Schön und schnell? Teil 1: Was kann das neue SpeedoGDOS?

Nach langem Warten wird die neue Betriebssystemerweiterung SpeedoGDOS (kurz Speedo) für den ATARI endlich an die Anwender ausgeliefert. Die Firma COMPO tritt hierbei als Generaldistributor für Deutschland auf. Als Thronfolger der alten GDOS-Erweiterung bereichert Speedo den ATARI nicht nur um die bekannten Pixel-Schriften, sondern auch um die vektoriellen Zeichensätze des professionellen Schriftenanbieters Bitstream.

Wir wollen in diesem Artikel zunächst auf die Installation und die Grundlagen von Speedo eingehen. In einem zweiten Teil werden wir uns den Besonderheiten der Programmierung unter Speedo widmen.

Die Stammesgeschichte

Traurigerweise erfreut sich das GDOS innerhalb der ATARI-Szene immer noch keiner besonders großen Beliebtheit. Dabei könnte diese Erweiterung als applikationsübergreitendes Ausgabesystem gute Dienste leisten. Daß sie dennoch bislang keine große Bedeutung erlangt hat, liegt zum einen an den konzeptionellen Problemen der bislang aktuellen Implementationen und zum anderen an der mangelnden Systempflege im Hause ATARI. Die Weiterentwicklung von GDOS schlief jahrelang einen Dornröschenschlaf, der unter anderem mit dafür verantwortlich ist, daß fast jedes Text- und Grafikprogramm seine eigenen Zeichensätze bzw. Ausgabetreiber besitzt.

Der Stammbaum der GDOS-Familie

Vor allem im zweiten Artikel dieser kleinen Folge wollen wir etwas genauer auf die Probleme eingehen, da sie im wesentlichen auf der programmiertechnischen Seite liegen. Ein wesentlicher Mangel, den auch der Anwender sofort feststellen kann, ist die sehr langsame Ausgabegeschwindigkeit (vor allem auf Nadeldruckern), da alle Daten im Grafikmodus an die Drucker übermittelt werden.

Evolution

Die bis zum Erscheinen von Speedo verfolgte Strategie, Zeichensätze pixelorientiert darzustellen, ist nicht nur unflexibel, sondern auch sehr speicherplatzintensiv, da für jedes Ausgabegerät spezielle Schriften in allen möglichen Größen bereitgehalten werden mußten. Vektororientierte Schriften bieten den unschätzbaren Vorteil, nur einen einzigen Zeichensatz für alle Größen (und indirekt damit auch alle Auflösungen) zu verwenden, weil die sie beschreibenden Vektoren und Bezier-Kurven leicht gestaucht bzw. gestreckt werden können. Vergrößert oder verkleinert man hingegen Pixel-Schriften, erhält man meistens Klötzchengrafik oder verunstaltete Zeichen, was nicht gerade zur Lesbarkeit beiträgt und zudem nicht besonders ästhetisch wirkt.

Eine weitere wichtige Neuerung, die mit Speedo Einzug hält, ist ein vernünftiges Kerning, mit dem es Textverarbeitungen und DTP-Programmen ermöglicht wird, ein einwandfreies Schriftbild zu liefern.

Ohne und mit Kerning
Pixel-Zeichen versus Vektordarstellung

Speedo beherrscht sowohl das Track-Kerning als auch echtes Pair-Kerning. Beim Track-Kerning handelt es sich um den generellen Versatz zwischen allen Zeichen, während bei Pair-Kerning eine Tabelle existiert, in der der Versatz einzelner Zeichen untereinander verzeichnet ist (z.B. für ,W‘ und ,e’ s. a. Abb. Kerning).

Durch die Einführung der Bitstream-Schriften ergeben sich auch Änderungen bei der Anwendung von Schriftattributen. War man bislang gewöhnt, daß das GDOS durch Pixel-Operationen aus einem Zeichensatz die benötigten Darstellungen für fett, kursiv etc. erzeugte, so existieren nun für jede Attributart verschiedene Schriftschnitte (s. Abb.: Speedo-Schriften). Diese sind natürlich damit auch sehr viel exakter und ergeben ein besseres Schriftbild.

Lieferumfang und Voraussetzungen

Speedo wird auf drei 720-KB-Disketten ausgeliefert. Inhalt der Disketten sind ein Installationsprogramm, das Speedo-Programm, zwei Accessories zum Einstellen der Systemumgebung, mehrere gängige Druckertreiber und eine Grundausstattung an Zeichensätzen (s. Abb: Speedo-Schriften). Im Lieferumfang befindet sich ebenfalls noch eine kleine Broschüre, die die Installation von Speedo beschreibt und mit einigen Interna aufwartet, die dem interessierten Anwender einen Einstieg in die Materie ermöglichen.

