Grenzgänger papyrus: Textverarbeitung an der Schwelle zum DTP

In grauer Vorzeit, lang ist es her, und kaum einer der werten Leserschaft wird sich noch daran erinnern können, gab es Computer, die konnten nur eines: Text oder Bild. Die Zeichen, mit denen sie sich verständlich machten, bildeten eine kleine Schar von 127 Stück. Doch so mancher unter uns brachte schon damals mit solchem Gerät Texte zu Papier, die wundersame Bildchen enthielten. Ein großes Geraune ging alsdann durch die Menge der Technikgeweihten: Wie waren sie wohl vollbracht worden?

Spätestens, seit es den ST gibt, wunderte uns das nicht mehr. Ob ein Rechner Wort oder Bild darstellte, konnte dem Anwender herzlich egal sein. Und so war es bald selbstverständlich, daß Textprogramme auch mit Grafiken umgehen konnten. Später wurde der Text gestaltbarer, er floß in Spalten und allerlei Zierat gesellte sich dazu. Als Ausgabegeräte fungierten nun nicht mehr nur der ratternde Drucker daheim, sondern auch der Satzbelichter in der Druckerei um die Ecke: Desktop Publishing, kurz DTP, war geboren.

Bis heute sind aber Spaltensatz und grafische Objekte rund um den Text Sache der DTP-Software geblieben. Erst neueste Entwicklungen auf dem Gebiet der Textverarbeitung tragen dem Wunsch der Anwender nach mehr stilistischen Möglichkeiten Rechnung, ohne daß man dazu zu den teuren und ressourcenfressenden DTP-Programmen greifen muß.

Am weitesten vorgerückt ins Lager der Layout-Spezialisten ist papyrus. Aus (noch unbekanntem) Berliner Hause, aber selbstbewußt mit dem Attribut der , freundlichen1 Textverarbeitung versehen, gelangt es auf unsere Rechner. Das erfreulich kompakte Programm (nur knapp 300 KB ist es lang) zeigt bereits nach dem ersten Start den gravierenden Unterschied zu herkömmlichen Textsystemen. Man hat bei papyrus stets die ganze Seite mit allen Rändern vor Augen (auch wenn die Seite noch leer ist). Die Arbeit findet also in einem ständigen 'Vorschau‘-Modus statt. Die logische Konsequenz ist der Zoom, der auch verkleinerte Blicke auf das Dokument zuläßt und in dem sich ebenfalls arbeiten läßt.

Herausragendes Merkmal: papyrus erlaubt Textbearbeitung in verschiedenen Zoomstufen.

Ein Programm, das lächelt

Freundlich soll die Arbeit sein! So das Motto der papyrus-Autoren. Und in der Tat stimmen viele Details an papyrus milde. Zum einen verlangt es wenig Hardware - ein Megabyte Speicher und eine Diskette genügen ihm erst einmal. Zum anderen sind alle Errungenschaften des GEM ins Bedienungskonzept eingeflossen. Dazu gehört auch die Unabhängigkeit von Auflösungen und Farben. Leider kann das Programm mit dem GEM-Clipboard nichts anfangen. Unter Multitasking-Umgebungen macht papyrus dennoch einen guten Eindruck, denn es verfügt über 'unmodale' Dialoge.

Unmodale Dialoge sind solche, die man nicht erst verlassen muß, wenn man Weiterarbeiten möchte. Konsequenterweise stellt papyrus sie als Fenster dar, womit der GEM-Vertraute ihre Funktion unbewußt richtig erfaßt. Nun hat aber ein Dialog die Eigenschaft, seine Einstellungen erst beim Verlassen (meist mit OK oder ABBRUCH) an das Programm weiterzugeben. Da man unmodale Dialoge nicht zu verlassen braucht, benötigen sie den SETZEN-Knopf, der diese Funktion übernimmt. Der große Vorteil dieser Dialogtechnik liegt zum einen darin, daß z.B. stilistische Veränderungen am Text nicht zu einer endlosen Auf- und Zuklapperei von Dialgboxen führen. Man markiert einen Satz, öffnet den Zeichensatz-Dialog, probiert ein wenig herum und sieht mit SETZEN die jeweilige Einstellung direkt im Text.

Das ganze hat noch weitere Vorteile: Da die Einstellungen - z.B. im Dialog 'Zeichensatz' -jeweils entsprechend der Textstelle, auf der der Cursor steht, angezeigt werden, hat man so die Kontrolle über die Einstellungen. Unter Multitasking-Bedingungen versperrt ein unmodaler Dialog nicht den Wechsel zu einem anderen Programm und allen anderen im Hintergrund werkelnden Programmen auch nicht die Fortführung der Arbeit. Wer mit Systemen wie Windows bereits Erfahrungen gemacht hat, kennt den Vorteil dieses Verfahrens.

