Textverarbeitung mit Tempus-Word (Teil 2)

Teil 2: Die Spaghetti-Texte oder: Wie schreibe ich meine Diplomarbeit?

In der heutigen Folge wird es - wie angekündigt - um die Bearbeitung langer Texte gehen, wie sie hauptsächlich im wissenschaftlichen Bereich, aber auch überall dort zu linden sind, wo Menschen anderen komplexere Sachverhalte schriftlich erklären.

Die Spannweite reicht von der kleinen Seminararbeit mit vielleicht zehn Schreibmaschinenseiten über Diplomarbeiten, Dissertationen und ähnliche Schriften in kleiner und kleinster Auflage, die allseits bekannten und doch so geschmähten Handbücher bis zu den großen, bibliophilen Werken der Weltliteratur mit vielen Seiten, leinenem Einband und schönen Lettern. Es beruht alles auf denselben Grundlagen.

„Nein!“, wehren sich die Apologeten der Produktvielfalt, „heutzutage bringt der Einsatz von Computern beim Abfassen von studentischen Arbeiten vor allem wegen der unendlichen gestalterischen Möglichkeiten den Vorsprung vor den Kommilitonen und -innen. Berichte werden von Vorgesetzten ja auch nur noch gelesen, wenn sie ständig in entscheidend neuem Layout daherkommen - zweimal dasselbe Layout ist langweilig. Man muß doch zeigen: Dieser Mensch kann einfach alles aus seiner Textverarbeitung herausholen. Heute gilt nunmal Design statt Sein und die Form ist eben die Botschaft ...“(Brems ...) Wenn Sie auch dieser Ansicht sind, sollten Sie sich ein DTP-Programm nehmen (siehe die erste Folge) und Layouts für Werbeplakate entwerfen, für inhaltliche Arbeiten werden Sie sowieso keine Zeit mehr haben.

Sehen wir uns einmal auf dem Markt der Möglichkeiten um: Verlage werden kaum auf die - ökonomisch tödliche - Idee verfallen, für jedes Buch ein komplett neues Layout entwerfen zu lassen. Im Gegenteil, ganze Buchreihen mit manchmal mehreren hundert Einzeltiteln bekunden ihre gleiche Abkunft in den Regalen der Buchhandlungen durch immer gleiche Einbände, gleiche Formate, durch das gleiche Schriftbild, den gleichen Satzspiegel, die gleiche Paginierung etc. Legionen von Taschenbüchern: alle in der Uniform ihres Verlages. Aber selbst teurere Werke, die schon fast das Prädikat bibliophil verdienten, ließen sofort ihre Verwandtschaft zu Publikationen des gleichen Verlages erkennen, wollte man sie nur nebeneinander stellen.

Bei den Hochschulschriften ein ähnliches Bild: Normen für die Gestaltung des Titelblattes und der formalen Ausgestaltung bei Abschlußarbeiten, Normen für das Papierformat, die Bindung und vieles mehr. Und dann gibt es ja auch noch das Deutsche Institut für Normung, das um der lieben Ordnung willen auf unser ganzes Leben seinen DIN-Stempel drückt.

Das alles macht es uns recht einfach, nach eingehender Analyse der Bestandteile von wissenschaftlichen und protowissenschaftlichen Schriften eine Standardvorlage für alle Fälle zu kreieren, die leicht abgewandelt den einzelnen Geschmäckern angepaßt werden kann.