Speedo kann generell auf allen Hardware-Plattformen der ST-Serie zum Einsatz kommen. Auf jeden Fall aber sollte im System eine Festplatte vorhanden sein, da die Zeichensätze einigen Speicherplatz benötigen und das System während der Laufzeit von Applikationen immer mal wieder auf die Zeichensätze zugreifen muß. Ansonsten gilt wie bei allen modernen Rechnersystemen: je mehr Rechenpower und Speicher zur Verfügung steht, desto flüssiger und angenehmer gestaltet sich die Arbeit mit dem Computer. Auf dem Spitzenmodell der ATARI-Familie, dem TT, ist die Arbeit unter Speedo in akzeptabler Geschwindigkeit möglich.

Die Installation...

... läßt sich auf zwei Wegen bewerkstelligen. Man kann auf der einen Seite das mitgelieferte Installationsprogramm nutzen, oder aber man installiert das System von Hand. Letzteres empfiehlt sich für die Anwender, die sich schon ein wenig mit GDOS auskennen. Vor allem aber sollten Benutzer mit einem schon aktiven GDOS-System die Datei ASSIGN.SYS [so vorhanden auch die Datei EXTEND.SYS (ab FontGDOS vorhanden)] durch eine Kopie sichern. Wir werden im folgenden beide Installationsvorgänge beschreiben und beginnen mit der Installation via Programm.

4-Gang-Automatik

Insgesamt macht das Installationsprogramm einen eher lieblosen und unausgereiften Eindruck. Nicht nur, daß die Übersetzung ins Deutsche für ATARI-Amerika eine schier unüberwindliche Hürde zu sein scheint, auch die programmiertechnische Umsetzung sorgt nicht gerade für überschwängliche Freude. Es werden z.B. Dateien ,verändert4, wobei die Veränderung im Ignorieren des alten Inhaltes besteht und somit wohl eher eine Neuanlage der betreffenden Dateien gemeint ist. Unter der Multitasking-Betriebssystemerweiterung MAG!X sollte man die Smart-Redraws für die Laufzeit der Installation ausschalten, da die Software damit gar nicht zurechtkommt. Die Liste läßt sich zwar nicht beliebig, doch noch sehr lange fortsetzen. Es häkelt an allen Ecken und Enden.

Als eingefleischter ATARI-User läßt man sich davon aber nicht abschrecken. Beginnen wir also mit der Installation. Nach Betätigen des entsprechenden Knopfes prüft das Programm zuerst, wie die aktuelle Konfiguration aussieht und fragt ggf. mit Hilfe diverser Dialoge beim Anwender nach, welche Dateien der bestehenden Systemumgebung (betroffen sind die ASSIGN.SYS- und die EXTEND -SYS-Datei) verändert werden dürfen.

Wenn Sie Ihre alte ASSIGN.SYS gesichert haben, können Sie hier ohne Bedenken immer die erste Alternative, also Veränderung der bestehenden Datei, auswählen. In jedem Fall erfolgt immer die Abfrage der Systempfade (derer gibt es zwei). Zuerst wird der allgemeine GDOS-Systempfad (meist C:\GEMSYS benannt; hier kommen die Treiber und Pixelfonts zu liegen) abgefragt, dann folgt die Angabe des Speedo-Pfades (für die Vektorzeichensätze). Der Speedo-Pfad darf derselbe wie der GDOS-Systempfad sein, muß aber nicht. Wir empfehlen aus Gründen der Übersichtlichkeit, einen getrennten Pfad anzugeben. Sind diese Arbeiten abgeschlossen. muß noch der Drucker eingestellt werden, der in Ihrem System mit den Druckarbeiten betraut werden soll. Es werden aber auf jeden Fall alle mitgelieferten Druckertreiber in den GDOS-Systempfad kopiert, damit man den Drucker nachträglich noch ändern kann. Danach beginnt das Installationsprogramm, die Daten auf Ihre Festplatte zu kopieren und das System einzurichten.

Sprachschwierigkeiten
Es existiert offensichtlich schon ein GDOS

Handschaltung

Die Installation von Hand ist relativ leicht zu bewerkstelligen. Kopieren Sie das SPDGDOS.PRG in den Auto-Ordner (s. a. Start). Falls noch nicht existent, legen Sie den GDOS-Systempfad an (typischerweise C:\GEMSYS) und kopieren Sie dorthin die Druckertreiber (alle oder die Treiber Ihrer Wahl) aus dem Ordner DRIVERS von den Disketten. Sollten Sie noch über alte GDOS-Drucker(!)treiber verfügen, löschen Sie diese am besten zuerst. Die alten Treiber führen zwar nicht zu einem Absturz, liefern aber mit den Vektorzeichensätzen kein Druckergebnis.

