DTP-Grundlagen Teil 3: Gut zum Druck

Die Vorbereitung von Calamus-Dokumenten für den Sieb- und Offsetdruck

Im dritten und vorletzten Teil unserer kleinen DTP-Serie wollen wir uns mit dem beschäftigen, was „Desktop Publishing“ im professionellen Einsatz erst so richtig reizvoll macht. Nachdem Ihre Entwürfe von Visitenkarten, Briefbögen, Prospekten usw. vom Kunden für gut befunden wurden, beginnt ja erst die Arbeit, die in den Jahren vor DTP schon dem Drucker und Litografen Vorbehalten blieb: die Druckvorlagenerstellung bis zum fertigen Film.

In der letzten Folge haben wir uns mit der Gestaltung der „Subito“-Visitenkarte beschäftigt. Damit der Drucker diese Karte nach Ihren Vorstellungen auch drucken kann, benötigt er von Ihrem Entwurf einen Film, den Sie prinzipiell nach zwei Verfahren vorbereiten können:

  1. über den Laserausdruck für die Reprokamera und
  2. direkt für die Belichtung auf z.B. einer Linotronic.

Wenn Sie einen Laserausdruck für eine Druckvorlage verwenden wollen, sollten Sie Ihren Entwurf wenn möglich um einen DIN-Schritt größer als benötigt ausdrucken. Dieses ist bei einem Drucker, der maximal A4-Formate akzeptiert, natürlich nur möglich, wenn der Druckbereich kleiner ist als DIN A5 (halbe DIN A4-Seite). Im Calamus-Druckermenü müssen Sie für diese Vergrößerung „141 %“ einstellen. Sie haben so aus einer Grafik auf einem z.B. A4-Format eine proportional korrekte Vorlage eines A3-Formats. (Nebenbei: um von DIN A4 auf DIN A5 zu verkleinern, stellen Sie nicht „50%“ sondern „71 %“ ein. Eine Verkleinerung eines A4-Formats um 50% ergibt ein um zwei DIN-Schritte verkleinertes Format, also DIN A 6. Der Grund ist, daß die Größenveränderungen im Calamus „proportional“ vorgenommen werden, im Gegensatz zu einer „linearen“ Veränderung, wie zum Beispiel beim Falten eines A4-Bogens ins A5-Format!)

Diese Vorlage wird mittels Reprokamera wieder auf das gewünschte Format verkleinert. Als Ergebnis haben Sie einen fertigen Film in einer für einige kurzlebige Drucksachen akzeptablen Qualität (z.B. Handzettel). Der Nachteil ist, daß die Kosten eines Reprofilms, sofern Sie nicht selber in Besitz einer Reprokamera sind, im Normalfall höher liegen als bei der Ausgabe über einen Belichter. Und für hochwertige und zum längerfristigen Gebrauch bestimmte Drucksachen ist auch eine 600 dpi-Auflösung via Laserdrucker nicht mehr brauchbar. Eine Ausnahme bildet hier lediglich die Erstellung einer Filmvorlage für den Siebdruck, mit der wir uns weiter unten noch beschäftigen werden. Für den professionellen Gebrauch ist daher die direkte Belichtung ihres Dokuments in einem der immer zahlreicher werdenden Belichtungsstudios der richtige Weg.

Nutzenanlagen zur Filmbelichtung

Für jeden Druckvorgang wird eine separate Filmvorlage benötigt. Für unser Visitenkartenbeispiel müssen also gleich mehrere erstellt werden, die für die Filmbelichtung auf 4 Seiten im Calamus verteilt werden: für beide Seiten der Karte und für jede Farbe jeweils einen, also 4 Bögen. Lassen Sie uns dieses Verfahren jetzt einmal anhand unseres „Subito“-Beispiels Schritt für Schritt durchspielen.