Inhalt und Gestaltung

Wie sind nun lange Texte aufgebaut? Ganz grob können wir in inhaltliche und gestalterische Bereiche unterscheiden. Für Schriften im wissenschaftlichen Bereich hat sich eine Gliederung der Gesamtanlage herausgebildet, die mehr oder weniger vollständig in Seminararbeiten und in den großen Werken gleichermaßen zu finden ist. Sie besteht aus drei Hauptteilen und umfaßt:

Die Titelei

Sie wird auch als Präliminarien bezeichnet und enthält alles, was für das Erschließen und das Einordnen einer Schrift von Bedeutung ist. Hierzu zählen:

  1. Die eigentliche Titelseite mit Autorennamen, Titel, Untertitel, ggf. Angaben zur Ausgabe und Auflage sowie dem Verlagsnamen. Sie ist nicht zu verwechseln mit dem Schutzumschlag oder bei Taschenbüchern dem Einband, auch wenn jene ähnlich aufgebaut sind wie sie. Die Titelseite liegt immer auf einer rechten, daß heißt: vorderen Blattseite.
  2. Die darauffolgende linke Seite mit den Copyright-Hinweisen und - bei deutschen Publikationen in Buchform oder als Zeitschrift die CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek.
  3. Darauf folgend - sofern vorhanden - Widmungen, Geleit- und/oder Vorworte der Verfasser(innen), Herausgeber(innen) etc., die jeweils auf einer rechten Seite beginnen.
  4. Das Inhaltsverzeichnis schließt sich auf der nächsten rechten Seite an, direkt gefolgt von den Errata (die Berichtigungen dürften nur bei Büchern Vorkommen, bei denen erst nach dem Satz des Textes Fehler gefunden wurden und bei denen ein Ersetzen zu teuer würde).
  5. An das Inhaltsverzeichnis können sich jeweils auf einer rechten Seite beginnend weitere Verzeichnisse für Abbildungen, Tabellen und Abkürzungen in dieser Reihenfolge anschließen, sofern im Haupttext vorhanden.

Der Textteil

Er beginnt immer auf einer rechten, also vorderen Seite. Er wird im allgemeinen durch Kapitel, Abschnitte, Unterabschnitte, die den jeweiligen Überschriften zugeordnet sind, und diversen Absätzen gegliedert sein. Kapitel sollten zumindest auf einer neuen Seite beginnen, bei entsprechender Länge der Schrift und doppelseitigem Druck empfiehlt sich sogar der Beginn immer auf einer rechten Seite, auch wenn dadurch die vorangehende linke Seite komplett leer bleibt.

Die Anhänge

Die diversen Anhänge sollten wie die anderen Hauptteile der Gesamtanlage auch immer auf einer rechten Seite beginnen. Auch für die Anhänge gibt es eine Reihenfolge, die sich in wissenschaftlichen Schriften durchgesetzt hat:

  1. Die inhaltlich begründeten Anhänge wie Zahlenmaterial bei empirischen Arbeiten, Programmtexte etc.
  2. Anmerkungen zum laufenden Text, sofern sie nicht als Fußnoten oder Kapitelnoten direkt im Text aufgeführt sind.
  3. Glossare
  4. Bibliographien
  5. Indexregister

Natürlich gibt es von dieser Idealform auch Abweichungen - so wird von einigen Verlagen das Inhaltsverzeichnis ans Ende des Buches verbannt - aber im allgemeinen kann sie uns als Vorgabe für unser Standarddokument dienen.

Die gestalterische Form

Drucken lassen oder selbst vervielfältigen?

Die einzelnen Schriften lassen sich typischerweise nach ihrer Auflage unterscheiden. Seminararbeiten und Berichte entstehen meistens nur in einigen wenigen Exemplaren, Diplomarbeiten und Dissertationen haben in der Regel eine Auflage von nicht mehr als zweihundert und Handbücher, je nach Verkaufserfolg des entsprechenden Produktes, eine größere oder kleinere Auflage. Nach der Höhe der Auflage empfiehlt sich die eine oder andere Methode zum Druck und zur Vervielfältigung des Elaborates. Bei wenigen Exemplaren kommt meist der eigene Drucker zum Einsatz, bei einer mittleren Zahl kann der Drucker, sofern er eine erträgliche Schriftqualität aufweist, eine Vorlage erzeugen die dann fotomechanisch vervielfältigt wird (entweder durch Fotokopie oder Fotosatz), und bei großen Auflagen, vor allem, wenn sie als Buch von Verlagen veröffentlicht werden, dürfte sich die gestalterische Arbeit in der Erzeugung eines Manuskriptes erschöpfen. Ein Manuskript aber besteht meistens aus Schreibmaschinenseiten, und für diese gibt es in der einschlägigen Literatur recht befriedigende Layout-Vorschläge. Auch für die anderen Texte kann die gute alte Schreibmaschinenseite durchaus ein Vorbild sein. Wir werden deshalb ausgehend vom Manuskript eine Vorlage entwerfen, die für Selbstdruck ebenso wie für die Manuskripterstellung geeignet ist.