Ein Beispiel für einen unmodalen Dialog

Ansonsten bietet die Bedienung von papyrus Standard: Die Format-Zeile im Kopf eines jeden Fensters informiert über Tabulatoren, Textausrichtungen, Einzüge etc. Vieles davon ist nicht zuletzt bei Produkten wie Script und Cypress entlehnt (die sich wiederum WriteNow! vom Macintosh als Vorbild nahmen). Wieso auch nicht, denn diese Art der Bedienung ist ja äußerst einfach. (Fast alle) Einstellungen in Dialogen lassen sich auch per Alternate-Taste bedienen, Menüpunkte sich mit Control-Sequenzen anwählen.

Kann papyrus mit einer Benutzeraktion nichts anfangen, meldet es sich mit einem Klingelton. Auf Nachfrage gibt es dann bereitwillig Auskunft über den Grund der Meckerei. Solch ein Detail hat die Bezeichnung 'freundlich' wirklich verdient, denn es hilft dem Neueinsteiger wie dem Erfahrenen. Und häufig ist eine solche Hilfestellung mehr wert als die zumeist nichtssagenden Hilfsmeldungen, die sich oft hinter dem Begriff ,OnLine-Hilfe‘ verbergen. Wer versehentlich etwas am Text geändert hat, kann das mit UNDO widerrufen, ja, er bekommt sogar vorher gesagt, ob der Widerruf möglich ist, und wenn, was es zu revidieren gibt. War die Änderung gänzlich für die Katz, kann per Menüpunkt auch die letzte gespeicherte Version des Dokumentes angefordert werden.

Klein-DTP

Auffällig ist eine kleine Werkzeugbox, die sich meist links am Bildschirmrand aufhält. Mit ihr haben die papyrus-Entwickler auch bei der Bedienung die Weichen in Richtung DTP gestellt. Denn grundsätzlich ist der Text, der gerade bearbeitet wird, nur eines von vielen möglichen Objekten in einem Dokument. Hinzu kommen Vektorgrafiken in Form von Rechtecken (auch mit Mustern) oder Linien. Die Bedienung dieser Objekte erfolgt mit den GEM-üblichen Editierrahmen, deren Ecken kleine .Griffe1 besitzen. Das Einfügen von Vektorgrafiken, z.B. im GEM-Metafile-Format, ist nicht möglich.

Leider nicht über das Panel in die Bedienung integriert worden sind die Pixel-Bilder. die momentan nur monochrom sein dürfen. Hinzu kommen die Objekte vom Typ .Text1. Das sind Rahmen, die man beliebig groß aufziehen darf und in denen Text genauso Platz findet wie in den Spalten des .normalen1 Textes. Hier erschwert die Unterscheidung zweier Textarten das Verständnis und die Bedienung des Programms: Warum kann man nicht den Text einer im Seiten-Layout definierten Spalte nehmen, von genau diesem lösen und frei verschieben?

In bis zu acht gleiche Spalten kann man die Seite aufteilen (die bis zu 9 Meter in jeder Richtung groß sein darf). Eine Änderung am Layout wird im Textfenster sofort angezeigt, und beim Spaltensatz tippt man direkt in die Spalten hinein.

Unabdingbar für die gestalterisch orientierte Arbeit ist das vernünftige Handling von Schriften. Dieses leidige Thema hat auf dem ATARI zu vielen, teilweise nur bedingt tauglichen Lösungen geführt, papyrus versucht sich auch hier an einer Gratwanderung. Während man z.B. im Calamus über Vektorzeichensätze verfügt und auf diese Weise jede Zeichengröße wählen kann, sind die wesentlich schnelleren Pixelfonts an feste Größen gebunden. Zudem sprudeln sie aus mehreren Quellen: Signum!2-Fonts, GDOS usw. papyrus gehört zu den Leidtragenden des verworfenen FSM-GDOS; Speedo-GDOS wird bei Erscheinen unterstützt werden, doch was tun bis dahin?

papyrus faßt momentan Schriften gleichen Schnittes, aber unterschiedlicher Größe zu Familien zusammen. Dabei können die aufgrund der unterschiedlichen Auflösungen der Drucker verschieden großen Drucker-Fonts durchaus auch mal als Bildschirm-Font zum Einsatz kommen. Das Konzept ist sicher für den Anfänger schwer zu verstehen, doch der wird sich mit den mitgelieferten und installierten Familien „Times“ und ‚Swiss‘ zufriedengeben (und allenfalls einen benötigten Signum!2-Font nachladen). Es ist aber ein guter Ansatz, aus dem Wust aller auf dem ATARI vertretenen Pixel-Schriften den größten Vorteil zu ziehen.

