Papillon - Pixeln mit dem Flattermann

Die alte Begeisterung für Pixel-Grafikprogramme wie Degas Elite, Neochrome oder STAD scheint neu entflammt zu sein! Application Systems Heidelberg tritt mit Papillon das direkte Erbe dieser Pixel-Altväter an. Doch die Zeit ist nicht stehengeblieben und neue Software muß sich den gestiegenen Anforderungen an ein Pixelgrafikprogramm stellen: GEM und VDI-Konformität, Multi-TOS-Kompatibilität, Großbildschirmtauglichkeit und beliebig große Bilder in 256 Farben. Eben genau so wie Papillon (zu deutsch: Schmetterling), der bereits auf der ATARI-Messe das Interesse der Besucher auf sich zog.

Der Flattermann läuft in allen Bildschirmauflösungen ab 640 x 200 Punkten, auf jedem ST(E), TT oder Falcon ab 1 MB Arbeitsspeicher, ist voll in GEM eingebunden, ist kompatibel zu Grafikkarten (bis 256 Farben), Großbildschirmen, zu sich selbst und noch viel mehr ...

G.E.M. = Guten Eindruck Machen

Auf den ersten Blick macht das Programm einen unscheinbaren, für ATARI-Anwender ungewohnten Eindruck; ist man es doch eher gewohnt, bei nahezu jeder neuen Software vor allem bei Zeichenprogrammen eine selbstgestrickte Benutzeroberfläche vorzufinden. So ist man in Papillon auf Anhieb angenehm davon überrascht, viele Funktionen genau dort vorzufinden, wo man sie vermutet bzw. wo sie laut GEM-Richtlinien auch hingehören. Der Zugriff auf Accessories ist uneingeschränkt möglich und auch die Tastaturkürzel und Grafikfenster sind natürlich GEM-konform. Wie langweilig ...! Doch Spaß beiseite; denn genau das sind nämlich die Features, die dem Apple Macintosh zu seinem guten Ruf verholfen haben: die strikte Einhaltung von Programmierrichtlinien und die damit verbundene Einheit in der Benutzerführung auch in den unterschiedlichsten Programmen. Demzufolge fällt dem Anwender das Einarbeiten in neue, den Richtlinien entsprechende Programme auf dem Mac erheblich leichter, als es bisher auf dem ATARI der Fall war. Hier mußte erst ein Falke landen, um die Programmierer aus ihrer Selbstherrlichkeit herauszureißen. Denn nur die Programme, die sich weitgehend an die GEM-Richtlinien halten und z.B. die Fähigkeit des Falcon zum Multi-Tasking unterstützen, werden in Zukunft eine reelle Chance auf dem Markt haben. Kein Wunder, daß so gut wie jedes Software-Haus momentan dabei ist, seine angeblich ,sauber' programmierten Flaggschiffe einer tiefgreifenden ,GEM-Kur‘ zu unterziehen.

Papillon unterstützt konsequenterweise auch das GEM-Klemmbrett, welches Grafik und Textblöcke beim Kopieren automatisch auf Festplatte ablegt und zum Austausch zwischen Papillon und anderen Applikationen bereithält. Auch dieses GEM-Feature fand bei anderen Programmen bisher so gut wie keine Beachtung bzw. wurde nicht konsequent zu Ende geführt. Doch auch bei GEM herrscht nicht nur eitel Sonnenschein. Es unterliegt gewissen Beschränkungen, unter denen zwangsläufig auch Papillon leidet. Doch dazu später mehr. Es sollte übrigens nicht unerwähnt bleiben, daß Papillon mit diverser Zusatz-Software wie z.B. NVDl, MultiGEM, Winx oder Let'em fly perfekt harmoniert.

Drucken und drucken lassen...

Im DATEI-Menü findet man Funktionen zum Datei-Handling, zur Seitenansicht und zum Drucken. Neben den fest installierten Druckertreibern für die Laserdrucker von ATARI und Epson sowie dem HP Deskjet unterstützt Papillon alle Drucker, für die ein GDOS-Druckertreiber existiert. Die Druckausgabe dürfte von daher für die meisten gängigen Drucker kein Problem darstellen. Für optimale Farbdrucke empfehlen die Programmautoren den Ausdruck über Signum!3 Color, welches über ausgeklügelte Farb-Misch-Algorithmen verfügt.

Ebenfalls von diesem Menü aus werden neue Grafikfenster in beliebiger Größe und bis zu 8 Bit Farbtiefe angelegt oder bereits vorhandene Grafiken geöffnet. Papillon erkennt neben dem IMG-Format auch dessen um eine Farbtabelle erweiterte XIMG-Variante sowie die Standard-Screen-Formate DOO und PAC. Die Bildformate der 'Klassiker' Degas und Neochrome fehlen ebensowenig wie die system-übergreifenden Formate IFF (Amiga), GIF und PCX (IBM-PC) sowie MAC (MacPaint). Auch beim Export zeigt sich Papillon relativ offenherzig: die meisten Import-Formate lassen sich auch wieder exportieren.

Papillons Menüleiste
Die Arbeitsoberfläche von Papillon

Fensterln erwünscht

Papillon verwaltet Grafiken in ,normalen' GEM-Fenstern, von denen bis zu 7 gleichzeitig geöffnet sein dürfen. Jedes Grafikfenster verfügt über eine eigene Werkzeugleiste. Das mag zunächst ein wenig verwirren, hat jedoch entscheidende Vorteile. Zum einen ,merkt' sich jedes Fenster das zuletzt angewählte Werkzeug, so daß man nach einem Wechsel in ein anderes Fenster sofort mit diesem Werkzeug Weiterarbeiten kann. Zum anderen erspart man sich gerade bei der Arbeit auf einem Großbildschirm überflüssige Mausbewegungen, da man nicht für jeden Werkzeugwechsel vom Grafikfenster aus zur Werkzeugleiste ,rasen4 muß, sondern diese immer direkt am linken Fensterrand findet. Die Programmierer dachten sogar noch einen Schritt weiter: mit der rechten Maustaste schaltet man zwischen Zeichenwerkzeug, Mauszeiger und ,Schiebe'-Hand um. So kann man z.B. blitzschnell zwischen dem aktiven Zeichenwerkzeug und der Hand hin und her wechseln, um so auch entfernte Bildteile schnell zu erreichen. Das Verschieben von großformatigen Grafiken mit der Hand geht übrigens sehr flott vonstatten. Bei sehr großen Grafiken ist es praktisch, auf die Seitenübersicht umzuschalten und sich dort in der verkleinerten Seitendarstellung den gewünschten Bildschirmausschnitt auszuwählen.

Die Werkzeugbox

Das Werkzeugsortiment

Die Werkzeugleiste selbst erinnert in ihrer Art an den Klassiker STAD aus gleichem Hause, hat jedoch in vielen Funktionen mehr (und in manchen leider auch weniger) zu bieten. So findet man Icons zum Zeichnen der üblichen Grafikobjekte sowie Polygone und offene oder geschlossene Splines bzw. Bezier-Kurven. Das Radiergummi kann beliebig groß sein; ebenso lassen sich Muster, Stiftart, Farbe, Blockmodus und Pinselstärke über kleine Pop-Up-Menüs komfortabel definieren. Mit der Füllfunktion lassen sich auch schwarze und andersfarbige Bereiche ,umfüllen'. So kann man sich von Fall zu Fall den Radiergummi sparen, indem man Farbflächen einfach weiß füllt, vorausgesetzt, die Flächen hängen zusammen. Die Füllfunktion wirkt übrigens auf das gesamte Bild und nicht nur auf den sichtbaren Bildschirmausschnitt. Sehr angenehm fällt auch auf, daß beim Zeichnen von Objekten, die größer als das Grafikfenster sind, der Fensterinhalt automatisch beim Erreichen des Fensterrandes mitscrollt, bei gedrückter Shift-Taste sogar ein Stück vorher, um nicht ,blind' in das Bild hineinzumalen. Die Lupenfunktion konnte mich überhaupt nicht überzeugen: zwar arbeitet sie wahlweise in 3 Zoom-Stufen, doch außer dem Setzen und Löschen verschiedenfarbiger Punkte ist hier keine andere Zeichenfunktion anwendbar. Das ist heute nun wirklich nicht mehr ,state of the art' und bedarf dringender Überarbeitung.

Intelligente Blöcke

Viel sorgfältiger widmeten sich die Programmierer jedoch der Möglichkeit, Blöcke zu definieren. Mit der, normalen4 Blockfunktion schneidet man rechteckige, bei gedrückter Shift-Taste auch exakt quadratische Blöcke aus. Neu ist hierbei, daß sich bei gedrückter Alternate-Taste der Block automatisch um das umschlossene Objekt zusammenzieht und man so auf einfachste Weise auf den Pixel genau Objekte ausschneiden kann. Dies funktioniert auch bei Farbbildern, wobei die Farbe des Punk tes, an dem man zum Aufziehen des Punktes ansetzt, zur Grundfarbe für diesen Block wird und sich dieser um alle andersfarbigen Punkte zusammenzieht. Mit der Schere kann man beliebig geformte Blöcke ausschneiden, wobei genau der von der Schnittlinie umrandete Bereich zum neuen Blockobjekt wird. Auch das Lasso definiert beliebig geformte Blöcke, unterscheidet sich von der Schere jedoch darin, daß es sich um seinen Inhalt zusammenzieht. Besondere Beachtung verdient in diesem Zusammenhang die Farbtrennungsfunktion von Papillon. Sie dient der Vereinfachung von Lasso und Fülloperationen bei Farbbildern und ist dementsprechend auch nur anwählbar, wenn man eine Farbgrafik bearbeitet. Mit Hilfe dieser Funktion lassen sich bestimmte Bildteile, wie z.B. eine orangefarbene Sonne vor einem Himmel in Blautönen, auf einfache Weise ausschneiden, ohne die Farbe des Hintergrundes ,mitzunehmen'. Da ein Himmel zumeist aus mehreren Blautönen besteht, bietet Papillon die Möglichkeit, einen Toleranzbereich anzugeben.

Die Histogrammfunktion für monochrome Bilder
Die Dialogbox zur Manipulation der Farbpalette
Verkleinern von Monochrom-Bildern durch Graustufenumrechnung

Dieser bezieht sich immer auf die zuerst mit dem Lasso berührte Farbe. Bei geschickter Einstellung läßt sich so z.B. die Sonne sauber vom Himmel trennen, ohne sie mit der Lupe Pixel für Pixel vom Hintergrund freistellen zu müssen. Für Fülloperationen gilt dasselbe Prinzip: Will man die Sonne beispielsweise anders einfärben, werden bei der Farbtrennung nicht nur exakt die Pixel einer Farbe unter dem Füllwerkzeug gefüllt, sondern alle Pixel, die im eingestellten Toleranzbereich hegen. Blöcke lassen sich übrigens auch zwischen Bildern unterschiedlicher Farbtiefe austauschen; die erforderliche Konvertierung erledigt Papillon auf souveräne Art.

Im Pull-Down-Menü ,Block' findet man Funktionen, die sich auf den gerade aktiven Block beziehen. Hierbei ist es egal, ob dieser rechteckig oder beliebig geformt ist. So läßt sich ein Block z.B. konturieren, ausdünnen, verdicken, spiegeln und abrunden. Gerade das Abrunden ist eine sehr nützliche Funktion, um die beim Vergrößern einer Pixel-Grafik entstehenden Treppenstufen wirkungsvoll zu reduzieren. Allerdings würde ich mir hier die Möglichkeit wünschen, die Stärke des Effektes über Zahlenwerte beeinflussen zu können. Die Blockfunktionen erzeugen wahlweise eine Kopie des markierten Bereiches bzw. schneiden den B lock aus dem Hintergrund heraus. Blöcke lassen sich leider nicht in Echtzeit durch, Anpacken‘ skalieren, sondern nur über die zahlenmäßige Eingabe der absoluten Ausmaße bzw. des relativen Vergrößerungsfaktors. Dies ist jedoch verständlich; denn man sollte bedenken, daß es sich bei Papi Hon nicht um ein weiteres monochromes Zeichenprogramm handelt, sondern um ein 8-Bit-Farbgrafikprogramm. Ich habe zumindest noch kein Programm dieser Art gesehen, das in der Lage wäre, einen 256-Farb-Block in Echtzeit zu skalieren ... Auch die Funktion zum Drehen von Blöcken in beliebigen Winkeln funktioniert wohl aus demselben Grund nur über die manuelle Eingabe des Winkels. Leider fehlen (noch) Möglichkeiten, Blöcke perspektivisch zu verzerren bzw. zu scheren, um so z.B. normalen Pixel-Text schräg zu stellen.

Bunter Schmetterling

Papillon beschränkt sich, wie bereits erwähnt auf 256 Farben. Mehr Farben (16 Millionen) wären für ein Pixel-Zeichenprogramm (im Gegensatz zu einem EBV-Programm) auch eher hinderlich als förderlich. Papillon wartet so nämlich mit einer Funktion auf, die ein EB V-Programm nicht bietet, nämlich der Veränderung von Farben über die Farbpalette. Hiermit wird ein Umfärben bestimmter Bildelemente zum Kinderspiel. Leider lassen sich die Farben in der ansonsten gut zu bedienenden Dialogbox für die Farbpalette nur im RGB-Raum ändern. Eine Erweiterung um ein weiteres Farbmodell wie HLS (Farbton, Helligkeit, Farbsättigung) und CMY (Cyan, Magenta, Yellow) wäre hier jedoch empfehlenswert. Immerhin kann man den Kontrast und die Helligkeit von Farbbildern in einer eigenen Dialogbox mittels zweier Schieberegler fein dosieren. Schon hiermit läßt sich die Qualität von digitalisierten Bildern deutlich steigern.

mono grau mono

Das GRAUSTUFEN-Menü hält speziell für monochrome Bilder einige Leckerbissen bereit. Diese sind in erster Linie dazu gedacht, gescannte Fotos zu bearbeiten. Soll z.B. ein Bild verkleinert werden, rechnet es Papillon zunächst intern in ein Graustufenbild um, nimmt dort die Verkleinerung vor, um es im Anschluß daran wieder in ein monochromes Bild zurückzurechnen. Hierfür bedient es sich eines von vier wählbaren Wandlungsverfahren, von denen das ,Floyd/Steinberg-Verfahren mit Vorausschau' in der Regel die besten Ergebnisse bringt. Aber auch die Umrechnung in eine geditherte Darstellung mit einem 4 x 4-Raster bzw. die Darstellung als Halbtonbild mit verschieden großen Rasterpunkten ist möglich. Die Qualitätsverluste sind dank dieser Verfahren minimal; das Beispiel mit der verkleinerten Madonna spricht wohl für sich ... Papillon bietet in diesem Menü weiterhin die Möglichkeit, monochrome Bilder beliebig in ihrer Helligkeit zu beeinflussen. Auch hier erfolgt zunächst wieder die Umrechnung in ein Graustufen-, und dann die Rückrechnung in ein Monochrombild. Die hervorragenden Ergebnisse entschädigen auch bei dieser Funktion für die teilweise recht langen Wartezeiten voll und ganz.

Schade, daß es das Prinzip von Papillon (noch) nicht erlaubt, Farbbilder auf einem Monochrombildschirm zu bearbeiten. Diese Vorstellung ist gar nicht so abstrakt, wie man zuerst annehmen könnte. Hat man auf einem Rechner mit Farbbildschirm eine Farbgrafik erstellt und möchte die Farbe eines Objektes ändern, muß dieses wiederum an einem Rechner mit Farbbildschirm erfolgen; am Monochrombildschirm ist das nicht möglich, da das Bild beim Laden sofort in ein monochromes Bildformat umgerechnet wird. Dieses wiederum macht Papillon mit erstaunlich hoher Qualität und Flexibilität. Je nach eingestelltem Wandlungsverfahren (siehe oben) sind die Ergebnisse beachtlich.

Das BEARBEITEN-Menü widmet sich hingebungsvoll diversen Clipboard-Optionen. Neben dem bereits erwähnten GEM-Clipboard lassen sich hier beliebige Blöcke im IMG-Format laden, speichern und bei Platzproblemen auch ganz aus dem Arbeitsspeicher entfernen. Weiterhin findet man hier die üblichen Funktionen zum Ausschneiden, Kopieren, Einfügen und Löschen von markierten Blöcken. Eine feine Funktion ist,Einfügen in neues Bild4, bei der der aktuelle Klemmbrett-Inhalt in ein neues Grafikfenster kopiert wird, welches exakt die Abmessungen des Puffers einnimmt.

Die Zeichensatz-Dialogbox
Objekte lassen sich numerisch positionieren.

Pixel-Objekte

Das OBJEKT-Menü präsentiert sich mit ganzen zwei Einträgen am 'aufgeräumtesten', ist jedoch eine der mächtigsten Funktionen in Papillon, denn sie ermöglicht in gewissem Grade objektorientiertes Arbeiten. Moment, werden Sie jetzt sagen. Papillon sei doch ein Pixel-Grafik-Programm und Objekte findet man ausschließlich in Vektor-Programmen... Richtig. Aber nur fast! Denn für Papillon existieren die Elemente Linie, Rechteck, Kreis, Kreisbogen, Polygon und Bezier bzw. Spline als Vektorobjekte; und zwar solange, bis eine neue Zeichenfunktion angewählt bzw. ein neues Objekt gleichen Typs gezeichnet wird. Erst dann werden diese Figuren fest in die Pixel-Grafik integriert. Das heißt, daß jedes dieser Objekte nachträglich verändert werden kann. Füllmuster, Stiftart, die Lage jedes einzelnen Stützpunktes bzw. des gesamten Objektes auf der Zeichenfläche lassen sich im Nachhinein ändern. Aber nur eben so lange, wie oben bereits erwähnt. Das eröffnet beim pixelorientierten Zeichnen völlig neue, ungewohnte Perspektiven.

