Drucken mit IdeaList - Positiv denken!

Über einen Computerbesitzer können viele Katastrophen hereinbrechen. Die erste und größte folgt dem Rechnerkauf bereits dicht auf den Fersen und wird im Volksmund oft auch ,Der Drucker' genannt. Eigentlich dem Menschen zu Diensten gemacht, bringt er doch oft mehr Leid' als Freud', denn meist legt er ein recht eigenwilliges Verhalten an den Tag und tut nur selten das, was von ihm erwartet wird.

Auch ATARI-Besitzer, verwöhnt durch die Menüs und Fenster des GEM, bleiben davon nicht verschont. Spätestens der Versuch, simplen Text per ’Ansehen, Drucken, Abbruch?’ auf Papier zu bannen, geht in den meisten Fällen gründlich daneben. Seien es nun Probleme mit dem Seitenumbruch, dem Heftrand oder mit den auf die verschiedensten, okkult anmutenden Variationen gedruckten Sonderzeichen, zu denen, wie der geplagte Anfänger schon bald feststellen wird, zumindest in der elektronischen Welt der Rechenmaschinen, auch die so natürlich wirkenden deutschen Umlaute gehören.

Dieses Problems haben sich bereits viele Programmierer angenommen und Druckprogramme und -treiber geschrieben, die oft nicht nur den Drucker an die Vorstellungswelt des eigenen Rechners anpassen, sondern gleichzeitig auch den Umgang mit den Widrigkeiten des Druckers erleichtern sollen. IdeaList ist ein solches Druckprogramm, gedacht für den sauberen Ausdruck von ASCII-Dateien.

Oberflächlich betrachtet

Nach dem Programmstart präsentiert sich IdeaList als echtes GEM-Programm mit einem eigenen Desktop, Icon-Leisten, einem Fenster und der obligatorischen Menüleiste. Die, selbstverständlich verschiebbaren, Icon-Leisten erlauben, Maus-Kurzgriffe für verschiedene Aktionen und zeigen die geladene Datei und die aktuelle Anpassung an, während das Fenster alle einstellbaren Parameter übersichtlich präsentiert und auf einfache Weise erlaubt, diese auch zu verändern. Die Dialogboxen erscheinen als Flying Dials und sind im Design der in Mode gekommenen Macintosh-Oberfläche angenähert.

Durch die konsequente Nutzung des GEM hat IdeaList auch keine Schwierigkeiten mit Großbildschirmen, was man ja leider immer noch nicht von allen Programmen sagen kann. Der Betrieb unter MultiGEM funktioniert gut, so daß es auch mit MultiTOS, so es jemals kommen mag, keine Schwierigkeiten geben dürfte. Lediglich beim Fensteraufbau gibt es kleinere Probleme: Wird das Fenster von einem anderen überlagert, fängt es ab und zu an, sich immer und immer wieder neu zu zeichnen, und läßt sich erst durch Schieben des Fensters aus dem Bildschirm hinaus und zurück zum Stillhalten bewegen. Doch dies dürfte mit der nächsten Version sicherlich überwunden sein ...

Übrigens unterstützt IdeaList selbstverständlich auch das GEM-Klemmbrett, so daß ein reibungsloser Datenaustausch mit anderen klemmbrettunterstützenden GEM-Programmen kein Problem darstellt und den Ausdruck ,zwischendurch' enorm erleichtert.

Alles Einstellungssache...

Bevor ein Text gedruckt werden kann, müssen natürlich erst einmal alle notwendigen Parameter so eingestellt werden, daß sie den eigenen Vorstellungen entsprechen. Hier bietet IdeaList ein wahres Eldorado an Möglichkeiten.

Alles, was das Layout des Textes betrifft, wird in einem ständig sichtbaren Fenster angezeigt und kann jederzeit dort verändert werden, ohne einen extra Dialog aufzurufen. Neben vier wählbaren Schriften können hier die Anzahl der Spalten, der linke, rechte, obere und untere Rand sowie der Abstand zwischen zwei Spalten eingestellt werden. IdeaList kann dabei übrigens bis zu neun Spalten nebeneinander erzeugen, wenn das Papierformat dies zuläßt, und auf Wunsch die Spalten auch so ausgleichen, daß sie auf einer nicht vollständig vollen Seite alle gleich lang sind; dies sieht wesentlich schöner aus als nur eine lange Spalte ganz links. Weiterhin kann jede Seite mit einem Seitenkopf versehen werden, der in einem gesonderten Dialog selbst gestaltet und im Layout-Fenster ein- und ausgeschaltet werden kann. Wird beidseitiger Druck gewählt, werden linker und rechter Teil des dreiteiligen Seitenkopfes vertauscht, so wie es auch beim Buchdruck gemacht wird.

