Mailbox-Programme - Living in a box

Jeder Computeranwender kommt irgendwann an den Punkt, wo er sich ein Modem kauft oder er einen Bekannten hat, der ein solches besitzt. In der heutigen Zeit bietet sich eine Fülle von Möglichkeiten, die man mit solch einem Datenübermittler hat. So bietet z.B. die Telekom allen Leuten die Chance sich per Modem als Gast ins BTX einzuloggen und dort den stellenweise kostenlosen Service einiger Firmen zu nutzen.

Des weiteren gibt es mittlerweile viele Großunternehmen, die ihren Vertretern in aller Welt Zugang zu einem Datensystem verschaffen, indem sie sich die neuesten Informationen besorgen können. Sich möglichst schnell und mengenintensiv zu informieren, ist also das Motto.

Das möchten natürlich auch die Tausende von Privatanwendern, die keinen Zugang zu solchen Datenbanken haben, aber ein Modem besitzen. Für all diese Personen kommen die privaten Netze und ihre zugehörigen Mailboxen in Frage, wo sie unter Umständen weitere Tausend von Anwendern finden, die das gleiche Problem quält: sie suchen oder möchten gerade etwas verkaufen, wollen überein bestimmtes Thema diskutieren, das evtl, erst in der nächsten Ausgabe der abonnierten Zeitschrift steht etc. Dies alles findet man in Mailboxen, zu deutsch 'Briefkästen'.

Wer betreibt eine Mailbox?

Eine Mailbox privat zu betreiben, ist eine schwere Entscheidung. Denn es ist nicht damit getan, sich die Software zu besorgen. Immerhin muß eine Telefonleitung vorhanden sein, die auch größtenteils frei sein sollte von persönlichen Dauergesprächen. Auch die Rechner-Hardware will gestellt sein, was bereits einen großen Schnitt in den Geldbeutel bedeutet. Hat der Geneigte sich alles Notwendige an Hardware besorgt, stellt sich die Frage, welches Mailbox-Programm er sich zulegen soll. Vorbei sind die Zeiten, wo es nur ein oder zwei Programme gab. Auf dem Atari ST gibt es mit Sicherheit 10 Programme, die einen gewissen Betrag kosten und mindestens genauso viele, die auf dem PD-Sektor als Stand-Alone-Projekte mal angefangen wurden und nicht weiterentwickelt worden sind.

Hier soll jetzt kein fundierter Test der einzelnen Systeme stattfinden, da ein solcher nur über Wochen oder Monate laufen kann, weil man erst nach gewissen Laufzeiten Vorteile und Schwächen eines Systems kennenlernt. So mögen die Autoren der hier vorgestellten Programme verzeihen. wenn ich Befehl xyz zu erwähnen vergaß und es doch Modul abc für diese Aufgaben gibt. Dieser Bericht soll lediglich die Systeme kurz vorstellen und einige Funktionen anreißen. Angesprochen sind hier alle DFÜ-User, die sich seit längerem mit dem Gedanken auseinandersetzen, eine Mailbox zu eröffnen. Ich setze auch voraus, daß sich der oder die User/in auch schon länger mit der DFÜ beschäftigt und sich in diversen Mailboxen eingeloggt hat. Alle grundlegenden Funktionen und Befehle wie Schreiben und Lesen werden hier nicht erwähnt, da sie einfach vorausgesetzt werden. Ist Ihre Wahl durch diesen Artikel auf ein oder zwei Programme gefallen, sollte der nächste Schritt ein selbständiger Test im entsprechenden System sein. Eine Mailbox-Nummer zum jeweiligen System finden Sie in der Tabelle.

Kombox

Als erstes präsentiert sich die Kombox. Die hier vorliegende Version 2.05 wurde auf einer hochformatierten 3,5“-Diskette geliefert. Dazu gibt es ein geklammertes 44seitiges Handbuch. Programmiert ist Kombox in GFA-BASIC und der Autor Bernhard Hüttemann ist seit drei Jahren mit diesem Projekt beschäftigt.

Legt man die Disk ins Laufwerk und startet die Box-Software, gelangt man ohne weitere Probleme bis zum Online-Screen der Box. Ab dort ist ein Bildschirmschoneraktiv, der alle 30 Sekunden den Schirm für 5 Sekunden sichtbar schaltet. Selbst Tastatur- oder Mausaktionen werden ignoriert; lediglich die Kombination CTRL-SHIFT-ALT reißt die Konsole aus ihrem Schlaf. Nun hat man die Möglichkeit, sich von der Konsole aus einzuloggen, den Boxservice aufzurufen, die Konsole zu sperren oder das Programm zu verlassen. War der Online-Screen noch im schlichtem TOS-Gewand. verbirgt sich im BOX-ServicederGEM-Teil.derdem Sysopden nötigen Komfort zur Bedienung und Wartung der BOX bereitstellen läßt.

Ohne Arbeit geht es nicht

Keine Mailboxsoftware kann man sich selbst überlassen und so ist es die Aufgabe des Sysops dafür Sorge zu tragen, daß alles seinen richtigen Gang geht, soweit dies BOX-technisch zu realisieren ist. Das kann bei unkomfortablen und großen Programmen eine Menge Arbeit bedeuten und strapaziert die Geduld des Sysops sicherlich nicht nur einmal. Und gerade dieser BOX-Service sollte so umfangreich wie möglich sein. Bei der Kombox wird dieser Teil als Modul nachgeladen und nach Beendigung auch wieder entfernt, so daß kein unnötiger Speicher verbraucht wird. Im Modul selbst ist eine Maus unabdingbar, da keine Shortcuts vorgesehen sind. So muß am Mailbox-Rechner also noch ein bißchen Platz für die Maus sein.