Papierformate

Unsere Schreibmaschinenseite hat im allgemeinen das Format DIN A4. Es dürfte für die meisten Arbeiten auch das Format schlechthin sein. Wir sehen es deshalb für unser Standarddokument vor. Handbücher könnten auch im Format A5 gehalten sein, da hier der Papierverbrauch geringer und das Format einfach handlicher ist. Allerdings können die ‘Druckvorlagen’ für diese Publikationen ebenfalls im Format A4 erstellt und dann um den Faktor 0,71 auf A5 verkleinert vervielfältigt werden. Die so erzielte höhere Auflösung der Fotokopie oder des Films kommt wesentlich der Qualität des Schriftbildes zugute. Die Auflösung eines Laserdruckers wird dabei von 300 Punkten pro Zoll (dpi) auf immerhin 424 dpi erhöht, die eines 24-Nadeldruckers sogar von 360 dpi auf 509 dpi und dessen Punktgröße von meist 0,2 mm auf 0,14 mm verringert. Die gefürchteten ‘Treppen' in schrägen Linien sind bei einer Verkleinerung von A4 auf A5 selbst bei 24-Nadeldruckern schon fast nicht mehr zu sehen, ein annehmbares Schriftbild ist die Folge, auch wenn es dann immer noch längst nicht an die über 2400 dpi eines Satzbelichters heranreicht.

Satzspiegel

Schreibmaschinenseiten werden in der Regel ja nur auf der Vorderseite beschrieben, und für Dokumentenarten aus dem universitären Bereich ist dies auch vorgeschrieben oder zumindest üblich. Der Text wird normalerweise in einer Spalte auf dem Blatt angeordnet und die Literatur empfiehlt etwa folgende Ränder einzuhalten: links und oben 4cm, rechts 1-2cm, wobei ein Rand von lern bei im Blocksatz ausgerichtetem Text zu gedrängt wirkt, so daß wir besser 2cm verwenden, und unten wird ein Rand von 2-3cm vorgeschlagen. Die Seitenzahlen sollen ca. 2,5cm von der oberen Blattkante entfernt in der Mitte der Textbreite stehen.

Das ergibt einen Satzspiegel, wie er in Abbildung 2 auf der rechten Seite zu sehen ist. Der größere linke Rand erlaubt es, die einzelnen Blätter auf die verschiedenste Art zusammenzuhalten, ohne daß beim Aufschlagen des Machwerks der linke Rand des Textes unlesbar wird oder das Blatt an einer gewissen Schieflage leidet.

Vorlagen für den doppelseitigen Druck werden einfach dadurch gebildet, daß die Rückseite als Spiegelung der Vorderseite gesehen wird: Was vorne der linke Rand war, ist hinten der rechte.

