Handy-Scanner, die Zweite

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Bereits im September '91 stellten wir Ihnen vier Handy-Scanner für den Atari ST/TT vor. Mittlerweile hat sich das Angebot vergrößert, und wir sind in der Lage, Ihnen einen zweiten Testbericht über die handlichen Bildersauger zu präsentieren.

Und wieder sind es vier Geräte, die mit von der Partie sind. Ich darf sie vorstellen: der Charly 256 aus dem dem Hause Wilhelm Mikroelektronik, der Golden Image Handy Scanner aus dem fernen Taiwan, aus der Schweiz kommt der Hawk Colibri M und wiederum aus Südostasien der Marstek M-105. Die taiwanesischen Firmen haben mittlerweile Vertriebsfirmen in Deutschland, so daß der Draht zum Hersteller etwas kürzer ist.

Rückblick

Wir sind im September-Heft ausführlich auf die Problematik des Scannens und der digitalen Bildbearbeitung eingegangen und haben erwähnt, daß gerade die Arbeit mit den Handy-Scannern auch besonderer Unterstützung durch die Software bedarf. Für alle, die damals nicht dabei sein konnten, hier ein kurzer Rückblick:

Scanner erzeugen generell Bitmap-Bilder. Man unterscheidet solche, die reine Schwarzweißinformation tragen, also ein Bit pro Punkt besitzen, und sogenannte Halbton- oder Grauwertbilder. Letztere besitzen zwischen Schwarz und Weiß noch unterschiedlich viele Grauabstufungen. So benötigt ein Punkt für 256 Grauabstufungen 8 Bit, also ein Byte. Es gibt auch Handies, die Grauwertbilder erzeugen können, die meisten Angebote sind aber solche, die reine Schwarz/Weiß-Grafik bilden.

Allerdings bieten alle Scanner, auch wenn sie nur ein Bit tiefe Bilder erzeugen, verschiedene 'Photo'-Modi bzw. werben mit der Fähigkeit, 32 oder 64 Graustufen erkennen zu können. Dabei benutzen sie ein spezielles Verfahren, das man Dithering nennt. Sie fassen jeweils bestimmte Teile des Bildes zu Clustern zusammen, z.B. einen Bereich mit der Größe von 8x8 Punkten. Darin ermitteln sie den mittleren Grauwert und erzeugen ein Feld der gleichen Größe, das mit einem aus weißen und schwarzen Punkten zusammengesetzten Muster gefüllt wird. Betrachtet man diese Muster aus einiger Entfernung, werden dem Auge durch die unterschiedlichen Punktdichten Grauwerte suggeriert. Das gleiche Verfahren wird bei den Graustufen-Faxgeräten benutzt.

Die Software kann sich eines Tricks bedienen, aus den reinen 1-Bit-Daten denn doch noch ein echtes Halbtonbild zu erzeugen. Sie nimmt praktisch eine Rückwandlung vor: Sie betrachtet das Muster und erzeugt daraus - jeweils für Flächen von 8x8 Pixeln - einen Punkt mit einer entsprechenden Helligkeit. Dabei wird das Bild logischerweise kleiner. Ein Halbtonbild hat den Vorteil, in der Größe veränderbar zu sein. Man kann auch andere Modifikationen wie Helligkeits- und Kontraständerungen oder Retuschen ohne Qualitätsverlust daran ausführen. Zur Ausgabe wählt man dann ein Raster, das den Fähigkeiten des jeweiligen Druckers entspricht. Für einen Laserdrucker z.B. kann das feiner sein als für einen mit Nadeln. Diese abschließende Rasterung ist dann praktisch die, die die Scanner bereits vorwegnehmen - allerdings, ohne das Ausgabegerät zu kennen.

Als Auflösung des Scanners bezeichnet man den Abstand, den eines der Photoelemente, die die Vorlage 'betrachten', zum nächsten hat. Typischerweise sind das 200 Punkte pro Zoll (DPI), allerdings beträgt die maximal angegebene bei allen Geräten des Tests 400 DPI. Dazu gelangen die Handies mittels Interpolation. Alle diese Funktionen - Rasterung wie Interpolation - führt eine Elektronik im Scanner selbst durch. Die jeweilige Software hat darauf keinen Einfluß. Sie kann die Modi auch nicht selbst setzen, das muß die oder der Scannende selbst tun.