Da eine Mailbox nach gewisser Zeit über ein bestimmtes Mail-Aufkommen verfügt, muß auch von Zeit zu Zeit gelöscht werden. Man unterscheidet zwischen zwei verschiedenen Löscharten.

Im System zu löschen, bedeutet ein Verschwinden der Mail im Inhaltsverzeichnis des Brettes. Aber die Daten liegen physikalisch noch auf dem Speichermedium, und so muß der Sysop gelegentlich die Daten auf Vordermann bringen, indem er die 'Message-Leichen’ ganz verschwinden läßt. Die Kombox bietet die Möglichkeit, die Bretter, das Postfach, die Visitenkarten und die User-Daten zu packen.

Als weiterer Service existiert die Postfach-Verwaltung des Sysops und des CoSysops. Dort kann man seine Post schreiben. Editieren, Verwalten, Löschen, Packen usw. Auch die Bretterverwaltung befindet sich unter einem weiterem Menü und ist von der Bedienung her der Postfachverwaltung gleich. Allerdings sei hier gesagt, daß man ohne Handbuch an einigen Stellen der Box-Software nicht weiterkommt, daß die Bildschirminformationen wirklich sehr rar gestreut sind und das unkonventionelle Springen zwischen Maus und Tastatur nicht logisch aufgebaut ist.

Schön übersichtlich ist die User-Verwaltung, in der man alle Daten, die für das System wichtig sind, auf einen Blick erfassen kann. Es fällt sofort die Schlüsselverteilung in der Bildschirmmitte auf. Mit Hilfe dieser Schlüssel kann man den Usern Zugriff auf Bretter mit gleichem Schlüssel geben. So bekommt derGast keine Schlüssel, der eingetragene User allerdings einen für ein Binärbrett, um sich die neueste PD-Soft wäre zu holen, was dem Gast verwehrt bleiben soll. Auf der zweiten Seite verbergen sich die persönlichen Daten des Users, wie z.B. die Adresse und das Geburtsdatum.

Von der User-Seite her sieht es bei der Kombox schon etwas magerer aus, was jedoch nicht heißen soll, daß sie deswegen unattraktiv sei. Es kommt schließlich immer darauf an, welche Ansprüche der User erhebt bzw. zu welchem Zweck sie dienen soll. Bei der Kombox handelt es sich um eine rein menügesteuerte Umgebung. Es wird sowohl der normale ASCII-Mode benutzt als auch die VT52-Emulation. Wer als DFÜ-Fan schon durch den Leitungsdschungel getigert ist, wird sicherlich auch schon mal in Berührung mit einer STAR-Net-BOX gekommen sein. Ist dies der Fall, findet er sich in der Kombox auf Anhieb zurecht. Ohne dem Autor des Programms auf die Füße treten zu wollen, muß hier nun gesagt werden, daß das Nachprogrammieren bereits vorhandener Systeme sicher nicht der Weisheit letzter Schluß ist, zumal sich das STAR-Box-System im Laufe der Zeit weiterentwickelt hat! Bei der Nachfrage, warum es denn nachprogrammiert wurde, kam die Antwort: "...man sollte ohne Problem das Programm austauschen können, ohne die Daten verändern zu müssen.“

Nun müßte eine kurze Liste der Möglichkeiten folgen, die einem die Mailbox bietet. Da aber jedes System über die Grundfunktionen wie z.B. Lesen, Schreiben, Down-/Upload verfügt, werde ich versuchen, nur die Befehle herauszufiltern, die einem das 'Leben’ in der Mailbox erheblich erleichtern und auch versüßen.

So präsentiert sich die Kombox dem Sysop.

So muß bei der Kombox wohl die Makrofunktion genannt werden. Mit Hilfe dieses Makros kann man sich einen festen Ablauf in der Box programmieren. Der Befehl AMS im Makro selbst bewirkt einen automatischen Makrostart nach dem Login. Des weiteren kann man sein Postfach lesen lassen, eine Liste der neuen User abrufen, als auch ein bißchen Boxstatistik lesen. Gibt man am Ende des Makros noch ein END ein. loggt die Box den User auch wieder aus. Eine weitere hübsche Option ist das Update. In den Update-Einstellungen kann man die Bretter der Box einstellen, die einen interessieren, oder auch nicht. Aktiviert man ein Update vom Hauptmenü aus oder auch in einem Makro. führt die Box einem durch die Box und spielt einem alles Neue auf den Screen. Auch die Visitenkarten, die jeder User anlegen kann und ein kleines Profil von ihm zeigen sollen, sind eine hübsche Sache.

Aber nichtsdestotrotz ist es halt nur nachprogrammiert und mit wenig Kreativität verändert worden. Auch die übertriebene Aufteilung in Module hätte nicht sein müssen. So wird Kombox mit 27 Modulen ausgeliefert, die immer nachgeladen werden. Das macht das System natürlich langsamer und kann bei einem Anruf über die Fernzone schon sehr schmerzhaft sein. Versöhnlich ist die Mitlieferung eines externen Z-Modem-Programms (GEMRZSZ v. Michael Ziegler). Damit ist ein sofortiger Start der Box gewährleistet. Bombensicher kann man das Programm leider auch nicht nennen, denn es stürzt bei krassen Fehlbedienungen schon mal ab. Sogar der File-Verkehr von der Konsole ist nicht möglich, da einem die Box hinter der Leitung wähnt. Als letztes sei noch erwähnt, daß es den Usern gestattet ist, 16 Nachrichten im Postfach zu haben. Alles in allem handelt es sich um ein nicht ausgereiftes Produkt, das den heutigen Ansprüchen nicht mehr gerecht wird.

