Textverarbeitung mit Tempus-Word (Teil 3): Ein Standarddokument

Nachdem wir in der letzten Folge uns um die Bearbeitung langer Texte, wie z.B. Diplomarbeiten, gekümmert haben, erstellen wir uns heute ein Standarddokument, mit dem wir in Zukunft arbeiten können.

Erinnern wir uns der ersten Folge: da hatten wir am Ende eine Strategie zum Erstellen von Standard-Vorlagen erarbeitet. Diese werden wir jetzt anwenden. Nachdem wir eine neue Datei mit der Endung *.TWS geladen haben (zuerst das Formular für die Text-Info ausfüllen, dann das darauf folgende mit der Return-Taste einfach ignorieren), werden die Layouts definiert (die Tastenkombination [Control] [L] bringt uns das Layout-Formular). Wir werden ein Standarddokument für doppelseitigen Druck erstellen. Das hat den Vorteil, daß einerseits alle Arbeiten, für die keine Vorschrift zum einseitigen Druck besteht, sofort mit diesem Dokument erstellt werden können, zum anderen kann durch einfaches Kopieren der rechten Seiten auch nachträglich aus dem doppelseitigen ein einseitiges Layout gemacht werden. Aus einem einseitigen ein doppelseitiges Layout zu zimmern, ist aber ungleich aufwendiger - wir werden noch sehen warum.

Layouts

Wir benötigen zwei Layouts: eines für den normalen Teil unseres Dokumentes und eines für das Indexregister. Zuerst erstellen wir das Layout für den Text. Nachdem wir überprüft haben, ob das Format DIN A4 eingestellt ist, widmen wir uns der rechten Seite des Layouts und stellen die Ränder auf die oben beschriebenen Werte ein. Sollte Ihr Drucker Probleme haben, bis 2,5cm vor das Seitenende zu drucken, dann sollten Sie unten notgedrungen einen größeren Rand wählen. Der nächste Schritt: Spiegeln der rechten Seite auf die linke. Damit ist der Satzspiegel definiert.

Als nächstes müssen wir Raum für die Kolumnentitel und die Paginierung schaffen. Die automatische Paginierung durch das Seiten-Layout werden wir nicht verwenden, weil sie für unsere Belange zu unflexibel ist: wir schalten die Seitennummern aus. Beim doppelseitigen Druck haben wir allerdings ein Problem: TEMPUS-WORD kennt für beide Seiten eines Blattes zusammen nur eine Art von Kopfbereich. Wir brauchten aber zwei, den einen nur auf den linken Seiten für den Haupttitel und den anderen auf den rechten Seiten für die Kapitelüberschriften. Definierten wir auf beiden Seiten einen Kopfbereich, müßten wir für jede Seite unseres Dokumentes den entsprechenden Kolumnentitel von Hand setzen: einen linken, einen rechten, einen linken ... Es geht auch anders!

Was passiert wohl, wenn auf einer Seite zwar ein Kopfbereich gesetzt, aber keiner für diese Seite im Layout definiert ist? Nichts passiert, er wird einfach nicht gedruckt. Fußbereiche werden entsprechend behandelt. Nun ist es TEMPUS-WORD sehr egal, ob auf einer Seite ein Kopf- oder Fußbereich definiert ist und auf der anderen nicht, auch ist nirgendwo festgelegt, daß Fußbereiche immer nur unter den Textspalten liegen dürfen und Kopfbereiche nur drüber. Also werden wir den Fußbereich einfach zweckentfremden und zum zweiten Kopfbereich machen. Auf der linken Seite definieren wir einen Fußbereich über die Textspalte, auf der rechten Seite einen Kopfbereich. Mit diesem Trick haben wir zwei alternierende Kopfbereiche erzeugt, obwohl TEMPUS-WORD eigentlich nur einen Kopfbereich kennt. Jetzt kann über die Option ‘Fußbereich edieren/ setzen’ der Kolumnentitel für alle linken Seiten erzeugt werden und über die Option ‘Kopfbereich edieren/ setzen’ alle Kolumnentitel für die rechten Seiten. Da TEMPUS-WORD Kopf- und Fußzeilen immer für ganze Seitengruppen definiert, haben wir uns die lästige Arbeit von oben gespart. Den Nachteil, daß wir nicht gleichzeitig noch unter den laufenden Text Fußzeilen setzen können, werden wir wohl verkraften.