Zeichensätze

Der Gebrauch bestimmter Schrifttypen unterliegt eigentlich dem Geschmack, und jedem dürfte klar sein, daß hier weniger mehr ist; trotzdem ein paar Anmerkungen dazu: Zuerst einmal die Frage, für welche Dinge verschiedene Schriftarten gebraucht werden. Da wäre natürlich die Schrift, in der aller Text gesetzt wird, der keine Besonderheiten aufweist. Sie wird auch der Brotfont genannt. Außer Zweifel: der Titel verdient eine eigene Schriftart, d’accord. Als nächstes die Überschriften von Kapiteln, Abschnitten, Unterabschnitten, Unter-Unterabschnitten etc. Daß sich Überschriften generell vom Text abheben sollten, ist zwar evident, aber ob jede Hierarchiestufe ihre eigene Schrifttype benötigt, ist doch zweifelhaft. Vor allem, wenn Überschriften in einem numerischen Gliederungssystem angeordnet sind, dürften zwei Schnitte derselben Schriftart, die sich nur in der Größe unterscheiden, genügen. Als nächstes die Hervorhebungen, da dürften maximal zwei Arten genügen, besser wäre sogar nur eine. Nichts wirkt schlimmer als eine Hervorhebung in der Hervorhebung in der Hervorhebung in der... Soll der Text auch Anmerkungen enthalten, dann empfiehlt sich hierfür die gleiche Schriftfamilie wie die des Brotfonts, nur um eine Stufe kleiner. Da auch in Anmerkungen Text hervorgehoben werden darf, sollte noch eine passende kleinere Variante der Hervorhebungstypen vorgesehen werden. Darf's noch eine Schriftart mehr sein? Nein danke, das reicht vorerst.

Welche Schriften nehmen wir? Die Antwort auf diese Frage ist Geschmacksache und deshalb sind die folgenden Überlegungen eigentlich nur als Anhaltspunkte zu verstehen, sie brauchen ja nicht so übernommen zu werden.

Für längere Texte immer noch der Renner sind die Serifen-Schriften wie die Times-Roman. Sie wirken einfach seriöser und zurückhaltender als die Grotesk-Schriften (Swiss etc.) und sind bei langen Texten etwas leichter zu lesen. Ich schlage deshalb als Brotfont eine Times-Schrift vor. Soll die Vorlage nicht von A4 auf A5 verkleinert werden, ist ein Schnitt von 10 Punkt genau die richtige Größe; wollen Sie verkleinern, empfiehlt sich der 12-Punkt-Schnitt, der nach der Verkleinerung eine Größe von genau 8,48 Punkt hat. Eine verkleinerte 10-Punkt-Schrift wirkt etwas zu winzig.

Für die Auszeichnungen hat sich bei gedruckten Publikationen der kursive Schnitt des verwendeten Brotfonts durchgesetzt. Hierfür sollten Sie aber keinesfalls das Schriftattribut ‘kursiv’ verwenden, denn das sieht vor allem bei den Times-Schriften abscheulich aus. Besser ist es. Sie verwenden den Schnitt Times-Kursiv-10-Punkt. Bei zu verkleinernden Vorlagen natürlich den 12-Punkt-Schnitt.

Für die Anmerkungen paßt zu einem 10-Punkt-Brotfont der 8-Punkt-Schnitt. Für eine Verkleinerung von A4 auf A5 wählen Sie dann die 10-Punkt-Schrift, auch wenn das Verhältnis von fließendem Text zur Anmerkung nicht ganz exakt dasselbe ist. Somit kommen also noch die Times-Roman und die Times-Roman-Kursiv in 8 Punkt (oder 10 Punkt) dazu.

Bei den Überschriften haben wir die freie Auswahl. Entweder wir entscheiden uns für eine Swiss (wird von den Kunden gern gekauft), oder wir verwenden die Times-Roman-Kapitälchen, die auch recht nett wirkt. In jedem Fall aber brauchen wir den größten verfügbaren Schnitt, den TEMPUS-WORD uns derzeit anbietet: 14 Punkt. Die Kapitelüberschriften setzen wir notgedrungen mit den Schriftattributen groß und breit, was einem 28-Punkt-Schnitt entspricht, und die untergeordneten Überschriften setzen wir in normaler Größe. Die Schriftattribute groß und breit lassen zwar die Treppen bei Rundungen und Schrägen besser zur Geltung kommen, aber wir werden damit leben müssen, bis uns CCD eventuell größere Schriftschnitte spendiert.