Gut gedruckt...

Neben reinen ASCII- verarbeitet IdeaList auch Wordplus- und ASCII-Dateien mit Steuerzeichen. Somit lassen sich zum einen Anleitungen zu Public-Domain-Programmen ausdrucken, die nur im Wordplus-Format vorliegen, und zum anderen auch Texte ohne richtige Textverarbeitung erstellen, die aber trotzdem Attribute wie Fettdruck, Unterstreichen, Schrägstellen usw. enthalten sollen. Diese Möglichkeit wird auch von dem Zusatzprogramm IdeaForm verwendet, um Schlüsselwörter in Quelltexten optisch hervorzuheben.

Weiterhin akzeptiert IdeaList Dateien, in denen das Backspace-Zeichen vorkommt, und verarbeitet sie korrekt. Dies ist beim Ausdruck von Dateien wichtig, die von manchen Textformatierprogrammen wie beispielsweise NRoff produziert werden, da diese Programme die Textattribute Fettdruck und Unterstreichen so erzeugen, wie man es früher mit der Schreibmaschine machte: Drucken des Zeichens, ein Schritt zurück und nochmaliges Drucken des Zeichens bzw. Drucken des Underline-Symbols.

Vor dem endgültigen Entweihen jungfräulichen Papiers bietet es sich an, einen Blick auf das zu Erwartende zu werfen. Hierzu bietet IdeaList eine komfortable Preview-Funktion an, die einen Eindruck über das Layout des zu druckenden Textes bietet. Hier kann nochmals kontrolliert werden, ob bei der gewählten Spaltenbreite auch keine Zeilen nachträglich von IdeaList umgebrochen werden müssen, was ein unschönes Druckbild ergäbe.

Der Druck selbst kann entweder auf Papier oder in eine Datei erfolgen, wobei beim Druck in eine Datei Druckersteuerzeichen weggelassen werden können. Somit kann IdeaList als Formatierprogramm für Mehrspaltentexte dienen. Ein Text kann zu Hause auf einem nicht vorhandenen Laserdrucker Ausgedruckt und das Ergebnis auf Diskette mit zum Arbeitsplatz genommen werden. Dort sendet man die Datei unverändert zum Drucker, der reagiert, als wäre er direkt mit IdeaList verbunden. Dies funktioniert natürlich auch rechnerübergreifend, sofern der andere Rechner ATARI-Disketten lesen kann, was bei den allgegenwärtigen Standard-PCs aber der Fall ist.

Für die Besitzer von Druckern mit Einzelblatteinzug bietet IdeaList noch eine besonders interessante Möglichkeit: Vorder- und Rückseiten können getrennt nacheinander ausgeben werden. Somit ist es möglich, zuerst alle Vorderseiten zu drucken, den Stapel Papier nochmals einzulegen und dann in einem zweiten Durchlauf die Rückseiten anzufertigen. Dies spart Papier und ist sehr viel schöner einzuheften und zu lesen. Allgemein hat sich der Autor sehr um mäßigen Papierverbrauch bemüht. So existiert eine weitere Funktion, die das verkettete Drucken zweier Dateien erlaubt, so daß am Ende der ersten nicht erst die Seite ausgeworfen, sondern auf dem selben Blatt mit der zweiten Datei fortgefahren wird.

Angepaßt!

Da IdeaList natürlich auf Druckerfunktionen ansprechen muß, die über die Standardfunktionen Zeilen- und Seitenvorschub hinausgehen, muß es an den entsprechenden Drucker angepaßt werden. Hierzu wird eine ASCII-Datei verwendet, die beschreibt, wie IdeaList den Drucker zu bestimmten Aktionen veranlassen kann. Weiterhin enthält sie noch eine Tabelle, in der jedes einzelne Zeichen in eine Folge von Druckeranweisungen konvertiert werden kann, um den Druckerzeichensatz an den des ATARI anzugleichen.

