Keyboard Tracky: Der Ball ist rund

In der Juli/August-Ausgabe wurde bereits eine Fremdtastatur am Atari vorgestellt. In der jetzigen Ausgabe gesellt sich ein weiterer Kandidat zu den Tastaturen, die Anschluß am Atari suchen. Es handelt sich hierbei um das Keyboard ‘Tracky’ der Firma GALACTIC aus Essen.

Verwendet wurde hier eine Tastatur von der Firma Qtronix-Corporation, die mit einer Besonderheit aufwartet, die auch sicherlich bei der Namensgebung eine Rolle spielte. Gemeint ist hier der Trackball an der rechten Seite der Tastatur. Im Lieferumfang sind weiterhin das Adapterkabel und eine Betriebsanleitung enthalten. Da es aus Tastatursicht drei verschiedene ST-Generationen gibt, muß es auch drei verschiedene Adapterkabel geben. Bei der ersten Serie, den 260- und 520 STs sowie bei der zweiten, den 1040-STs, bleibt dem Anwender die Öffnung des Rechnergehäuses nicht erspart. Als erstes muß man nämlich den Originaltastaturstecker durch den Adapter ersetzen und, falls man sich nicht einen zusätzlichen Tastaturprozessor gekauft hat, diesen von der Atari-Tastatur abziehen, um ihn dann aufs Interface zu stecken. Nennt man allerdings einen Mega-ST sein eigen, braucht man lediglich das Tastaturkabel vom Rechner abzuziehen und den Adapter hineinzustecken. Aber auch hier ist Schraubarbeit notwendig. Da der Tastaturprozessor nicht mitgeliefert wird, ist man gezwungen, sich einen zu kaufen oder die Mega-ST-Tastatur aufzuschrauben und den originalen zu benutzen.

Den Tastatur-Chip muß man auf das Interface stecken, welches sich bei einer Komplettlösung (Tastatur mit Interface) schon in der Tastatur befindet. Bei der vorliegenden Qtronix-Tastatur heißt das nichts anderes, als drei Schrauben zu entfernen und die Tastatur aufzuklappen. Nun liegt das Interface offen vor, und man erkennt auf den ersten Blick den freien

Steckplatz für den Chip. Aber Achtung! Man muß beim Einsetzen des Chips auf die richtige Position des Prozessors achten. Sie erkennen sie normalerweise an den Kerben am Tastaturprozessor und am Sockel. Leider wurde beim vorliegendem Interface der Sockel verkehrtherum eingelötet. Dies könnte dazu führen, das man den Chip falsch einsetzt. Im Handbuch wird allerdings unabhängig von dem Sok-kel noch darauf hingewiesen, in welche Richtung die Kerbe auf dem Chip weisen muß. Nichtsdestotrotz ist dies natürlich ein Risikofaktor für den Tastaturprozessor, der sich bei verkehrtem Einbau sehr schnell in die ewigen Chip-Gründe verabschieden kann.

Klicker, klacker

Die verwendete Qtronix-Tastatur ist trotz des Trackballs an der rechten Seite nicht einen Millimeter breiter als eine herkömmliche Standardtastatur. Durch den Trackball ist natürlich der Platz für die Tasten reichlich eng geworden. Da man die eigentliche Größe der Tasten nicht ändern kann, ist die Anordnung der einzige Punkt, durch den man Platz gewinnen kann.

Geblieben, in bezug auf eine Standardtastatur, ist die Größe der alphanumerischen Tasten von A-Z mit den diversen Zusatztasten wie z.B. TAB, RETURN, CONTROL, SHIFT.

Aufgelöst wurde der Block mit den Cursor- und Sondertasten, die zwischen dem großem Tasten- und dem Ziffernblock liegen. Separiert sind nun nur noch die Cursor-Tasten rechts unterhalb des großen Tastenblocks. Die Sondertasten sind über dem Ziffernblock übergangslos angeordnet. Man könnte zunächst meinen, daß dies sehr unübersichtlich sei und man damit nicht arbeiten könne, aber der Mensch ist ein Gewohnheitstier, und so kann man sich auch an eine etwas andere Tastatur gewöhnen, was einem nach ein paar Wochen Schreibarbeit mühelos gelingt. Der Anschlag der Tastatur ist als gut zu bezeichnen, und absolut genau ist der Tastaturklick mit dem Erscheinen eines Zeichens. Auch die Orientierungshilfen für die ‘Blindschreiber’ auf den Tasten F,J und der 5 auf dem Ziffernblock fehlen nicht. Man kann der Tastatur also ein gutes Schreibgefühl bescheinigen.

