Wie jedes Jahr, strömten auch diesmal unzählige Besucher, Händler und Fachinteressenten zur Frankfurter Musikmesse, um sich über den aktuellen Stand der Dinge zu informieren. Nebst Keyboard-, Gitarren-, Schlagzeug- und Lightshow-Anbietern, gab es auch eine Menge Software für den Atari zu besichtigen, die zum Teil schon letztes Jahr vertreten war und diesmal in verbesserten Versionen erschien. Hier sind für alle, die keine Zeit hatten, sich das Spektakel anzusehen, ein paar interessante Dinge zusammengetragen worden. Einige Programme, auf die nicht näher eingegangen wird, werden in nächster Zukunft in der ST-Computer ausführlich getestet, sofern die Vertreiber uns diese zur Verfügung stellen.
Musik in Bytes ist einfach praktischer. Jeder, der schon einmal mit einem Midi-Sequencer komponiert hat, wird dies bestätigen. Fehler, die ja bekanntlich vorkommen, lassen sich viel leichter korrigieren, und die formale Bearbeitung eines Musikstückes wird flugs zum Spiel mit Cut. Copy und Paste. Wenn doch nur das Synclavier, mit dem man dies auch mit „richtiger“ Musik, mit Aufnahmen guter alter analoger Instrumente machen können, nicht so teuer wäre....
Aber in Kürze muß man nicht mehr am Champagner sparen, um in vernünftiger Qualität und vor allem zu erträglichen Preisen an ein Harddisk-Recording-System zu kommen. Musik-Konzern-Gigant Yamaha stellte auf der Musik-Messe nämlich hinter verschlossenen Türen ein kleines und handliches SCSI-Gerät mit dem einprägsamen Namen CBX5 vor, daß mit jedem PC, Mac oder Atari zu benutzen ist, die richtige Software vorausgesetzt. Das Beste ist: Die Software ist schon da! Steinbergs Cubase (inzwischen als Release 3.0 mit zahlreichen Ergänzungen zu haben), der bereits auf dem Mac als Cubase Mac Audio mit analogen Daten hantieren kann, ist nämlich auf dem Atari die Software of Choice für Yamahas Wunderkistchen: Für ein Jahr haben die Hamburger exklusiv die Gelegenheit, auf dem Atari Software für das Gerät anzubieten (Auf dem Macintosh hat diese Ehre Opcode). Und bei der Vorführung war schon einiges zu sehen: Recording und Wiedergabe funktionierten einwandfrei, und auch die Editing-Möglichkeiten sind gar allerliebst: Digital-Musik kann wie ein Midi-Pattern kopiert, vervielfältigt und geschnitten werden, und dabei läßt sich sogar die Wellenform betrachten, so daß auch exakte Schnitte unproblematisch sind. Der Refrain, der beim ersten Mal so wundervoll erklang, um bei den nächsten Versuchen so erbärmlich markerschütternd falsch zu klingen kann also einfach für die Wiederholung kopiert werden und das höllisch schwere Bass-Pattern läßt sich auch einfach verfielfältigen oder gar aus einzelnen Audio-Schnipseln zusammensetzen. Einziger Nachteil des Gerätes: Erst im Herbst zu haben.
