Screensaver im Vergleich

Wer hat sie nicht schon gesehen, die Bildschirme von Geldautomaten oder öffentlichen BTX-Terminals: Unter dem eigentlichen Bild läßt sich erkennen, daß dort die Bildschirmmaske durch das ständig angezeigte Startbild eingebrannt worden ist. Zwar sind diese deutlich erkennbaren Spuren Extrembeispiele, doch auch Computermonitore sind gegen diese Gefahr nicht geschützt. Erst mit dem Einsatz von Bildschirmschonern wird das Risiko, eines Tages eine eingebrannte Bildschirmmaske auf dem eigenen Schirm vorzufinden, deutlich reduziert.

Mit dem PC- und MAC-Programm „After Dark“ ist der Markt deutlich in Bewegung gekommen. Bildschirmschoner von heute sind nicht nur nützlich und erfüllen ihren Zweck, sondern bieten auch noch für das Auge des vorübergehenden Betrachters einige Schmankerln. Wir haben uns daher umgesehen, ob ATARI-Besitzer immer noch neidisch auf die Kollegen der übrigen Rechnerwelt schauen müssen. Dabei haben wir von Einfachstprogrammen wie „Maccel 3“ bis hin zum Luxusschoner „Sleepy Joe“ eine große Zahl an Alternativen für jeden Geschmack und Geldbeutel gefunden.

Maccel 3

Maccel 3 ist wohl der einfachste Bildschirmschoner hier im Test und doch in einigen Belangen zugleich das Maß der Dinge. Seit der Einführung des modularen Kontrollfelds XControl gehört dieser Bildschirmschoner zum Lieferumfang aller ATARI-Computer, er ist außerdem mit den Aufrüstkarten für TOS 2.06 auch für die alten STs verfügbar. Dabei ist das Bildschirmschonen bei Maccel 3 eigentlich nur ein Nebenprodukt: In der ersten Version war dieses Programm lediglich als Mausbeschleuniger gedacht. Die Features des Bildschirmschoners sind schnell aufgezählt: In allen Farbauflösungen und auf dem TT werden einfach beim Einsetzen des Schonens alle Farben durch Schwarze ersetzt, so daß der Bildschirm schlicht dunkel ist; auf einem ST in ST-Hoch wird der Bildschirm im 10-Sekunden-Rhythmus invertiert. Durch diese Vorgehensweise spart sich Maccel, den Bildschirm in irgendeiner Weise zu sperren, so daß keinerlei Programme angehalten werden, und Rechenzeit benötigt Maccel 3 auch keine. Leider ist Maccel wie soviele ATARI-Utilities sehr unsauber programmiert, so daß nur die Standardauflösungen unterstützt werden: Auf Grafikkarten kann jedoch nur noch der Mausbeschleuniger genutzt werden, da dort der Bildschirmschoner zu keiner Mitarbeit zu bewegen ist.

Ein weiteres Manko ist die Dokumentation, die schlichtweg nicht existiert, so daß man die Bedienung der einzelnen Buttons aus den nicht unbedingt eindeutigen Icons selbst erahnen muß.

Maccel3

Positiv:

wenig Speicher- und Rechenzeitbedarf
hält keine Programme an
läuft als Autoordnerprogramm

Negativ:

unterstützt nur Originalauflösungen
keinerlei Dokumentation

Bezugsquelle:
Macell: ATARI Computer GmbH Am Kronberger Hang 2 W-6231 Schwalbach

HOTSAVER

Hotsaver ist ein etwas anderer Bildschirmschoner. Zum einen beherrscht das Programm wie Maccel, den Bildschirm dunkel zu schalten (bei Farbauflösungen) bzw. invers darzustellen. Zusätzlich jedoch bietet es, wenn genug Speicher vorhanden ist, um den Bildschirm zu sichern, die Möglichkeit, ein animiertes Logo auf dem Bildschirm rotieren zu lassen, das sich in der Grundversion allerdings als nicht besonders interessant erwies. Erst nach Zahlung der 15 US-Dollar Shareware-Gebühr erhält man ein kleines Utility, das beliebige Logos in den Programmcode hineinkopieren kann. Prinzipiell wären hiermit also auch die fliegenden Toaster möglich ...