Erwähnenswert ist hier die Möglichkeit, einen Schalter des Bedienungsfensters frei mit einer Funktion eigener Wahl belegen zu können. Sogar der Text, der später im Fenster erscheint, kann selbst vorgegeben werden, so daß er als integraler Bestandteil erscheint. Das Anpassen eines Drucker beschränkt sich also auf das Schreiben einer ASCII-Datei nach einem in der Anleitung ausführlich erläuterten Muster, wobei die im Druckerhandbuch beschriebenen Kontrollfunktionen an bestimmten Stellen eingetragen werden müssen. Dies ist zwar eine Arbeit, die Zeit kostet, aber in den meisten Fällen selbst von einem Anfänger bewältigt werden kann. Außerdem stehen für die gängigsten Drucker bereits Anpassungen bereit, so zum Beispiel für den Star LC-10, den HP Deskjet und Laserjet, den NEC P6 und viele andere. Hierbei sind die Anpassungen für Star und NEC auch für die meisten anderen 9- und 24-Nadler ohne Änderungen verwendbar, so daß nur in exotischen Fällen der Anwender selbst zur Tat schreiten muß. Und bei schwierigen Fällen leistet der Programmautor auch gerne Hilfestellung, was dann die letzten Probleme beseitigen sollte.

Weiterhin...

... gibt es zu IdeaList noch Zusatzprogramme, die IdeaTools, die das Drucken speziellerer Dinge noch weiter vereinfachen sollen.

Das erste und interessanteste ist IdeaBook, mit dem sich ein Text so umsortieren läßt, daß er per IdeaList gedruckt und später als richtiges Buch oder Heft gebunden werden kann. Hierbei werden alle wichtigen Parameter bereits in IdeaList eingestellt und beim direkten Aufruf von IdeaBook an dieses übergeben. Dieses fragt nun in einem Fenster weitere Informationen ab, beispielsweise, ob ein Heft oder ein Buch entstehen soll - beim ersteren werden die Seiten ineinander und beim zweiten hintereinander gelegt. Danach wird der Vorgang gestartet und das Ergebnis als Textdatei abgelegt. IdeaBook ist übrigens ebenfalls ein reines GEM-Programm, läuft in einem eigenen Fenster und erlaubt auch Multitasking unter MultiGEM oder Mag!X.

Das zweite Programm nennt sich IdeaForm und dient dem Aufbereiten von Quelltexten, so daß Kommentare und Schlüsselwörter optisch hervorgehoben werden. Hierzu werden in einer sogenannten Schlüsseldatei alle Schlüsselwörter sowie die Kommentar- und Zeichensatzkennungen der Programmiersprache angegeben, damit IdeaForm weiß, was und wie es hervorzuheben ist. Beim Start von IdeaForm wird dann die zur Dateinamenserweiterung des Quelltextes passende Schlüsseldatei geladen und der Text mit den entsprechenden Textattributen versehen. Leider ist IdeaForm ein TTP-Programm; eine GEM-Einbindung, und sei es nur ein Infofenster, das das Fortschreiten der Arbeit anzeigt, wäre vielleicht noch etwas schöner.

Beide Programme, IdeaBook und IdeaForm können direkt aus IdeaList heraus aufgerufen werden, wobei ihnen die für sie wichtigen Parameter, zum Beispiel Seitenlänge, Zeilenbreite, Textdateiname usw. übergeben werden. Weiterhin wird nach der Rückkehr zu IdeaList der neu erzeugte Text als Arbeitsdatei installiert, was zügiges Arbeiten ohne Dateigesuche möglich macht.

Als dritter Zusatz ist noch Blinex zu nennen, ein kleines Programm, das unnötige Leerzeilen aus Textdateien entfernt. Dies kann manchmal notwendig sein, da manche PD-Autoren ihre Textdateien durch Leerzeilen so unterteilen, daß sie auf ihrem eigenen Drucker eine schöne Seitenteilung aufweisen. Das kann bei anderen Druckern bzw. beim Ausdruck in anderen Schriftgrößen und mit Seitenrändern ein äußerst unschönes Schriftbild ergeben.

Aus is'!

IdeaList ist das wohl beste Shareware-Druckprogramm, es ist anderen Programmen mit ähnlichem Zweck um Längen voraus. Allein die Möglichkeit, Texte mehrspaltig und mit Hefträndern sauber -auf Papier zu bannen, spricht für die Anschaffung von IdeaList. Die geforderte Gebühr von DM 20.00 ist für die gebotenen Funktionen mehr als ein Sonderangebot. IdeaList sollte niemand an sich vorübergehen lassen, der einen Drucker sein eigen nennt!

EB

Bezugsquelle: ST-PD-0582
Autor: Christoph Zwerschke

Idealist

Positiv:

Negativ:



Aus: ST-Computer 07 / 1993, Seite 51

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