Der Mini-Sound-Sampler Sample-Star+ - Digisound am Drucker-Port

Welcher Computeranwender hat sich nicht schon mal am digitalem Klang aus dem Monitor erfreut, sei es von einem Spiel oder einer Anwendung, wie z.B. aus einer Datenbank? Der Mensch lebt stark in optischen und akustischen Eindrücken.

Für all diejenigen, die sich ein Stück der akustischen Welt in den Computer holen wollen, bietet die Firma GALACTIC eine Lösung an, die sehr gut für den Sampler-Einsteiger geeignet ist. Bei Erwerb des Produkts erhält der Käufer eine in schlichtem Weiß gehaltene Box, die im Inneren die Diskette, die Sample-Hardware und die DIN A5-Ringbuch-Anleitung aufbewahrt.

Die Hardware

Der Sampler (Sample = engl.: Stichprobe), ein AD/DA-Wandler, hat die Aufgabe, die analogen Musikdaten in, von der Lautstärke abhängigen Byte-Folgen, dem Rechner zu präsentieren. Andersrum wandelt der DA-Teil die Byte-Folgen in analoge Signale. Der AD-Teil macht also nichts anderes, als in einer bestimmten Wiederholfrequenz (Sampling-Rate) eine Stichprobe der analogen Quelle zu nehmen und sie in den Speicher zu schreiben. Dazu gehören nur ein paar elektrische Bausteine, die auf der 60 mm x 80 mm großen Platine vom Sample Star gut Platz finden. Gehalten von einem stabilem Kunststoffgehäuse, sieht man von außen vier Anschlußmöglichkeiten. Als Verbindung zum Computer dient die 25polige Buchse, die direkt am Drucker-Port aufgesteckt werden kann. Besitzer eines 260/520 STs müssen sich ein kleines Adapterkabel basteln, da der Sampler einen Teil des Monitoreingangs überdeckt.

Benötigt wird:

Kosten insg. - 15 DM

Alternativ kann man auch nach einem billigen Druckerverlängerungskabel Ausschau halten.

An der Rückseite des Samplers befinden sich 2 (Sample Star) oder 3 (Sample Star +) Buchsen. Versorgt wird der Sampler über ein externes Netzgerät, welches man sich auch im Elektronikhandel besorgen muß; geeignet ist schon ein Stecker-Netzgerät 3-12 Volt und 200/300 mA, welches weniger als 10 DM kosten sollte. Das Handbuch rät davon ab, sich die Stromversorgung direkt aus dem Rechner zu holen, da ‘...für einen sauberen, störungsfreien Samplerklang die Massesysteme von Sampler und Computer getrennt sein müssen.’

Die analogen Daten werden per 3,5 mm-Klinkenstecker in die Eingangsbuchse geführt. Beim Sample Star + gibt es auch eine Ausgangsbuchse zum Anschluß eines Kopfhörers oder zur Wiedergabe per Stereoanlage. Sind alle Kabel angeschlossen, kann es losgehen.

Die Oberfläche der Sample-Software bietet eine Fülle von Einstellmöglichkeiten.

Die Software

Die 720KB-Diskette ist bis zum Rand voll und beinhaltet neben dem Sampler-Programm und einem Demo-Sample Routinen in den Sprachen C, GFA-BASIC und Omikron-BASIC. Diese Routinen ermöglichen es, Samples in eigenen Programmen abzuspielen. Die Laser-C-Routinen bestehen zum großen Teil aus Assembler, sind aber stellenweise dokumentiert. Auch in den beiden BASIC-Dialekten wird fast ausschließlich auf Assembler zurückgegriffen. Dies begründet sich sicherlich dadurch, daß das Abspielen von Samples eine zeitkritische Sache ist. Aber kommen wir zum Hauptprogramm. Die 142KB große Programmdatei läßt sich in jeder Auflösung starten, und sie mag sicherlich auch in jeder Auflösung funktionieren, aber in den Auflösungen unter 640 x 400 findet die Programmoberfläche nicht mehr genügend Platz auf dem Bildschirm, so daß man zwar den Sample-Plot sehen kann, aber den Rest der Funktionen auswendig per Tastatur bedienen muß. Dies ist zweifellos eine sehr umständliche Art zu ‘arbeiten’. Über diese Auflösung hinweg arbeitet das Programm dann ohne Probleme, sieht man von den Redraw-Fehlern über den 640x400-Bereich mal ab. Als nicht besonders gelungen muß man auch die Vielzahl der Mikro-Buttons bezeichnen, die schon ein genaues Positionieren der Maus erforderlich machen und somit ein schnelles und flüssiges Arbeiten verhindern. Dazu im krassen Gegensatz stehen die zwei übergroßen Markierungsblöcke A-H.