Die Bedienelemente der Handy-Scanner beschränken sich auf Schiebeschalter für die Wahl der Auflösung (100-400 DPI) und des Scan-Modus' (Schwarzweiß oder Graustufen). Eine Starttaste löst den Scan-Modus aus, eine grüne LED zeigt bei Flakkern oder gar Erlöschen an, daß die ziehende Hand zu hastig war. Dann heißt es, den Vorgang zu wiederholen.

Plug and Play

Bei allen unseren Testgeräten befinden sich neben Software, Scanner und Handbuch auch ein ROM-Port-Interface und ein Netzteil im Lieferumfang. Über den ROM-Port ist der schnelle Datentransfer vom Scanner zum Rechner gewährleistet. Allerdings mußten alle Anbieter erst einmal das entsprechende Interface entwickeln. Lediglich bei Marvin, den Entwicklern des Hawk, zeigt man sich mitfühlend gegenüber Leuten, die noch mehr an den ROM-Port anstöpseln wollen: Sie führen die Steckleiste durch, und man kann z.B. ein Dongle dort andocken. Die Netzteile werden benötigt, um den Scannern Leben einzuhauchen. Beim Charly und beim Marstek kann man daran Spannung und Polung mit kleinen Schalterchen verändern, wir haben von Experimenten in dieser Richtung abgesehen. Kurzschlußfreudig sind auch die Vielfachstecker, von denen einer in das Interface gehört und die anderen vier freiliegen.

Nach der Installation der Software kann es dann auch gleich zu ersten Scan-Übungen kommen, der Anschluß gestaltet sich bei allen Testgeräten unproblematisch. Das Führen des Scanners und die Geschwindigkeit wollen erst einmal erlernt sein, zumal sie ja auch von der Auflösung des Bildes abhängen. Als wertvolle Hilfe hat sich da das Führungsbrett der amerikanischen Firma Migraph erwiesen, das mit der Software 'Merge It' zusammen hierzulande vom Golden Image-Importeur Jin Tech vertrieben wird. Die Scans sind damit zumindest gerade und ohne innere Verzerrungen, was bei hohen Auflösungen sonst leicht der Fall sein kann.

Bei der Arbeit (oder dem Vergnügen) mit den Handies benötigt man häufig die Hilfe der Software. Als sehr sinnvoll, da oft benötigt, haben sich Funktionen zum Drehen des Bildes, Wegschneiden von Rändern und Herausfiltern von einzelnen Pixeln erwiesen. Doch nicht alle Programme sind da die rechte Hilfe. Besonders fiel uns auf, daß kein Programm auf die spezielle Problematik des Bilderdrucks auf Nadeldruckern eingeht. Offensichtlich gehört der Laserdrucker heute schon zur Standardausrüstung. Doch lassen Sie uns im Folgenden jedes der Produkte für sich betrachten.

[1] Handverlesen: Vier Handy Scanner im Vergleich. ST-Computer 9/91 S. 34 ff.

Golden Image Handy Scanner

Wie einige Hersteller der handlichen Scanner ist uns auch Golden Image vor allem als Mausfabrik bekannt. Und irgendwie haben diese Produkte ja auch Ähnlichkeiten. Der Golden Image besitzt außer der Einstellung zurreinen Schwarzweißerkennung noch drei verschiedene Graurasterungen. Dabei werden unterschiedlich große Muster erzeugt. Es gelang uns beim Scannen nicht, den Handy so langsam zu ziehen, daß das Lämpchen obendrauf nicht warnte. Gleich bei welcher Auflösung, man muß ein sehr ruhiges Naturell besitzen, wenn man mit dem Golden Image arbeitet. Als größtes Manko jedoch erwies sich seine zu große Helligkeit. Der Regler erlaubt es nicht, den Scanner so dunkel zu stellen, daß auf normalem Millimeterpapier die Striche erkannt werden.

Das Interface, das den Datenfluß vom Scanner zum Rechner ermöglicht, ist erfreulich klein und sauber geabeitet. Die Software, mit Hilfe derer wir den Handy bedienen, heißt 'Touch Up'. Sie stammt von Migraph aus US-amerikanischen Gefilden und ist leider nicht ins Deutsche übersetzt worden. Die Menüleiste links beherbergt (fast) alle Funktionen, nach Anwahl einer Hauptgruppe oben klappt darunter ein Submenü auf: ganz Calamus-like. Alles, was dort per Icon verfügbar ist, gibt es ebenso als Drop-Down-Menü am oberen Bildschirmrand. Vor dem Scannen gilt es hier und am Scanner, die richtige Auflösung einzustellen. Das Programm ist mit Hang zum Detail programmiert, so zeigt die Mausform einem immer, was man gerade tut. Das Markieren von Blöcken ist komfortabel gelöst, auch in Touch Up kann man die Ränder des Bildes wegschneiden.