Muß man gesehen haben: die Blockfunktion von papyrus setzt den links markierten Block zu dem rechts sichtbaren zusammen.

Der Kern

Kommen wir zum Zentrum von papyrus, dem Texteditor. Das heißt, dem Teil des Programms, mit dem der normale Schreiber die meiste seiner Arbeitszeit verbringt. Hier erwarten uns die üblichen Funktionen einer Textverarbeitung mit Suchen und Ersetzen, Tausch von Groß- und Kleinschreibung oder zweier hintereinanderliegender Zeichen per Tastatur, Markieren von Wörtern und Sätzen als Blöcke usw....

Doch auch bei den Blockfunktionen bietet papyrus mehr als andere: Zum einen sind da die sog. intelligenten“ Blöcke. Nehmen wir an, Sie verschieben ein Wort vom Anfang eines Satzes in dessen Mitte. Da müßten Sie üblicherweise das Wort mit Maus oder Tastatur als Block markieren, diesen an die neue Position verschieben (oder 'Ausschneiden' und 'Einfügen') und anschließend die Leerzeichen, derer an der alten Stelle zuviele und an der neuen zuwenige sind, nacharbeiten. papyrus denkt mit: Sie verschieben ein Wort (oder größere Textteile) mit der Maus oder per Tastenkommandos, und die Leerzeichen werden orthografisch korrekt eingesetzt bzw. gelöscht. Einzig die Groß- und Kleinschreibung müssen Sie ,zu Fuß“ korrigieren.

Ein weiteres Highlight sind die "nicht zusammenhängenden“ Blöcke. In papyrus ist es möglich, mehrere Stellen im Text gleichzeitig als Block zu markieren. Diese können dann gemeinsam an eine neue Position geschoben werden, papyrus baut sie dort korrekt (s.o.) zusammen.

Auf diese Funktion gründet sich eine weitere, die das Programm über weite Strecken in der Bedienung vereinfacht. Nehmen Sie an. Sie wollten alle Stellen im Text, die in Times 10 Pt geschrieben sind, durch Courier 10 Pt ersetzen. Dazu nimmt man sich die Zeichensatzbox (nicht etwa "Suchen und Ersetzen“) und markiert alles, was im ersten Font geschrieben wurde, als Block. Sodann setzt man in diesem jetzt "nicht zusammenhängenden“ Block den zweiten Font.

Leider geht das nicht so weit, daß man auch Stile wie Fett oder Kursiv ersetzen kann. Überhaupt bleibt einiges an Formatierungsmöglichkeiten bei papyrus auf der Strecke - so ist es nicht möglich, einem Absatzformat (das hier Lineal heißt) einen bestimmten Stil, Font, Absatzabstand oder gar Initialen zuzuweisen. Wo wir bei Absatzformaten sind: Wer Hierarchiezuweisungen für automatischen Kapitelsatz und Inhaltsverzeichnisse erwartet, verlangt zuviel von papyrus.

Lücken

Nicht unerwähnt soll all das bleiben, was papyrus nicht kann. Denn dadurch grenzt sich der Kreis des Kundenpotentials deutlich auf den Gelegenheitsschreiber ein. Der Formularmodus, in dem nur an bestimmten Stellen des Textes Eingaben gemacht werden können, und die Serienbrieferstellung fehlen. Sie machen die Büroeignung fraglich, genau wie die fehlenden Makros oder Floskeldefinitionen. Eine Dokumentverwaltung, in der Autor und Stichwörter zum Text festgehalten werden, Korrektursystem und Stichwortverzeichnis, Kapitelnoten, Formelgenerator oder gar ein Thesaurus finden sich nicht. So bleibt auch die Eignung für längere wissenschaftliche Elaborate eingeschränkt.