Mit diesen Markierungen ist es möglich, Stellen im Sample zu markieren, um bei der Arbeit definierte Punkte zu haben. So stellen gerade diese Markierungen einen Hauptbestandteil des Samplens dar, weil gerade hiermit Blöcke definiert werden, die dann später in verschiedenen Reihen folgen wiederholt werden können. Aber fangen wir von vorne an. Um ein vernünftiges Sample in den Rechner zu bekommen, muß erstmal die Tonquelle ausgesteuert werden. Man hat hier unter EXTRAS den Punkt Aussteuerung. Hier kann man beobachten, ob das Eingangssignal zu stark ankommt oder vielleicht zu schwach. Man sollte wohl versuchen, generell die höchstmögliche Aussteuerung vorzunehmen, um ein bestmögliches Sampling-Ergebnis zu erhalten. Monitoring, verborgen unter dem Menü Extras, ist im wahren Sinne ein Extra. Man schaltet hier den Sampler auf ‘Hinterbandkontrolle’, so daß man die Eingangsdaten direkt abhören kann. Dabei kann man mit den Cursor-Tasten die Sample-Rate rauf- oder runterschalten, um dabei das für sich am besten geeignete Klangbild zu erreichen.

In der Menüleiste finden sich neben den Standardeinträgen auch einige Spezialfunktionen zur Bearbeitung von Samples.

Hat man nun das Sample im Rechner, beginnt die eigentliche Arbeit. Man setzt Markierungen, um Blöcke zu bestimmen, die man nachher weiterverarbeiten möchte. Hier stellt sich dann auch bald ein Nachteil der Software ein. Das Programm stellt nur 8 Markierungen zur Verfügung. Damit lassen sich im ungünstigsten Fall nur vier Blöcke festhalten; im günstigsten dann sieben. Das ist natürlich für längere Samples mit vielen Takten oder interessanten Stellen ein Hemmnis, welches nicht zu umgehen ist. Die Standardfunktionen, wie z.B. Zoomen, zu den Marken springen, Block spielen, Fenster spielen, sind aber komplett enthalten. Gehen wir lieber auf die speziellen Funktionen ein. Als erstes sollte man die Möglichkeit erwähnen, statt im üblichen 8 BIT-Modus zu samplen, hier auf 4-BIT-Modus umschalten zu können. Damit reduziert sich der Speicherverbrauch auf die Hälfte. Natürlich eignen sich nicht alle Musikstücke für diesen Modus, doch gibt es hier und da ein paar, die sich doch eignen. Um die Qualität dann wieder anzuheben, bietet das Programm ‘Oversampling'. Mit Oversampling greift der Computer in die Wiedergabe des Samples ein. Und zwar genau in die Austastlücken zwischen Original und Sample. Dadurch erscheint die Wiedergabe runder und sauberer.

Zur Bearbeitung der definierten Blöcke stehen auch einige Funktionen zur Verfügung. Unter ARBEIT 1 gibt es die Möglichkeit einen Bereich zu drehen. Dadurch wird der markierte Block rückwärts abgespielt. Mit Leiser/Lauter können Bereiche lauter gerechnet werden, die beim Samplen zu leise aufgenommen wurden. Fading, bekannt von Tapedecks und CD-Spielern, wird hier mit Ein-/Ausblenden nachvollzogen. Ist es bei der Aufnahme passiert, daß einige Spitzen übersteuert wurden, kann man diese mit der Funktion „Abrunder“ wieder hörbarer machen. Mit dem Expander werden einzelne Passagen dynamisch hochgerechnet. Dies geschieht durch den Vergleich von Anfangs- und End werten. Ist das Ende lauter als der Anfang, wird der Inhalt des Intervalls um einen maximalen Faktor lauter gerechnet. Intervall und Faktor können vom Benutzer vorgegeben werden. Unter ARBEIT 2 verbergen sich dann auch noch ein paar interessante Funktionen. Mit Mischen kann man wie erwartet zwei Blöcke zusammen mischen. Zum einen wird der aktuelle Block gewählt, und zum anderen kann man eine Startmarke eines anderen Blocks wählen. Da das Programm zwei gleich lange Blöcke voraussetzt, braucht man keine Endmarke einzugeben, da sich das Programm die selber sucht. Mit Echo/Hall sollte jeder selbst probieren. Aber Vorsicht! Wie bei allen bis jetzt aufgezählten Funktionen gibt es keine Undo-Funktion. Verdaddelt ist verdaddelt! Abhilfe könnte bei genügendem Speicher nur schaffen, den Block zu kopieren und mit der Kopie zu experimentieren.