Abbildung 2: Doppelseitiges Normal-Layout

Der Platz für die Kolumnentitel wird in unserem Layout dann wie folgt geschaffen: Einbinden eines Kopfbereiches auf der rechten Seite mit den Rändern links 4cm, oben 2,5cm, rechts 2cm. Legen Sie seine Höhe auf 12,7mm fest, haben Sie genau drei Schreibmaschinenzeilen Platz. Wechseln Sie jetzt auf die linke Seite und definieren Sie hier einen Fußbereich mit den Rändern: links 2cm, oben 2,5cm, rechts 4cm und wieder der Höhe 12,7mm. Zum Abschluß sollten Sie noch einmal durch Anwahl des Formulars zum Löschen und Neuordnen der Spalten überprüfen, ob der Kopfbereich auf der linken und der Fußbereich auf der rechten Seite gelöscht, der entsprechende Button hell dargestellt ist.

Damit ist unser normales Layout erstellt und sollte wie in Abbildung 2 aussehen. Es kann unter einem sinnbringenden Namen abgespeichert werden.

Das Layout für das Indexregister können wir recht einfach aus dem eben erzeugten entwickeln. Der einzige Unterschied besteht ja nur in der zweiten Textspalte. Da wir gerade die linke Seite vor uns haben, fangen wir mit ihr an. Die Textspalte wird zuerst einmal auf eine Breite von 73mm eingestellt (damit ist auch die Breite aller anderen Textspalten vorgegeben und geändert). Dann erzeugen wir eine Textspalte Nummer zwei durch Klick auf den rechten Pfeil im Textspaltenkasten. Diese zweite Spalte verschieben wir so, daß ihr oberer und rechter Rand wieder 4cm betragen. Auf der rechten Seite verfahren wir ähnlich, nur daß die zweite Textspalte auf einen rechten Rand von 2cm ausgerichtet wird. Auch dieses Layout ist fertig, wenn Sie -wie oben - überprüft haben, ob links kein Kopf- und rechts kein Fußbereich definiert ist. Leider kann unter Umständen TEMPUS-WORD auf die Idee kommen, einen solchen Bereich der Größe 0mm Breite und 0mm Höhe von alleine zu definieren, ohne daß es dazu aufgefordert wäre. Das fertige Layout sollte wie in Abbildung 3 aussehen.

Sichern Sie das Register-Layout unter einem entsprechenden Namen und laden Sie dann unser erstes Layout wieder. Die Layout-Arbeiten sind jetzt abgeschlossen.

Zeichensätze

Hervorhebungen in Anmerkungen: TIMES08I.TWF. Damit liegen die Zeichensätze für die Hervorhebungen auf dem Ziffernblock genau über den entsprechenden für normalen Text: Die Zeichensätze für den nhe die Überschriften - wir werden hier die Kapitälchens, kommt der Verteilung der Zeichensätze eine arbeitserleichternde Bedeutung zu. Bei mir hat sich folgende Anordnung als günstig erwiesen: Nummer 1: der Brotfond, TIMES10.TWF; Nummer 2: der Font für die Anmerkungen. TIMES08.TWF; Nummer 3: der Font für die Überschriften - wir werden hier die Kapitälchenshrift der Times verwenden - TIMES14K.TWF.