All solche Features sollen zu einem späteren Zeitpunkt in einer mehr den Texten zugewandten Version von papyrus enthalten sein. Dieser wird eine weitere Variante zur Seite gestellt, die dann mehr Funktionen aus dem DTP-Bereich erhält. Statt zu einer eierlegenden Wollmilchsau zu werden, planen die papyrus-Entwickler also ein Splitting des Programms. Geplant ist, eine als Aufsatz auf die Normalversion konzipierte Büroversion mit Features wie Serienbriefen etc. bereits im November auf den Markt zu bringen. Auch die DTP-Version soll ein Aufsatz sein und den Besitz des Basis-papyrus immer obligat machen. Es bleibt zu hoffen, daß der Markt solche Ziele durch entsprechendes Kaufverhalten würdigt.Bislang haben sich die papyrus-Entwickler als äußerst rührig erwiesen: So erreichten uns während des Tests Updates, die den Anwender lediglich 20 DM kosten. Besonders stolz sind die Berliner darauf, in direktem Kontakt zu ihren Kunden zu stehen.

Selbstverständliches

Über vieles an papyrus gleitet der Blick wie selbstverständlich hinweg, einfach, weil es gut und reibungslos funktioniert. So zum Beispiel die Hotte Druckausgabe, die auf Wunsch im Hintergrund tätig ist oder aber über das (langsamere) Betriebssystem arbeitet. Letzteres ist für Spooler, Netzwerke etc. wichtig. Oder die Tatsache, daß papyrus sich den Zeichenabstand für seine Schriften stets aus den Druckerschriften holt, also immer fürs Druckbild optimiert umbricht. Oder der Umstand, daß Fehler, auch programminterner Art, fast immer sauber abgefangen werden. Oder das Detail, daß Objekte, die per Lineal (es gibt auch ein senkrechtes!) genau positioniert werden, auch im Ausdruck an genau diesen Stellen erscheinen. Das liegt an den Druckerrändern, die sich papyrus aus dem jeweils aktiven Treiber holt. Oder die skalierbare Druckausgabe, die es erst ermöglicht, über die im Hintergrund liegenden FAX-Treiber von TeleOffice oder Q-FAX das Dokument in alle Welt zu senden.

Weniger wäre mehr: Dialogverschachtelung in papyrus

Zweifelhaftes

Zu einem Textprogramm, das sich in erster Linie an den Anfänger in diesem Metier wendet, gehört auch ein entsprechendes Handbuch. Das Begleitwerk zu papyrus erfüllt den Anspruch, für Beginner geeignet zu sein, sicher. Allerdings ist es an vielen Stellen von einer derartigen Beredtsamkeit, daß es einem fast auf den Nerv geht. Zugegeben, hier und da ein paar Wörter mehr, das lockert auf und vermittelt den Eindruck, daß es sich nicht um kalte Software handelt. Am Ende des Handbuches findet sich zwar ein ausführliches und reichhaltiges Verzeichnis lexikalischer Art. Doch finden sich auch Seiten, auf denen fast nur,heiße Luft' geblasen wird. Ein Umstand, der eher ermüdend wirkt. Auch die gelegentlichen Sticheleien gegen Produkte von Mitbewerbern zeugen eher vom jugendlichen Ungestüm des Autors denn von Souveränität.

Milde stimmt das oben erwähnte Abfangen von Fehlern, Grimm hingegen erzeugte deren unregelmäßiges und nicht nachvollziehbares Auftreten. Und - wie sollte es auch sein - just die vergangenen 100 Zeilen wurden Opfer eines ‚Fehler(s) 102‘, dessen papyrus nicht mehr Herr wurde. Völlig unerwartet trat er ein und führte bis zum Druck des Reset-Knopfes zum vollkommenen Stillstand meiner Maschine. Da wiegt es umso schwerer, daß papyrus nicht über so etwas Simples wie eine automatische Speicher-Funktion verfügt, die das Dokument in regelmäßigen Abständen sichert.

Ist die ebenfalls bereits angesprochene Einbindung in GEM als ausgesprochen positiv zu werten, so gilt Kritik dem Versuch, GEM eine persönliche ,Aura‘ zu verpassen. Nicht einmal der Versuch als solcher, sondern die Umsetzung ist problematisch: In Dialogen werden häufig zwei verschiedene Schriften verwandt, eine Box wird aus der nächsten aufgerufen, was insgesamt zu einem Mangel an Übersichtlichkeit führt. Dem Gelegenheitsanwender wird dann der Griff zum Handbuch nicht erspart bleiben.

So viel Vorteile sie auch haben mögen, die unmodalen Dialoge führen auf kleinen Bildschirmen schnell zu Verwirrung, und ihr Nutzen, nämlich immer zur Kontrolle geöffnet zu bleiben, geht dort eher unter.

Aus diesem Grund weicht man dann aus und konfrontiert sich mit den Konfigurationsmöglichkeiten, die bei papyrus zahlreich sind. Dort findet sich nämlich auch eine Einstellung, die aus den Dialogen ganz normale macht, die nur mit OK und ABBRUCH verlassen werden können.