Bezugsquelle:

Bernhard Hüttemann Postjach 170130 W-4000 Düsseldorf 1

ProBox

Die ProBox gibt es seit 1988, sie wurde ebenfalls in GFA-BASIC programmiert. 1992 hat der jetzige Autor das komplette System übernommen und in der aktuellen Version 4.54 schon ein paar Änderungen eingebracht. Für die ProBox wird, wie schon bei der Q-Mail, ein Key benötigt, ohne den die Box nicht voll lauffähig ist. Das ganze Mailbox-Programm mit allen Dateien paßt auf eine 3,5“-Zoll-Disk nur in gepackter Form. Die ca. 80seitige Dokumentation liegt als ASCII-Datei bei und sollte in jedem Fall ausgedruckt werden.

Vor dem Start des eigentlichen Programms muß ein Installationprogramm gestartet werden. Mit dessen Hilfe werden als erstes die Systemdaten editiert, als da wären: Systemname, Sysop, User- und Brettpfad. Des weiteren gibt man Default-Werte für die Bretter und User ein, die bei der Neuerstellung vorgegeben werden. Auch die Modemkonfiguration wird hier vorgenommen sowie die Übertragungsprotokolle als auch die verwendeten Packer angegeben. All dies ist in einer GEM-ähnlichen Umgebung vorhanden. Alle Punkte sind entweder mit der Maus oder mit der Tastatur über Shortcuts zu erreichen. Hat man alles nach seinen Wünschen eingestellt, kann das Hauptprogramm gestartet werden.

Viele Informationen auf einen Blick bietet die ProBOX-Oberfläche.

Auf dem Statusschirm hat man alles auf einen Blick. Im linken oberen Teil findet man eine Balkengrafik, die jederzeit die augenblickliche Auslastung der Box zeigt. Darunter kann man im Protokoll lesen, wann wer wie lange online war. Im rechten oberen Teil hat man diverse Funktionen. Unter dem Punkt Editoren findet sich das Installationsprogramm wieder, mit dem man seine Box vorkonfiguriert hat. Paßte etwas in den Einstellungen nicht, hat man hier die Möglichkeit, zu editieren oder auch hinzuzufügen. Bei dem Punkt 'Programs’ kann man seine Accessories finden. Aber auch andere Programme können dort gestartet werden. So hat man im Editorteil die Möglichkeit, externe Programme vorzudefinieren und diesen dann einen Namen zu geben. Unter 'Programs’ kann man diese Namen in einer Liste anklicken und dadurch auch starten. Auf diese Art und Weise sind der Editor oder die Packer-Shell nicht fern.

Sogar ein Terminal-Teil ist mit im Mailbox-Programm integriert. Allerdings fragt man sich hier nach der Zweckmäßigkeit, denn immerhin soll der Computer mit der Mailbox angerufen werden und nicht als Terminal dienen. Allerdings ist das ganze Mailbox-Programm sehr klein gehalten, was den Programmcode betrifft. Insofern schmerzt der Verlust des Speicherplatzes durch den Terminal-Teil nicht.

Beim Einloggen in das System merkt man nach kurzer Zeit eine interessante Variante der Befehlseingabe. Erkennt das System während der Eingabe in der Befehlszeile einen Befehl eindeutig an seinen Anfangsbuchstaben, wird es automatisch durch das Programm komplettiert. Gerade für Neueinsteiger ist solch ein Parser eine hervorragende Sache, da sich sehr schnell erkennen läßt, ob es diesen oder jenen Befehl gibt. Aber auch für die Profis bietet so etwas Vorteile. So geraten gewisse Ausdrücke nicht in Vergessenheit!

Wer aber eine Übersicht über alle ihm zugänglichen Befehle haben möchte, gibt einfach ein Fragezeichen ein, und schon erhält er eine Aufstellung. Hilfe zu den einzelnen Befehlen bekommt man, indem man HILFE plus den fragwürdigen Befehl eingibt. Alle Hilfetexte befinden sich auf dem Speichermedium, so daß jeder Sysop sie frei editieren kann.

Die ProBox bietet auch die Möglichkeit, externe Programme einzubinden. Eine dokumentierte Schnittstelle ist in der Dokumentation zu finden. z.Z. gibt es nur ein paar externe Programme, wie z.B. Eliza, Lebenserwartung und Biorhythmus: also eher etwas für die Kurzweil’ als für konkrete Anwendungen. Aber diese braucht ProBox auch nicht unbedingt, da eigentlich alles Wichtige integriert ist. So kann der Sysop die Box auch über die Telefonleitung warten. Neue Bretter anlegen oder bestehende editieren, geht auch von 'draußen’ recht komfortabel. Allerdings geht auch hier keine erste Ausgabe der Daten, wie auch schon bei Q-Mail.