Damit ist die untere Reihe des Ziffernblocks belegt. In der nächsten Reihe wird Nummer 4 dem Font für die normalen Hervorhebungen, also der kursive, zugeordnet: TIMES 101.TWF und die Nummer 5 dem Font für die Hervorhebungen in Anmerkungen: TIMES08I.TWF. Damit liegen die Zeichensätze für die Hervorhebungen auf dem Ziffernblock genau über den entsprechenden für normalen Text: Die Zeichensätze für den normalen Text unten, diejenigen für die Hervorhebungen in der mittleren Reihe des Ziffernblocks. Das Raster der Verteilung entspricht dem der Abbildung 4. Eine Hervorhebung im laufenden Text wird jetzt immer mit [Control] [4ziffernblock] eingeleitet und mit [Control][1ziffernblock] abgeschlossen. Eine Hervorhebung in Anmerkungen wird dann mit der Ziffer 5 eingeleitet und mit der Ziffer 2 abgeschlossen. Ich denke, diese Anordnung dürfte einigermaßen intuitiv und leicht zu erlernen sein.

Globale Textausrichtung

Die globalen Einstellungen für Zeilenabstände etc. werden anhand der neun Zeilen- und Textjustierungssymbole auf dem Desktop vorgenommen. Sie gelten für alle Absätze, denen kein Absatzformat zugeordnet ist, oder in deren Absatzformat für die entsprechende Justierung keine Einstellung gemacht wurde. Verkleinern Sie dazu das Textfenster so, daß die Symbole sichtbar werden. Der Zeilenabstand wird einzeilig eingestellt, ebenso der Absatzabstand. Einzeilig bedeutet: 12 Punkt = 0,16 Zoll = 4,23mm. Für die Textausrichtung wird Blocksatz eingestellt. Die Gründe für diese Voreinstellung werden wir im Abschnitt über das Inhaltsverzeichnis besprechen.

Abbildung 3: Doppelseitiges Layout für ein Indexregister

Eine Datei für Absatzformate: Seminar.TWA

Zunächst einmal die Frage, welche Absatzformate wir eigentlich brauchen. Da mit den Formaten nicht nur die Gestalt, sondern auch der Inhalt unserer Arbeiten strukturiert werden kann, sollte uns ein Blick auf die inhaltlichen Bestandteile wissenschaftlicher und ähnlicher Texte, wie sie oben dargelegt wurden, Aufschluß geben.

Die einzelnen Formate werden über das Formular Absatz-Format (Tastenkombination [Alternate] [A] oder der Menüpunkt ‘Text: Absatzformat bearbeiten') erstellt. Da sie für unser Standarddokument gelten sollen, müssen sie als Text-Format definiert werden. Die Einstellungen für die einzelnen Formate dienen wie bei allen gestalterischen Einstellungen unseres Dokumentes hauptsächlich der Illustration. Die Absätze könnten auch anders gestaltet sein, wichtig ist nur, welche Formate unterschieden werden, mit welchen gestalterischen Mitteln welches Aussehen erreicht wird und wie die Formate im Format-Formular verteilt sind, in welcher Reihenfolge sie in der Formatliste stehen.

Grundsätzlich gilt für die Reihenfolge der Formate, daß die am meisten verwendeten in der Gruppe der ersten zehn aufgeführt werden sollten. Da diese Absatzformate im Auswahl-Formular (Tastenkombination [Control][A]) direkt mit den Funktionstasten erreicht werden können, ergibt sich während des Schreibens ein Vorteil gegenüber der Methode, ein Format durch Tippen seines Namenskürzels oder per Maus zu wählen. Formate, die von TEMPUS-WORD automatisch vergeben werden - das betrifft zur Zeit nur die Anmerkungen - sollen natürlich nicht unter den ersten zehn sein. Da es aber beispielsweise schon zehn Hierarchiestufen für Überschriften gibt, womit der Rahmen der Funktionstasten-Formate ausgeschöpft wäre, sollten Sie genau abwägen, welche Absatzformate ständig benötigt werden und welche weniger oft.