Hotsaver zeichnet sich im Ruhezustand durch besonders geringen Speicherhunger aus: Mit nur knapp 13 KB ist es das in dieser Hinsicht genügsamste Programm im Testfeld. Leider raubt Hotsaver allerdings auch dann, wenn es nicht aktiv ist, ca. 5% der Rechenleistung, so daß man schon gut überlegen muß, ob man dieses Programm installieren möchte. Ein weiterer Wermutstropfen ist, daß das Programm nur eingeschränkt auf Grafikkarten arbeitet: Auf einer Crazy Dots war es nur im Monochrommodus zu einem zuverlässigen Arbeiten zu bewegen. Dafür hält das Programm keinerlei im Hintergrund arbeitende Programme an; deren Bildschirmausgaben werden weiterhin angezeigt. Schön ist außerdem, daß der Hotsaver sowohl als Accessory als auch aus dem Autoordner heraus gestartet werden kann, wodurch man einen der im Moment noch wertvollen sechs Accessory-Slots sparen kann. Hotsaver verfügt über eine hervorragend gemachte Anleitung, die mit über 30 KB Umfang die Länge des ausführbaren Programms deutlich überschreitet. Neben der Bedienung wird hier auch Grundsätzliches zum Thema Bildschirmschoner in verständlichem Englisch erläutert.

Bezugsquelle:
Hotsaver: John Eidsvoog P.O. Box 74090 Ijüs Angeles CA 90004 oder in diversen Mailboxen

Positiv:

hält keine Programme an
verbraucht nur wenig Speicher
läuft auch als Autoordnerprogramm
hervorragende Anleitung

Negativ:

Probleme mit Farbauflösungen auf Grafikkarten
hoher Rechenzeitbedarf

Rubricks

Der Bildschirmschoner Rubricks verfolgt einen anderen Weg: Eine einfache Dunkelschaltung gibt es hier nicht, der grafische Effekt ist der einzig mögliche. Dies wirkt sich auch im Speicherplatzhunger dieses Programms aus: Schlappe 570 KB schluckt das Programm, egal ob es gerade aktiv ist oder nicht, da es vom Start weg einen Bildschirm als Pufferspeicher reserviert, und sowas kostet bei 640x480 Punkten und 256 Farben schon eine größere Portion Speicher. Dafür gibt sich Rubricks in Sachen Leistungsklau bescheiden: Mit 2% Rechenleistungsverlust, solange keine Aktivität stattfindet, ist man hier eigentlich ganz gut bedient. Rubricks ist voll auf GEM-Konformität programmiert und läuft auch auf Grafikkarten; bei der Crazy Dots gehört es gar zum Lieferumfang. Als Schonereffekt wird hier der Bildschirm in einstellbar viele Quadrate aufgeteilt, die dann munter über den Bildschirm rotieren. Optisch erweist sich das ganze zwar als recht attraktiv, ist jedoch wenig effektiv, da es vorkommen kann, daß einzelne Felder längere Zeit nicht berührt bzw. durch gleichfarbige ersetzt werden und so das befürchtete Einbrennen des Monitors doch noch auftreten kann. Außerdem kostet dieser Effekt doch einiges an Rechenzeit, so daß auf normalen STs nicht mehr genug Leistung für das eigentliche Programm übrigbleibt. Leider hält Rubricks auch noch die Bildschirmausgaben laufender Programme an, so daß dadurch die Programme teilweise blockiert werden und erst nach der Beendigung des Effekts Weiterarbeiten. Rubricks ist wie Hotsaver Shareware und kostet 300 Österreichische Schillinge, eine recht ausführliche deutschsprachige Anleitung liegt dem Programm als 1st_Word-plus-File bei.

