Maus-Tuning - Manipulationen an der Genius „Triple Mouse“ und anderen Allgenosse

Irgendwann kommt für fast jeden Atari-Besitzer der Zeitpunkt, an dem das serienmäßig mitgelieferte Grautier seinen Geist aufgibt. Sei es, daß die Taster keinen Kontakt mehr herstellen, oder daß die Bewegungen nicht mehr flüssig Übertragen werden. Dann wird es Zeit für eine neue Maus. Aber auch bei den „Rollkugeleingabegeräten“ (offizielle Bezeichnung für Mäuse) von Fremdherstellern ist man vor Überraschungen nicht immer sicher.

So macht die Genius „Triple Mouse“ GM-F237 wegen ihrer Mikrotaster einen durchaus vertrauenswürdigen Eindruck und überrascht durch ihren günstigen Preis. Sie eignet sich auch für den Commodore Amiga und den Amstrad PC; je nach Rechner muß ein Schalter an der Unterseite eingestellt werden. Bald jedoch machen sich kleine Unannehmlichkeiten bemerkbar, die einen schier zur Verzweiflung treiben können.

Amoklaufende Mäuse

Durch die hohe Auflösung der Maus von 350 dpi rast der Mauszeiger im Vergleich zur Atari-Maus geradezu über den Schirm. Das mag zuerst als Vorteil erscheinen, gelangt man doch jetzt mit einer kleinen Bewegung quer über den Bildschirm. Aber wenn es um pixelgenaues Positionieren geht (Malprogramme, DTP), ist die Begeisterung rasch verflogen. Man schafft es kaum, die Maus um ein derart winziges Stückchen zu bewegen, daß sie nicht gleich übers Ziel hinausschießt. Besonders bei der niedrigen ST-Farbauflösung wird die Maus zur Qual, da hier bei der gleichen Bewegung die doppelte Distanz auf dem Schirm zurückgelegt wird. Die Maus läuft Amok! Zudem zeigt sie sich - besonders an sonnigen Tagen - manchmal unwillig und der Mauszeiger bewegt sich gar nicht. Machen sich Mäuse bei Sonnenschein etwa einen freien Tag?

Bleiben wir gleich bei der Farbdarstellung. Wer den ST nicht zum Spielen benutzt, dem wird der folgende Fehler wahrscheinlich gar nicht auffallen. Hat man nämlich im Port 1 zusätzlich zur Maus einen Joystick angeschlossen und betätigt den Feuerknopf, zeigt das Programm keine Wirkung; der Bildschirm wird jedoch allgemein etwas dunkler, was ein böses Zeichen für einen Kurzschluß ist. Spielen mit Joystick ist nur möglich, wenn die Maus entfernt wird.

Was nun? Soll man wegen einer relativ preiswerten Maus sofort die Garantie in Anspruch nehmen und eventuell mehrere Wochen mauslos verbringen, obwohl es sich zudem um keinen Defekt, sondern um einen Fehler in der ganzen Serie zu handeln scheint? Oder soll man sich lieber gleich eine neue, teurere Maus zulegen? Mit ein wenig bastlerischem Geschick kann man sich viel Ärger und Geld ersparen. Die Garantie erlischt allerdings beim Öffnen des Gehäuses, daher sollten Sie wissen, ob Sie sich das Maus-Tuning Zutrauen.

Abb.: 1 Maskerade - Verringerung der Auflösung durch Verändern der Schlitzmasken.

Mit gebremsten Schaum

Wenden wir uns zuerst dem Problem zu, wie man die Auflösung verringert. Dieses Verfahren eignet sich für alle Mäuse, die die Bewegungen der Kugel über Schlitzmasken an sogenannte Gabellichtschranken weitergeben. Über die Schlitze und Stege der Maske werden zwei Lichtschranken abwechselnd verdeckt und freigegeben, wodurch die Richtung der Bewegung erkannt wird. Je höher die Auflösung der Maus, umso dichter und schmaler sind Schlitze und Stege angeordnet. Man kann die Auflösung halbieren, indem man jeden dritten Steg der Maske mit einem scharfen Messer heraustrennt (Abbildung 1). Um die Stege in der Breite wieder anzupassen, müssen die verbliebenen (schmalen) Schlitze geschwärzt werden. Am leichtesten geht dies mit schwarzer Tusche, die sich durch die Oberflächenspannung gleichmäßig über den Schlitz verteilt und dann zu einem Film eintrocknet. Man sollte diese Prozedur ruhig mehrmals durchführen, da sich nach dem Trocknen meistens ein paar Schlitze wieder öffnen. Möglich wäre stattdessen auch ein Überkleben mit undurchsichtigem Klebeband, was aber in eine frustrierende Feinarbeit ausartet; davon ist eigentlich nur abzuraten. Nach erfolgreichem Tuning läuft die Maus fortan mit halber Geschwindigkeit.

Wenn man die Maus zwischendurch bei geöffnetem Gehäuse testen will, so ist Vorsicht geboten. Es kann leicht passieren, daß sich der Mauszeiger bockig benimmt, und schnell stellt sich der Verdacht auf einen Kabelbruch ein. Die Ursache ist jedoch eine ganz andere: Ohne das Gehäuse dringt Störlicht zu den Lichtschranken und legt sie lahm. Wenn man die Hand darüberlegt und dann Bewegungen ausführt, funktioniert wieder alles. Hier liegt auch der Grund dafür, daß die Maus bei direkter Sonneneinstrahlung ab und an ihren Dienst versagt. Das helle Gehäuse läßt zuviel Licht durch. Entweder verlegt man sie an ein schattiges Plätzchen, hält während der Bewegungen immer die Hand darauf oder beklebt die Innenseite des Gehäusedeckels mit einer lichtundurchlässigen Folie.

Dem Kurzschluß ein Ende

Nun aber zur Behebung des Joystick-Konflikts. In der original Atari-Maus schalten die Maustasten die Leitungen Feuerknopf/linke Maustaste bzw. Feuerknopf1/rechte Maustaste auf Masse (Abbildung 2). Im Ruhezustand werden die Leitungen nicht beschaltet. Das reicht auch völlig aus, da TTL-Bausteine einen unbeschalteten Eingang als logisch high auswerten. In der Genius-Maus werden die Tasten im Ruhezustand jedoch mit +5V belegt. Da die Leitung für die rechte Maustaste mit der des Feuerknopfes beim Joystick verbunden ist, muß zwangsläufig ein Kurzschluß entstehen wenn der Feuerknopf gedrückt und die Leitung damit auf Masse gelegt wird. Man muß also auf der Mausplatine die Leiterbahn zwischen den Ruhekontakten der Taster und +5V durchtrennen.

Nach den oben genannten Veränderungen dürfte Ihr Mauskummer der Vergangenheit angehören. Noch ein kleiner Tip am Schluß: Wenn Sie immer schon auf der Suche nach der endgültigen Mausunterlage gewesen sind und bisher alles zu klein oder zu schwabbelig fanden, erkundigen Sie sich doch mal in einem Schreibwarengeschäft nach einer Schneideunterlage. Diese Unterlagen haben die Eigenschaft, sich nach einem Schnitt wieder zu verschließen und haben eine wunderbar rauhe Oberfläche, die sich hervorragend als Mausgehege eignet. Sie sind zwar nicht ganz billig, dafür gibt es sie aber auch in Abmessungen von ca. 45x30 cm.

Abb.: 2 Der Teufel im Detail: Hier lauert der Kurzschluß.

Oliver Hansen
Aus: ST-Computer 10 / 1992, Seite 118

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