Auch Touch Up ist nichts für eilige Naturen. Alle Funktionen laufen relativ behäbig ab. Auf die Ganzbildanzeige z.B. wartet man ewig. Zum Drucken ruft Touch Up das bekannte GEM-Output auf; ohne die korrekte Installation eines GDOS-Treibers geht also nichts. Das wäre kein Nachteil, wenn Treiber für mehr Drucker als nur Epsons 9- und 24-Nadler beilägen. Wer einen HP-Laser hat, muß sehen, wo er den GDOS-Treiber herbekommt. Gelangt man nach gelungenem Ausdruck zum Hauptprogramm zurück, muß man feststellen, daß sämtliche Einstellungen verloren sind, auch wenn sie abgespeichert wurden.

Aber es gibt auch positive Details an Touch Up. Da sind zum Beispiel die schönen Vektor-Fonts, die mitgeliefert werden. Sie sind frei skalierbar und dienen zur Verschönerung der gescannten Bilder. Auf den ersten Blick erkennt man, daß nicht nur ihre Namen mit den Bezeichnungen der PostScript-Fonts identisch sind ...

Gut gefallen hat mir der Image-View. In einer Box kann man sich Informationen über Image-Bilder auf einer Diskette geben lassen, ohne sie zu laden. Auch ein erster Blick auf die gespeicherten Bilder ist hier möglich. Ebenfalls beherrscht Touch Up die Umrechnung der vom Scanner gelieferten Raster in Halbtonbilder mit 16 Graustufen. Diese können im TIF- oder einem erweiterten IMG-Format exportiert, jedoch nicht bearbeitet werden.

Die Scans, die man mit dem Golden Image Handy Scanner erzeugt, verleiten nicht zu Begeisterungsausbrüchen. Die fein abgestufte Wiedergabe von Graustufen fällt ihm sichtlich schwer. Hinzu kommt das bereits erwähnte Problem der mangelhaften Helligkeitsregelung. Heller als unser Testbild (Original siehe in [1]) darf die Vorlage nicht sein, sonst kann der Scanner sie nicht mehr sauber abbilden.

Leider erreichte uns das Testgerät ohne Handbuch, ein dünnes Heft in englischer Sprache wies nur auf die Errungenschaften der neuesten Touch Up-Version hin. Zum Scanner selbst gibt's einige Seiten, die seine Bedienelemente erklären; die Dokumentation ist also mager. Dafür ist der Preis des Golden Image mit 498 DM nicht außergewöhnlich niedrig.

Migraph Scan Tray

Zusammen mit dem Golden Image-Scanner erreichte uns das Hilfstablett, das wie die Touch Up-Software vom amerikanischen Hersteller Migraph stammt. Das Prinzip ist - wie bei vielen guten Ideen -ziemlich simpel, und heimwerkerisch veranlagte Zeitgenossen sind schon längst mit einer entsprechenden Vorrichtung dem Bastelkeller entstiegen. Das Scan-Tablett besteht aus einer Platte, auf der unter einer entspiegelten Plastikfolie das Original zu liegen kommt, und einem Rahmen, in den der Handy Scanner geklemmt wird. Die Aufnahmen in diesem Rahmen passen für fast alle Handy-Typen. Da erweist sich die Gleichschaltung der Scanner-Industrie als Vorteil: die Vorbereitung für drei Gehäusetypen reicht für nahezu alle Geräte. Der Rahmen wird gut geführt von einer Schiene, die sich beiderseits des Tabletts befindet.