Bezugsquelle:
Rubricks: Thomas Schallar Valentingasse 9-11/1/1 A-1238 Wien oder in diversen Mailboxen

Positiv:

im Ruhezustand geringer Rechenzeitbedarf
voll GEM-konform
optisch ansprechender Schoneffekt

Negativ:

hält Programme an
benötigt auch nicht aktiv sehr viel Speicher
während des Schonens wird viel Rechenzeit benötigt

Schoner 2

Ganz neu auf dem Sektor der Bildschirmschoner ist das Programm Schoner 2. Aufgrund einer Diskussion im MausNet über Sinn und Nutzen von Bildschirmschonern hat sich Stefan Becker ein Wochenende in ein stilles Kämmerlein verzogen und diesen Bildschirmschoner programmiert. Das Programm ist Public Domain und wird mit dem kompletten Sourcecode ausgeliefert; inzwischen gibt es bereits eine erweiterte Version mit einem zusätzlichen Effekt. Der Schoner verfügt somit über drei verschiedene Modi, die den Bildschirm vor dem Einbrennen bewahren sollen. Zum einen gibt es den sogenannten „Warp 8“-Modus, bei dem man sich in das Cockpit eines Raumgleiters versetzt fühlt. Als Alternative dazu gibt es das schon aus Rubricks bekannte Verschieben von Bildschirmblöcken über den Bildschirm und in der modifizierten Version einen sich durch sauren Regen auflösenden Bildschirm. Der Schoner verursacht im Ruhezustand nahezu keinen Leistungsverlust und ist mit 70 KB Speicherbedarf nur ein mäßiger RAM-Fresser. Leider kommen aber auch hier die Programme, die auf den Bildschirm ausgeben möchten, nicht zu ihrem Recht und verharren dementsprechend bis zum Beenden der Schonereffekte im Ruhezustand. Dafür arbeitet der Schoner mit Grafikkarten in nahezu beliebigen Auflösungen zusammen und erwies sich auch sonst als höchst kompatibel. Für einen (lt. Readme) Gimmick läuft das Programm erstaunlich stabil, es ist aufgrund seiner kostenlosen Verfügbarkeit sicherlich eine interessante Alternative. Die als Text-File beiliegende Dokumentation ist zwar knapp, aber durchaus ausreichend, sie enthält alle nötigen Hinweise für Programmierer, die den Schoner gerne mit eigenen Effekten erweitern möchten.

Bezugsquelle:
Schoner2: Nur über Mailboxen erhältlich, z.B. Maus K

Schoner 2

Positiv:

voll GEM-konform
nahezu kein Rechenzeitbedarf
Sourcecode wird mitgeliefert
höchst kompatibel

Negativ:

hält Bildschirmausgaben an

IDLE 2.2

Mit IDLE kommen wir zu einem Veteranen unter den Bildschirmschonern. Bereits seit mehreren Jahren verfügbar, liegt das Programm nun in der Version 2.2 vor. IDLE ist vollkommen GEM-konform programmiert und damit gänzlich vom verwendeten Bildschirmtyp unabhängig, solange ein vollständiger VDI-Treiber zur Verfügung steht. In den normalen ST/TT-Auflösungen sowie auf der Crazy-Dots-Grafikkarte traten keinerlei Probleme damit auf. Nicht weiter überrascht daher auch, daß das Programm keine Programme anhält; selbst Bildschirmausgaben können die im Hintergrund laufenden Programme problemlos tätigen.

IDLE ist in weiten Grenzen frei konfigurierbar: So können die Ereignisse, die zum Abbruch des Schoneffekts führen sollen, aus einer größeren Zahl von Alternativen ausgewählt werden. Ebenso überwacht IDLE die Modem-2-Schnittstelle des TT auf eingehende Zeichen - was nicht unbedingt selbstverständlich ist, denn damit steht IDLE unter den hier getesteten Schonern allein auf weiter Flur. An Effekten stehen das einfache Dunkelschalten des Schirms, ein Sternenhimmel und ein über den Bildschirm rotierendes ATARI-Logo in beliebiger Kombination zur Verfügung. Außerdem wird eine Bildschirmuhr angeboten, die auch verschiedene Uhrzeitformate unterstützt.

Trotz dieses recht großen Funktionsumfangs liegt der Speicherbedarf von IDLE, solange da Programm nicht aktiv ist, nur bei knapp 27 KB. Die Rechenleistung jedoch wird um fünf Prozent verringert, was auf die absolut GEM-konforme Programmierung zurückgeführt werden kann. Das Programm ist Freeware und darf demzufolge kostenlos kopiert und benutzt werden. Ein recht knappes, aber durchaus für das Programm ausreichendes README in englischer Sprache liegt dem Programm bei.

