TempusWord 2.0 - Was lange währt...

... wird endlich gut. So sagt es des Volkes Mund. Nun wäre es sicherlich vermessen zu behaupten, Tempus Word wäre kein gutes Programm. Aber getreu dem Motto, daß gute Software nie fertig ist, gab es an der bisherigen Version 1.1 noch zu werkeln. Wir freuen uns, Ihnen hier die neueste Version des Textverarbeitungsprogramms von CCD vorstellen zu können.

Über die bisherigen Versionen von Tempus Word ist in der ST-Computer berichtet worden [1],[2],[3]. Im folgenden soll auf die Veränderungen eingegangen werden, denen die Version 1.1 unterworfen wurde, die wir bereits in [3] besprachen.

Bereits bei der Installation der neuen Version fällt auf, daß die Programmlänge gesunken ist. Dadurch und durch klügere Verwaltung des Speicherplatzes braucht Tempus Word nun 100 KB weniger Speicher, was gerade Benutzer kleiner ST Systeme erfreuen dürfte. Wer hingegen einen TT sein eigen nennt, hatte bislang mit dem äußerst lästigen 24-Bit-Problem zu kämpfen. Das gibt es nicht mehr, das Programm ist uneingeschränkt auf dem 68030 lauffähig.

Viele Operationen sind in ihrer Ausführungsgeschwindigkeit gestiegen, so speichert Tempus Word die Texte jetzt bis zu 7mal schneller. Die weitere Erhöhung der Performance beruht auf der neuen Dialogführung, die jetzt eigene Routinen zur Darstellung benutzt und durch drastisch schnelleren Bildaufbau glänzt. Davon (und von den Korrekturvorschlägen) abgesehen, ließ Tempus Word ohnehin nie große Wartezeiten zu.

Human Interface

Die sicherlich auffälligste Änderung an Tempus Word 2.0 betrifft die Dialogführung. Sie ist vollkommen auf fliegende Dialoge umgestellt und wesentlich vereinfacht worden. Die Dialoge und die Menüleiste sind fast vollständig mit der Maus bedienbar, die Oberfläche entspricht damit dem aktuellen GEM-Standard. Die Tastatursteuerung erstreckt sich ebenfalls auf den eigenen File-Selector, den Tempus Word mitbringt. Er ist damit so flüssig bedienbar geworden, daß CCD ihn ruhig per Auto-Programm ins Betriebssystem einklinken könnten.

Die besonders mit Parametern überfrachteten Dialoge wie die Absatzgestaltung oder der Drucken-Dialog wurden entwirrt und sind jetzt auch ohne Übung einigermaßen schlüssig. Der Nebeneffekt der neuen Dialoge ist die Makrofähigkeit von Tempus Word. Jede Aktion ist per Tastenfolge erreichbar und kann aufgezeichnet, gespeichert und zu späterem Zeitpunkt wieder abgespielt werden. Leider ist das Editieren von Makros nicht möglich. Wem die Tastaturbelegung von Tempus Word nicht gefällt, der kann sich Text öffnen auch auf <Control-L> legen, indem er die entsprechende ASCII-Steuerdatei ändert. In dieser sind sämtlichen Befehlen des Programms beliebige Tastenkombinationen zuzuordnen. Durch diese Neuerungen - Umbelegung der Tastatur und Makros - läßt sich Tempus Word jetzt an eine Unzahl Situationen anpassen. Wiederkehrende Tätigkeiten werden damit zum Kinderspiel. Zusätzlich steht jetzt ein Font-Modus zur Verfügung, bei dem die Tastaturkommandos zwar nicht mehr zugänglich sind, aber stattdessen andere Fonts auf die Control- und Alt-Ebene gelegt werden können. Verfassern fremdsprachiger Texte wird das entgegenkommen.

Bei der Arbeit..

... fallen die überarbeiteten Blockfunktionen auf, deren Fehler beseitigt wurden. Außerdem ist das Aufziehen eines Blockes mit der Maus jetzt endlich möglich. Eine Unzahl von Details ist geändert (und meist verbessert) worden. Angenehm fallen z.B. die verbesserte Dialogführung bei der Korrektur oder einfach nur der zentrierte Tabulator und die Lote auf, die beim Verschieben eines Tabs erscheinen. Der Dateimanager beherrscht jetzt auch das rekursive Durchsuchen ganzer Partitionen nach allen oder nur bestimmten Texten. Es fehlt Tempus Word leider noch immer der Formelsatz à la TEX und ein Tabellensatz, wie ihn Cypress vormacht.