Ich schlage folgende Verteilung vor, wobei die ersten acht Formate für den fließenden Text, die beiden nächsten für die besonders zu gestaltenden Anhänge und die anderen Formate je nach eigenen Präferenzen vorgesehen sind:

  1. Standardabsatz für den ganz normalen Text
  2. Absatz für fachspezifische Textsorten (z.B. lange Zitate, die sich vom eigenen Text abheben sollen / Zeilen von Programmtexten / andere Fachspezifika)
  3. ggf. ein weiteres Fachspezifikum ihrer Wahl
  4. Spiegelstrich-Absätze
  5. Kapitelüberschriften
  6. Abschnittsüberschnften (erste Ebene)
  7. Überschriften für Unterabschnitte (zweite Ebene)
  8. Überschriften für Unter-Unterabschnitte (dritte Ebene)
  9. Einträge in der Literaturliste. Jeder Literaturhinweis wird in einem Absatz dargestellt.
  10. Einträge im Indexregister Zusätzlich noch in halbwegs beliebiger Reihenfolge:

Nachdem wir alle Formate benannt haben, können wir sie auch ausgestalten. Dazu brauchen wir natürlich nur die Parameter einzutragen, die sich von den globalen Einstellungen unterscheiden. Aber Vorsicht: wenn die globalen Einstellungen einmal verändert werden, hat das auch Auswirkungen auf die Parameter in den Absatzformaten, für die dort keine Einstellungen gemacht wurden. Das kann von Vorteil sein, weil auf diese Weise die Einstellungen aller entsprechenden Formate auf einen Streich geändert werden können, aber auch von Nachteil, wenn nämlich durch Unachtsamkeit ein ausgeklügeltes Verhältnis einzelner Formate zueinander zerstört wird.

Dies gilt insbesondere für die Tabulatorzeilen (Zeilenlineale), dahier durch eine unbedachte Veränderung die Gestalt der Absätze bei Verwendung von Tabulatoren stark verändert werden kann. Ich kann deshalb nur empfehlen, für jedes Absatzformat explizit dessen Tabulatorzeile anzugeben. Ist für ein Absatzformat die Tabulatorzeile Nummer 0 eingestellt, übernimmt es die gerade aktuelle. Werden Formate, bei denen eine Tabulatorzeile angegeben ist, und solche ohne eigenes Zeilenlineal gemischt verwendet, sind Inkonsistenzen nicht auszuschließen, und nicht immer sitzt der gewünschte Tabulator an der richtigen Stelle oder existiert gar überhaupt. Vor allem der extensive Gebrauch der Gliederungsfunktion erzeugt hier oft ungewolltes Chaos: Ein Absatz wird mit einem bestimmten aktuellen Zeilenlineal erfaßt und an eine Stelle des Textes verschoben, an der ein anderes Zeilenlineal gilt. Die Folge dieser Verschiebung ist, daß variable Einrückungen und Tabulatoren nicht mehr an der alten Stelle zu finden sind. Wir werden also grundsätzlich einem Absatzformat eine Tabulatorzeile zuweisen, und wenn es nur die erste ist. Wie Tabulatorzeilen erzeugt werden können, setze ich als bekannt voraus (ich wollte doch kein neues Handbuch schreiben ...), deshalb hier nur dieser eine Hinweis: Im Zeilenlineal läuft wie bei einer besseren Schreibmaschine immer ein Pfeil mit. der die aktuelle Position des Text-Cursors anzeigt. Soll ein Tabulator hinter einem bestimmten Buchstaben erzeugt werden (Beispiel: nach exakt drei Leeranschlägen), brauchen Sie nur den Textzeiger hinter den letzten Buchstaben zu plazieren und mit dem Mauszeiger auf die Pfeilspitze im Lineal zu klicken - zugegeben: ein wenig Fingerspitzengefühl gehört dazu -, und schon haben Sie die entsprechende Position für Ihren Tabulator eingefangen und können ihn relativ genau setzen. Daß Geltungsbereiche von Tabulatorzeilen mit dem Löschen der zugehörigen ersten Textzeile ihres Geltungbereiches ebenfalls gelöscht werden, brauche ich ja nicht zu erwähnen. Doch jetzt endlich zu den Formaten.