Bezugsquelle:

IDLE 2.2: Eric Rosenquist Strata Software 94 Rowe Drive Kanata Ontario, Canada K2L 3Y9 oder in diversen Mailboxen

IDLE 2.2

Positiv:

voll GEM-konform
hält keinerlei Programme an
überwacht auch Modem-2-Schnittstelle
geringer Speicherplatzverbrauch

Negativ:

benötigt einige Rechenleistung

Die Sleepy-Joe-Uhr

Before Dawn

Kurz vor Redaktionsschluß erreichte uns noch die Beta-Version eines neuen PD-Schoners: Before Dawn. Das Programm befand sich zu Beginn des Testzeitraums noch in einem ziemlich unfertigen Zustand, weist aber inzwischen ein paar sehr interessante Features auf. Zum einen ist Before Dawn natürlich auflösungsunabhängig geschrieben, so daß weder mit den normalen ST -Auflösungen noch mit einer Grafikkarte Probleme auftreten. Dabei bedient sich der Programmierer einiger Tricks, die bewirken, daß trotz eingestellter Effekte - Warp 5, ein sehr witziges Guckloch (ein ca. 2 cm großes Loch läßt einen Einblick auf den Bildschirm zu) oder das „At the movies“ Modul, das animierte (X)-IMGs über den Bildschirm huschen läßt - im Hintergrund arbeitende Programme nicht die Bohne gestört werden und problemlos ihre Bildschirmausgaben machen können, ohne daß der Effektschirm davon beeinträchtigt wird. Besonders die Möglichkeit, beliebige (X)-IMGs zu verwenden, eröffnet dem Benutzer ganz neue Möglichkeiten und läßt so zum Beispiel an die fliegenden Toaster von After Dark auf dem PC und Mac denken. Unschön ist zur Zeit noch, daß der Tastendruck, mit dem der Effekt beendet wird, vom Bildschirmschoner verschluckt wird. Das ließe sich nur mit unsauberen Mitteln beheben, und aus ebendiesem Grund wurde darauf verzichtet. Auch Erweiterungen hat der Autor bereits geplant: Eine zukünftige Version, die dann als Shareware erhältlich sein wird, wird auch frei programmierbare Module ermöglichen. Before Dawn ist ein Accessory und mit ca. 95 KB im Ruhezustand ein mäßiger Speicherfresser. Der Verlust an Rechenleistung beläuft sich auf ca. 1%. Laut Auskunft des Autors ist das Programm ab ca. Ende März ausschließlich über Mailboxen erhältlich.

Bezugsquelle:
Before Dawn: Nur über Mailboxen
Maus Net: Arne Rudolph @ AC

Before Dawn

Positiv:

voll GEM-konform
hält keine Programme an
überwacht auch Modem-2-Schnittstelle
geringer Speicherplatzverbrauch

Negativ:

Tastendruck zum Beenden des Schonens wird verschluckt

Nachdem nun also der Markt der mehr oder weniger kostenlosen Bildschirmschoner abgegrast ist, kommen wir zu den kommerziellen Alternativen. Hier gibt es vier Programme, die um die Gunst der Kunden buhlen. Dabei liegen drei Programme mit einem Preis von 99 DM ziemlich gleichauf, während der „Darkstar“ von der Sonderdisk-Serie von MAXON mit 25 DM eigentlich in der Preisklasse der Shareware-Programme anzusiedeln ist.