Noch etwas konkreter: Yamahas Digital-Schnittstelle kann alle gängigen Sample-Formate, maximal 4 Spuren pro Gerät (kaskadierbar) mit bis zu 48 KHz und 16 Bit. Digital- und Analog-Ein- und Ausgänge sind vorhanden. Der Rechner-Bus wird nicht belastet, so daß man auch einen normalen ST (SCSI-Adapter) oder STE verwenden kann, während man bei den bisherigen Steckarten-Lösungen etwa für den Macintosh einen richtig schnellen Rechner braucht. Das CBX5 kann auf solche „Gewaltlösungen“ verzichten, weil es eben ein SCSI-Gerät ist, das sich einfach zum SCSI-Busmaster macht, wenn es Daten braucht. Der Computer muß nur steuern hat aber mit dem Datentransfer und seinen Tücken nichts zu tun. Gespeichert werden die digitalen Töne übrigens auf ganz normalen SCSI-Harddisks, optische und Wechselplatten wurden laut offiziellem Statement noch nicht getestet. Eine 100MB Platte dürfte also für ca 4.5 Minuten pro Spur reichen, wenn man ständig aufnimmt. Nutzt man allerdings die Möglichkeit, mit kurzen Pattern zu arbeiten, dürften sich auf einer 88-Syquest auch recht umfangreiche Werte unterbringen lassen. Intern wird die Musik mit einigen Signal Prozessoren verarbeitet, die immerhin genug Kapazität haben, um jede Spur mit Digital-EQ und Effekten zu versehen (Hall!). Im Prototyp war dies zwar noch nicht verfügbar, aber bei Yamaha ist es wohl glaubwürdig. Der Preis nun ist ein großes Geheimnis - aber es soll richtig günstig werden. Die Gerüchte sagen etwas von unter 3.000, bis ca. 6.000 DM - es darf noch gewettet werden. Bei einem Preis von unter 3.000,-Mark jedenfalls wäre die neue Home-Recording-Zeit allerdings wirklich angebrochen. Der Verfasser dieser Zeilen jedenfalls hätte den Prototyp am liebsten mitgenommen.
Die Firma Geerdes aus Berlin hat einen mutigen Schritt in die Zukunft gewagt und eine Software-Umgebung geschaffen, die ein absolutes Multitasking erlaubt. Die Schlagwörter heißen hier MIDISHARE und WIMOS. MIDISHARE ist eine Multitasking-Realtime Software-Umgebung, die auf die Entwicklung von Midi-Applikationen spezialisiert ist. Die drei Hauptaufgaben sind:
WIMOS (Window- und Modul-Managing-Operating-System) faßt einfach all das zusammen, was in den meisten Programmen immer vorhanden ist: Window und Event Handling, Grafikroutinen, grafische Objekte und korrektes File-Handling. Damit bietet WIMOS eine Fülle von Funktionen, die es ohne tiefergehende Kenntnis des Betriebssystems erlauben. Musik-Software zu schreiben. Die Absichten, die dahinterstecken, liegen klar auf der Hand. Speicherroutinen müssen nicht für jeden Tasks neu geladen werden und ersparen wichtigen Speicherplatz. Der modulare Aufbau ist theoretisch unbegrenzt anwendbar und läßt ein Verkoppeln vieler Programm-Module zu. Alle Programme bleiben resident und erlauben eine Zusammenarbeit. Die Features sind so umfassend, daß wir uns entschlossen haben, einen Testbericht mit den ersten drei erhältlichen Modulen zu veröffentlichen. Bei Bestellung von StarTrack, einem ausgefuchsten Sequenzerprogramm, erhält man gleichzeitig MIDISHARE und WIMOS mit den Modulen ECHO und RANDOM zu einem Preis von 298,- DM. Key- und Drum-Editor sind in Vorbereitung. Über den Centronics-Port kann StarTrack weitere Midi-Stränge ausgeben, so daß nach Angaben der Firma Geerdes insgesamt 272 Midi-Kanäle möglich sind. Die erforderliche Hardware für 8 Stränge nennt sich „MM1“ und bietet 8mal MIDI-Out. Der Preis liegt bei 498,-DM. Der Centronics-Port ist durchgeschleift und erlaubt den ständigen Anschluß des Druckers, aber auch das Andocken eines zweiten „MM1“.
Die Firma Friend-Chip aus Berlin präsentierte diesmal den Nachfolger des „The K..AT“, der, wie wir schon berichteten, mit 14 frei wählbaren Funktionen in der Lage ist, Atari-Programme fernzubedienen. Der große Bruder, jetzt „DC K..AT“ genannt, verfügt nun über 35 programmierbare Funktionen und ein Rad. das Mausfunktionen übernehmen kann. Das endgültige Design und der Preis standen zum Zeitpunkt der Messe noch nicht fest, so daß nur ein Prototyp zur Ansicht stand.