Abbildung 4: Belegung der Zeichensätze auf dem Ziffernblock

Absatzformate & Tabulatorzeilen

Für das erste Format werden wir nur den Zeilen- und den Absatzabstand auf 18 Punkt (1,5 Zeilen) beziehungsweise 24 Punkt (2 Zeilen) einstellen. Die Textausrichtung wird auf Blocksatz geschaltet und für den Zeichensatz der Brotfont (Nummer 1) gewählt. Im Text/Überschriften-Feld steht Text 0, alle sonstigen Knöpfe bleiben ausgeschaltet. Für die Tabulatorzeile wählen wir (siehe oben) die bisher einzige, die Nummer 1.

Das zweite Format soll uns für lange Zitate zur Verfügung stehen und ist ähnlich aufgebaut wie das erste: Alle Knöpfe sind ausgeschaltet, bis auf den für Blocksatz. Der Zeilenabstand ist einzeilig (12 Punkt) und der Absatzabstand 1,5-fach (18 Punkt). Den Zeichensatz wählen wir mit TIMES08.TWF (Nummer 2) und die Tabulatorzeile wieder mit Nummer 1.

Das dritte Format reservieren wir uns für besondere Fälle, vielleicht haben Sie ja noch etwas wichtiges.

Das vierte Format weist ein paar Besonderheiten auf: Die Zeile soll immer mit einem Gedankenstrich beginnen, dann soll ein freier Raum bleiben und danach der Text beginnen. Der ganze Text, auch der der ersten Zeile soll bündig untereinander eingerückt sein. Die Einrückung ist also genauso groß wie der Gedankenstrich und der freie Raum zusammengenommen. Wie erreichen wir das? Recht einfach: Zuerst einmal definieren wir wie üblich die Zeilen- und Absatzabstände (18/24 Punkt), den Zeichensatz (TIMES 10) und die Textausrichtung (Blocksatz). Da dieses Format bis hierhin exakt dem ersten Format entspricht, können wir es einfach kopieren: Kürzel des ersten Formates anklicken, den kopiere-Knopf anklicken und dann das bisher leere Kürzelfeld des vierten Formates. Alle Einstellungen sind so übernommen. Daß im Info- und im Kürzelfeld neue Namen eingetragen werden müssen, ist klar.

Nach diesen Vorarbeiten verlassen wir das Format-Formular und kehren zum Textfenster zurück. Wir erzeugen eine einfache Leerzeile durch Drücken der Return-Taste und kreieren im Tabulatoren-Formular (Menüpunkt Text: Tabulatoren...’) eine neue Tabulatorzeile (Nummer 2), die - sagen wir - aus links-Tabulatoren im Abstand von 32 Punkt bestehen soll. Jetzt brauchen wir nur noch einen Gedankenstrich und ein Leerzeichen einzutippen und danach wie oben erwähnt, einen linken Tabulator hinter das Leerzeichen zu setzen. Wenn wir die Zeile wieder gelöscht haben, geht die Definition im Absatz-Formular weiter. Das erzeugte Zeilenlineal 2 wird ausgewählt, Einzug und Einrückungen auf 0.00 gestellt. Bei der Einrückung links (und nicht beim Einzug!) wird jetzt der Pfeil-Knopf eingeschaltet. Das fertige Format wird so verwendet: Soll zu Beginn des Absatzes ein Spiegelstrich stehen, schreiben Sie den Gedankenstrich als ersten Buchstaben, danach setzen Sie einfach einen linken Tabulator (Tab-Taste) und beginnen mit dem Text. Soll vor einem Absatz kein Spiegelstrich stehen, weil der Absatz noch zum vorhergehenden Spiegelstrich gehört, tippen Sie am Anfang der Zeile nur den linken Tabulator und beginnen dann mit dem Text. Der gesamte Text ist so immer gleichmäßig linksbündig ausgerichtet. Auch wenn Sie den Gedankenstrich durch einen Stern oder ein beliebiges anderes Zeichen ersetzen, bleibt die gleichmäßige Ausrichtung erhalten.