Sleepy Joe

Quasi der Veteran unter den kommerziellen Bildschirmschonern ist Sleepy Joe. Inzwischen wurde das Programm nahezu vollständig renoviert. Es liegt in der Version 2 vor, die über eine Menge neuer Funktionen verfügt. Überhaupt ist das Bildschirmschonen bei Sleepy Joe beileibe nicht die einzige Funktion: Es gibt noch diverse andere Funktionen, die man z.T. nach kurzem Gebrauch nicht mehr missen möchte: Ein Hardcopy-Treiber, der über GDOS ausgibt, eine Bildschirmuhr mit Anzeige des Capslock-Zustands und „flugfähige“ Dialogboxen für nahezu jedes Programm sind nur einige der interessanten Zusatz-Features von Sleepy Joe. Wie es sich gehört, arbeitet das Programm auflösungsunabhängig und auch mit allen getesteten Grafikmodi zusammen, inzwischen wurde sogar eine Unterstützung für High Color (32000 Farben gleichzeitig) eingebaut. Und daß Sleepy Joe auch mit Multi-TOS reibungslos funktioniert, versteht sich eigentlich von selbst. An Schoneffekten bietet Sleepy Joe eine ganze Menge: Zum einen gibt es die bekannten „lässigen Linien“ (das ist wohl der auf dem ST der meistkopierte Schonermodus), bei dem ein (auch farbiges) Linienmuster kreuz und quer über den Schirm wandert. Außerdem gibt es noch eine gigantische Uhr, eine Slide-Show, die beliebige (X-)IMGs auf den Bildschirm zaubert, einen Scrambler, der den Bildschirm kästchenweise zerstückelt, und natürlich die „Dunkle Nacht“, die den Bildschirm einfach schwarz schaltet. Ärgerlicherweise ließ sich Sleepy Joe nicht dazu überreden, daß die Bildschirmausgaben von im Hintergrund weiterlaufenden Programmen weiter getätigt werden können, so daß eine Menge Programme nach Einsetzen des Schoneffekts in ein Warten auf das Ende des Schonens verfällt. Außerdem hat sich Sleepy Joe sowohl als massiver Speicher- als auch als Rechenzeitdieb entlarvt: Rund 8% Rechenleistung und gute 400 KB RAM bei 256 Farben bzw. 190 KB in Schwarzweißauflösungen muß einem der gewaltige Funktionsumfang von Sleepy Joe wert sein. Zumindest bezüglich der Rechenzeit hat der Autor aber noch Abhilfe versprochen, so daß da noch Besserung zu erwarten ist. Sleepy Joe wird mit einem zwar dünnen, aber doch ausreichend informativen und ordentlich lesbaren Handbuch geliefert. Allerdings kommen hier Hintergrundinformationen eindeutig zu kurz, so daß man an manchen Stellen auf Sekundärliteratur zurückgreifen muß.

Bezugsquelle:
Sleepy Joe 2: SciLab GmbH Ise Straße 57 W-2000 Hamburg 13

Positiv:

mächtiger Funktionsumfang
voll GEM-konform
interessante Schoneffekte

Negativ:

massiver Rechenleistungsverlust
hoher Speicherverbrauch

Die bekannten Lissajous-Figuren bei Sleepy Joe
Besonders effektvoll: Das Melt-Modul von Midnight

Midnight

Mit Midnight steigt der erste After Dark-Klon in den Ring. After Dark hat als Bildschirmschoner auf PC und MAC neue Maßstäbe gesetzt und zeichnet sich vor allem durch seine Modulfähigkeit aus, die es dem Programmierer ermöglicht, seinen eigenen Effekt nach Belieben zu programmieren, ohne sich groß um die Verwaltungsarbeit zu kümmern. Midnight wird mit ca. 30 fertigen Modulen ausgeliefert, die für die meisten Benutzer genügend Auswahl bieten sollten. Wem das aber nicht reicht, der findet im sehr ausführlichen Programmierteil des Handbuchs alles Wissenswerte, um sich ein eigenes Schonermodul zu schreiben. Alle Module hier aufzuzählen, würde sicher den Rahmen sprengen, mehr dazu steht in [ 1 ]. Der dort aufgeführte Hauptkritikpunkt, nämlich das Ignorieren des weißen Rands in TT-Farbauflösungen, läßt sich nun mit Hilfe eines Schalters in Wohlgefallen auflösen. Allerdings blockiert Midnight dafür auch die Bildschirmausgabe anderer Programme, so daß z.B. CoNnect beim Wählen im Hintergrund nach Eingreifen des Schoners einfach stillsteht. Als zumindest unpraktisch hat sich außerdem erwiesen, daß die gewählten Optionen sofort als Setup abgespeichert werden, wenn man Midnight verläßt. Hat man also aus irgendwelchen Gründen kurz den Bildschirmschoner abgeschaltet, ist diese Änderung bis zum St.-Nimmerleinstag aktiviert, wenn man nicht wieder per Hand eine andere Einstellung vornimmt. Hier sollte man bei Pagedown nochmal über einen zusätzlichen Button nachdenken, der die gewählte Einstellung zwar aktiviert, aber nicht fest abspeichert. In Sachen Speicher und Rechenzeit ist Midnight allerdings ein Zwerg: Mit knapp 30 KB RAM-und ca. 1 % Rechenzeitverbrauch kann man dieses Programm auch guten Gewissens auf einem 8MHz-ST mit 1 MB RAM benutzen.