Die Firma „Stopper-Innovative Software aus D-7407 Rottenburg a.N.I5, Schulstraße 10“, stellte ihr Upgrade 1.4 von Presto vor. Presto ist ein Sequenzer und eine grafische Kompositions-Software, die es erlaubt, komplexe und kaum spielbare Skalen per Maus einzugeben. Einzelne Parts können wie bei Sample-Editoren herausgeschnitten und separat verarbeitet werden. Spiegeln, Löschen, Kopieren, Transponieren etc., alles kann spielerisch durchgeführt werden, ohne daß die Übersicht verlorengeht. Der Preis liegt zurZeit bei 850,-DM. Presto hat so interessante Features, daß wir demnächst einen ausführlichen Bericht veröffentlichen werden.
Die Firma „Quasimidi“ stellte diesmal einen neuen MIDI-Helfer vor, den „QM-Merge“, den Nachfolger des schon bekannten Powermergers und Turbomergers. Er besitzt 3 mischbare Midi-Eingänge mit intelligenter Clock-Erkennung, deren Mischung auf einem Midi-Ausgang ausgegeben wird. In den Signalfluß können über einen optional anschließbaren Fußschalter die Befehle „Alle-Noten-Aus“ und „Spielhilfen-Rücksetzung“ eingespeist werden. Somit sind Notenhänger und über „vergessene Controller“ erzeugte Probleme schnell und sicher eliminiert. Außerdem besitzt das Gerät einen Lemmodus, mit dem übereine angeschlossene Tastatur verschiedene Midi-Filter und Konvertierungen programmiert werden können.
Eine zusätzlich integrierte Thru-Box sorgt für den direkten Transport der Midi-Daten zu den Expandern. Für die Thru-Funktion stehen ein Eingang und drei Ausgänge bereit. Der Preis von 298,-DM macht den „QM Merge“ erschwinglich. Dieser Midi-Helfer ist nicht bei Quasimidi, sondern nur über den Fachhandel erhältlich.
Von der Firma Soft Arts macht zur Zeit ein Sequenzer-Programm namens „LIVE“ von sich reden. „LIVE“ und „LIVE BASIC“ unterscheiden sich durch die verschiedene Anzahl von Spuren und die Möglichkeit, System-Exclusiv-Daten verwalten zu können. Des weiteren bietet Soft Arts das schon zu hohem Ansehen gekommene Notendruckprogramm SCORE PERFECT und SCORE PERFECT PRO. Sobald die Programme für uns verfügbar sind, werden sie einem ausführlichen Test unterzogen.
Mit diesem Werbe-Slogan kündigt die Firma „MCS MIDI & COMPUTER SYSTEME“ eine Wechsel-/Festplattenkombination mit der Bezeichnung CADDY(II) an. Die Version für den TT nennt sich schlicht und einfach CADDY, und der CADDY II ist für den MEGA-STE konzipiert. Die Form paßt sich ergonomisch an das STE-Gehäuse an. Der CADDY nimmt nicht nur die Festplatte (bis zu 520 MB) auf, sondern auch noch eine Wechselplatte, wahlweise mit 44 oder 88 MB; ohne Beistellgehäuse, ohne zusätzliches Netzteil, ohne störenden Lüfter und ohne bremsenden Controller (TT). Tatsächlich arbeitet die Festplatte unter voller SCSI-Geschwindigkeit. Das bedeutet mehr als 25% Geschwindigkeitsvorteil! Bis auf die Verbindung zum Computer liegen alle Verkabelungen intern.
so daß der Anschluß von jedem selbst problemlos durchgeführt werden kann. Sogar die 14- und 19- Zoll Monitore von ATARI passen noch gut. Es steht sogar noch etwas mehr Ablagefläche als vorher zur Verfügung. Das stabile graue Gehäuse besitzt SCSI- und DMA-IN/OUT-Anschlüsse und nimmt einen eigenen Host-Adapter auf. Für den TT wird der CADDY mit fertig montierter Wechselplatte inkl. Cartridge geliefert. Die 44-MB Version kostet 998,-DM und mit 88-MB-Cartridge 1348,-DM. Der CADDY II (STE) wird mit fertig montierter Wechselplatte inkl. Cartridge, Host-Adapter, Software und Verbindungskabel DMA/SCSI Out-geliefert. Es sind also keine Lötarbeiten erforderlich. Der Preis für CADDY II mit 44-MB-Wechselplatten-Kit liegt bei 1348,-DM und mit 88-MB-Kit bei 1798,-DM.Für Wechselplattenbesitzer ist auch ein Kit ohne Wechselplatte zu einem Preis von 498,-DM erhältlich.