Der Trackball soll die Maus ersetzen und Platz auf dem Schreibtisch sparen. Diese Funktionen werden auch erfüllt.

Das Innenleben der Tracky-Tastatur.

Anders als bei der Maus, findet man hier die Tasten unten. Sicherlich auch die sinnvollste Anordnung, da bei den anderen Varianten die Handhabung nicht sehr einfach ist. Wären die Tasten oberhalb der Kugel, wäre man gezwungen, mit der Handfläche zu rollen und durch akrobatisches Krümmen der Finger die Tasten zu erreichen. Die andere Variante wäre die Anordnung der Maustasten an der rechten Seite der Tastatur, damit man mit der rechten Hand die Kugel bewegen und der linken die Tasten bedienen könnte. Das hätte den klaren Nachteil, daß dadurch ständig beide Hände blockiert wären. Bei der vorliegenden Version ist es möglich, die Kugel mit der Handfläche oder dem Mittelfinger, die linke Taste mit dem Daumen und die rechte mit dem kleinem Finger zu betätigen. Es ist die einfachste der drei Möglichkeiten und somit ein dicker Pluspunkt. Die mittlere Taste dient zur Umschaltung zwischen Trackball- und Mausbetrieb. Bei Trackball-Betrieb leuchtet zusätzlich eine eingebaute LED.

Außen hui, innen pfui...

Macht das Produkt von außen einen sehr guten Eindruck, kann er sich bei einem Blick in das Gerät nicht bestätigen. Die Platinen, die zusätzlich untergebracht wurden, sind nur mit zwei bis drei Heißkleberpunkten fixiert worden. Auch alle Kabelverbindungen vom Trackball und den Platinen untereinander sind im Gehäuse lediglich mit einfachen Klebestreifen befestigt. Auch die Trackball-LED ist bloß mit Heißkleber eingesetzt. Nach mehrmaligem Öffnen der Tastatur und dem Hantieren auf den Platinen hat sich schnell alles gelockert und rutscht im Gehäuse umher. Für ein Produkt in dieser Preisklasse ein unverständlicher Umstand. Auch beim Zusammenbau hat man Schwierigkeiten, da die Paßgenauigkeit der Gehäusehälften nicht gegeben ist, so gestaltet er sich als kleines Abenteuer, das etwas Geduld erfordert.

Schwarz auf Weiß

Die Bedienungsanleitung, bestehend aus 14 geklammerten Seiten, geht den Einbau und die Inbetriebnahme in jedem Schritt durch. Auch die Beschreibung der Tastenbelegung, soweit sie sich von der ATARI-Tastatur unterscheidet, wird beschrieben. Am Ende der Anleitung befindet sich noch eine Fehlerbeschreibung für die gängigsten Fehler.

Falls man sich dazu entschließt, die Tastatur an einem IBM-Kompatiblen zu benutzen, muß vom Interface der Stecker des Kabels an die eigentliche Tastaturplatine gesteckt werden. Leider ist der Betrieb des Trackballs an einem IBM-Kompatiblen dann nicht möglich, da sich eine ATARI-Maus nicht kompatibel zu einer IBM-Maus verhält und deshalb in der Tastatur einige Veränderungen vorgenommen wurden.

Fazit

Letztlich kann man sagen, daß sich die Tracky-Tastatur immer korrekt verhalten hat und somit absolut kompatibel zu einer ATARI-Tastatur ist. Sieht man mal von den Verarbeitungsmängeln im Innern ab, ist mit der Tastatur sicher ein Produkt auf dem Markt, welches zu empfehlen ist. Lediglich der Preis von 449,-DM wird einige interessierte Anwender vom Kauf zurückhalten.

Bezugsadresse:
GALACTIC Julienstr. 7 4300 Essen 1


Joachim Heller
Aus: ST-Computer 01 / 1992, Seite 168

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