SCARABUS 3.0 - Der professionelle Font-Editor

SCARABUS ist ein Font-Entwicklungsprogramm [Font = Zeichen(Schrift)satz] für pixelorientierte Text Verarbeitungen und Grafikprogramme. In der vorliegenden Version 3.0 hat dieses universelle Werkzeug einige wichtige Verbesserungen erfahren.

SCARABUS wurde nicht einem Kurztest unterzogen, sondern ich setze das Programm in der Version 3.0 schon seit Monaten ein. Insgesamt arbeite ich seit über 3 Jahren mit SCARABUS. Bis heute ist das Programm in allen seinen Versionen noch nicht ein einziges Mal abgestürzt. Das ist die Sicherheit, die ich als Entwickler benötige und schätze.

Hardware

Die Version 3.0 ist nunmehr in Turbo C geschrieben, wodurch SCARABUS nicht nur schneller, sondern auch kompakter geworden ist (40 KB kleiner trotz gestiegenen Funktionsumfanges). Ein ATARI mit 1 MB Arbeitsspeicher (Test auf ST-Book 1/40) reicht völlig aus. Voraussetzung ist lediglich ein monochromer Monitor mit der ST-hoch(640x400)-Auflösung. Ich setze SCARABUS in der Regel auf einem TT 4/16 mit Proscreen TT (19"-Großmonitor) ein. Dank des schnelleren Programmes wird die Arbeit im SM 124-Modus nicht behindert.

Font-Kompatibilität

Mit SCARABUS können Sie Fonts für folgende Textverarbeitungen erstellen: AKZENT II (PC-Programm), CyPress, Papyrus, Script, Signum!, Tempus Word und That's Write. Hinzu kommen die Grafikprogramme, die das Signum!-Font-Format lesen können. Neu ist die Möglichkeit, GEM-Fonts zu laden und zu speichern. Die Größe ist dabei auf das Signum!2-Format beschränkt. Auch wenn Schriften für Signum !3 entwickelt werden sollen, empfehle ich, zuerst mit SCARABUS zu arbeiten, da das Signums-Format vorerst eine Sackgasse ist. Somit halten Sie sich den Weg in andere Programme offen.

Sollten sich dank schnellerer und leistungsfähigerer Rechner in der Zukunft Vektor-Fonts durchsetzen, ist SCARABUS trotzdem nicht überflüssig. Ein Pixel-Zeichen ist gegenüber Vektorzeichen schneller und einfacher erstellt. Später können Sie dann immer noch vektorisiert werden.

Wie Sie auf Bild 1 sehen, erlaubt SCARABUS, Fonts gleichzeitig für 9- und 24-Nadler (inkl. Bubblejets) sowie für Laser und 300-dpi-Tintenstrahler zu erstellen. Horizontale wie vertikale Hilfslinien nebst anzeigbarer Grundlinie und Horizontalbreite erleichtern die Orientierung. Als Werkzeuge stehen diverse Punkt-, Linien-und Kurvenformen zur Verfügung. Es können Ausschnitte definiert werden, die lösch-, verschieb- und veroderbar sind. So ist aus einem „b“ schnell ein „p" erstellt. Zur weiteren Arbeitserleichterung sind Bilder ladbar (ab Version 3.0 auch im IMG-Format), die buchstabenweise - auch gestaucht - in die Font-Matrix übernehmbar sind.

Im Modus "Font tauschen" lassen sich über abspeicherbare Tabellen in Sekundenschnelle individuelle Belegungen erstellen.

Bedienungskomfort

Neben der bereits erwähnten Stabilität und erhöhten Geschwindigkeit bietet SCARABUS 3 auch mehr Komfort und Sicherheit. Wie bereits in früheren Versionen können die wichtigsten Einstellungen abgespeichert werden. SCARABUS ist mit der Maus und - wo sinnvoll - über die Tastatur bedienbar. Wenn man wie ich manchmal 12 Stunden am Tag mit SCARABUS arbeitet, kann es Vorkommen, sich beim Abspeichern im Kästchen zu verklicken. Früher überschrieb SCARABUS gnadenlos vorhandene Dateien. Jetzt erscheinen in diesem Fall Sicherheitsabfragen, die das Abbrechen ermöglichen!

