TI-Gap - Wissenslücken schließen

Immer häufiger hält der Computer Einzug in die Schule oder wird wenigstens indirekt dafür eingesetzt (vgl. Computerprojekt, ST Computer 10/1991). Neben einem ganzen Batzen Spielen (ST-PD #498) hat Rudolf Tiemann auch ein Lückentext-Programm TI_GAP für den schulischen Einsatz konzipiert (ST-PD#494). Das in GFA-BASIC 3.0 entwickelte Programm arbeitet sowohl in der hohen wie auch der mittleren Auflösung. wobei natürlich einem SM 124/144 der Vorzug zu geben ist.

Sicherlich kann ein Computerprogramm kaum einen guten Lehrer ersetzen, aber zum Faktenlernen ist er in der Regel gut zu gebrauchen und sehr geduldig. Der Lückentext bietet die Möglichkeit, auch Wissen abzufragen, das nicht in strengen Wortpaaren wie z B. Vokabeln vorliegt. Für den Lernenden - der ja nicht unbedingt Computerfreak sein muß - ist die Bedienung des Programmes ganz einfach: Im Abfragemodus wird ein Textausschnitt von maximal zehn Zeilen angezeigt, bei dem die Lücken durch den allseits bekannten Unterstrich hervorgehoben sind. Als Lösungshilfe werden im unteren Teil des Bildschirmes die fehlenden Begriffe in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt.

Der Abfragemodus

Normalerweise beginnt man bei der ersten Lücke, kann aber per Maus zu einer anderen Stelle hüpfen. Die Antworten sind unter Berücksichtigung der Groß- und Kleinschreibung einzugeben. Wird ein falscher Buchstabe getippt. ertönt ein Signal, bis man den richtigen eingibt. Jede richtig gelöste Zeile verschwindet und wird durch eine neue ersetzt, bis die Lektion abgeschlossen ist. Wer trotz der Unterstriche (sie entsprechen ja der Buchstabenanzahl des Losungswortes) und der Wortliste mehr klarkommt, kann per „Escape“ abbrechen. Eine Hilfe, die den Anfangsbuchstaben verrät, gibt es leider nicht.

Obwohl es sich bei den Lektionen - d. h. den einzelnen Lückentexten - um einfache ASCII-Dateien handelt, ist ein Editor in das Programm integriert. Er hat zwar nicht alle Funktionen, die ein normaler Editor hat. bietet dafür aber einige Hilfen zur Erstellung dieser speziellen Texte, was wichtiger und sinnvoller ist. So setzt er per Tastendruck die Markierungen für die Wörter, die erfragt werden sollen. oder bietet eine pfiffige Suchen-und-ersetzen-Funktion: ist das gefundene Wort klein geschrieben. wird das neue ebenfalls klein geschrieben, beginnt das gefundene Wort groß, wird der erste Buchstabe des Ersatz-Strings auch groß geschrieben. Darüber hinaus lassen sich Lektionen zusammenfügen, mixen, sortieren und doppelte Zeilen automatisch löschen. Die Länge einer Lektion ist auf 100 Zeilen begrenzt, wobei es wahrscheinlich sowieso sinnvoller ist, die Texte nicht so lang zu machen und lieber auf mehrere Dateien zu verteilen.

Der interne Editor bietet viele Möglichkeiten.

Da der Computer trotz des Preisverfalls noch immer ein recht kostspieliges Arbeitsgerät ist, lassen sich die ausgetüftelten Lückentexte auch zu Papier bringen. Um sie per Hand ausfüllen zu können, werden der Zeilenabstand sowie die Lücken automatisch vergrößert. Sind die einzelnen Zeilen sehr kurz, werden bis zu vier Textspalten erzeugt. Die umfangreichen Funktionen und Hilfen des Editors werden ausführlich in einer mehr als 20 Seiten langen Anleitung erläutert. Wer sich aber mit dem Atari schon einigermaßen auskennt, wird hier nur noch die Details und Kniffe nachlesen müssen. Nicht ganz so toll ist dabei die Tatsache, daß man sich auch hier nicht an den GEM-Standard gehalten und eine eigene Oberfläche kreiert hat.

Wer Zweifel an der Flexibilität eines solchen Programmes hegt, sei auf die umfangreichen Beispieldateien verwiesen: nicht nur „richtige“ Texte, sondern auch Matheaufgaben lassen sich auf diese Weise abfragen. Neben unheimlich vielen Sprichwörtern gibt es auch Fragen zur Biologie, Grammatik, Physik und Mathematik. Optimal einsetzen läßt sich das Programm natürlich nur, wenn man es an die individuellen Erfordernisse anpaßt. Vor allem muß man darauf achten, daß der Text nicht durch zu viele Lücken so zerrissen wird, daß man wirklich nur noch raten kann.

thl

TI-GAP
ST-PD 494

Die Lektionen lassen sich auch ausdrucken.


Aus: ST-Computer 09 / 1992, Seite 155

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