Eine weitere Besonderheit der Spiegelstrich-Absätze soll sein, daß ein Spiegelstrich immer mit dem Stilattribut umrahmt dargestellt werden soll. Dazu werden der [Init] -Knopf für Initialabsätze und das Stilattribut umrahmt aktiviert. Diese Schaltung wird automatisch immer das erste Zeichen des Absatzes mit dem Stilattribut versehen und alle anderen normal darstellen. Als erstes Zeichen gilt bei fehlendem Spiegelstrich übrigens der Tabulator, so daß der eigentliche Text des Absatzes nie versehentlich mit einem umrahmten Buchstaben beginnt.

Die nächsten vier Formate sind für die Überschriften reserviert. Bei ihrer Definition lernen wir die Funktion Überschrift # mit dem Formular für Hierarchie und Numerierung kennen.

Allen vier Formaten wird der Zeichensatz Nummer 3 (TIMES 14K) zugewiesen und alle Formate bekommen die Tabulatorzeile 3, deren erster Links-Tabulator auf - sagen wir - 64 Punkt steht. Eine bei Überschriften unschöne Worttrennung können wir durch Anwahl des Knopfes ‘nicht trennen’ unterbinden, und den bei Überschriften üblichen Flatterrand erzeugen wir durch die Anwahl des entsprechenden Textjustierungs-Symbols. Nur das Format für die Kapitelüberschriften bekommt die Stilattribute groß und breit, einen Zeilenabstand von 24 Punkt und einen Absatzabstand von 48 Punkt zugewiesen, für die Abschnittstitel genügt die Zeilenschaltung aus unserem Raster (18/24 Punkt), ihnen wird außerdem noch der Pfeil-Knopf für die linke Einrückung (nicht beim Einzug!) angeschaltet, um ein ähnliches Einrücken wie bei den Spiegelstrichen zu erzeugen.

Wenn die gestalterischen Arbeiten beendet sind, müssen die vier Formate noch als Überschriften für TEMPUS-WORD gekennzeichnet werden. Wir klicken den Text-0-Knopf an und gelangen in das Überschriftenformular. Das oberste Drittel bestimmt die Einordnung in die Überschriftenhierarchie (die auch in normale Textabsätze integrierbar wäre). Wir wählen jeweils den Überschrift-Knopf an und dazu die entsprechende Hierarchiestufe: 0 für die Kapitel (Format 4), 1 für die Abschnittstitel (Format 5), 2 für die Unterabschnitte (Format 6) usw.

Da wir die Überschriften automatisch numerieren lassen wollen, muß TEMPUS-WORD das auch mitgeteilt werden. Dies geschieht im zweiten Drittel des Formulars. Römische Ziffern in den Kapitelüberschriften erhalten wir durch Anwahl des [III]-Knopfes, die arabischen Ziffern der Abschnittstitel durch Anwahl des [123]-Knopfes. Den akkuraten linken Anschlag über mehrere Zeilen der Abschnittstitel, erreichen wir einerseits durch die Anwahl des Pfeil-Knopfes bei der linken Einrückung im Absatzformular (siehe oben) und dazu durch das Einfügen eines linken Tabulators als Trennzeichen zwischen Numerierung und Text im letzten Drittel des Formulars. Eine Anwahl des Knopfes ‘Überschrift-Text koppeln’ ist nur von Bedeutung, wenn in einem Dokument numerierte Text-Absätze verwandt werden. Stehen solche Absätze hinter einer Überschrift, für die diese Option eingeschaltet ist, beziehen sich die Absatznummern auf diese Überschrift und beginnen nach jeder neuen Überschrift jeweils wieder bei eins. Damit ist die Definition der Überschriftenformate abgeschlossen.