Die VT100-Unterstützung findet bei diesem Mailbox-Programm auch an der Konsole statt. Bei anderen Programmen ist das noch lange nicht selbstverständlich, sie bieten stellenweise nicht einmal über die serielle Schnittstelle eine vernünftige VT100-Emulation. Wer möchte, kann sich bei der ProBox den nutzbaren Bildschirm verstellen - interessant für User, die mehr als 24 Zeilen darstellen können. Dieses Feature bietet Q-Mail auch, bei der Mad-Sys ist es in Vorbereitung.

Der Befehlssatz der ProBOX umfasst mehr als 70 Kommandos

ProBox ist vernetzt, und zwar mit dem Magic-Net und dem Seven. Wer auch dort in Boxen User ist, findet sich in der Pro-Box sofort zurecht, da in all diesen Boxen der gleiche Befehlsstandard benutzt wird. Wie auch schon beim MadSys, wird bei der ProBox an gewissen Stellen versucht, Fehler und Bomben zu vermeiden. Sollte im Hauptprogramm ein fataler Fehler auftreten, wird der Rechner über Kaltstart resettet. Vorher werden allerdings alle offenen Dateien geschlossen. Bei nicht ganz so schweren Fehlern wird ein Zwangs-Logoff vorgenommen, und das System kehrt nach dem Schreiben einer Meldung in eine Systemdatei in den Warte-Bildschirm zurück.

Insgesamt macht ProBox einen guten Eindruck. Weder Probleme bei der Installation noch bei der Handhabung machen einem das Sysop-Leben schwer. Aber auch hier hätte statt der halbherzigen GEM-Programmierung lieber eine richtige stattfinden sollen. Vielleicht kommt das ja in einer späteren Version. Bis dahin können sich zumindest MiNT-Benutzer über die Möglichkeit freuen ProBox auch darunter starten zu können.

Bezugsquelle Oliver Graf Uranusstraße 5 W-4620 Castrop-Rauxel

Q-Mail

Bei der Q-Mail-Software handelt es sich um ein 3 Jahre altes Projekt, das komplett in GFA BASIC geschrieben ist. Ausgeliefert wird die Mailbox auf zwei 3,5"-Disketten, wobei die erste Disk das Hauptprogramm plus Systemdateien beherbergt und die zweite die zum Teil notwendigen Utilities. Die hier beschriebene Version 1.5a der Q-Mail-Software ist während der Testphase nicht einmal abgestürzt und macht auch sonst einen soliden Eindruck.

Die Installation erwies sich als sehr einfach. So braucht man nur das Hauptprogramm auf das Laufwerk seiner Wahl zu kopieren und zu starten. Werden Systemdateien nicht gefunden, werden sie automatisch mit Standardinhalten kreiert. Allerdings sollte auch der KEY im gleichen Verzeichnis liegen, da die Mailbox sonst nicht startbereit ist und wieder zum Desktop zurückkehrt. Ist das Programm komplett gestartet, findet man sich in einer Pseudo-GEM-Oberfläche wieder. So sieht man zwar eine Menüleiste mit Pulldown-Menüs, aber man wird nirgendwo ein GEM-Fenster entdecken.

Mußte bei der Kombox noch eine externe Datei für die Modemkonfiguration editiert werden, geschieht dies hier in der Hauptoberfläche. Auch die User- und Bretteditoren erreicht man in einem Pulldown-Menü. Allerdings kommen hier keine komfortablen GEM-Fenster zutage, sondern simple ASCII-Zeilen. Auch der jeweilige Datensatz wird zur Übersicht nicht erst einmal auf dem Schirm ausgegeben, sondern brav eine Zeile nach der anderen. Der Vorteil liegt in der einheitliche Handhabung, da man die gleiche Bedienung auch von außerhalb hat. Auch die diversen Systemtexte, wie z.B. Login-/Logoff- oder auch Hilfe-Texte, werden über den Mailbox-Editor erstellt bzw. geändert. Sind in letzter Zeit einige User gelöscht worden, kann man die User-Datei crunchen. Soll allerdings ein Brett von den Leichen befreit werden, ist man schon gezwungen, sich einzuloggen und dies 'vor Ort’ in Angriff zu nehmen.

Da fast jeder Mailbox-Betreiber noch einen zweiten Rechner besitzt (der eine ist ja ständig beschäftigt), bietet Q-Mail hier noch die Möglichkeit, neben dem Konsolen- und Null-Modem-Login auch über die MIDI-Schnittstelle ins System zu kommen. So kann auch der Sysop sich unter User-Bedingungen einloggen und sich ein Bild über eventuelle Ungereimtheiten machen. In der Box erwartet einen dann eine befehlsgesteuerte Umgebung. Der Vorteil einer reinen Befehlssteuerung ist der direkte Sprung von einer Position zur anderen, während man sich bei einem Menü-System erst nach oben ins Hauptmenü kämpfen muß und dann wieder rein in die Zielposition.