Die spätere Kartengröße ist also schon im Calamus mit Hilfe des „Lineals“ und der „Hilfslinien“ festgelegt worden, und die einzelnen Gestaltungselemente sind in dieses Format eingefügt. Schon in diesem Stadium sollten Sie darauf achten, daß die Rahmen der Gestaltungselemente nicht über den oberen und den linken Rand des Kartenformats laufen. Jetzt werden nämlich die Hilfslinien magnetisch geschaltet und ein leerer z.B. Textrahmen innerhalb des Kartenformats aufgezogen, der nun exakt auf dem Hilfslinienrechteck liegt und die äußeren Ränder der Karte markiert. Wenn nun alle Rahmen zu einem Gruppenrahmen zusammengefaßt werden, entsprechen der obere und der linke Rand des Gruppenrahmens (nur auf diese beiden Seiten wirkt der Hilfslinienmagnet des Calamus beim Verschieben von Rahmen) nach wie vor den entsprechenden Rändern des Kartenformats. Durch dieses Verfahren sind Sie in der Lage, Kopien des Gruppenrahmens mit unserer Visitenkarte für die „Nutzenerstellung“ auch präzise zu positionieren.

Bild 2: Die Anlage der Visitenkarten-Nutzen im Calamus...

Bild 2a:... nach dem Druck der ersten Farbe...

Um die Visitenkarten möglichst effektiv zu drucken, benötigt der Drucker sogenannte nach Farben separierte „Nutzen“ der Visitenkarte. Unter diesem Begriff versteht man ganz einfach die Verteilung kleinformatiger Drucksachen (Visitenkarten, Aufkleber usw.) auf einen z.B. DIN A4-Film. So lassen sich auf einem Bogen mehrere Visitenkarten auf einmal drucken, die nachher nur noch auseinandergeschnitten werden (Bild 2). Wenn Ihr Drucker von Ihnen eine Filmvorlage mit nur einer Visitenkarte bekommt, wird er die entsprechenden Nutzen normalerweise mit Hilfe der Reprokamera selbst fertigen - was Sie natürlich zusätzlich bezahlen müßten. Das von DMC in Aussicht gestellte „Calamus SL“ soll das Verfahren zum Erstellen dieser Nutzen vereinfachen-wir werden sehen.

Ein DIN größer 141 % z.B. A4 auf A3
Ein DIN kleiner 71 % z.B. A4 auf A5
Zwei DIN kleiner 50% z.B. A4 auf A6

Bild 1: Um ein Calamus-Dokument vergrößert oder verkleinert auszudrucken, müssen im Druckermenü proportionale Werte eingestellt werden.

Wieviele Nutzen für den Druck erstellt werden sollten, hängt unter anderem vom späteren Druckverfahren ab (meinem Siebdrucker können es nie genug sein). Da dies aber im Offsetdruck von Druckerei zu Druckerei unterschiedlich gehandhabt wird, sollten Sie dort kurz nachfragen. Für den Offsetdruck der Visitenkarte reicht ein DIN A4-Format allemal.

Da unsere Visitenkarte in mehr als einer Farbe gedruckt werden soll, müssen Sie im Calamus jetzt ein etwas größeres Seitenformat als DIN A 4 einstellen. Im „Seitenformat“ des Calamus-Menüs „Seite“ wählen Sie also „Eigenes“ und tragen die Werte „Breite: 24.00“ und „Höhe: 32.70“ ein. Der Grund ist folgender: Wenn Sie ein DIN A4-Dokument belichten lassen wollen, zum Beispiel einen mehrfarbig angelegten Briefbogen, müssen außerhalb des DIN-Formats sogenannte „Passermarken“ und „Schnittmarken“ auf jede Seite des CDK-Dokuments gesetzt werden. Und zwar genau am gleichen Platz, wo sie auch auf der jeweils anderen Seite stehen! Wenn Sie dann die fertigen Filme so übereinanderlegen, daß die Passermarken der Seiten exakt deckungsgleich sind, müßte auch die Gestaltung des Briefbogens in den unterschiedlichen Farben richtig stehen, also „passgenau“ sein. Wie sollte Ihr Drucker ohne diese Markierungen auch wissen, an welche Stelle des Briefbogens welche Farbe gedruckt werden muß? Auch die Schnittmarken können über den richtigen Stand informieren. Sie sind aber, nomen est omen, erst nach dem Druck von Bedeutung, um die Drucksache auf das von Ihnen gewünschte Format zu schneiden. Solche Markierungen können Sie von verschiedenen Herstellern günstig erwerben - oder finden Sie es etwa besser, diese Marken in etwa 5 Minuten auch noch selbst direkt im Calamus zu erstellen...?