Über den Tellerrand

Abschließend kommen wir zu einem - bei anderen Textprogrammen noch eher dunklen- Kapitel: den Fremdformaten. Da zeigt sich papyrus von einer seiner glanzvollsten Seiten. Denn es liest direkt die folgenden Formate:

1st_Word (.DOC) Script (.STX) Rich Text Format (.RTF) Signum!2 (.SDO)

Gerade die letzten beiden sind kein Pappenstiel, wenn man bedenkt, welche Möglichkeiten der Text- und Seitenformatierung in diesen Formaten hinterlegt sind. Zum RTF-Import bleibt anzumerken, daß er in der uns vorliegenden Version von papyrus (1.23) fast perfekt funktionierte, Texte von Tempus Word z.B. richtig übernommen wurden, die Benennungen der Absatzformate allerdings noch fehlten. Hier haben die Entwickler schnelle Abhilfe angekündigt. Als Export-Formate stehen neben reinem ASCII eben auch das RTF-Format zur Verfügung, das die Weiterverarbeitung der Texte auf dem Macintosh, unter Windows oder auf dem NeXT ermöglicht.

Prinzipbedingt ist der Import von Signum!2-Dateien der schwerste. Denn dieses Format kennt Eigenheiten, die sich nur schwer in ‚normalen' Textverarbeitungen nachbilden lassen. Der Importfilter stammt aus der Hand des Signum!-Spezis Andreas Pirner. Dennoch bleibt an Texten, die auf diesem Wege geholt werden, einiges nachzuarbeiten. Zeilen werden gemischt, oder Umbrüche fehlen, bei Fußnoten gibt es die meisten Einschränkungen. Da jedoch papyrus - wie Signum! auch - über die winzigen ‚Microspaces‘ verfügt, lassen sich daher Formeln exakt nachbauen. So wird denn alles, was in Signum! als Formelbereich entsprechend gekennzeichnet wurde, korrekt in papyrus übernommen. Trotz der notwendigen Nacharbeit verdient die Funktion viel Lob, denn häufig ist man dankbar, wenn die Übernahme der alten Texte wenigstens mit diesen (geringen) Einschränkungen funktioniert.

Zielorientierung

Wen will papyrus nun erreichen, wen kann es aufgrund seiner Funktionen erreichen?

Wie oben bereits erwähnt, sind die Funktionen der Textverarbeitung, die über das reine Tippen und Edieren hinausgehen, eingeschränkt. Daher wird der Vielschreiber vieles an papyrus vermissen. Es bleiben alle diejenigen, die ab und zu mal ein Dokument verfassen (müssen), und die dennoch nicht auf die Gestaltbarkeit des Schriftstückes verzichten wollen, den Kauf eines DTP-Programmes jedoch scheuen.

Für diese Käuferschicht ist die Gratwanderung zwischen DTP und Textverarbeitung gelungen. Das spielerische Umgehen mit Text, Schrift und Grafik, das wie selbstverständliche In-Form-Setzen eines Textes, kombiniert mit einer konsequenten GEM-Oberfläche, erlaubt Einsteigern und Gelegenheitstippern sehr wohl, ansprechende Dokumente zu erstellen, und das bei eher mageren Hardware-Anforderungen. Die Geschwindigkeit beim Tippen und Scrollen ist akzeptabel, man sollte dabei auch bedenken, wie viele Aktionen papyrus permanent durchführt. Gleichwohl ist hier und da noch Nacharbeit wünschenswert. So sind besonders die Bilder nicht überzeugend ins Bedienungskonzept integriert, die Dialogboxen schrecken häufig durch Überfrachtung, und Laufzeitfehler stimmen nachdenklich.

Mit seinen Importmöglichkeiten macht es papyrus allen Umsteigern leicht. Gerade wer jahrelang mit Wordplus oder auch mit Signum!2 gearbeitet hat, kommt hier auf seine Kosten. Apropos Kosten: papyrus schlägt mit 298,- DM zu Buche, da kann man getrost von einem sehr gutem Preis/Leistungsverhältnis sprechen.

Im Konzept von papyrus sind zudem richtungsweisende Elemente verwirklicht. So empfehle ich hier die intelligenten und nicht zusammenhängenden Blöcke zur Nachahmung!

IB

Bezugsquelle:

Digital DeskTop Katzbachstraße 8 W-1000 Berlin 61

papyrus

Positiv:

Negativ:



Aus: ST-Computer 11 / 1992, Seite 24

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