Da sich die Q-Mail Box selbstverständlich den letzten Login merkt, wie andere Boxen auch, kann man den Scanner benutzen und sich durch die Bretter scannen, die seit dem letzten Besuch einen Message-Zuwachs erfuhren. Eine weitere Möglichkeit sich alle interessanten News zu holen besteht im Batch-Befehl. Hier kann man wesentlich differenzierter als in der Kombox eine Befehlsfolge eingeben und auch beliebig editieren, da auch hier der interne Editor genutzt wird. Eingeben kann man dort fast alles, was auch in der Direkteingabe möglich ist. Wählt man innerhalb des Batches ein Binärbrett an und befindet sich dort auch eine neue Datei, wird beim Lesen der Datei automatisch das Z-Modem-Protokoll gestartet. Dieses erlaubt dem User, der ein Terminal-Programm mit automatischem Z-Modem-Empfang hat (z.B. RUFUS v. Michael Bernhards), seinen Rechner unbeaufsichtigt zu lassen. Lediglich der Start des Batches muß noch von Hand eingegeben werden. Wer es aber noch bequemer und zeitsparender machen will, benutzt die Tausch-Option. Die Q-Mail-Software ist im Maus-Net integrierbar und z.Z. dort auch mit sieben Mailboxen vertreten. Man muß dazu sagen, daß die Maus-Software ausschließlich auf einem MS-DOS kompatiblen Rechner läuft und auch menügesteuert ist. Damit die User des Netzes, die sich in dieser Umgebung nicht so wohl fühlen, aber trotzdem am Net-Geschehen teilhaben wollen, eine Alternative haben, ist die Q-Mail-Software als erstes ATARI-System im Frühjahr 1990 unter dem Namen QUARK an Netz gegangen. Zu dieser Zeit entstand gerade ein Point-System, das auch in den Quarks Verwendung findet. Bei dieser Tausch-Option installiert man in der Box alle Bretter, die einem die Welt bedeuten, und besorgt sich ein entsprechendes Front-End für seinen Computer. Ab jetzt kann so ziemlich alles automatisiert werden. Beim Login in die Box gibt man gleich das Wort TALTSCH ein. Die erwartet jetzt ein Nachrichtenpaket des Users, welches dann auch sofort entpackt wird. Danach sucht die Box alle neuen Nachrichten aus den installierten Brettern zusammen und packt diese als einen Text in ein Archiv, welches dann vom User downgeloadet wird. Danach kann die Box wieder verlassen werden. Im Point-Programm kann man nun die Nachrichten in Ruhe lesen und beantworten und schickt seine Antworten beim nächsten Mal wieder ins System. Leider wird im Moment von der Q-Mail beim Tauschen nur der LHarc-Packer verwendet, im Gegensatz zu den diversen Packern in der Maus. Man kann aber statt des LHarcs auch einen Zipper oder Arcer installieren, aber es bleibt bei einem Packer. Auch der direkte Download der ungepackten Tauschdatei geht noch nicht, wobei gerade dies für High-Speed-Modem-Benutzer interessant ist, da dann noch die Packzeit gespart wird.

Die Offline-Oberfläche der Q-Mail zeigt die wichtigsten Daten für den Sysop an.

Sollte es mal Vorkommen, daß bei einer Sitzung etwas schief gegangen und man zum Verlassen der Box gezwungen ist, hat man mit dem Befehl DATUM eine Chan-ce, unter Eingabe desselbigen einen Tag zu simulieren. Auch in bezug auf den Tausch kann dieser Befehl sinnvoll sein, da man so an ein komplettes Brett herankommen kann und es im Front-End zu Hause als Archiv-Liste zur Verfügung hat.

Auch Q-Mail hat die Zeichen der Zeit erkannt und bietet seit der neuesten Version ein Modul-Konzept an. So kann jedes beliebige Programm eingebunden werden. Daß natürlich keine GEM-Programme über die Telefonleitung bedient werden können, leuchtet wohl jedem ein, aber jedes TOS-Programm gibt mit Hilfe eines kleinen Utilities seine Bildschirmausgabe über die serielle Schnittstelle aus.

Da jede lokale Mailbox mit der Zeit ihre eigene User-Schaft hat, kann man die Mailbox mit ihren Befehlen darauf anpassen. Dazu gibt es eine Datei, in der alle Befehle aufgelistet sind: zuerst der Wort laut, den der User eingibt. Dann der Befehl, den die Box ausführt. Wollen die User statt LOGOFF lieber ENDE, QUIT oder BYE eintippen, kann man diese Wörter jeweils als Befehl definieren und den entsprechenden Box-Befehl mit Parametern dazuordnen.

Alles in allem macht die Q-Mail einen gesunden Eindruck. So ist sie weder im Testbetrieb abgestürzt noch hat sie sich aus der Ruhe bringen lassen, wenn mal Systemdateien oder Ordner fehlten. Es wird eine Meldung am Bildschirm ausgegeben, eine Fehlerdatei auf die Platte geschrieben und bei Bedarf eine neue Systemdatei oder ein neuer Ordner kreiert. Was in der Sysop-Oberfläche an Komfort fehlt, wird dem User innerhalb der Box durchaus geboten. Für viele ist es sicherlich sehr unübersichtlich, wenn in einer Bretterübersicht 90 installierte Bretter vorbeirauschen. Aber andersrum erspart man sich auch eine Menge Sucherei in diversen Menüs, bis man das entsprechende Ziel gefunden hat. Es ist alles eine Frage des Geschmacks und des Nutzens. So bleibt nur zu sagen, daß Q-Mail ein sicheres, solides System ist, welches bei der ständigen Weiterentwicklung hoffnungsvoll in die Zukunft blicken läßt.

