Bücher

MIDI-Software selber schreiben

Dietmar Lorenz
Praktische Anleitung für Einsteiger und Profis
München 1990
GC Günther Carstensen Verlag
234 Seiten inkl. Diskette
DM 46,-
ISBN 3-9802026-6-6

Unter den zahllosen Besitzern von MIDI-fähigen Keyboards (wenn Sie jetzt an das von Ihrem Computer denken, sind Sie hier falsch), Gitarren, Blasinstrumenten oder Kaffeemaschinen, gibt es doch einige, die den faustischen Wunsch verspüren, in die Tiefe der Materie sich zu begeben, um zu wissen, was die Töne wohl im Innersten zusammenhält. Es soll auch solche geben, denen das Angebot der MIDI-Software-Häuser immer noch nicht genügt und die tatsächlich glauben, sie könnten es besser...

Doch vor den Griff zur Tastatur (diesmal meine ich die des Computers) ist das Lernen gesetzt, das Lernen über MIDI und natürlich ein wenig Lernen über die Kunst des Programmierens. An willige, um genau zu sein. Lernwillige, wendet sich Dietmar Lorenz’ Buch über Midi-Programmierung. Der Titel heißt zwar: ‚Für Anfänger und Profis’, aber das Profis’ darf man getrost in die Schublade der Marketing-Gags stecken. Obwohl, es steht ja nicht dabei, was für Profis er meint, auch wenn Programmier- und Musikprofis wegfallen (die einen habend nicht nötig, und die anderen lassen programmieren). Aber Spaß beiseite, für professionelle oder auch nur geübte Programmierer ist das Buch sicher nicht das Richtige. Es beschäftigt sich allein auf 70 von 234 Seiten mit einer Einführung in BASIC-Programmierung, sowohl in Omikron als auch in GFA (entsprechend 13,46 DM des Kaufpreises...). Das haben Profis doch nicht nötig, oder? Nein. Profis sind mit der Original-MIDI-Spezifikation sicher besser beraten.

Für Gelegenheits- und Hobby-Programmierer bietet ‚Midi-Software selber schreiben’ eine leicht lesbare und vor allem sehr genaue Einführung. Der Vorteil des Buches: Dieses eine ist genug, auch wenn Sie sehr wenige Vorkenntnisse haben. Sie können sich hinsetzen und experimentieren, nicht einmal tippen müssen Sie, denn alle Routinen und Beispiele werden auf Diskette mitgeliefert, jeweils in Omikron- und GFA-BAS1C. Die Dis kette ist lobenswerterweise auch noch PD und enthält zu guter Letzt noch einen universellen Bankloader.

Eine Menge Projekte sind im Buch enthalten, vom MID1-Monitor über einen einfachen Editor mit grafischer Bedienung (Hüllkurven-Editor!) bis hin zu einem einfachen Sequencer, und sogar rudimentäre Notengrafik gibt es. So richtig zum ‚Reinriechen’. Gefällt mir. Gut und verständlich erklärt und mit Beispielen in den verbreiteten BASIC-Dialekten. Das braucht zwar viel Platz, verhindert aber, daß der Anfänger über die Feinheiten der Sprachsyntax stolpert, die viel Zeit kosten und viel Frust bringen.

Kurzum: ein Buch, das für den interessierten Anfänger gut geeignet ist.



Aus: ST-Computer 09 / 1990, Seite 195

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