Bild 2b:... und als fertige Karten auf dem noch nicht geschnittenen Bogen.

Haben Sie das größere Format eingestellt, können Sie mit Hilfe des Calamus-Lineals horizontale Hilfslinien bei „1.50 cm“ und „31.20 cm“ sowie vertikale bei „1.50 cm“ und „22.50 cm“ anlegen. Das innerhalb der Hilfslinien entstandene Feld entspricht jetzt genau der Größe eines DIN A4-Blattes. Von der oberen Hilfslinie ausgehend, setzen Sie dann horizontale Hilfslinien entsprechend der Höhe der Visitenkarte. Beträgt diese zum Beispiel 4,5 cm, müssen die Hilfslinien also bei 6/10,5/ 15cm usw. gesetzt werden. Da sich in Calamus-Versionen bis 1.09N der Nullpunkt noch nicht frei positionieren läßt, kann dieses bei etwas krummeren Abmessungen leicht in Taschenrechnerspielereien ausarten. Ebenso verfahren Sie mit der Länge der Karte und den vertikalen Hilfslinien. Nun werden außerhalb der Visitenkartenformate die Passermarken gesetzt - zwei links, zwei rechts. Die Positionen für die nun zu setzenden Schnittmarken entsprechen in unserer Vorlage exakt den horizontalen und vertikalen Hilfslinien, Sie brauchen diese Marken (Linien) also nur noch direkt auf die Hilfslinien snappen zu lassen. Genauso verfahren Sie mit dem schon fertigen Gruppenrahmen unserer Visitenkarte. Da die linke und die obere Seite dieses Rahmens ja deckungsgleich mit dem Rand der eigentlichen Karte sind, lassen sich die Kopien leicht in die einzelnen Hilfslinienfelder setzen (Bild 3).

Zum Kopieren der fertigen Visitenkarte ist es von Vorteil, im Calamus „virtuelle Kopie“ zu wählen. Wenn der Nutzenbogen fertig ist und Sie nachträglich noch eine Stil- oder Textänderung einfügen müssen (der Geschäftsinhaber ist zum Beispiel plötzlich Dr. phil. geworden), muß diese Änderung nur im Rahmen der ersten Karte vorgenommen werden. In allen virtuellen Kopien dieser Karte wird die Korrektur dann automatisch wirksam.

Wenn sich das alles langwierig und kompliziert anhört, dann nur deshalb, weil eine Beschreibung eben nur „beschreiben“ kann! Haben Sie selbst diese einzelnen Schritte auch nur einmal mit der Maus in der Hand nachvollzogen, wird sich jedes weitere Wort erübrigen.

Manuelle Farbseparation

Jetzt haben Sie die Visitenkarten als fertige Nutzen vorliegen - wenn da nicht die Sache mit der zweiten Farbe wäre. Auf der CDK-Seite liegen beide Farben der Visitenkarte ja noch zusammen. Und da für jede Farbe ein einzelner Film benötigt wird, müssen die Farben der ersten Seite noch separiert, das heißt, pro Farbe auf einzelne Nutzenseiten verteilt werden. Im Subito-Beispiel liegt die zweite Farbe „gelb“ nur im hochgestellten Rechteck. Diese Rechtecke werden zusammen mit den Passermarken auf eine zweite Seite („Seite hinzufügen“) kopiert: einzeln selektieren, Shift-Taste dabei gedrückt halten, in einen Gruppenrahmen zusammenfügen und über das CI ipboard auf die zweite Seite übertragen.