Bezugsquelle:
Stefan Keinhorst Am Neuen Berge 1d W-4800 Bielefeld 1

Madness

Das Madness-Mailbox-System, kurz Mad-Sys, bekommt man auf zwei 3,5"-Disketten geliefert. Außerdem kann man es in diversen Mailboxen downloaden. Damit liegt schon das Prinzip der Verteilung fest. So handelt es sich bei MadSys um die einzige Shareware-Mailbox bei den hier getesteten Programmen. Der Autor entwickelte diese Box unter GFA-BASIC und zwar bereits seit drei Jahren. Wie auch die Q-Mail-Software, ist das MadSys in erster Linie für den User konzipiert. War Q-Mail zumindest in zweiter Linie noch für den Sysop programmiert, gibt es im MadSys absolut nichts, was man als Komfort bezeichnen könnte. Für die Konfiguration des Systems wird ein externes Programm gestartet, in dem auch alle Pfade und Einstellungen vorgenommen werden.

Einloggen kann man sich über die serielle und die MIDI-Schnittstelle. Bei der Eintragung als User wird lediglich der User-Name mit Paßwort und verwendetem Computer verlangt. Dadurch ist schon mal nicht möglich, mit diesem System an ein großes Net angeschlossen zu werden, da dort in der Regel keine Pseudos zugelassen sind. Anschließend entscheidet der User über die verwendete Terminal-Emulation und die Bedienung.

Man kann das MadSys sowohl über Menüs als auch über Befehlseingabe bedienen. Allerdings handelt es sich hier nicht um Befehle, wie sie in Kombox oder Q-Mail verwendet werden, sondern um Kürzel der Menüpunkte. Aber auch die Kürzel kann man von überall aus aufrufen, und man gelangt an den gewünschten Punkt. Hat man sich fürs Cursor-gesteuerte Menü entschieden, empfiehlt sich die Verwendung eines Modems mit mindestens 2400 Baud, da sonst der Aufbau und die Bedienung des Menüs recht langwierig sein können.

Ein recht nettes Bonbon erwartet den User, wenn er Texte mit dem integrierten VT100-Texteditor schreibt. Neben den üblichen Funktionen bietet der Editor die Möglichkeit, den Cursor im Text schnell zu bewegen, und das mit vielen Optionen: entweder ein Wort nach links oder rechts oder auch zum Zeilenanfang/-ende sowie über den ganzen Bildschirm springen. Vor dem Abspeichern bietet einem die Blocksatzfunktion die Chance, den gerade eingehackten Text noch einmal zu überarbeiten. War dieser Text eine private Nachricht, wurde der Konsolenbildschirm dunkel geschaltet, damit auch wirklich kein Fremder die Nachricht mitliest. Eine Sache, die für viele Mailbox-Programmierer nicht selbstverständlich ist.

Sollte der Sysop anwesend sein und sich zum Chat bewegen lassen, wird darüber ein automatisches Protokoll erstellt. Vorsicht also bei den Äußerungen, es kann alles gegen Sie verwendet werden.

Wie schon bei Q-Mail, kann auch hier der Sysop für jeden Befehl in der Box ein Alias eingeben. Möchte der User sich aus dem System zurückziehen, kann er sich selbst deaktivieren. Die letztendliche Löschung erfolgt dann über den Sysop. Für den Binärverkehr im MadSys ist der Erwerb des GEM-RZ/SZ-Programms von Michael Ziegler notwendig. Hierbei reicht es nicht, sich eine freie Version zuzulegen, da das MadSys die Version abfragt und auch nur mit registrierten Versionen zusammenarbeitet.

Der Autor des MadSys legt großen Wert auf die Modularität des Programms, aus diesem Grund liegt bei der Auslieferung eine Dokumentation diverser Datensätze bei, die das MadSys benötigt. Sollte jemand ein externes Programm schreiben wollen, liegen ihm die Strukturen offen dar. Das haben sich dann auch viele MadSys-Besitzer zunutze gemacht und diverse Utilities programmiert. Da das eine Hauptstärke des Systems ist, möchte ich ein paar Utilities erwähnen.

Das erste externe Programm nennt sich CALLMAUS und ermöglicht dem Sysop die Anwahl einer Maus-Net-Box. Da die wenigsten Mailbox-Besitzer noch ein weiteres Modem haben, wäre es sehr umständlich, das eine von der Mailbox zu trennen und an den anderen Rechner zu stecken, nur um seinen täglichen Tausch zu vollziehen. Mit diesem Programm ist es aus MadSys heraus möglich, eine Maus anzuwählen und zu tauschen. Eine regelrechte Anbindung ans Maus-Net ist vom Autor seit längerem angestrebt, so daß auch die MadSys-User tauschen können.

Den am Anfang angesprochenen Mißstand, daß es keine komfortablen Möglichkeiten zur Wartung des Systems gibt, mindert das Utility KILLUSER noch etwas. Dort kann man nach einer Suchmaske bestimmte User löschen. Dies gilt ins-besonders für die inaktivierten User, aber auch für diejenigen, die sich nur ein oder zweimal eingeloggt haben und dann nie wieder gekommen sind.

Des weiteren gibt es noch diverse Statistik Module, in denen der beste Up- oder Downloader ermittelt werden kann. Auch für die Bearbeitung der Binär-Files gibt es Utilities. Es kann nämlich durchaus passieren, daß es Unstimmigkeiten zwischen der Liste und den tatsächlich vorhandenen Files gibt.

Dem System lagen auch zwei Spiele als externe Module bei. Laut Aussage des Autors vom MadSys gibt es z.Z. annähernd 50 externe Programme und Utilities. Da natürlich nicht alle vom Mailbox-Programmierer kommen, zeigt sich die Akzeptanz des Konzepts und auch der einfache Umgang mir den Systemdateien.