Über die Monitor-Funktion kann man die bestmögliche Klangqualität sowie die Aussteuerung einstellen.

Resampling: ein Joker für alle, die sich verschätzt haben. Hat man mühevoll ein Sample mit einer hohen Frequenz erstellt und bearbeitet und stellt dann fest, daß einem noch etwas Speicher fehlt, ist man bei den meisten Programmen aufgeschmissen. Denn es gibt keine Möglichkeit, die Frequenz zu ändern. Jetzt schon! Denn der Sample Star bietet genau diese Möglichkeit. Aber man sollte nur von einer hohen auf eine niedrige Frequenz rechnen, da eine Hochrechnung (hat nichts mit der Politik zu tun) keinen Qualitätsvorteil bringt. Es sollte aber immer noch genügend Speicher frei sein, da die Umrechnung nicht auf den aktuellen Platz kommt, sondern an eine Marke außerhalb des Bereichs kopiert wird. Voller Speicher -> keine Umrechnung. Es kommt auch keine Alertbox, die einem vor vollem Speicher warnt.

Bei dem Thema Umrechnung sollte man noch die 4/8-BIT-Wandlung nennen. Es gibt Anwendungen, bei denen man 4-B1T-Samples braucht und Funktionen, die nur mit 8-BIT-Samples gehen. Dieser Punkt wandelt das eine in das andere.

Den letzten Hauptteil bildet der Sequenzer. Mit ihm lassen sich komplette Musikstücke zusammenstellen, indem man die markierten Blöcke wiederholen läßt. Dabei werden einfach der Start- und der Endpunkt eines Blockes angegeben. Dadurch entsteht eine Sample Block-Liste, die abgespeichert und später wieder geladen werden kann.

Das Handbuch

Für alle diejenigen, die bisher selten oder gar nie etwas mit Samplen zu tun hatten, ist das Handbuch eine sehr gute Einführung in die Grundlagen. Es wird die Speicherintensivität behandelt und wie ein Sample entsteht bzw. was beim Samplen alles abläuft. Die diversen Schaubilder an den jeweils richtigen Stellen tun ihr weiteres, um das Handbuch als sehr gelungen dastehen zu lassen. Alles in allem ist es gut gegliedert und leicht verständlich. Es wird kein Punkt der Software ausgelassen.

Im Sequenzer werden die Sample-Blöcke zu einem kompletten Musikstück zusammengesetzt.

Fazit

Die hier vorliegende Software-Version 3.0 ist sicherlich nicht state of the art, aber sie funktioniert. Es ist mir weder gelungen, das Programm zum Absturz zu bringen, noch fatale Fehler aufzudecken. Sicher, hier ein Bug, da eine Unschönheit, aber welches Programm über 100 KB hat das nicht? Bleibt eigentlich nur zu sagen, daß sich hier ein Produkt präsentiert, welches hauptsächlich für die Anwender gedacht ist, die mal eben eine kleine Sequenz erstellen oder das Gelache von ALF ins eigene Programm einbauen wollen, auch wenn der Preis von 199,- DM dafür ein wenig zu hoch erscheint. Das Abmischen von Popstücken jedenfalls sollte weiterhin den großen des Geschäfts überlassen werden.

Bezugsadresse:
Galactic GbR
Julienstraße 7
4300 Essen 1


Joachim Heller
Aus: ST-Computer 02 / 1992, Seite 148

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