TABWRITE - Text und Bild gemischt?

Auf allen modernen Druckern wie IBM oder Epson ist ein Grafikzeichensatz verfügbar, der Elemente enthält, aus denen sich Linien, Doppellinien, Rahmen usw. zusammensetzen lassen. Leider wird dieser erweiterte Zeichensatz vom ATARI-ST standardmäßig nicht unterstützt. TABWRITE tauscht den ST-Systemzeichensatz gegen einen neuen Zeichensatz aus, der jene vermißten Grafikelemente enthält. Das betrifft die. Zeichen mit den ASCII-Codes 0XB3 bis 0XDA. Damit läßt sich auf dem Bildschirm eine Grafik zusammenbasteln, die genauso aus dem Drucker kommt. Mit dieser Maßnahme allein wäre allerdings noch kein Blumentopf zu gewinnen, weil man nämlich die Grafikzeichen mühsam über die Tastatur eintippen müßte (immerhin sind das 40 verschiedene) und von denen man zudem nicht wüßte, wie sie über die ST-Tastatur zu erreichen sind.

Deshalb sind in TABWRITE besondere Algorithmen implementiert, die es erlauben, mit der Maus Grafiken, die aus diesen Zeichen bestehen, zu zeichnen, genau wie mit einem Malprogramm. Und noch eine zweite Idee steckt dahinter: Grafik und Text werden getrennt in zwei Ebenen behandelt. Man stelle sich zwei Folien vor, von denen die eine nur Text, die andere nur Linien enthält. Beide übereinandergelegt, ergeben das komplette Dokument (so erscheint es auf dem Monitor und beim Ausdrucken). Sie können jedoch getrennt bearbeitet werden. Die Vorteile dieses Prinzips liegen auf der Hand: Es lassen sich z.B. leicht Standardtabellen erstellen, deren Textinhalt beliebig austauschbar ist. Weiterhin ist der Textimport in vorhandene Dokumente leicht möglich, ebenso die Anpassung der Grafik an neue Textformate ...

TABWRITE ist also ein spezieller Texteditor, der auf das Erstellen von kurzen Dokumenten, die aus Text und Linien bestehen, abgestimmt ist, also z.B. auf Tabellen, Diagramme, Ablaufpläne usw. Das Zeichnen der Linien (auch Umrahmungen) wird von TAB WRITE in besonderer Weise unterstützt. Hingegen wurde auf spezielle Textverarbeitungsfunktionen verzichtet, da sie in der Regel bei dieser Art Dokumenten nicht erforderlich sind.

TABWRITE wird vollständig mit der Maus bedient. Wahlweise lassen sich alle Menüpunkte der Pull-Down-Menüs auch über entsprechende Tastenkommandos erreichen. DaTABWRITE-Doku-mente in zwei Ebenen existieren (Text und Grafik), ist jede Menüoperation prinzipiell auf beide Ebenen gleichzeitig oder auch selektiv auf nur eine Ebene anwendbar. Zum Laden einer Datei ist noch anzumerken, daß die Zeichen automatisch in die beiden Ebenen einsortiert werden, je nachdem, ob es sich um Text- oder Grafikzeichen handelt.

Der Austausch des System- durch den eigenen Grafikzeichensatz wirkt nur auf die Fenster. Im übrigen arbeitet TABWRITE auch korrekt mit solchen Accessories und Programmen zusammen, die einen alternativen 8*16-Zeichensatz installieren.

Es werden also immer nur die Zeichen mit den Codes 0xB3 bis 0xDA ersetzt. Sie können also weiterhin Ihren Lieblingszeichensatz verwenden.

Der Speicherbedarf von TABWRITE beträgt ca. 100 KByte für das Programm selbst, ca. 25 KByte pro geöffnetem Fenster sowie 25 kByte für den Undo-Puffer und ca. 12 KByte für den Blockpuffer. Hinzu kommt ein Bedarf von maximal 12 KByte während des Drückens. Das ergibt einen Maximalbedarf von 300 KByte bei Anwendung als Applikation bzw. von 175 KByte als Desk-Accessory.

Normalerweise wird der Speicher, den ein Fenster benötigt, nach dem Schließen wieder freigegeben, mit einer Ausnahme - wenn der Inhalt des Fensters beim Betrieb als Desk-Accessory nicht gesichert wurde, bleibt er resident. Sie können dann jederzeit das Fenster wieder öffnen und haben den alten Inhalt zur Verfügung. Der Undo-Puffer wird freigegeben, wenn alle Fenster geschlossen sind. Es sei noch angemerkt, daß man an TABWRITE maximal sechs Dateinamen als Parameter beim Programmstart übergeben kann. Demzufolge kann das Programm sechs Dokumente parallel bearbeiten.

TABWRITE
ST-PD 531



Aus: ST-Computer 10 / 1992, Seite 148

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