anderen Preisklasse.
Die gedruckten Ergebnisse des P2plus können sich sehen lassen und halten dem Vergleich mit weitaus teureren Geräten durchaus stand. NEC hat einige der Fonts aus dem P6plus auch in diese Maschine übernommen - vielleicht für den einen oder anderen kein uninteressantes Feature, mit zwei verschiedenen Druckern identische Schriftbilder erzielen zu können. Die internen Fonts zeigt die Abbildung, weitere wie Barcode, OCR-A und -B sind als steckbare Font-Karten nachrüstbar.
Mit dem P2plus ist jedoch proportional und unproportional nicht ein und dasselbe Schriftbild zu erzielen. Dieses Manko hat schon der P6plus, und hier findet es sich wieder. Schaltet man in einem Dokument z.B. für Tabellen auf unproportionalen Druck, wechselt der Drucker den Font, mithin erscheint ein anderes Schriftbild. Das sehen Sie deutlich bei der Schriftprobe. Warum das so sein muß, will mir nicht so recht einleuchten, bei anderen Geräten ist das ja auch nicht der Fall.
Die Tabelle mit den unterschiedlichen Zeiten zeigt den P2plus noch in einem anderen Modus, nämlich Fast Focus. So lautet der Name eines Fonts, von dem uns NEC verspricht, daß es sich dabei um einen schnellen Korrespondenz-Font handelt. Den sollen wir immer dann einsetzen, wenn die normale Briefqualität (LQ) zu langsam und Draft zu schlecht ist. Immerhin 48 Prozent Geschwindigkeitszuwachs soll sie bringen. Das geht so: Normalerweise haben die LQ-Fonts eine Auflösung von 360x 180DPI waagerecht mal senkrecht. Ein Buchstabe kann dann aus maximal 36 mal 24 Punkten bestehen. Senkt man nun die zeitraubende waagerechte Auflösung, sagen wir um ein Drittel, muß der Drucker ja schneller werden. Er hat weniger Daten und weniger Nadeln zu bewegen. Tatsächlich hat der Fast Focus-Font des P2plus eine Auflösung von 240x360 DPI, jedes Zeichen büßt also ein Drittel seiner Punkte ein.
Das macht aber kaum etwas aus, diese Schriftart ist immer noch gut lesbar, wie die abgebildeten Fonts zeigen. Haben Sie nachgerechnet? Aber ich: Die schnelle Schrift steigert die Geschwindigkeit in der Praxis um nur 38 Prozent (gemessen am DIN-Brief). Das kommt daher, daß NEC nur mit den CPS-Zeiten, also innerhalb einer Zeile rechnet. Der Brief-Test beinhaltet aber auch Zeilenvorschübe, die natürlich nicht schneller werden. (Sie sehen, ich setze meinen Kreuzzug gegen irreführende Herstellerangaben mit voller Vehemenz fort.)
Von der Grafikqualität ist lediglich zu berichten. daß man tunlichst die Finger von bidirektionalem Druck lassen sollte. Das Ergebnis sehen Sie abgebildet. Es zeigt sich ein sehr hoher Versatz zwischen Druck von links nach rechts und solchem in umgekehrter Richtung. Bei teureren Geräten kann man diesen Versatz ‘zu Fuß' abgleichen und ihn so minimieren. Das ist hier nicht möglich. Man muß also mit dem etwas langsameren Druck in nur einer Richtung leben. Ansonsten ist die Qualität der Bilder in Ordnung, die für Nadeldrucker so typischen hellen Streifen halten sich in Grenzen, vor allem wenn man ein neues Farbband hat.
Während andere Maschinen - auch bereits in dieser Preiskategorie - mit Emulationen klotzen, ist der P2plus nur zu einem Standard kompatibel, und das ist NEC. Ziemlich selbstbewußt also. Aber keine Panik. NEC ist praktisch mit Epson gleichzusetzen. Es gibt lediglich einen Befehl bei der höchsten Grafikauflösung, den der P2plus nicht verstehen würde, wenn er an einem Treiber z.B. für den Epson LQ-850 betrieben würde. Doch gerade bei der Grafik werden Sie weitaus mehr Anpassungen für die NEC PXXXX-Drucker finden.
Wenn Sie entweder ganz ohne Anpassung drucken wollen oder diese nicht ändern können, dann treffen Sie die Wahl des LQ-Fonts (oder z.B. der schnelleren Schrift) und anderer Einstellungen in dem Menü, das Ihnen der Drucker präsentiert, wenn Sie beim Einschalten die Online -Taste gedrückt halten. Diese Parameter gelten dann bei jedem Neustart der Maschine.
Die Grafikgeschwindigkeit des NEC P2plus ist nicht gerade hoch zu nennen. Auch mit seinem Speicher von acht kByte müssen Sie recht lange warten, bis Ihnen der Schreibknecht den Rechner wieder freigibt.
Ein kompletter Drucker für wenig Geld, das ist zusammengefaßt das Ergebnis. Es läßt sich vieles mit ihm drucken, Sonderwünsche werden ungern erfüllt. Verschiedene Fonts, Grafik (beides mit den genannten Einschränkungen), kein Problem. Bei der Wahl des Papiers tun Sie ihm einen Gefallen, wenn Sie sich auf Standards beschränken.
Die Montage des automatischen Einzugs macht es notwendig, das Endlospapier aus dem Drucker zu entfernen, ja sogar die Führungen dafür sind auszubauen. Das ist lästig! Also ist der schnelle Wechsel von Einzel- auf Endlospapier ohne das ewige Suchen nach dem Stapel geschnittenen Papiers und dem Hinein- und Herausgefummel nicht möglich. Und gerade das macht doch erst den Reiz der Papierparkfunktion aus. Schade, aber da stellt sich der P2plus selbst ein Bein.
Um noch einmal auf die Änderungen gegenüber dem Vorgänger zurückzukommen. Es sind vor allem die inneren-Werte, die gestiegen sind. Geschwindigkeitszunahmen und zwei wirklich gut lesbare Proportional-Fonts (Helvette und Times) sind hinzugekommen. Daß man versucht hat, die Mechanik möglichst nicht zu verändern, ist ja auch klar. Denn jeder Hebel, der geändert wird, verlangt in der Produktion neue Spritzformen, die müssen erst hergestellt werden etc. Und der Wechsel von alt nach neu sollte ja ohne Mehrkosten vollzogen werden.
Für jemanden, der nicht täglich druckt, mit den Einschränkungen und mit dem sägenden Lärm leben kann und dafür halt ein paar hundert Mark weniger ausgeben will, ist der P2plus sicher recht brauchbar. Natürlich kann er nicht die Leistungen anderer 24-Nadler bringen, denn er ist ja auch um einiges billiger als die schnelleren Drucker der Klasse knapp unter 2000 DM.
Preise (unverbindliche Empfehlungen U. Hersteller):
Gerät: 1251,50 DM
autom. Einzelblatteinzug:* 285 DM
Garantie: 12 Monate inkl. Druckkopf
+ gutes Preis-/Leistungsverhältnis + mehrere Fonts eingebaut
- langsam - laut - viel Plastik