Damit ist der eklatanteste Nachteil der Handy Scanner überwunden: Die schiefe Lage des Scanners zum Bild bzw. das Verrutschen während des Scan-Vorganges. Die Folie zwischen Vorlage und Scanner bewirkt leider einen Weichzeichner-Effekt, der meist unerwünscht ist. Wir haben auf sie verzichtet und das Original einfach drauf geklebt. Sparsame Gemüter frohlocken jetzt, wenn sie hören, daß sogar das Montieren zweier Scans zu einem ganzen DIN-A4-Bild möglich ist. Das erledigt die Software 'Merge It', die dem Tableau beiliegt, aufs bequemste. Mit den Cursor-Tasten werden zwei IMG-Dateien zur Deckung gebracht und als eine gespeichert. Doch Vorsicht: Mal abgesehen davon, daß das ein mühseliger Vorgang ist; gerade bei hohen Auflösungen muß man nach wie vor mit Versätzen in der Größenordnung einiger Pixel an der Ansatzkante rechnen. Bedenken Sie, daß bei 300 DPI die Punktdichte weniger als ein Zehntel eines Millimeters beträgt. So wiederholgenau synchronisieren die Vorschubgeber an den Rollen der Scanner nicht die eingelesenen Zeilen. Also, Schrifterkennungs-Software wird nach wie vor ihre Schwierigkeiten an der Naht bekommen.

Außer der Software, an der auffiel, daß sie nicht ins Deutsche übersetzt wurde, bleibt zu bemängeln, daß das gespeicherte Bild von keinem Programm lesbar war. Offensichtlich ist da noch Nacharbeit nötig. Das Merge It-Tablett und die Software kosten 150 DM Aufpreis auf den Golden . Image-Scanner. Wer bereits einen Handy aus diesem Hause hat, kann es als Upgrade erwerben. Besitzern andererScannerbleibt das praktische Hilfsmittel leider vorenthalten.

Bezugsquelle:

Golden Image Handy Scanner Jin-Tech Electronics Vertriebs GmbH 8049 Unterbrück Fahrenzhausen

Preis: 498 DM (Golden Image Scanner) 150 DM (Merge It-Tablett)

Hawk Colibri M

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Als wahrer Pionier der Scan-Technik, zumindest was den ATARI-Sektor angeht, gilt die Marvin AG aus Zürich. Mit dem Vogel-Zwitter mittlerer Konfektionsgröße erreicht uns ein Scanner, der neben dem Schwarzweißmodus noch drei Raster-Modi kennt, in denen er bis zu 37 Graustufen zu entsprechenden Rastern verarbeiten soll. Angesteuert wird der Hawk über ein Treiber-Accessory, das nach dem IDC-Konzept arbeitet. Durch dieses Konzept ist es verschiedenen Programmen möglich, den Scanner direkt anzusprechen. Daneben hat uns auch die Copy-Funktion des ACCs gut gefallen, mit der das Eingelesene ohne Speicherung sofort gedruckt wird.

Die Software zum Hawk ist aus gleichem Hause und heißt sinngemäß 'Scan-soft'. Durch das IDC-Konzept bedingt, wird hier direkt in ein Fenster gescannt, man sieht also noch während des Vorganges das Ergebnis. Obwohl man vorher die zu lesende Länge des Bildes angeben muß, ist man daran nicht gebunden. Man kann auch einfach abbrechen - das Programm erkennt dann einen Timeout. Die Kombination dieser Arbeitsweisen lassen schnell zu einem Ergebnis kommen. Die vielen Versuche mit Ausschnitt- und Helligkeitsvariation, die man eigentlich immer braucht, reduzieren sich hier auf ein Minimum.

Zumal der Hawk ein flinker Vogel ist; man darf auch bei hohen Auflösungen recht hurtig ziehen, und das Lämpchen flackert nicht bedrohlich.

Scansoft läuft klaglos unter allen Auflösungen und bedient sich normaler GEM-Fenster. Lade- und Speicherfunktionen sind sehr schnell, und auch sonst macht Scansoft einen flotten Eindruck. Neben den Block- und Zoom-Funktionen sind einige einfache Malwerkzeuge eingebaut. Als Zusatzprogramm ist 'Scantool' in der Lage, die mit Rastern gescannten Bilder in echte Halbtonbilder umzurechnen und im TIF-Format zu speichern. Daß man dabei nur einen winzigen Ausschnitt oder die Verkleinerung des Bildes sehen darf, ist ebenso bedauerlich wie unverständlich. Vor allem, weil man hier Zugriff auf Helligkeits- und Kontrastveränderungen des Bildes hat. Weitere Werkzeuge stehen für diese Bilder allerdings nicht zur Verfügung. Ein Halbtonbild will auch gedruckt werden, und so kann man in Scantool angeben, welche Größe das Bild auf dem Ausgabegerät haben soll. Leider stehen keine verschiedenen Rasterdichten zur Auswahl.