Bild 3: Die Rahmen der Gestaltungselemente sollten über den oberen und den linken Rand des Kartenformats nicht hinausgehen. Als Gruppenrahmen zusammengefaßt, läßt sich die gesamte Karte dann leicht in die magnetischen Hilfslinien des Calamus kopieren.

Auf den Visitenkarten der ersten Seite muß sich aber dort, wo später das gelbe Rechteck stehen soll, eine weiße Aussparung exakt der gleichen Größe befinden! Haben Sie bei der Nutzenanlage alle Rahmen „virtuell“ kopiert, brauchen Sie jetzt nur im ersten Rasterflächenrahmen Füllung und Rand auf „weiß“ zu stellen, und danach den Gruppenrahmen mit den schwarzen Elementen aus dem Clipboard auf die Seite zu kopieren. Diese etwas kompliziert anmutende Sorgfalt ist notwendig, da sonst nur allzuleicht andere Rahmenelemente bewegt werden und die passgenaue Anlage zerstören. An diese „Aussparungen“ sollten Sie grundsätzlich denken, wenn eine Farbe in einer anderen Farbe stehen soll. Wird das gelbe Rechteck direkt auf den grauen Untergrund gedruckt, ist das Ergebnis vielleicht überraschend, entspricht aber sicher nicht dem von Ihnen gewünschten „gelb“! Der Grund hierfür liegt in der Verwendung lasierender (=nicht deckender) Farben im Offsetdruck. Achten Sie also darauf, daß beim Gebrauch mehrerer Farben diese immer auf die Untergrundfarbe (in den meisten Fällen ist das wohl „weiß“) gedruckt werden können.

Bei der Dokumentenanlage im Calamus bereitet die Erstellung solcher Aussparungen keine Probleme, wenn es sich um Schrift oder Rasterflächen handelt. Hier lassen sich alle Stil Informationen direkt im Calamus auf „weiß“ stellen. Wollen Sie eine Vektorgrafik verwenden, muß diese vorher in einem externen Vektorgrafikprogramm, z.B. Didot Lineart, zusätzlich zur normalen Farbgebung „ganz in weiß“ abgespeichert werden.

Das Subito-Dokument kann nun wie vorgesehen für eine Visitenkarte im Offsetdruck oder aber auch im gleichen Format für einen Aufkleber im Siebdruck belichtet werden. Für den zweiten Fall müssen Sie jedoch einige Unterschiede berücksichtigen, die sich aus den beiden unterschiedlichen Drucktechniken ergeben.

Offsetdruck und Siebdruck

Die beiden gebräuchlichsten Druckverfahren, mit denen Sie in Ihrer Gestaltungsarbeit zu tun bekommen, sind der Offset-und der Siebdruck. Wenn Sie sich vornehmlich mit Geschäfts- und anderen Massendrucksachen (Handzettel, Prospekte) beschäftigen, werden Sie sicher nur Offsetdrucker (und Druckerinnen) kennenlernen.