Abbildung 5: Formular für Absatzformate

Die beiden Formate für die Bibliographie (Format 9) und das Indexregister (Format 10) sollen so ausgestaltet werden, daß die erste Zeile des Absatzes am Anfang des Satzspiegels beginnt und die folgenden um einen bestimmten Betrag eingerückt sind. Dazu wird einfach ein Wert für die linke Einrückung angegeben. Ansonsten beinhalten sie keine neuen Tricks, so daß wir sie schon fast im Schlaf konfigurieren können. Dasselbe gilt für die Fußnoten, die eigentlich nur als Zeichensatz die Nummer 2 (TTMES08) zugewiesen bekommen und eine Zeilen-/Absatzschaltung von 12/ 18 Punkt.

Die Bildunterschriften haben wieder eine Besonderheit: Sie sollen weder links noch rechts über das jeweilige Bild hinausreichen, egal wie breit es ist. Dazu müssen der Einzug, die linke und die rechte Einrückung als variabel deklariert werden (der Pfeil-Knopf ist einzuschalten). Wird ein Bild geladen, kann danach die Bildunterschrift mittels der Block-Erweitern: Absatz-Funktion als Block markiert und mit der Block-bearbeiten-Funktion den Rändern des Bildes entsprechend eingerückt werden. Da wir ein Zeilenraster aus 1,5-und 2facher Zeilenschaltung aufgebaut haben, wird es manchmal zum Ausgleich notwendig, eine halbe Zeile zwischen zwei Absätze zu schalten. Wir sehen deshalb noch ein Format vor, das wir nur für solche Leerzeilen verwenden wollen. Der einzige Parameter, den wir hier einstellen müssen, ist der Absatzabstand, für den wir den Wert 6 Punkt = 0,5 Zeilen eintragen.

So, damit bin ich mit der Erklärung der Formate, die mir am Herzen lagen am Ende. Sollten Sie jetzt auf den Geschmack gekommen sein, und fehlen für Ihre Arbeit inhaltlich motivierte Absatzformate, dann experimentieren Sie doch einfach nach Lust und Laune. Wenn Ihnen der Set vollständig erscheint, speichern Sie ihn sicherheitshalber in einer Datei ab.

Die Fußnotenparameter

Um die Form, wie Anmerkungen in den laufenden Text integriert werden, zu bestimmen, existiert in TEMPUS-WORD das Formular Fußnoten-Parameter. Hier werden drei Arten von Anmerkungen unterschieden: Die Fußnoten, die immer an das Seitenende gestellt werden, die Kapitelnoten am Ende eines jeden Kapitels und die Endnoten am Ende des ganzen Textes. Das Formular birgt wieder eine Fülle gestalterischer Möglichkeiten, so kann für jede Anmerkungsart eine eigene Form eingestellt werden. Die Form umfaßt die Gestalt der Anmerkungsziffern (Ziffer ohne, mit schließender und mit öffnender Klammer, die Ziffern arabisch/numerisch, römisch/numerisch und alphabetisch), das Absatzformat des Anmerkungstextes, eine Trennung zwischen dem fließenden Text und den Anmerkungen, die zumindest bei den Fußnoten meistens aus einem Strich besteht, und speziell bei den Fußnoten die Zählung, die derart eingestellt werden kann, daß sie auf jeder Seite neu beginnt (seitenweise), oder für jedes Kapitel (kapitelweise) oder fortlaufend für den ganzen Text. Hier haben die Programmierer von TEMPUS-WORD allerdings einen kleinen Fallstrick eingebaut: Werden die kapitelweise oder die fortlaufende Numerierung eingestellt, kann eine Fußnote, wenn dadurch die Seite, auf der sie referenziell wird, besser ausgenutzt wird, eventuell erst auf der folgenden Seite plaziert werden: Die Anmerkungsziffer im Text auf der einen, der Anmerkungstext auf der nächsten Seite - die Leser(innen) werden garantiert verwirrt sein und Ihre Texte ob des lustigen Fußnoten-Suchspieles zu schätzen wissen. Für eine halbwegs leserfreundliche Gestaltung der Fußnoten kommt deshalb zur Zeit nur die seitenweise Numerierung in Frage.