Das Handbuch zum Hawk Colibri ist das einzige im Test, das ein wenig auf digitale Bildbearbeitung eingeht. Auch die Dokumentation zur Software ist ausführlich. Die mit dem Hawk erzeugten Scans sind qualitativ gut. Daß bei dem sauber gearbeiteten Interface der ROM-Port durchgeschleift ist, hat uns gut gefallen, weniger jedoch, daß die MIDI-Buchsen verdeckt werden. Obwohl Marvin solange im Geschäft ist, bietet ihre Software wenig Aufregendes. Die Unterteilung in mehrere Programme läßt sie unfertig erscheinen. Bei dieser Leistung ist der Preis von 950 DM einfach viel zu hoch.

Preis: 950 DM

Bezugsquelle: Hawk Colibri M Marvin AG CH-8050 Zürich

Marstek M-105

Marstek-Scanner sind im PC-Bereich verbreitet, seit einiger Zeit bedient der fernöstliche Hersteller aber auch den Atari-Markt. Das Interface, mit dem der M-105 an den ROM-Port angeschlossen wird, ist erfreulich klein und sauber verarbeitet. Neben dem Schwarzweißmodus für Text und Strichzeichnungen hat der Marstek noch drei Rasterarten unterschiedlicher Größe zu bieten.

Die Software, von der aus er bedient wird, heißt 'Daatascan Professional' und stammt aus England. Sie ist nicht ins Deutsche übersetzt worden. In einem kleinen Fenster wird das gescannte Bild in der Übersicht gezeigt. Am linken Rand sind Icons für die wichtigsten Funktionen, derer findet man in den Drop-Down-Menüs noch mehr.

Beginnt man mit dem ersten Scan, fällt auf, daß man sowohl am Scanner als auch in der Software die Auflösung richtig einstellen muß. Vor dem Scan-Vorgang ist festzulegen, wie lang das Bild werden soll. Diese Größe muß dann auch eingelesen werden. Das gescannte Bild wird in einem Fenster im Maßstab 1:1 dargestellt, ein Lupenmodus ist möglich. Das Bild wird bereits während des Scans dort angezeigt, was eine sofortige Erfolgskontrolle ermöglicht.

Als einziges Werkzeug steht das Setzen und Löschen einzelner Bits zur Verfügung. Auf alle Elemente eines Malprogramms verzichtet das Programm. Weitere Funktionen sind: Beschneiden, Drehen und Spiegeln des Bildes.

Daatascan bietet einen 'Quick Print', man ist also nicht gezwungen, die Datei vorm Drucken zu speichern. Leider verträgt sich die Software nicht mit dem NVDI-GDOS, sondern produziert dann Abstürze. Verzichtet man auf das GDOS, benutzt aber NVDI noch, stimmt die verkleinerte Darstellung der Seite nicht mehr. Ebenso stürzt das Programm gnadenlos ab, wenn während einer Sitzung ein zweites Bild von der Diskette geladen wird.

Die eingescannten Ergebnisse des Marstek M-105 können nicht überzeugen. Sie zeigen schlechte Grauübergänge, zwischen Schwarz und Weiß vermag er nicht fein zu differenzieren. Zudem sind sie stets um 4% in Scan-Richtung zu klein. Das Handbuch zur Software, von der angezweifelt werden darf, ob sie den Zusatz 'professional' zu Recht trägt, geht auf alle Funktionen ein. Eine Einführung in die Bildbearbeitung vermißt man. Der Marstek M-105 ist ein sehr preiswertes Produkt, und entsprechend ist seine Leistung.

Preis: 349 DM

Bezugsquelle: Marstek M-105 Marstek GmbH 4040 Neuss

Charly 256

Der Charly stammt aus der westfälischen Soft- und Hardware-Schmiede Wilhelm Mikroelektronik in Lünen. Er ist der einzige unserer heutigen Testkandidaten, der über die Bitmap-Raster hinaus auch echte Halbtonbilder erzeugen kann. Dafür die 256 im Namen, sie beziffert die maximale Anzahl darstellbarer Graustufen. Wenn der ScannerGrauwertbilder generiert, muß natürlich auch die Software dafür geeignete Werkzeuge zur Verfügung stellen.