Das Handbuch von Midnight ist das mit Abstand umfangreichste von allen getesteten Programmen und erklärt sowohl dem reinen Anwender als auch dem Programmierer alles Wissenswerte in leicht verständlicher Art und Weise.

Bezugsquellen: Midnight: H3-Systems Hciusserstraße 44 W-6900 Heidelberg 1 oder Pagedown-Software Hannoversche Straße 144 W-3400 Göttingen

Geschäftiges Treiben bei Midnight

TwiLight

Kurz vor Ende des Tests traf schließlich auch noch eine Beta-Version von TwiLight ein. Auch TwiLight ist ein After-Dark-Klon, der mit Modultechnik nahezu beliebige Schoneffekte ermöglicht. Leider sind aber die Module, die zum Test mitgeliefert wurden (insgesamt über 50 Stück), bei weitem nicht so schön wie bei Midnight, dennoch aber recht witzig: So gibt es beispielsweise einen DOSen-Simulator, der einen Bootvorgang eine DOS-Rechners simuliert oder aber einen in sich zerfließenden Bildschirm; Module wie die fliegenden Toaster oder die über den Bildschirm watschelnden Füße aus After Dark bzw. Midnight sucht man zur Zeit noch vergebens; die Autoren habe jedoch bereits bis zur Cebit Abhilfe versprochen. Der Kreis der Modulautoren liest sich teilweise wie das „Who is who“ der ATARI-Programmiererszene: Julian F. Reschke, Carsten Meyer, Oliver Scheel oder Ralf Biedermann sind nur einige der bekannten Namen ...

TwiLight benötigt ein Autoordnerprogramm und ein Accessory, um auch Auflösungswechsel problemlos überstehen zu können. Die Praxis zeigt, daß TwiLight dabei die wenigsten Probleme des gesamten Feldes verursacht. Mit einem Speicherverbrauch von rund 35 KB ist TwiLight trotzdem sehr genügsam, und auch der Rechenzeitverlust bleibt mit 1% in einem vertretbaren Rahmen. Außerdem sind Programme weiterhin in der Lage, Bildschirmausgaben zu machen, während TwiLight schont, so daß alle getesteten Programme im Hintergrund weiterlaufen. Sogar Signum! und sonstige nicht GEM-konforme Konsorten verhindern nicht das Schonen, da man Ausnahmeregelungen für ca. 130 Programme in TwiLight integriert hat. Weniger schön ist, daß auch hier jede Änderung sofort auf Platte gesichert wird und somit ein kurzfristiges Ändern immer ein anschließendes manuelles Rücksetzen notwendig macht. Auch ist der Zeitpunkt, zu dem TwiLight mit dem Schonen beginnen soll, nicht frei konfigurierbar: Zur Zeit ist man auf insgesamt acht Zeitspannen festgelegt, die allerdings alle sinnvoll gewählt sind. Das Handbuch zu TwiLight ist ähnlich umfangreich wie das zu Midnight und beschreibt die Funktionen in verständlicher und ausreichender Weise. Informationen zum Programmieren eigener TwiLight-Module runden das 50seitige Handbuch ab.

Positiv:

viele und z.T. sehr schöne Module
voll GEM-konform
hervorragende deutsche Dokumentation
kaum Speicherplatzverbrauch

Negativ:

hält Programme an
keine temporären Einstellungen möglich

Der DOSen-Emulator von TwiLight

Positiv:

voll GEM-konform
hält keine Programme an
Ausnahmebehandlung für ca. 130 „unsaubere“ Programme
modulfähig
benötigt nur wenig Speicher

Negativ:

z.Zt. noch keine besonders interessanten Module

Bezugsquelle:

TwiLight: Don't Panic Software Pfleghofstraße 3 W-7400 Tübingen

Darkstar

Die kommerzielle Low-Cost-Alternative hört auf den Namen Darkstar. Für 25 DM erhält man eine Diskette, die das Programm und eine Anleitung als ASCII-Text enthält. Die Anleitung ist auch das leidigste an diesem Programm: mit nur zweieinhalb DIN-A4-Seiten Umfang wird sie locker von der Dokumentation jedes PD-Programms übertroffen; sie führt auch nur oberflächlich in die Benutzung des Programms ein. Das Programm an sich ist da aus ganz anderm Holz geschnitzt. Zwar gibt es nur drei, mehr oder minder schöne Schoneffekte, doch bietet Darkstar einige nicht übersehbare Vorteile gegenüber manchem Konkurrenten: Darkstar ist GEM-konform programmiert und läuft somit auf jeder Grafikkarte und in beliebigen Auflösungen. Ebenfalls wird hier die Bildschirmdarstellung nicht zerstört, wenn die i m Hintergrund weiterarbeitenden Programme Bildschirmausgaben machen. Darkstar beginnt auch dann mit dem Schonen, wenn auf dem Bildschirm eine Dialogbox dargestellt wird, was die meisten anderen Bildschirmschoner vom Eingreifen gänzlich abhält. Außerdem läßt sich hier die Schonzeit von 10 bis 999 Sekunden in Sekundenintervallen einstellen, so daß man hier frei nach seinem Gusto die gewünschte Zeit vorgeben kann. Die negativen Punkte sind eher optischer Natur: Zum einen störte sich mein Auge an den häßlichen Pop-Up-Buttons, mit denen der Schoneffekt ausgewählt wird. Und zum zweiten kann die freie Farbwahl für den Schoneffekt die Resultate des Bildschirmschonens gefährden, wenn man die falschen Farben einstellt. Mit den voreingestellten Farbwerten gibt es aber keine Probleme. Rechenzeit benötigt der Darkstar mit ca. 1 % nur wenig, und auch in Sachen Speicherverbrauch ist das Programm mit 72 KB recht genügsam.

Bezugsquelle:
Darkstar: MAXON-Computer GmbH Industriestraße 26 W-6236 Eschborn

So what?

Tja, nun stehe ich natürlich vor einem Problem: Welcher Schoner eignet sich für welchen Zweck ...? Diese Frage läßt sich sicher nicht so ohne weiteres beantworten, da gerade bei diesem Thema der persönliche Geschmack eine wichtige Rolle spielt. Puristen werden beispielsweise Macell bevorzugen, da es den gewünschten Effekt bringt, zuverlässig funktioniert, kaum Speicher oder Rechenzeit kostet und kostenlos zu haben ist.

Mir persönlich hat im Bereich PD und Shareware der „At the movies“-Effekt von Before Dawn am besten gefallen, zumal dort auch der Effekt von irgendwelchen Bildschirmausgaben unberührt bleibt, obwohl alle Programme im Hintergrund weiterlaufen. Im Bereich kommerzielle Software kann ich mich nicht recht entscheiden: Jedes der drei Programme hat seine Vor- und Nachteile, aber irgendwie bin ich nicht dafür zu erwärmen, für eines der Programme knapp 100 DM auszugeben. TwiLight kommt meinen Vorstellungen wohl am nächsten, bietet aber zur Zeit noch keine besonders attraktiven Module. Midnight verfügt über die entsprechenden Module, hält aber die im Hintergrund laufenden Programme an, und Sleepy Joe kostet in der vorliegenden Version zuviel Rechenzeit und Speicher. Darkstar hat mich von den Leistungsdaten her am meisten überzeugt und ist mit einem Preis von 25 DM sicher keine Fehlinvestition; jedoch sind die Effekte beim Schonen eher langweilig. Demzufolge kann es also keinen „Testsieger“ geben, da der persönliche Eindruck und das Kosten-Nutzen-Verhältnis von jedem selbst bewertet werden muß!

Dirk Johannwerner 11] Christian Möller: Geisterstunde, ST-Computer 1/93, Seite 16jf

Darkstar

Positiv:

voll GEM-konform
hält keine Programme an
schont auch, wenn eine Dialogbox angezeigt wird
benötigt wenig Rechenzeit und Speicher

Negativ:

nur wenige relativ langweilige Schoneffekte
Dialogbox optisch wenig ansprechend
freie Farbkonfiguration der Effekte gefährdet Schoneffekt



Aus: ST-Computer 05 / 1993, Seite 25

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