  Kombox Q-Mail MadSys ProBox Telemail
Terminalemulation
ASCII + + + + -
VT 52 + - + - + kann gewählt werden,
VT 100 - + + + nur monochrom + aber fehlerhaft!
Übertragungsprotokolle
X-Modem + GEMRZSZ GEMRZSZ(*) GEMRZSZ + arbeitet teilweise
Y-Modem - GEMRZSZ GEMRZSZ(*) GEMRZSZ + fehlerhaft
Z-Modem GEMRZSZ GEMRZSZ GEMRZSZ(*) GEMRZSZ -
Online-Bedienung per Menu + +
über Befehle - + + + -
Bildschirmschoner - + + +
Installation
für Comp m. 1MB + + + +
auf mehr Partiti. + + + (max.4) + -
läuft auf folg. Bildschirmauflösungen
ST-Low - - - - -
STMid - + - - -
ST-High + + + +
TT-Low - - - - -
TT-Mid - (+) - (+) -
TT-High - + - + +
Vernetzung - Maus-Net - Magic Seven -
Preise
Mailboxprg. 99 DM 80 DM 80 DM 200 DM 298 DM
für kommerz 160 DM
für Netz-prg für Point-prg. 100 DM 60 DM
Mailboxnummer des Programmierers 0211/686015 22.00-5.00 Uhr 0521/24222 24 h 040/435012 24 h 02305/14446 24 h -

(*) erforderliche Version >= 2.26 -> Shareware 30 DM; erhältlich bei Michael Ziegler, Jagdfeldring 16; W-8013 Haar;

(+) Fehler in der Bildschirmdarstellung, keine Störungen im Online-Teil

Safety first!

Was nützt einem die schönste und komfortabelste Mailbox, wenn sie alle fünf Minuten abstürzt und einen Teil der Daten mit ins Nirwana nimmt? Gerade bei einem modularem Aufbau, wo es viele Programme von diversen Autoren gibt, muß sichergestellt sein, daß keine Mailbox-Dateien bei einem Absturz verlorengehen. Denn nichts ist schlimmer als ein Absturz mit geöffneten Dateien. Das MadSys ist mit großer Sorgfalt programmiert worden und so sind diverse Schutzmaßnahmen eingeflossen. Werden z.B. Ordner oder Dateien nicht gefunden, unterscheidet das Programm nach der Wichtigkeit und fährt weiter fort, wenn keine Gefahr besteht. Sollten jedoch gravierende Probleme auftreten, wird der User noch sauber ausgeloggt, und das MadSys initialisiert sich neu. Sollten jedoch kaputte Dateien oder Schreib-/Lesefehler auftreten, so wird sofort ausgeloggt und neu gestartet. Bei mehrmaliger Wiederholung des Fehlers wird das Programm ganz heruntergefahren. Gibt es Bomben, wird unterschieden, wer sie verursacht hat. War ein Modul schuld, wird es verlassen, und die Mailbox läuft weiter. Sollte aber die Mailbox selbst gebombt haben, wird das System versuchen, noch alle offenen Dateien zu schließen und sich komplett neu zu initialisieren.

MadSys ist eine voll und ganz userorientierte Mailbox, die man auch mal für einige Zeit unbeaufsichtigt lassen kann. Durch die zwingende Eingabe einer Zeit bei den Usern, nach der mails durch das System gelöscht werden sollen, ist es auch pflegeleicht. Auch hier läßt die ständige Weiterentwicklung hoffnungsvoll nach vorne schauen.

Bezugsquelle:

Jürgen Meyer Karolinenstraße 15 W 2000 Hamburg 36 Tel.: 040/435132 (15 - 22 Uhr)

Telemail

Die hier vorliegende Version 1.43 kommt auf einer 3,5“-Disk mit einem 34seitigen, gehefteten DIN-A5-Handbuch zu Ihnen nach Hause. Es handelt sich um das jüngste der hier kurz vorgestellten fünf Projekte. Nach dem Starten befindet man sich erstmal in einer GEM-Umgebung. Von dort aus kann man alle Bereiche der Box editieren und kontrollieren.

Unter dem Punkt BOX/Anpassung konfiguriert man die Box und das Modem. Die meisten Funktionen erklären sich dort fast von selbst, und es muß nur selten ein Blick ins Handbuch geworfen werden. Dort findet sich dann begleitend noch eine kurze Info über den jeweiligen Menüpunkt. Sind alle Einstellungen getätigt, kann man diese sofort abspeichern. Es wird allerdings auch vor jedem Verlassen der Mailbox danach gefragt, ob die Systemdaten gespeichert werden. Beim Punkt USER kann man alles über selbigen erfahren und aus-werten. Zusätzlich kann man ein Rundschreiben an bestimmte User schicken. Dies geschieht über eine Verteiler Maske.

Auf dem eigenen Desktop des Programms finden sich noch ein paar Icons, jeweils drei für die User und Bretter. Dort kann man sich eine Liste davon ausgeben, einen Brief schreiben oder neu installieren. Am rechten Bildschirmteil finden sich noch drei Icons. Eins für den Sysop und jeweils eins für die beiden CoSysops. Dort kann man sehr bequem seine Post verwalten. Auch Druck- und Löschoptionen sind dort möglich. So braucht der Sysop für die Post-, User- und Brettbearbeitung nicht in die Box zu gehen. Von der Oberfläche her ist Telemail sehr gelungen und läßt auf den ersten Blick wenig Wünsche offen.