Der Offsetdrucker kopiert den von Ihnen gelieferten Film auf eine Aluminiumplatte, die auf einen Zylinder gespannt wird. Um in diesem Druckverfahren einen randscharfen Druck zu erreichen, müssen die Subito-Nutzen auf einem seitenverkehrten Film vorliegen (wenn Sie den Film betrachten, liegen die Objekte hinter dem Filmträger). Darauf sollten Sie achten, wenn zum Beispiel vom Laserausdruck ein Repro für den Offsetdruck gemacht wird. Würde dagegen von einem seitenrichtigen Film eine Plattenkopie gemacht, liegt das Filmmaterial dazwischen, und es gibt beim Kopieren eine Unterstrahlung; Textstriche und Rasterpunkte verdünnen dann oder verschwinden sogar ganz. In der Druckmaschine werden dann die Stellen, die nicht gedruckt werden sollen, durch ein Feuchtwerk farbabstoßend gemacht. Die druckenden, wasserabstoßenden Stellen (das sind die Stellen, die auf Ihrem Film „schwarz“ sind) werden nicht direkt auf das Papier gedruckt, sondern zuerst auf einen Gummizylinder übertragen, der das seitenverkehrte Bild nun seitenrichtig auf das Papier überträgt.

Für den Siebdruck benötigen Sie im Gegensatz zum Offsetdruck einen seitenrichtigen Film als Druckvorlage. In diesem Druckverfahren wird der Film auf ein mit einem lichtempfindlichen Mittel beschichtetes Sieb aufgelegt und belichtet. Die Stellen, die nicht von den schwarzen Stellen des Films bedeckt sind, werden durch die Belichtung gehärtet, unter den abgedeckten Flächen bleibt die Beschichtung dagegen weich. Nach kurzer Zeit wird das Sieb mit einem Wasserstrahl abgespritzt, wobei die zu druckenden weichen Stellen ausgewaschen werden. Mit einer Rakel wird dann die Farbe über das Sieb gezogen und durch die offenen Stellen im Sieb auf das Papier gepreßt.

Bei Entwürfen, die für den Siebdruck vorbereitet werden, sollten Sie mit Rasterflächen sehr vorsichtig umgehen und wenn möglich lieber auf eine zusätzliche Flächenfarbe ausweichen (z.B. „hellblau“, anstelle „blau“ im 40%-Raster). In vielen Fällen, so beim Entwurf für den Laserausdruck, wird eine Rasterfläche ja auch nur stellvertretend für eine Farbfläche angelegt. Wenn Sie dennoch Rasterungen in Ihrer Vorlage benötigen, sollten diese eine Rastergröße von maximal 30 nicht überschreiten (die Größe, die nach meiner Erfahrung von den meisten Sieben noch gedruckt werden kann, liegt bei ca. 23). Bei noch kleineren Abständen zwischen den Rasterpunkten „suppt“ die Farbe, bedingt durch die relative Größe der Siebmaschen, beim Druck so zusammen, daß der Druck nicht mehr zu gebrauchen ist. Vermeiden sollten Sie auch Rasterüberlagerungen in mehrfarbig angelegten Dokumenten. Wenn Sie keine eigenen Erfahrungen in der Kunst des Siebdruckens haben, werden fast immer Moire-Bildungen die Folge sein, die den Druck schließlich unbrauchbar machen. Da die Maschengröße der normalerweise verwendeten Siebe etwa der Auflösung eines 300-dpi-Laserdruckers entspricht, haben Sie jedoch anders als im Offsetdruck die Möglichkeit, ein vom Laserausdruck erstelltes Repro als Film direkt für den Siebdruck zu verwenden.

Für die Entscheidung: Sieb- oder Offsetdruck sind bei Aufklebern nicht nur die Auflage oder das Druckformat ausschlaggebend. Sollen die Aufkleber außen (z.B. als KFZ-Aufkleber) Verwendung finden.

kommen Sie um den Siebdruck gar nicht herum. Würde so ein Aufkleber im Offsetdruck erstellt werden, wären die Kosten -abhängig von Größe und Auflage- zwar geringer. Nachdem das KFZ aber 3-4 mal die Waschstraße benutzt hat, würde vom Aufdruck nicht mehr viel zu erkennen sein!