Wenn wir die Titelseite aus den Schriftsorten für die Überschriften aufbauen, was sicherlich nicht die schlechteste Idee ist, kommt unser Standarddokument mit insgesamt fünf Schrifttypen aus, und auf Schriftattribute können wir so gut wie ganz verzichten.

Durchschuß

Bei der Arbeit mit der Schreibmaschine hat sich ein eineinhalbfacher Zeilenabstand (Durchschuß) für den normalen Text und ein einfacher für Anmerkungen eingebürgert. Das sieht bei einer 10-Punkt-Schrift recht annehmbar aus und wirkt auch bei einer 12-Punkt-Schrift für eine Verkleinerung noch recht befriedigend. Die Zeilenschaltung an Schreibmaschinen ist übrigens auf 12-Punkt-Zeichen bezogen. Das bedeutet, daß ein einfacher Zeilenabstand (auch bei TEMPUS-WORD) genau 12 Punkt (1/6M) beträgt. Ein eineinhalbfacher Abstand entspricht dann 18 Punkt (1/4M) und ein doppelter Zeilenabstand eben 24 Punkt. Mit 12/18/ 24 Punkt haben wir ein Raster, mit dem sich eine recht ansehnliche Verteilung des Textes bewerkstelligen läßt.

Textaufbau

Der Haupttext unterteilt sich logischerweise zuerst einmal in Überschriften und normalen Text. Die Überschriften bilden meistens eine hierarchische Struktur, die durch verschiedene gestalterische Mittel verdeutlicht werden kann, ein weit verbreitetes ist die Numerierung und hierbei die Dezimalzählung. Zum einen erlaubt sie eine schier beliebige Gliederungstiefe - was sicherlich nicht immer sinnvoll ist -, und zum zweiten wird die Hierarchiestufe der Überschrift schon durch die Numerierung angezeigt, so daß auf weitere gestalterische Klimmzüge verzichtet werden kann. Es genügt dann, wenn die Kapitelüberschriften in einem größeren und alle anderen Hierarchiestufen im selben kleineren Schnitt gesetzt werden. Durch die Numerierung der Überschriften sollte auf eine Zentrierung verzichtet werden. Außerdem wirkt ein linksbündiger Anschlag vor allem bei längeren Überschriften gelassener und riecht nicht so sehr nach Bundesgesetzblatt („Art. 99, § 1022, Abs. 3 ...“). Daß sich Blocksatz bei Überschriften verbietet, bedarf keiner Erwähnung, aber auch eine Worttrennung innerhalb von Überschriften sieht einfach scheußlich aus, sollte also unterbleiben.

Eine Kapitelüberschrift, die ja immer am Anfang einer neuen Seite steht, sollte übrigens noch etwa einen Zentimeter unter dem Beginn des Satzspiegels, also 5cm unter der Blattoberkante beginnen.

Die Absatzenden des fließenden Textes müssen immer erkennbar sein. Um dies zu gewährleisten, gibt es wieder verschiedene Möglichkeiten: Zum einen können Absatzenden mit einem größeren Zeilenabstand versehen werden, die ‘modernere’ Form. In unserem Raster wäre schon ein doppelter Zeilenabstand am Ende eines Absatzes gut sichtbar. Zum anderen kann der Anfang einer Zeile auch um einige Millimeter eingezogen werden. Dann braucht der Absatzabstand nicht größer als der normale Zeilenabstand zu sein. Wir werden uns für die modernere Form, die Vergrößerung des Absatzabstandes, entscheiden.

Die Anmerkungen

„Anmerkungen enthalten Material, das im Text der Arbeit nicht gebracht werden kann, da es nur mittelbar auf den Text Bezug hat und die glatte Lektüre stören würde, das aber auf der anderen Seite doch für eine wissenschaftliche Abhandlung unentbehrlich ist." Sie dienen hauptsächlich a) zur Dokumentation (Quellenangabe) und b) zur Modifizierung der im Text aufgeführten Thesen.