Von der Firma MCS wird ebenfalls eine 19"-Umrüstung für MEGA STs (1-4) angeboten. Der Arbeitsspeicher und die SCSI-Festplatte können auf Kundenwunsch bestückt werden. Der ROM-Port ist von vorne zu erreichen, und eine Duo-Led zeigt die Midi-Aktivität zur Funktionskontrolle an. Das HD/DD-Diskettenlaufwerk hat eine Kapazität von 1.44 MB bzw. 720 KB. Ein thermostatgesteuerter Lüfter sorgt für die richtige Kühlung. Das 2HE-Gehäuse ist in schwarzem Hartlack gehalten, aber auch mit Sonderlackierung erhältlich. Als Sonderzubehör können auch AT Speed oder TOS 2.06 mit 16 MHZ gewählt werden. Die Grundkosten für den Umbau betragen 649,-DM. Ebenfalls erhältlich sind Host-Adapter (225.-), Einbaufestplatte (52 MB: 569,-), RTS-Tasten (98,-) und Speichererweiterungen; 2 MB für 298,-DM und 4 MB für 479,-DM. Wer seinen Rack-Rechner selber bauen will, kann das einzelne Gehäuse für 298,-DM erwerben. Bühnenmusiker können nun ihren Atari unscheinbar im Rack plazieren.
Wer seinen Atari im Rack plaziert, hat sicherlich auch den Wunsch, eine Festplatte im 19"-Format oder sogar eine Wechselplatte anzuschließen. Auch dies bietet die Firma „MCS“ aus Dortmund an. Das 19"-Wechselplattensystem wird in folgenden Konfigurationen angeboten: MCS 44/88 und MCS 44+/88+. Bei der plus-Version kann die Lauf Werksadresse extern eingestellt werden, und eine Kontrollanzeige signalisiert den DMA/ SCSI-Betrieb. Das Gehäuse mit zwei Höheneinheiten nimmt neuerdings auch eine Festplatte auf (Kombisysteme). Zum Einsatz kommen die Wechselplattenlaufwerke der Firma Syquest SQ555 und SQ5110. Der SCSI-Port ist durchgeschleift, um weitere SCSI-Verbindungen herstellen zu können. Für den ST ist bei der plus-Version ein zusätzlicher DMA-Port vorhanden. Es ist also möglich, dieses System mit verschiedenen Rechnern zu betreiben. Die Wechselplatte ist mit einem Handgriff problemlos zu wechseln. Der Spaß kostet als Version MCS 44 1298,-DM, MCS 88 1598,-DM, MCS 44+ 1598,- und als MCS 88+ 1798, DM. Zum Lieferumfang gehören Netzkabel, SCSI-Kabel. Bei der plus-Version: DMA-Kabel, DMA & SCSI IN/OUT, Software und 1 Wechselplattenmedium plus Handbuch. Die 44er- und 88er-Wechselplattensysteme sind auch als Kombination mit einer Festplatte wahlweise mit 105 und 210 MB als „normale“ Tischgeräte erhältlich.
Ab März 1992 macht das Arrangier- und Begleitprogramm SESSION PARTNER einen Zehntelsprung in seiner Versionsnummer auf Version 1.3. Das Programm wurde fast vollständig neu geschrieben. Dadurch sind neue Bedienelemente und über 12 neue Funktionen hinzugekommen. Die wichtigsten Neuerungen sind Anpassung an den GS-Standard, Multi-Setup, Midi-Clock, grafische Akkordangabe mit Tik-Auflösung, Realtime-Groove-Regenerierung und Anzeigen von Songtexten. Registrierte User können ein Update für DM 40,- direkt beim Hersteller bestellen. Der Session Partner ist im letzten Jahr bereits von der ST-COMPUTER getestet worden. Dies war eine ältere Version, die bis heute stark verbessert wurde. Wer näheres wissen will, möge bitte dort nachlesen.