Auch bei der Vorbereitung eines mehrfarbigen Entwurfs für den Siebdruck gibt es einige Unterschiede zum Offsetdruck zu beachten. Nehmen wir einmal an, unsere Subito-Gestaltung der Visitenkarte soll genau so auch für einen größeren KFZ-Aufkleber genutzt werden: Seitengröße einstellen (z.B. DIN A3), Gruppenrahmen mit der Visitenkarte proportional vergrößern, Farben separieren, und fertig ist - vielleicht der Siebdrucker, wenn er die Filme von Ihnen bekommt!

KFZ-Aufkleber

Der Verzicht auf vollständige Textinformationen sollte bei einem Werbemedium wie einem KFZ-Aufkleber selbstverständlich sein. Oft verwechseln jedoch Geschäftsinhaber ihre Werbung mit den eigenen vollen Regalen. Handzettel, Zeitungsanzeigen und Prospekte müssen randvoll mit „Information“ gefüllt sein. Bei einem KFZ-Aufkleber, der nur im Vorbeifahren oder an einer roten Ampel genauer betrachtet werden kann, werden die Unterschiede zwischen Textmasse und dosierter Information besonders deutlich. Mittlerweile gibt es auch Untersuchungen darüber, was Menschen beim Betrachten von Werbung aufnehmen und was nicht. Hier hat sich gezeigt, daß vor allem die Form und die Farbgestaltung z.B. eines Firmenlogos schneller im Gedächtnis haften bleibt als bloßer Text. Für das konkrete Beispiel unseres KFZ-Aufklebers heißt das, die Informationen so weit wie möglich zu reduzieren, was der gesamten Gestaltung oft noch zugute kommt.

Die wichtigsten Unterschiede zum Offsetdruck, die Sie bei der Erstellung einer Siebdruckvorlage via DTP beachten müssen, sind:

  1. Die Filme müssen „seitenrichtig“ vorliegen.
  2. Rasterungen: maximal 30er Raster; besser gar keins.
  3. Mehrfarbanlagen sollten nicht exakt passgenau sein.

Die Punkte 1 und 2 wurden weiter oben schon näher ausgeführt. Daß Filme für den Mehrfarbdruck im Siebdruck nicht exakt passgenau sein sollten, scheint im ersten Moment zu irritieren, erklärt sich aber dadurch, daß im manuellen Siebdruck eben nicht so passgenau gedruckt werden kann wie im Offsetdruck. Würden Siebdruckfilme genauso passgenau angelegt wie im Offsetdruck, käme es leicht zu „Blitzern“ (weiße Stellen zwischen den einzelnen Farben). Aus diesem Grund sollten Gestaltungselemente, die in helleren Farben gedruckt werden sollen, etwas größer als „passgenau“ angelegt werden. Wird dann als letzte Farbe z.B. schwarz gedruckt, werden die anderen Farben an ihrem Rand ein klein wenig überdruckt, und Blitzer haben keine Chance mehr. Wenn wir das wissen, können wir es bei der Dokumentenanlage berücksichtigen und Filme für einen sauberen und „blitzerfreien“ Siebdruck vorbereiten. In unserem Subito-Beispiel betrifft dieses Problem nur das gelbe Rechteck. Die Lösung ist einfach: In der Vorlage für den Gelbdruck wird für jedes Rechteck einfach eine zusätzliche Outline in der Flächenfarbe (schwarz) eingestellt, die das Rechteck so um ein klein wenig vergrößert. Das gleiche Verfahren kann auf alle Gestaltungselemente wie Schrift und Vektorgrafiken angewendet werden. Bei der Verwendung von Outlines oder überhaupt von Linienelementen in Dokumenten, die für die Filmbelichtung vorgesehen sind, sollten diese im Calamus jedoch nicht zu dünn eingestellt sein! Wenn eine Outline auf dem Laserausdruck noch eine feine Strichstärke hat, können Sie fast sicher sein, daß diese Linie nach einer Filmbelichtung kaum noch zu erkennen ist.


Jürgen Funcke
Aus: ST-Computer 05 / 1991, Seite 64

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