Panda und Koala - Die Bären sind los

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Das Desktop über den Farbemulator PANDA mit seinen riesigen Icons

PANDA und KOALA hat Timo Roller seine beiden Emulatoren genannt, die in der Sonderdisk-Serie von MAXON erschienen sind. Mit ihnen kann man platz- und geldsparend fast alle Programme auf dem Atari benutzen: mit Hilfe von PANDA lassen sich Farbprogramme auch auf dem Schwarzweiß-Monitor SM 124 starten, und KOALA erschließt die schwarzweiße Weit für einen Farbbildschirm.

Beide Programme lassen sich einfach per Doppelklick oder über den Auto-Ordner starten, wobei es allerdings etwas lästig ist, daß man die Installation nochmals per Tastendruck bestätigen muß.

Anschließend findet man sich im jeweiligen neuen und ungewohnten Desktop wieder: der Farbemulator präsentiert sich mit den riesigen Icons der niedrigen Auflösung (320*200 Pixel), während die hohe Auflösung auf dem Farbmonitor etwas zerdetscht ausschaut.

Funktionsprinzip

Auf Grund der erheblich höheren Auflösung des SW-Monitors können die 16 Farben bequem in Grauraster umgesetzt werden, wobei jeder original farbige Pixel durch eine Kombination von vier monochromen repräsentiert wird. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ist der Bildaufbau wegen der Umrechnung zu langsam, kann man in einen Vier-Bilder-Modus umschalten, der die Rechnerei stark vereinfacht und stattdessen vier verkleinerte Farbauszüge darstellt. Prinzipbedingt sind dann aber nicht in jedem Bild alle Figuren zu erkennen.

SW-Programme auf den Farbbildschirm zu zaubern, ist dagegen etwas komplizierter, da man dort maximal über die halbe Zeilenanzahl verfügt. So gibt es einen Modus, der zwar das gesamte Bild zeigt, dafür aber jede zweite Bildschirmzeile unter den Tisch fallen lassen muß. Die kleine und mittlere GEM-Schrift werden dadurch praktisch unlesbar, und auch bei den Kleinbuchstaben des 8* 16-Fonts muß man schon genauer hinsehen. Außerdem sind selektierte und nicht selektierbare Knöpfe bzw. Icons kaum erkennbar. Als Alternative gibt es noch einen weiteren Modus, in welchem nur ein Ausschnitt dargestellt werden kann. Man hat dann zwar die volle Auflösung mit guter Lesbarkeit aller Schriften, muß aber mit der Maus den gezeigten Bereich verschieben. Das geht sehr schnell, ist aber trotzdem ziemlich unübersichtlich.

Kompatibilität

Selbstverständlich kann ein Emulator niemals 100%ig das Vorbild ersetzen, vor allem, wenn softwaremäßig Hardware nachgeahmt werden soll. Trotzdem sind die Resultate der beiden Bärchen beachtlich. Prinzipiell läßt sich sagen, daß sich alle "sauber" programmierten Anwendungen überlisten lassen. Selbst SIGNUM oder STAD - die ja bekanntlich von GEM-Anpassung nicht viel halten - verrichten auf dem fremden Bildschirm ihren Dienst. Auch REPRO STUDIO JUNIOR, HALMA (ST-PD #493), ULTRIS (ST-PD #493) oder die Block-out-Variante SETZ-AB (ST-PD #346) laufen, bei letzteren muß man sogar schon genau hinsehen, um Unterschiede zu erkennen.

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Das Farbspiel STONES im Vier-Bilder-Modus

Auch bei den Farbprogrammen auf dem SW-Monitor ist die Bilanz erfreulich. Praktisch alle getesteten PD-Programme funktionieren, so zum Beispiel BIKER (ST-PD #290), Farbtetris STONES (ST-PD #290), GEM-CALC (ST-PD #214), EDIMAX und sogar der ANIMATOR (ST-PD #256). Nach Angaben des Programmentwicklers arbeiten auch DEFENDER OF THE CROWN, BUBBLE GHOST, NINJA MISSION oder OUT RUN. Bei kommerziellen Spielen kann es aber wegen BootSektor-Tricks, Kopierschutz und hardwarenaher Grafikprogrammierung eher zu Problemen kommen.

Emulator vs. Monitor

Hinsichtlich Platzbedarf und Kosten sind die beiden Emulatoren eine verlockende Alternative zu einem zweiten Monitor. Obwohl beide Programme im Rahmen ihrer Möglichkeiten gut arbeiten, möchte ich niemandem empfehlen, über KOALA Textverarbeitung oder DTP auf einem Farbbildschirm betreiben zu wollen. Spiele und gelegentlich benutzte Utilities lassen sich schon eher akzeptieren. Wenn sich ein Programm täuschen läßt, liefert PANDA ein hervorragendes Bild, dem eben nur die Farben fehlen und das gelegentlich im Bildschirmaufbau etwas träge ist. Wer seinen Rechner nicht ausschließlich als Spielemaschine benutzt, ist mit dem SM 124 und Farbemulator besser bedient als mit der umgekehrten Kombination.

Abschließend sei nochmals darauf hingewiesen, daß sich moderne Fernsehgeräte mit Euro-AV-Buchse ("audio-visuelle Schnittstelle" in der Unterhaltungselektronik) direkt über ein Kabel (ca. 28 Mark) an den Atari anschließen lassen. Ohne den Umweg über einen wesentlich teueren UHF-Modulator (ca. 150 DM) ist die Bildqualität u. U. besser als auf einem billigen Farbmonitor. Darüber hinaus kann man sich über diesen AV- Anschluß auch problemlos die benötigten Signale für Digitizer und Videotext-Dekoder (z.B. c't-Projekt oder von Print Technik) abzweigen. Und Fernsehen kann man damit auch noch.


thl
Aus: ST-Computer 05 / 1992, Seite 46

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