Funktionsvielfalt

Vorhandene Fonts oder Zeichen sind variabel manipulierbar: Sie können vergrößern, verkleinern, stauchen, drehen, schrägstellen. verdicken, aushöhlen, schattieren, spiegeln etc. Sofern Sie für mehrere Druckertypen gleichzeitig Fonts erstellen, können die Zeichen proportional oder 1:1 in die andere Matrix übernommen werden.

Bei außer lateinischen Schriften (z.B. Griechisch, Hebräisch, Kyrillisch) gelingt es mir nicht, eine für alle Kunden befriedigende Belegung zu erstellen. Die einen wollen eine Belegung gemäß QWERTZ (entsprechend dem Laut wert der deutschen DIN-Tastatur), die andern bevorzugen die jeweilige Landesbelegung. Andere wiederum wünschen ganz individuelle Belegungen. Dem trägt SCARABUS Rechnung mit dem Modus „Font tauschen” (Bild 1). Über abspeicherbare Tabellen lassen sich in Sekundenschnelle individuelle Belegungen erstellen. Dabei ist es möglich, die Fonts gleichzeitig mit den Zeichen aus einem 2. Font zu versehen (natürlich alle Formate im gleichen Arbeitsgang).

Ein weiterer Arbeitsbereich für SCARABUS ist die Erstellung von Sonderzeichen. Sofern diese wie bei Transkriptions- oder Transliterations-Fonts auf den „normalen“ Fonts basieren, benötigt man die „Oder“-Funktion (ödem = 2 Zeichen bzw. Ausschnitte werden miteinander verknüpft). Wollen Sie z.B. alle Vokale mit einem Akzent versehen, bietet SCARABUS 3 jetzt fürs Verodern ebenfalls die Möglichkeit, abspeicherbare Tabellen zu erstellen. Während bei früheren SCARABUS-Versionen die Proportion fast willkürlich verändert wurde, ist in der aktuellen Version dieser Fehler behoben. Stets wird der Wert des Zeichens aus Font „A“ belassen.

Es lassen sich die Zeichensätze mit ihren wirklichen Bildschirmzeichen darstellen.

Tauschtabellen und TOS 2.06/3.06

TOS 2.06 und 3.06 möchte ich nicht mehr missen. Im untenstehenden Fall behindern sie leider die Arbeit, was aber nicht SCARABUS anzulasten ist. Ab TOS 2.06 und 3.06 sind die Zahlenfelder des Ziffernblockes nicht mehr über Alternate aufrufbar. Leider wird in den Tausch- und Odertabellen das „B“-Zeichen über Alternate definiert (erscheint auf dem Monitor hell -siehe Bild 1). Ich verschiebe die benötigten Zeichen daher zuerst über die Funktion „Font spezial“ (Bild 3) auf das QWERTZ-Feld. Danach kann wie gewohnt gearbeitet werden.

Font spezial

Unter „Font spezial“ (Bild 2) werden die Fonts (von „A“ nach „B“ umschaltbar) mit ihren wirklichen Bildschirmzeichen dargestellt. Neu ist, daß im aktuellen SCARABUS die volle Höhe dargestellt wird, während frühere Versionen obere und untere Bereiche der Matrix abschnitten.

Fazit

Wenn Sie für Akzent II, CyPress, Script, Signum!2, Papyrus, Tempus Word. That's Write Zeichen verändern, umbelegen oder neue Schriften erstellen wollen, kann ich Ihnen SCARABUS voll und ganz empfehlen. Das Handbuch ist leicht verständlich und bietet alle Informationen, die zur Bedienung des Programmes nötig sind. Der Preis von DM 95,- ist für dieses professionelle, absturzsichere Werkzeug voll gerechtfertigt. Für DM 30,- (+ DM 5,-Versand) besteht die Möglichkeit zum Update beim neuen Distributor.

Bezugsadresse:

APiSoft Bundesallee 56 W-1000 Berlin 3

Änderungen gegenüber SCARABUS 2


Veit Brixius
Aus: ST-Computer 09 / 1992, Seite 68

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