Auch die Endnoten haben einen kleinen Nachteil: wie alle Anmerkungen werden sie vom Seitenende her gegen den fließenden Text nach oben geschoben. Da aber richtige Endnoten eigentlich als Anhang wie normaler Text von oben nach unten in die Seite gestellt werden, ist auch mit den Endnoten vorsichtig umzugehen. Das Problem dürfte sein, daß sich hier Programmlogik (Anmerkungen sind ein spezieller Text im Text) und Satzlogik (Endnoten sind ein Addendum zum Text und werden wie Text gesetzt) entgegenstehen.

Zwar können Fußnoten, Kapitelnoten und Endnoten in einem Dokument gemischt verwendet werden, das ist aber in der Praxis sehr ungewöhnlich, und es ist davon abzuraten, wenn nicht zwingende Gründe dafür sprechen. Mir sind auch nur die Marx-Engels-Werke bekannt, bei denen Fußnoten und Endnoten gleichzeitig Verwendung finden. Hier sind die Fußnoten meistens für die Übersetzung fremdsprachiger Ausdrücke oder Hinweise auf zweifelhafte Manuskriptstellen und die Endnoten für editorische Bemerkungen der Herausgeber und Anmerkungen der Verfasser reserviert. Es bleibt aber fraglich, ob auch hier nicht Fußnoten ausgereicht hätten, um beide Anmerkungsarten aufzunehmen. Weitaus interessanter für Menschen, die Manuskripte schreiben und diese dann auf Diskette an ihre Verlage schicken, wäre die Möglichkeit, aus Fußnoten Endnoten zu machen. Im ausgedruckten Manuskript als Fußnoten ließen sich die Anmerkungen auf Diskette, wie oft von den Verlagen gefordert, an das Ende des ASCII-Textes stellen. Aber leider verschwinden die Anmerkungen beim Sichern als ASCII-Text im Orkus des Hauptspeichers.

Für selbstgedruckte Dokumente ist den seitenweise numerierten Fußnoten wegen der leichten Lesbarkeit auf jeden Fall der Vorzug vor Kapitel- oder Endnoten zu geben. In diesem Sinne sollten Sie auch die Fußnoten-Parameter einstellen.

Abbildung 6: Formular für Hierarchie-Ebenen bei Text- und Überschriftsabsätzen

Vorbelegte Texte

Zum Schluß der Arbeiten an unserem Standarddokument können noch Texte, die immer in einem Dokument Vorkommen sollen, aber auch Seiten, die immer existieren, erfaßt werden. Zu denken ist etwa an eine komplett gestaltete Titelseite, in die leere Zeilen für den Titel des Werkes, aber auch schon der Autorenname eingetragen sind, und die nur noch an einigen Stellen ausgefüllt werden muß. Außerdem können schon einmal leere Kolumnentitel erzeugt werden, in die bei Bedarf einfach nur der Text zu schreiben ist. Je mehr Sie an immer wiederkehrenden Texten in Ihr Standarddokument integrieren, desto schneller können Sie mit der eigentlichen inhaltlichen Arbeit beginnen.

Damit wäre unser Standarddokument vollständig. In der nächsten Folge werden wir uns dem Schreiben eines Textes zuwenden.


Rolf Darr
Aus: ST-Computer 06 / 1992, Seite 67

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite