Hard Disk Utilities

Hard Disk Utilities gibt es wie Sand am Meer, doch als wirklich nützlich erweisen sich meist nur zwei Arten von Programmen: Backup-Programme und Diskoptimierer. Um vor einem Datenverlust einigermaßen sicher zu sein, legen viele Anwender Sicherheitskopien aller wichtigen Daten an. Am preiswertesten kann man dies tun, indem man am Abend alle neuen bzw. veränderten Dateien auf eine Diskette kopiert, jedoch gibt es auch komfortablere Möglichkeiten. Die auf den folgenden Seiten beschriebenen Backup-Programme nehmen viel unnötige Arbeit ab und übernehmen einiges an Routinearbeiten.

Wenn nach einiger Zeit der Benutzung die Geschwindigkeit der Harddisk rapide nachläßt, kommen die Harddisk-Optimierer zum Zuge. Mit ihrer Hilfe lassen sich die Zugriffe auf Dateien wieder beschleunigen, da die Sprünge innerhalb der Festplatte beseitigt werden. Dieser Programmgattung ist der zweite Teil des Tests gewidmet.

BACK-UP-PROGRAMME

Eine Festplatte entwickelt sich immer mehr zum Standardzubehör für ATARI-Computer. doch bereits kurz nach dem Kauf sorgt das schnelle Speichermedium für einige Sorgenfalten: Was wird aus meinen Daten, wenn doch mal was passiert? Hier kommt dem versierten Anwender sofort der Begriff Backup, also eine Sicherheitskopie auf einem anderen Datenträger, in den Sinn. Wir haben uns deshalb einige Backup-Programme für jeden Geldbeutel angesehen.

The Vault

Fangen wir mit der untersten Preisklasse, den Public-Domain-Programmen an. Hier gibt es eine nahezu unüberschaubare Anzahl an verschiedener Programme, die alle mehr oder weniger komfortabel die Daten auf Diskette sichern können. Aus der Masse sticht dabei ein Programm heraus, das sich durch seine intuitive Bedienbarkeit und einen relativ großen Funktionsumfang auszeichnet. Das Programm The Vault liegt mittlerweile in der Version 3.0 vor und ermöglicht es, ein Filebackup der Platte anzufertigen. Filebackup bedeutet, daß hier jedes File, so es auf die Diskette paßt, ganz normal geschrieben wird, und nur die Dateien, die die Diskettenkapazität überschreiten, in zwei oder mehr Stücke zerlegt werden. Der Vorteil dieses Verfahrens liegt auf der Hand: Hat man die Diskette mit „The Key“ (dem Programm zum Rückspielen der Daten) verlegt, kann man nahezu alle Files auch ohne dessen Hilfe zurückkopieren. Allerdings birgt dieses Verfahren auch Nachteile: Eine Komprimierung der Daten ist natürlich so nicht möglich, so daß immer die maximale Anzahl Disketten benötigt wird. Was die Geschwindigkeit anbelangt, liegt The Vault irgendwo am unteren Ende dessen, was man noch als erträglich bezeichnen kann: Das Schreiben erfolgt blockweise, so daß man dadurch etwas Zeit gegenüber den normalen Kopierfunktionen gewinnt; beim Zurückschreiben halten sich beide Funktionen die Waage, da das Rückkopieren dateiweise geschieht.

Die Dateiselektion von „The Vault“
Eine Grafik informiert über den Fortgang des Backup-Vorgangs bei dem HD-Toolkit.

Ärgerlich ist, daß das Programm Probleme mit ATARIs neuer Hardware hat. Auf einem Falcon war das Programm nicht zum Laufen zu bewegen, auf dem TT stürzte es in unregelmäßigen Abständen ab. Die Selektionsmöglichkeiten für die Files, die in das Backup aufgenommen werden sollen, sind aber für ein PD-Programm geradezu luxuriös ausgefallen: alle Dateien ab einer bestimmten Ebene, die bei Bedarf auch noch einem oder mehreren, evtl. negativen, Kriterien genügen (z.B. .PRG für alle ausführbaren Programme und !.BAK, um alle Backup-Dateien nicht zu selektieren), oder nur die seit dem letzten Backups veränderten Dateien können selektiert werden, sofern die Backup-History des letzten Backup noch vorhanden ist. Die Dateiattribute des Betriebssystems können jedoch leider nicht ausgewertet werden. Ein Handbuch sucht man hierbei natürlich vergebens, aber auf der Diskette befindet sich ein ausführliches, in TeX gesetztes. Handbuch, das sich der Anwender bei Bedarf selbst ausdrucken kann. Außerdem verfügt The Vault über eine gute Online-Hilfe, die eigentlich alle aufkommenden Fragen beantwortet. Allerdings sind hierbei gute englische Sprach-kenntnisse vonnöten, da es zur Zeit keine deutsche Anpassung gibt.

Hard Disk Toolkit

Wem dies alles nicht reicht, der muß zu einem kommerziell vertriebenen Backup-Programm greifen. Hier liegen die Beträge. die man anlegen muß. zwischen 90 und 130 DM. Für ungefähr 90 DM bekommt man z.B. das Hard Disk Toolkit von der Firma Computerware. Hinter dem doch etwas verwirrenden Namen verbirgt sich ein Backup-Programm, das zu den eher unbekannten Vertretern dieser Gattung gehört. Das Hard Disk Toolkit wird mit einem 45seitigen Handbuch ausgeliefert, das die Funktionen des Programms im wesentlichen ausreichend beschreibt. Allerdings kommen beim Lesen des öfteren Mißverständnisse auf: so kann man aus einer Passage herauslesen, daß das Programm durchaus in der Lage sei, mit vorformatierten Disketten zu arbeiten, jedoch wird nirgends darauf hingewiesen, daß diese Disketten in einem Spezialformat (10 Sektoren pro Spur) vorliegen müssen. Da nicht jeder gerade Disketten in diesem Format zur Verfügung hat, schlägt sich das dann nötige Formatieren natürlich in der Geschwindigkeit nieder: Das Backup dauert dadurch fast um den Faktor fünf länger als beim schnellsten Konkurrenten. Die Daten können entweder unkomprimiert oder aber in einem komprimierten Format auf die Diskette geschrieben werden. Bei der Komprimierung gibt es dabei zwei verschiedene Methoden, wovon eine als „schnell“ und eine als „kompakt“ bezeichnet wird.

Es wird jedoch sofort klar, daß einzig die „kompakt“-Variante benutzt werden sollte, da der „schnell“-Modus nur wenig Platzersparnis bei einer deutlich verlängerten Zeit gegenüber dem ungepackten Backup bringt. Sehr praktisch dagegen ist die Funktion, die Daten des Backups mit den Daten auf der Platte noch einmal zu vergleichen, um ein wirklich absolut sicheres Backup zu bekommen, sowie die Möglichkeit, ein Backup in eine Datei zu machen (z.B. auf einer Wechselplatte). Wenn man hierbei auf eine Komprimierung verzichtet, ist das Programm ungefähr halb so schnell wie der Dateikopierer Kobold, was für ein Backup-Programm eine beachtliche Leistung ist. Weniger schön ist, daß das Hard Disk Toolkit auch in Zeiten von TT- und HD-Modulen immer noch nichts mit HD-Disketten anzufangen weiß und ein Backup auf HD-Disketten sich anschließend als umsonst erwies. Die Daten waren auf keinem Weg mehr rekonstruierbar. Ärgerlich ist auch, daß die Aufforderung zum Diskettenwechsel erst dann angezeigt wird, wenn der Computer bereit zum Schreiben ist; dadurch gehen die Geschwindigkeitsvorteile, die das blockorientierte Schreiben und Lesen mit sich bringen, teilweise wieder verloren. Außerdem gibt es beim Restore der Dateien als erstes eine Fehlermeldung des NVDI-GDOS, mit dem die Zusammenarbeit bei weitem nicht reibungslos verläuft.

Argon

Argon ist übersichtlich mit GEM-Fenstern aufgebaut.
In dieser Dialogbox werden die diversen Einstellungen für das Back-Up vorgenommen.

Ebenfalls für etwa 90 DM wandert das Backup-Programm Argon von der Schweizer Firma EDV-Dienstleistungen über den Ladentisch. Hier findet man sich nach dem Start in einer Benutzeroberfläche wieder, die in der aktuellsten Version endlich mit GEM und Fenstertechnik arbeitet, aber dafür ein wenig an Ergonomie gegenüber der GEM-losen Vorversion eingebüßt hat. Um die Dateien für ein Backup zu markieren, muß man mittels eines Pop-Up-Menüs das gewünschte Laufwerk öffnen, dessen Directory im Hauptfenster angezeigt wird. Dort ist es möglich, Dateien nach verschiedenen Kriterien oder auch von Hand durch Anklicken zu selektieren. Schade ist allerdings, daß eine Selektion der Dateien, die sich seit dem letzten Backup geändert haben, nur per Batch möglich ist; gleiches gilt für ein negatives Markieren. Dafür muß man den Programmierern ein Lob für die Batch-Erstellung aussprechen: Sie ist derart einfach zu bedienen, daß man in kürzester Zeit alle grundlegenden Dinge verstanden hat. Argon stellt alle Dateien, sofern ausreichend RAM zur Verfügung steht, im Hauptspeicher zusammen und schreibt die Backup-Daten dann in einem Durchgang auf die Diskette, was eine deutliche Zeitersparnis bringt. Zusätzlich arbeitet Argon weiter, während der Benutzer die Diskette wechselt, so daß durch den Disk-Wechsel im Regelfall keine Zeit verlorengeht. Natürlich beherrscht auch Argon eine Datenkomprimierung, die in drei Stufen eingesetzt werden kann. Aber auch hier kann man feststellen, daß sich eigentlich nur die höchste Komprimierung lohnt, wenn man den Zeitverlust, den dies zwangsläufig mit sich bringt, dem dadurch gewonnenen Diskettenplatz gegenüberstellt. Allerdings ist hier das Verhältnis wesentlich ausgewogener.

Ärgerlich ist jedoch, daß Argon die Disketten derart manipuliert, daß man sie. um sie anderweitig nutzen zu können, neu formatieren muß; das Soft-Formatieren durch ein Kopierprogramm (z.B. HCopy) war nicht mehr möglich. Was die Geschwindigkeit angeht, ist Argon das Maß aller Dinge: Im Test erwies sich dieses Programm als das schnellste, und auch die Komprimierraten wurden nur noch von speziellen Packprogrammen (STZip, LHarc) übertroffen. Ein leidiges Thema ist das Handbuch: Zwar ist es umfangreich, flott und durchweg verständlich geschrieben. doch stoßen Passagen wie „Warum ist ein Bier besser als eine Frau? - Es sagt nicht aus Spaß, es sei schwanger“ zumindest mir sauer auf.

Disk Utility

Von Applications Systems Heidelberg kommt schließlich für 99 DM das Disk Utility ins Haus. Hinter diesem Titel verbirgt sich eine Sammlung von mehreren mehr oder weniger nützlichen Programmen, die irgendwie mit Disketten und Festplatten zu tun haben. Hauptbestandteil neben der Flexdisk, dem wohl bekanntesten Vertreter der Gattung RAM-Disk, jedoch ist das Hard Disk Utility, das nun in der Version 4.0 vorliegt. Nach dem Programmstart befindet man sich in einer Art Desktop, das für jede Festplattenpartition ein eigenes Icon bereithält. Ein Doppelklick auf eines davon öffnet das betreffende Verzeichnis. Man kann nach Herzenslust manuell Dateien markieren oder dies mittels maximal drei Masken gleichzeitig vom Programm erledigen lassen. Eine Markierung aller neuen Dateien unter Beachtung des Archiv-Flags ist ebenfalls möglich; sogar Fehler des Betriebssystems (vor TOS 1.04 wurde das Archiv-Flag falsch herum verwendet) erkennt das Programm von selbst und verhält sich automatisch richtig! Leider jedoch ist es recht umständlich, bestimmte Dateitypen vom Backup auszuschließen: Dazu müssen vorher erst alle Dateien selektiert und dann mittels Masken alle nicht gewünschten Dateien wieder deselektiert werden.

Was die Geschwindigkeit betrifft, ist das Hard Disk Utility eher im unteren Bereich der kommerziellen Programme anzusiedeln. Jede Datei wird einzeln auf die Diskette geschrieben, was einen merklichen Geschwindigkeitsverlust gegenüber den blockorientiert schreibenden Programmen zur Folge hat. Der Komprimiermodus des Hard Disk Utilities ist recht einfach gehalten: hier gibt es keine Wahl- oder Einstellmöglichkeiten, die erzielbare Komprimierrate entspricht aber in etwa der von Argon. Sehr positiv dagegen ist, daß man bestimmte Dateitypen von der Komprimierung einfach ausschließen kann. So werden bereits gepackte Daten nicht weiter zu packen versucht, sondern direkt geschrieben, was zur Folge hat, daß man bei einem hohen Anteil an gepackten Daten einiges an Geschwindigkeit gewinnen kann! Das Handbuch beschreibt kurz und knapp alle Funktionen des Hard Disk Utilities, reicht jedoch keinesfalls an die Qualitäten von Argon heran. Angenehm fällt auf, daß das Handbuch überdurchschnittlich viele Bilder anbietet, so daß man immer weiß, auf welches Menü der Text bezogen ist. Weniger angenehm ist allerdings, daß bei einem Schreibfehler auf Diskette zuerst die Betriebssystemmeldung und danach erst die HDU eigene Fehlerbox angezeigt wird. Dies kann beim Benutzer unter Umständen zu einer gewissen Verwirrung führen.

Argon CD

Der Rolls Royce unter den Backup-Programmen ist aber ganz eindeutig Argon CD. Mit einem Preis von 149 DM markiert das Programm das obere Ende dessen, was man für ein Backup-Programm bezahlen muß. Argon CD baut auf Argon auf und bietet demzufolge alle Möglichkeiten dieses Programms. Zusätzlich kommen einige neue Funktionen hinzu: Backup in eine Datei (z.B. auf Wechselplatte), physikalischer Vergleich des Backups mit den Originaldaten sowie die Möglichkeit, mehrere Batches automatisch hintereinander ausführen zu lassen, um zum Beispiel eine komplette Festplatte in einem Backup zu sichern.

HDU kann seine Ähnlichkeit mit dem GEM-Desktop nicht verheimlichen.
Die Dateien werden bei den „ST-Tools“ in Baumform dargestellt.

Außerdem ist es möglich, die Daten zu codieren, um sie vor unbefugtem Zugriff zu schützen. Die Codierung arbeitete dabei nahezu ohne Zeitverlust, der Unterschied bei einem 13-MB-Backup lag im Bereich von wenigen Sekunden. Ärgerlich ist, daß beim Backup in ein File eine elementare Funktion eines Backup-Programms verlorengeht:

Ist einmal die maximale Kapazität des Mediums, auf dem das Backup gespeichert werden soll, erreicht, wird nicht angeboten, auf einer anderen Partition fortzufahren, sondern lediglich ein „Schreibfehler“ gemeldet. Es kommt aber noch schlimmer: Wählt man in der betreffenden Dialogbox dann „Weiter“ an, wird die entsprechende Datei scheinbar klaglos geschrieben: im Backup ist sie jedoch defekt. An dieser Stelle ist dringend eine Nachbesserung angebracht, damit hier wieder ein Vorteil gegen ein normales Packprogramm wie den ST-Zip zu verzeichnen ist, der in ungefähr gleicher Zeit deutlich besser komprimiert als alle Backup-Programme im Test, jedoch nicht die Aufteilung in mehrere Archive, wie es zum Beispiel der Packer ARJ für den PC bietet, beherrscht. Für das Handbuch gilt hier übrigens das gleiche wie für Argon, da es nur ein Handbuch für beide Programme gibt.

Welches Backup-Programm ist nun zu empfehlen? Jedes der vier Programme hat seine Vor- und Nachteile. Wer mit einem unkomprimierten Backup leben kann und auch die nötige Zeit mitbringt, ist sicher mit The Vault recht gut bedient, wenn das Programm auch auf anderen Rechnern als normalen STs einige Probleme aufweist. Wer nur ein Backup-Programm sucht, das die höchstmögliche Geschwindigkeit und einigen Komfort zu einem sehr günstigen Preis bietet, sollte sich Argon genauer ansehen. Wer aber auf Geschwindigkeit verzichten kann und lieber noch ein paar Utilities dazu haben möchte, ist mit dem Disk Utility am besten bedient. Es bietet sicher das beste Preis-Leistungs-Verhältnis der Programme im Test, wenn man auch Verwendung für eine RAM-Disk hat. Argon CD ist schließlich für alle die empfehlenswert, die professionell mit ihrem ATARI arbeiten und auch mal ein Backup auf eine Wechselplatte machen wollen. Auch wenn hier noch kleine Fehler ein etwas wachsameres Auge auf die Backup-Aktion verlangen, ist dieses Programm klar das mächtigste und komfortabelste im Test.

Das Hard Disk Toolkit fällt bei allem etwas aus dem Rahmen, wirkt das Programm doch etwas überaltert und insgesamt nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Einzig die Möglichkeit, Backups in eine Datei machen zu können, macht es für diesen Zweck zu einer günstigen Alternative zu Argon CD, für ein Disketten-Back-up ist es jedoch nur bedingt zu gebrauchen.

FESTPLATTEN-OPTIMIZER

Wenn man einige Zeit lang mit seiner Festplatte gearbeitet hat, wird man mit Erstaunen feststellen, daß die Arbeitsgeschwindigkeit immer mehr nachläßt. Hierfür ist die Organisation der Dateien durch das Betriebssystem verantwortlich: Die Dateien werden vom Anfang des Laufwerks in den ersten freien Sektoren abgelegt. Gibt es nun nach dem Löschen kleinerer Dateien Freiräume, werden sie beim nächsten Sichern wiederverwendet. Ist dabei die zu sichernde Datei größer als die gelöschte, wird der erste Teil an der Stelle der gelöschten abgelegt, der Rest auf den nächstfolgenden freien Sektoren. Dadurch werden die Dateien zerstückelt, und um diese zu lesen, muß der Festplattenkopf unnötig hin- und herbewegt werden.

ST Tools

Abhilfe versprechen hier die sogenannten Disk-Optimierer. Auch in diesem Bereich gibt es verschiedene Alternativen. Am günstigsten liegt das Shareware-Programm „ST Tools“. Dieses Programm stammt aus Amerika und ist demzufolge vollständig in Englisch gehalten. Bei regelmäßiger Benutzung muß man sich beim Autor registrieren lassen; die Gebühr hierfür beträgt 10 US-Dollar. Neben der Möglichkeit, einige Informationen über die Partitionen der Festplatte zu erhalten sowie Files und Sektoren der Platte nach bestimmten Zeichenfolgen zu durchsuchen, findet sich auch ein Disk-Optimierer in diesem Programm. Wird dieser Optimierer angewählt, wird als erstes die Struktur der Festplatte auf Fehler hin untersucht, um sicherzustellen, daß beim anschließenden Optimieren keine Schäden zu befürchten sind. Befinden sich Fehler in der Dateistruktur, können sie vom Programm korrigiert werden; jedoch hat dies in der Regel auch einen gewissen Datenverlust zur Folge, da das Programm natürlich nur nach gewissen Regeln die Fehler zu beheben versuchen kann. Besonders beim Auftreten von verlorenen Sektoren ist das Programm leicht aus der Fassung zu bringen. Sollten solche auf der Platte zu finden sein, meldet ST Tools auch willkürliche Fehler in der Dateistruktur, deren Korrektur allerdings gar nicht defekte Dateien zerstört. Der Optimiervorgang an sich ist zwar recht langsam, aber relativ sicher, da er nur bei intakter Datenstruktur in Gang gesetzt werden kann. Jedoch sollte man, wie übrigens bei allen Programmen im Test, während des Optimierens tunlichst den Finger vom Reset-Schalter lassen, da dies alle Daten endgültig zerstören würde. Die Dokumentation zu ST Tools liegt in Form einer englischen ASCII-Datei dem Programm bei und führt nur recht oberflächlich in das Programm und dessen Funktionen ein. Ein recht hohes Vorwissen in Sachen Computer wird dabei vorausgesetzt, so daß dieses Programm nur für fortgeschrittene Benutzer zu empfehlen ist.

Zeiten und Größen für ein 13 MB Backup auf eine SyQuest Wechselplatte SQ-555

Hard Disk Sentry

Mit dem Hard Disk Sentry nehmen wir das mit 129 DM teuerste Programm dieses Tests unter die Lupe. Doch mit dem ersten Start wird bereits klar, daß hier einfach am GEM vorbei programmiert wurde. Dem Benutzer präsentiert das Hard Disk Sentry eine Dialogbox mit nicht weniger als 21 (!) Knöpfen, die zum Teil nur kryptisch beschriftet sind (z.B. ein Button mit dem Buchstaben „X“, der den erweiterten Modus selektiert), so daß an dieser Stelle ein erster, längerer Blick ins durchweg ordentliche Handbuch vonnöten ist. Hat man einmal entdeckt. wofür die Schalter im einzelnen gut sind, kann man mit der Analyse der Disk Struktur beginnen. Ist sie fehlerhaft, werden die Fehler angezeigt, und die davon betroffenen Dateien können in einer weiteren Dialogbox angezeigt werden. Allerdings ist hier Vorsicht geboten - auf einer bis auf zwei verlorene Sektoren (Sektoren, die zu keiner Datei auf dem Laufwerk gehören, aber trotzdem als belegt markiert sind) völlig intakten Partition fand das Hard Disk Sentry nicht weniger als 20 Fehler, unter anderem in der Dateistruktur. und die angebotene Beseitigung der angeblichen Fehler endete mit einem Verlust eines kompletten Ordners auf dem Laufwerk.

Ist das Laufwerk fehlerfrei organisiert, überprüft das Programm, ob eine Optimierung überhaupt lohnt, hierbei werden etwas strengere Maßstäbe angesetzt als bei den Konkurrenten, so daß man diesem Urteil in der Regel trauen kann. Zudem wird die Sektorbelegung des Laufwerks grafisch dargestellt, so daß man im Zweifel aber auch selbst sehr gut entscheiden kann, ob eine Optimierung lohnt oder nicht. Die Geschwindigkeit des anschließenden Optimiervorgangs liegt deutlich höher als bei ST Tools, insgesamt kann sie aber allenfalls befriedigen. Schön ist dagegen, daß der Optimiervorgang sich auf dem Bildschirm nachvollziehen läßt.

Sentry gibt die Belegung der Sektoren einer Partition in grafischer Form aus.
Spartanisch aber ausreichend: das Hauptmenü von Crypton
Zeiten für ein 13 MB Backup auf Diskette ohne Komprimierung

Crypton

Der Disk-Optimierer Crypton dagegen ist der Wirbelwind in diesem Test. Mit nahezu unglaublicher Geschwindigkeit geht das Programm zu Werke, so daß man gar nicht glauben kann, daß dieses Programm die Daten wirklich auf dem Laufwerk optimiert. Auch hier ist man noch nicht bis zu einer GEM-Oberfläche gedrungen, lediglich ein Pseudofenster zeigt an, daß man auf dem Weg dorthin ist. Neben der Möglichkeit, die Festplatte zu optimieren, kann Crypton noch ein paar Dinge. So können Dateien auf einem ganzen Laufwerk oder aber in einem bestimmten Ordner nach bis zu fünf verschiedenen Kriterien gelöscht werden. Außerdem kann das Programm gelöschten Dateien wieder Leben einhauchen, indem es die Dateien wieder in das Inhaltsverzeichnis und die FAT einträgt. Das Löschen allerdings ist nicht ganz problemlos: Dateien mit ungültigen File-Namen, die z.B. das Programm Edison erzeugt (die Dateinamen der Sicherheitskopien enthalten den Buchstaben können nicht gelöscht werden. Der Optimierer ist aber der Hauptbestandteil des Programms. Wählt man den Menüpunkt „Info“ an, werden auf Wunsch alle Laufwerke auf den Grad der Zerstückelung hin bewertet. Dabei verwendet das System eine Art von Schulnoten, und ab befriedigend können die betreffenden Laufwerke dann nach einer Sicherheitsabfrage optimiert werden. Crypton konnte als einziges Programm im Test auch nicht von fast 4000 verlorenen Sektoren aus der Ruhe gebracht werden; es gab lediglich eine Warnmeldung aus, daß diese hohe Zahl der (bewußt angelegten) Lost Cluster bedenklich sei, korrigierte sie aber anstandslos und erfand auch keine weiteren Fehler hinzu. Überhaupt erwies sich das Programm als besonders sicher, da der eigentliche Optimiervorgang erst einmal simuliert wird, bevor wirklich Daten auf der Festplatte verschoben werden! Ärgerlich war, daß Argon auf Partitionen, die ungültige Dateinamen enthielten, nicht zum Arbeiten zu bewegen war. Jedoch trat hierbei kein Datenverlust auf, Crypton verabschiedete sich sang- und klanglos während der Analyse der Dateistruktur. Sehr gelungen dafür ist das Handbuch, das Schritt für Schritt in die Bedienung des Programms einführt und auch einige Informationen zum Thema Festplatten gibt. Auch auf mögliche Risiken, die ein Gebrauch aller Programme dieser Art mit sich bringt, wird in ausreichender Form hingewiesen.

Was für wen?

Zuerst ein Tip. den jeder, der einen Disk-Optimierer benutzen will, beherzigen sollte: Unbedingt unmittelbar vorher ein Backup machen. Sicher arbeiten die hier getesteten Programme weitestgehend fehlerfrei, aber ein Stromausfall oder ein Absturz des Rechners sind nie völlig auszuschließen. Und wenn man dann kein Back up hat, sind alle Daten auf ewig im Datenhimmel verschwunden.

Zurück zum Thema: Crypton ist der eindeutige Sieger dieses Tests. Das Programm ist absolut gutmütig, schnell, umfangreich und hat in der ganzen Testphase kein einziges Mal zu einem Datenverlust geführt. Mit einem Preis von 89 DM ist es zudem auch durchaus erschwinglich. ST-Tools kann man nurdann empfehlen, wenn man schon einige Erfahrung im Umgang mit Massenspeichern gesammelt hat und die Meldung des Programms richtig bewerten kann. Das Hard Disk Sentry schließlich ist in der vorliegenden Version etwas unausgegoren. Zwar bietet es einiges fürs Auge, ist aber relativ teuer und weist ebenfalls einige Fehler auf, so daß auch hier nur erfahrene Anwender gut mit einem Kauf beraten sind.

Bezugsquellen

Hard Disk Toolkit Computerware Weißer Straße 76 W-5000 Köln 50

Argon/Argon CD SciLab GmbH Isestraße 57 W-2000 Hamburg 13

Hard Disk Sentry Computerware Weißer Straße 76 W-5000 Köln 50

HDU Application Systems Heidelberg Englerstraße 3 W-6900 Heidelberg 1

The Vault Maus-Netz: @K Robert Fischer 80 Killdeer Road, Hamden,

ST Tools Maus-Netz: @K Stephen Comio PO-Box 1734 Woobridge, VA22193 (10$ Shareware)

Crypton SciLab GmbH Isestraße 57 W-2000 Hamburg 13

Zeiten für ein 13 MB Backup auf Diskette mit höchstmöglicher Komprimierung

Dirk Johannwerner
Aus: ST-Computer 03 / 1993, Seite 38

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