Mit einer GEM-Oberfläche kann Telemail aufwarten.

Das Einloggen ist hier über die serielle Schnittstelle und von der Konsole her möglich. Beim ersten Mal wird man vor die Entscheidung gestellt, sich eine Emulation auszusuchen, wobei man zwischen VT52 und VT100 jeweils in monochrom oder Farbe wählen kann. Allerdings lief in der Testphase nur die VT52-Emulation relativ problemlos. Mit VT 100 hat das Programm an diversen Stellen noch arge Probleme, die sich darin ausdrücken, daß die Befehlszeile jedes Mal woanders steht, oder auch Menüs zerhackt sind. Hat man sich im System eingetragen, stehen einem alle Hauptfunktionen zur Verfügung. So sind neben den Statistikoperationen auch die Text- Binärbretter anzuwählen. Hat man sich vorher in den User-Daten ein Übertragungsprotokoll ausgesucht, wird es beim Download sofort ausgeführt. Die Box erkennt leider nicht, daß man sich von der Konsole eingeloggt hat und schickt auch in diesem Fall die Daten zur Seriellen, statt einen File-Selector aufzurufen. Überhaupt ist die Auswahl der Protokolle ein weiteres Kapitel für sich. So wird zwar X-Modem und Y- Modem angeboten, aber funktionieren tut beides nicht zur Zufriedenheit. Auch die Implementation von Z-Modem ist nicht möglich, da Telemail ein geschlossenes System ist und keine Fremdmodule zuläßt. Einziger Trost: der Auswahlpunkt Z-Modem ist schon angegeben.

In Telemail bekommt jeder User eine Nummer zugeteilt. Möchte man einem anderem User eine persönlich Nachricht schreiben, muß man dessen Nummer kennen. Schlimm ist auch die Angabe der eigenen Nummer. So kann man an sich selbst Nachrichten schreiben. Dies sollte nun wirklich nicht der Fall sein dürfen. Als Editor fungiert hier ein einfacher Zeileneditor, der einem am Anfang die Möglichkeit offenläßt, Texte per ASCII upzuloaden. Hier hat die Box dann schon zwischen Konsolen- und externem Login unterschieden und bringt beim Upload einen Fileselector auf den Bildschirm.

Die Begrenzung bei der Anzahl der Nachrichten in einem Brett kann der Sysop in den Brettparametern einstellen. Maximal sind es jedoch 999. Auch kann jedem Brett ein Zugangsschlüssel zugeteilt werden, wie auch den Usern Levels von 1-15 gegeben werden können. Diese Funktionen müssen allerdings auch von der Sysop-Oberfläche geschehen, da die Box dem Sysop im System selbst keine großen Möglichkeiten bietet.

Die Pulldown-Menüs von Telemail

Hat man vor, eine Mailbox aufzustellen, um ein paar Freunden die Möglichkeit zu geben, sich zeitversetzt zu unterhalten, genügt sicher die Anschaffung von Telemail. Kommt aber noch Binärverkehr hinzu und ein reges Nachrichten-Aufkommen, ist Telemail z.Z. überfordert. So ist die Box von Zeit zu Zeit aus unerklärlichen Gründen hängengeblieben, und man mußte den Rechner resetten. Da eine Mailbox nicht innerhalb kurzer Zeit aus dem Boden gestampft werden kann und auf langjährige Erfahrung aufbauen muß, kann sich Telemail in Zukunft vielleicht noch etablieren.

Bezugsquelle:

Eickmann Computer ln der Römerstadt 249/253 W-6000 Frankfurt 90

Fazit

An den Versionsnummem der einzelnen Programme merkt man, daß sie durchaus schon einige Veränderungen in ihrer Entwicklungszeit erfahren haben. Die Zeit, sieht man mal von dem jüngerem Programm Telemail ab, beläuft sich mindestens auf drei Jahre. Und da man in der Regel erst DFÜ-User war, bevor man sich an die Programmierung einer Box heranwagte, kann man den Autoren eine gewisse Erfahrung nicht abspnechen. Dies schlägt sich sicher in den drei stärksten Systemen Q-Mail, MadSys und ProBox nieder. Kombox hinkt dem Stand der Technik leider etwas hinterher, während das Äquivalent StarMail schon etliche Schritte voraus ist. Bei Telemail kann man eigentlich nur die kurze Entwicklungszeit entschuldigend anführen. Aber die guten Ansätze sind zu erkennen.

Welches Programm für Sie in Frage kommt, müssen Sie selbst herausfinden. Die Telefonnummern der jeweiligen Entwicklerbox sind am Ende des Artikels aufgeführt, und dort kann man als Sysop auch gleich den Programmierer erreichen. Von den drei Mailboxen gibt es jeweils eingeschränkte Versionen, wobei das MadSys nur in der Nutzungszeit begrenzt ist. Nach Ablauf einer Frist muß die fällige Shareware-Gebühr entrichtet werden. Bei den anderen beiden kommen nur Begrenzungen in der Anzahl der User oder Bretter zum Einsatz. Nach Rücksprache mit allen Autoren stehen diverse Erweiterungen in nächster Zeit ins Haus. Ist es bei dem einen die zukünftige Vernetzung, ist es bei dem anderen eine GEM-Oberfläche. Aber da nach dem jetzigen Stand beurteilt werden muß, können solche Ankündigungen natürlich nicht mit in eine Beurteilung einfließen.


Joachim Heller
Aus: ST-Computer 06 / 1992, Seite 30

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