Gratwanderung

Wo ist die Grenze zwischen DTP und Textprogramm? Die Beantwortung dieser Frage wird zunehmend schwieriger. Während die Textbearbeitung mit DTP-Programmen zumindest möglich ist, erhalten Textverarbeitungen mehr und mehr Möglichkeiten zur Gestaltung der Dokumente. So hat Tempus Word mächtig dazugelernt, was die Verarbeitung von Bildern betrifft. Nunmehr ist auch das Laden von Vektorgrafiken (im *.GEM-Format) möglich, diese können genauso wie die PixelBilder frei im Text verschoben und skaliert werden. Das geht ähnlich wie bei DTP-Systemen mit der Maus. Darüber hinaus stehen jetzt grafische Objekte wie Linien, Rechtecke und Kreise zur Verfügung, mit denen man Hervorhebungen o.ä. realisieren kann, ohne extra ein Grafikprogramm zu bemühen und das Bild einzuladen.

Output

Das Ziel der Textverarbeitlung ist nach wie vor die Ausgabe auf einem Stück Papier. Auch in diesem Bereich hat Tempus Word noch einiges dazugelernt. Es können jetzt beliebige Seitengruppen an den Drucker übergeben werden. Dabei wurde die gesamte Handhabung der Druckerwarteschlange und des Spoolers verbessert. Während es immer noch die Möglichkeit gibt, zeitsparend im Textmodus die Daten in reiner ASCII-Form an den Drucker zu schicken, gibt es jetzt noch ein Zwischending für HP-kompatible Laserdrucker. Dabei werden zwar die grafischen Zeichensätze von Tempus Word benutzt, aber trotzdem wesentlich weniger Daten geschickt. Gibt man hingegen Grafik auf einem HP-Laser aus, sendet Tempus Word die Daten jetzt komprimiert, was wiederum zu einer erheblichen Reduzierung der Menge führt. Wessen Drucker Face-up ausgibt, der kann die Option rückwärts wählen und erhält das Dokument richtig sortiert.

Der Druck auf den Monitor erlaubt die pixelgenaue Kontrolle des Druckbildes; sozusagen als Abfallprodukt kann Tempus Word jetzt auch das Druckergebnis als GEM-IMG-Rastergrafik speichern. Auf 66 Prozent verkleinert (auch das ist möglich!) kann so das Blatt mit einem 200DPI Fax versandt werden. Doch dessen nicht genug: TempusWord kann jetzt auch direkt faxen. Mit den entsprechendenTreibern von QFAX oder TeleOffice im Hintergrund wählt man, Ausgabe FAX und schon startet die Fernkopie (ein entsprechendes Modem vorausgesetzt).

Weiterhin neu ist der Querdruck, der besonders für breite Tabellen sehr praktisch ist, sowie der Mutterdruck, bei dem eine DIN-A5-Seite zweimal nebeneinander auf eine DIN-A4-Seite gedruckt wird. Schneidet man ein ganzes so gedrucktes Dokument auseinander, erhält man zwei DIN-A5Exemplare und hat kein Papier verschwendet. Last not least ist die Zwischenlagerung der Druckdaten auf der Festplatte möglich, was die Druckzeiten ebenfalls verringern hilft.

Fortschritt

Die Version 2.0 von Tempus Word bietet zwar häufig nur im Detail Verbesserungen, dafür in ganz entscheidenden. Ein Beispiel: Die Seitenvorschau paßt sich jetzt immer an die aktuelle Auflösung an, was Besitzern von Großbildschirmen fast eine 1: 1 -Darstellung bietet. Früher verlor sich die stark verkleinerte Darstellung auf dem großen Schirm.

Dadurch, vor allem aber durch die entwirrte Benutzerführung und die Makrofähigkeit, hat Tempus Word eine Funktionalität erreicht, wie sie auf dem Textverarbeitungssektor beim ST kaum erreicht ist. Hier und da bieten andere Programme mehr, die Universalität und Geschwindigkeit von Tempus Word sucht aber ihresgleichen.

Literatur:

[1] Moderne Zeiten - Tempus Word Vorabbericht - ST-Computer 6190 S.38ff
[2] Na endlich - Tempus Word ist da. - ST-Computer 2191 S. 19ff
[3] Schreibmaschinen: Sieben Textverarbeitungen für den ST/TT - ST-Computer 41 92 S. 39ff

Bezugsadresse:

CCD
Hochheimer Straße 194
W-6228 Eltville


IB
Aus: ST-Computer 09 / 1992, Seite 14

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