Für die Leser(innen) am einfachsten ist es, Anmerkungen als Fußnoten an den unteren Rand des Satzspiegels zu schreiben. Sie werden dann durch einen Strich vom laufenden Text getrennt, der etwa ein Drittel der Satzspiegelbreite lang ist. Eine Fußnote muß immer auf der Seite beginnen, auf der auch ihre Referenz im Text steht. Beginnt eine Fußnote erst auf der folgenden Seite, dürfte die Verwirrung groß sein und die Leserschar verärgert. Ist eine Fußnote sehr lang und paßt nicht komplett unter den laufenden Text, darf sie aber auf der nächsten Seite unter dem weiterlaufenden Text fortgesetzt werden, ihr Verweis steht dann im allgemeinen in der letzten Textzeile direkt über den Anmerkungen. Bei endlosen Fußnoten, die über eine Seite hinausgehen, sollten immer noch mindestens drei Zeilen laufenden Textes pro Seite gedruckt werden. Eine reine Fußnotenseite ist verpönt. Im übrigen sollten Sie sich überlegen, ob derart lange Fußnoten inhaltlich gerechtfertigt sind.

Anmerkungen werden in arabischen Ziffern entweder pro Seite oder kapitelweise durchgezählt, die Verweise auf sie werden am besten nur als einfache Zahlen ohne öffnende und schließende Klammer hinter ein Wort oder hinter das letzte Interpunktionszeichen (Komma, Punkt, Abführung) hochgestellt.

Lebende Kolumnentitel

Die Seitenzahlen sollten bei Manuskripten in der Mitte über dem Text stehen. Was aber bei Manuskripten noch gerade angehen kann, da sie sowieso meist nur abgetippt werden und dann im Orkus verschwinden, dürfte bei allen anderen Texten, die auch gelesen werden sollen, nicht der Weisheit letzter Schluß sein. Hier könnten wir unseren Leser!inne)n ein wenig mehr Informationen zukommen lassen als ein schnödes 146 Auch ein „Seite 146“ kündet eher vom weißen Schimmel als daß es genauere Angaben machte, wo im Text sich die geneigte Leserschar denn nun befinde. Vielleicht wäre es ja hilfreich, einfach die aktuelle Kapitelüberschrift in kleineren Lettern auf jeder Seite über dem Text zu wiederholen. Die Seitenzahlen haben dann ja auch noch außen Platz. Für diese Form der Gestaltung von Kopfbereichen gibt es einen Fachbegriff: die lebenden Kolumnentitel. Beim einseitigen Druck sollte ein Kolumnentitel aus einer Kurzfassung des Haupttitels und der aktuellen Kapitelüberschrift bestehen. Dieser Text kann entweder linksbündig oder zentriert gestellt werden, die Seitenzahl steht immer am rechten Rand. Ein Kolumnentitel umfaßt immer nur eine Zeile und sollte erkennbar vom fließenden Text abgehoben sein. Am besten, er steht eben auf der Höhe der Seitenzahlen einer Schreibmaschinenseite. Lebend werden die Kolumnentitel, weil sie sich mit den einzelnen Kapitelüberschriften ändern. Die Seite, auf der ein Kapitel anfängt, hat im allgemeinen keinen Kolumnentitel, selbst auf die Seitenzahl kann hier verzichtet werden. Ebenso haben leere Seiten, wie sie bei doppelseitigem Druck vor einem Kapitelbeginn vorkommen können, weder einen Kolumnentitel noch eine Seitenzahl, sie werden aber immer mitgezählt.

Die Abbildung zeigt eine Beispielseite mit einem Kolumnentitel für einseitigen Druck. Der Kolumnentitel besteht aus einer Kurzfassung des Titels „Textverarbeitung:", der Kapitelüberschrift „Die Spaghetti-Texte:" und dem Abschnittstitel „Lebende Kolumnen". Das Stichwort für den Haupttitel des Werkes ist am linken Rand angeschlagen. Die beiden wechselnden Überschriften sind zentriert in die Zeile gestellt. Die Seitenzahl ist rechtsbündig ausgerichtet. Um den Kolumnentitel vom fließenden Text abzuheben, wurde er kursiv in einem etwas kleineren Schnitt gesetzt (es ist der Schnitt für die Anmerkungen) und zusätzlich durch einen Strich, der über die gesamte Satzspiegelbreite geht, nach unten abgegrenzt.