Die mitgelieferte Software 'Charly Image' nimmt ohne weiteres die Spitzenposition unseres Tests ein, sie braucht auch den Vergleich mit weit teureren Programmen zur digitalen Bildbearbeitung nicht zu scheuen. Charly Image läuft in bis zu sieben GEM-Fenstern. Vielbenötigte Werkzeuge kann man sich zurechtlegen wie man möchte, zudem sind alle Menüpunkte und Dialogboxen mit der Tastatur bedienbar.

Die Software ist vollkomen modular aufgebaut, jede Ein- und Ausgabe, auch jede Bildveränderung, wird von einem Treiber erledigt. Im Gegensatz zu unserer Testversion hat die mittlerweile gelieferte auch keine Probleme mehr, die TIF-Dateien anderer ST-Programme wie Cranach oder Repro Studio zu lesen. An Dateiformaten mangelt es in Charly nicht, neben den bekannten ST-Formaten für 1-Bit-Bilder (IMG, PAC und PIC) sind es TIF- und andere, aus PC- und Apple-Welten bekannte Formate, die den Bilderaustausch ermöglichen. Die Funktionen, die Charly Image bereithält, beschränken sich bei 1-Bit-Bildern auf das Setzen und Löschen von Pixeln, Füllen von Bereichen aufweitergehende Malfunktionen ist verzichtet worden. Hier hat mir ein Filter zur Beseitigung einzelner Pixel (Rauschen) gefehlt. So ganz nebenbei entdeckt man einen Button 'Vektorisierung'. Ja, Charly Image kann Bitmaps zu Vektor-Bildern wandeln, die als CVG in Calamus importierbar sind. Sowohl Geschwindigkeit wie Qualität können sich dabei durchaus sehen lassen. Probleme gab's allerdings mit gefüllten Flächen. Häufig fehlte nach der Vektorisierung die Füllung.

Scannt man ein Bild in echten Graustufen, steht eine Vielzahl von Bearbeitungsmöglichkeiten zur Verfügung. Angefangen bei Helligkeits- und Kontraständerungen, sind Collagen und Retuschierungen auf einfache Weise möglich. Sehr gut hat mir die Stecknadel gefallen, mit der man festlegt, an welcher Stelle zwei Bilder übereinander liegen sollen. Die Malwerkzeuge erlauben dann ein partielles Collagieren der beiden Bilder. Groß ist die Auswahl der Wandlungen vom Graubild hin zur Bitmap. Was dabei fehlt, ist allerdings die gezielte Angabe der Größe und der Rasterweite des Zielbildes. Wer aus Charly Image heraus drucken möchte, muß zunächst die Größe des Bildes verändern und dann eines der festgelegten Raster benutzen. Alle Funktionen laufen sehr schnell ab, Drehen großer Bilder, Zoomen usf. sind eine Freude. Die Funktion zum Verkleinern des Bildes auf den Blockbereich benötigt man nach dem Scannen oft. Alle anderen Veränderungen erzeugen jeweils ein neues Bild - das bewahrt vor Datenverlust. Leider warnt das Programm genau davor nicht, wenn man die Fenster schließt. In der mittlerweile fertigen Version werden 256 Graustufen oder farbige Bilder auf entsprechenden Monitoren auch angezeigt, Retuschen werden dann erst richtig möglich sein.

Die Scans, die der Charly erzeugt, sind die besten der hier getesteten. Sowohl im Graustufen- als auch im Raster-Modus kommt man schnell zu guten Ergebnissen. Vor allem nuanciert der Charly die Graustufen in den Vorlagen gut, wie der abgebildete Ausdruck demonstriert.

Im Programm ist eine hypertextartige Hilfefunktion eingebaut, zusätzlich bietet Wilhelm eine Hotline an. Das Handbuch erklärt knapp die Funktionen der Software, ohne allerdings in die Tiefen der elektronischen Bildverarbeitung (EB V) zu gehen. Echt störend ist der große Interface-Kasten, der die MIDI-Buchsen verdeckt.

Charly Image macht einen sehr guten, professionellen Eindruck, es ist schnell und funktionell. Es bleiben Kritikpunkte, aber man kann auch nicht von einem Scanner, der mit Programm zusammen 898 DM kostet, die Leistung einer EBV-Software verlangen.

Preis: 898 DM

Bezugsquelle: Charly 256, Wilhelm Mikroelektronik, 4670 Lünen



Aus: ST-Computer 04 / 1992, Seite 56

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