Ein Manko des ATARI-GEM macht sich hier jedoch störend bemerkbar: Die Objekte Rechteck, Kreis(bogen), Polygon, Bézier und Spline können nur eine feste Linienstärke (1 Pixel) besitzen, was die Benutzung dieser Objekte in manchen Situationen einschränkt. Bei gedrückter Shift-Taste lassen sich übrigens exakte Kreise und Quadrate zeichnen. Linien rasten hierbei in 45°-Winkeln ein, so daß man schnell und sicher horizontale, vertikale und schräge Linien zeichnen kann. Über den Eintrag »Positionieren4 im OBJEKT-Menü gelangt man in eine Dialogbox, in der die Koordinaten der Objekte pixel bzw. zentimetergenau eingegeben werden können. Nimmt man dann noch die Raster-Funktion des EINSTELLUNGEN-Menüs zu Hilfe, steht einem exakten Konstruieren nichts mehr im Wege.

Einstellungssache

Weitere Funktionen im EINSTELLUNGEN-Menü betreffen Parameter bezüglich der Zeichen Werkzeuge, die normalerweise auch mit Rechtsklick über dem jeweiligen Instrument aufgerufen werden können. So lassen sich hier z.B. die Rundung der abgerundeten Rechtecke einstellen sowie der Kurventyp für die Splines. Ebenfalls gelangt man von hier aus bzw. nach Aufziehen eines Textrahmens in die Dialogbox für die Textparameter, in der man beliebige GDOS-Fonts für die Texteingabe auswählen kann. Hat man sich für einen Zeichensatz in einer bestimmten Größe entschieden, zeigt ein Fenster den Font in seiner aktuellen Erscheinung. Selbst an eine Zeichenkonversion der Umlaute wurde hier gedacht, da bei konvertierten Signum- oder MAC-Fonts die Zeichensatzbelegung im Vergleich zu original GDOS-Fonts unterschiedlich sein kann. Des weiteren kann man die Textausrichtung festlegen: linksbündig (mit oder ohne Zeilenumbruch), rechtsbündig, zentriert und Blocksatz. Text wird direkt im internen Editor eingegeben bzw. von Disk importiert. Nach Verlassen der Dialogbox erscheint der Text im zuvor aufgezogenen Textrahmen, welcher jetzt noch nachträglich in Größe und Position verändert werden kann. Entdeckt man nun z.B. einen Rechtschreibfehler und hat den Textblock noch nicht fest im Bild abgelegt, genügt ein Doppelklick in den Rahmen und man befindet sich wieder im Texteditor. Auch Schriftart und Größe lassen sich auf diese Weise noch nachträglich ändern. Übrigens lassen sich auch Textobjekte über die Positionier-Option pixelgenau plazieren.

Lesestoff

Das fast 200 Seiten starke Handbuch fällt durch seinen lockeren Schreibstil positiv auf und ist dadurch sehr angenehm zu lesen. Alle Funktionen werden in ihrer Wirkweise und Anwendung, z.T. anhand von Fallbeispielen, ausführlich erläutert. Nebenbei erfährt man viel Wissenswertes z.B. über Farbpaletten, Grafikformate und erhält eine Menge Tips und Tricks zum effektiven Arbeiten mit Papillon. Eine Liste der Tastaturkürzel sowie eine 'Fragestunde', in der eventuell auftauchende Fragen diskutiert werden, runden das durchweg positive Gesamtbild des Handbuches ab.

Resümee

Für alle, die ohnehin gerne mit Programmen wie STAD, Degas Elite oder Neochrome gepixelt haben, ist Papillon eine Offenbarung, für alle anderen Grafikbegeisterten eine wertvolle Bereicherung ihres Grafikprogramm-Repertoires. Application Systems Heidelberg bietet den Anwendern anderer Grafik-Software aus gleichem Hause (STAD, Piccolo, Creator, Imagic) zu einen günstigen Update-Preis den Umstieg auf Papillon an. Mit 'schlappen' 198,- DM beim Neukauf von Papillon zielt das Programm eindeutig auf den breitgestreuten Consumer-Markt. Der Anwender erhält für sein Geld ein grundsolides, in vielen Funktionen bestechendes Programm, bei dem in bezug auf die angesprochenen Schwachstellen bestimmt noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Empfehlenswert!

Bezugsquelle:

Application Systems Heidelberg
Postfach 102646
W-6900 Heidelberg

Papillon

Positiv:

gute Kompatibilität
zusammenziehende Blöcke mit Farbtrennung
Graustufen-Funktionen für monochrome Bilder
vorbildliche Texteinbindung
günstiger Preis

Negativ:

umständliche Lupe
GEM-bedingte Beschränkungen


Matthias Ficht
Aus: ST-Computer 12 / 1992, Seite 44

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