Für den doppelseitigen Druck gilt: Auf der linken, geraden Seite befindet sich nur der Titel des Werkes, auf der rechten, ungeraden Seite die Kapitelüberschrift und der Abschnittstitel. Der Kolumnentitel auf der linken Seite ändert sich innerhalb des ganzen Werkes nicht, der Titel auf der rechten Seite variiert von Abschnitt zu Abschnitt. Abschnittstitel sollten übrigens nur dann in Kolumnentitel vorkommen, wenn die einzelnen Abschnitte auch tatsächlich über mehrere Seiten gehen. Wenn auf eine Seite gleich mehrere Abschnitte passen, dann genügt die Kapitelüberschrift vollauf.

Eine Beispielseite mit einem Kolumnentitel bei einseitigem Druck

Bibliographien und Zitate

Da die meisten wissenschaftlichen Werke nicht ohne eine Liste der verwursteten Literatur auskommen (Reputation bemißt sich anscheinend auch an der Länge der Literaturliste???), soll auch die Gestaltung von bibliographischen Hinweisen und Zitaten kurz besprochen werden. Ein Eintrag in eine Literaturliste sollte einzeilig und mit einer leichten Einrückung seiner zweiten und folgenden Zeilen gesetzt sein. Längere Zitate im laufenden Text können einzeilig mit dem Zeichensatz der Anmerkungen als selbständige Absätze vom eigenen Text abgehoben werden.

Das Indexregister

Eine Sonderstellung in der Seitengestaltung nimmt das Indexregister ein. Jeder Eintrag im Register besteht aus dem indizierten Begriff, am besten gefolgt von einem Komma, einem Leerzeichen und daran anschließend gleich den einzelnen Seitenzahlen, auf denen der Begriff zu finden ist, wieder durch Kommata voneinander getrennt. Das Register des TEMPUS-WORD-Handbuches sollte kein Vorbild sein, da man hier durch den großen Abstand zwischen Begriff und Seitenzahl leicht in eine falsche Zeile rutscht. Da eine Zeile normalerweise aus einem relativ kurzen Wort und einigen wenigen Seitenzahlen besteht, wäre es unsinnig, ginge eine Registerzeile über die gesamte Satzspiegelbreite und würde dann meistens nur der linke Teil der Zeile beschrieben.

Besser wirkt hier eine Aufteilung in zwei Spalten, wobei zuerst die linke und dann die rechte Spalte vollständig gefüllt werden. Als Vorbild können Lexika wie der Duden gelten. Bei der letzten Seite des Registers sollten allerdings die beiden Spalten gleichmäßig weit gefüllt sein, so daß sie in der gleichen Höhe enden.

Ist ein Eintrag in das Register doch einmal länger als eine Spaltenzeile, sollten die weiteren Zeilen des Eintrages eingerückt werden, um ihre Zugehörigkeit zur Hauptzeile zu verdeutlichen und das Auffinden der Begriffsanfänge zu erleichtern. Ein Wechsel des Anfangsbuchstabens der Begriffe sollte auf jeden Fall durch einen größeren Zeilenabstand gekennzeichnet werden.

Die Einträge in das Register werden entweder mit dem Brotfont oder dem Font für die Anmerkungen gesetzt, der Zeilenabstand ist am besten einzeilig (je nach Schriftgröße 10 oder 12 Punkt).

Damit haben wir die Schriftstücke in ihren inhaltlichen und gestalterischen Bestandteilen seziert und können jetzt versuchen, das gesagte in ein TEMPUS-WORD-Standarddokument umzusetzen. Doch dazu mehr im nächsten Teil.


Rolf Dorr
Aus: ST-Computer 05 / 1992, Seite 60

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