Danach müssen Sie noch die Vektorzeichensätze auf die Festplatte kopieren. Wir empfehlen hier ebenfalls einen eigenen Ordner (s. a. Tips & Tricks!), um das System übersichtlich zu halten. Im nächsten Schritt kopieren Sie die Datei EXTEND.1 aus dem Verzeichnis A:\EXTEND\SMALL\ ins Wurzelverzeichnis Ihres Boot-Laufwerkes, und benennen Sie sie in EXTEND.SYS um. Abschließend müssen noch die beiden Accessories OUTLINE.ACC und DRIVERS.ACC auf Ihr Boot-Laufwerk kopiert werden - und das war's dann auch schon.

Mausefalle!

Bevor wir nun zum finalen Schritt, dem Neustart des Systems, kommen, sollten Sie sich noch mit folgenden Sachverhalten vertraut machen.

Tips & Tricks

Das Einstellen des Systems

Führen Sie einen Neustart Ihres Rechners durch. Nachdem das System (hoffentlich) erfolgreich hochgefahren ist, geht es an das Einstellen von Speedo. Dazu bedienen wir uns der beiden angesprochenen Accessories OUTLINE und DRIVERS. Beide sollten sich nun in der Menüleiste mit den Einträgen ,Outline Fonts’ und ,Druckertreiber‘ befinden. Sie können sie aber auch in PRG umbenennen und als Programm starten. Wenn Ihr System über zu wenig Speicher verfügt, kann es sein, daß das Installationsprogramm die beiden ACCs von sich aus in Programme umbenennt. OUTLINE kümmert sich um die Einstellung der EXTEND.SYS-Datei, wogegen sich DRIVERS bemüht, die ASSIGN.SYS Ihren Wünschen gemäß aufzubauen. Damit der Sinn und die Funktionsweise der Tools klar werden, wollen wir jedoch zuerst ein wenig genauer auf die Funktionsweise eines GDOS-Systems eingehen.

GDOS-Exkurs

Ein GDOS-System besteht im wesentlichen aus vier Komponenten:

1. Das GDOS-Programm
Das Programm erweitert das im ROM vorhandene (rudimentäre) Ausgabesystem (VDI) um Betriebssystemfunktionen, die die Arbeit mit Zeichensätzen und Ausgabegeräten wie Druckern etc. ermöglichen. Das Programm als solches gehört in den Autoordner und wird mitgebootet.

2. Die Steuerungsdateien
Sie enthalten die Konfiguration des GDOS-Systems. Sie beschreiben, welche Ausgabetreiber aktiv sein sollen und welche Zeichensätze im System angemeldet werden. Unter den „alten“ GDOS-Kernen existierte nur die Datei ASSIGN.SYS, deren Aufbau an anderer Stelle beschrieben werden soll. Mit Erscheinen von FontGDOS wurde die zusätzliche Steuerungsdatei EXTEND.SYS eingeführt. Auch deren Aufbau werden wir später offenlegen.

3. Die Ausgabetreiber
Es existieren diverse Möglichkeiten, unter GDOS Daten auszugeben. Die bekannteste ist natürlich die über den Drucker. Daneben existieren aber auch Ein-/Ausgabemöglichkeiten in Dateien, auf Kameras. Digitalisiertabletts und in sogenannte Metafiles.

Es gibt zwei Generationen von Ausgabetreibern: ohne und mit Vektor-Font-Unterstützung. Äußerlich sind sie vor allem dadurch unterscheidbar, daß die Spee-do-Treiber alle etwas größer als 60 KB sind. Die Speedo-Treiber sind abwärtskompatibel und können auch unter den alten GDOS-Versionen zum Einsatz kommen.

4. Die Zeichensätze
Der Unterschied zwischen pixelorientierten Zeichensätzen und vektoriellen Schriften ist schon an der Dateibezeichnung der Zeichensätze zu erkennen. Erstere tragen die Endung .FNT, während die Speedo-Zeichensätze der Firma Bitstream durch BX.SPD, mit einer 6stelligen Zahl anstelle des Siems, kenntlich gemacht sind. Zu den eigentlichen Zeichensätzen von Bitstream gesellen sich noch die erweiterten Informationen zu den einzelnen Zeichensätzen mit der Endung ,.TDF.

Aufbau der ASSIGN.SYS-Datei

Die Startphase

Der GDOS-Kern hängt sich beim Booten in die entsprechenden Einsprungstellen des Betriebssystems, um es zu erweitern. Dadurch wird es Programmen ermöglicht, Ausgabetreiber zu aktivieren (Fachchinesisch: „öffnen“), um Ausgaben auf diese Geräte zu tätigen. Jeder GDOS-Kern schnappt sich beim Booten die für ihn interessanten Steuerungdateien und liest diese aus. Schauen wir uns die beiden Dateien einmal im Detail an.

Die ASSIGN.SYS

Aufgabe der ASSIGN.SYS ist es, die Treiber den verschiedenen Ausgabekanälen zuzuordnen und den Treibern die zu verwendenden Pixel-Zeichensätze (!) zu zuweisen (vgl. Abbildung: Aufbau der ASSIGN.SYS Datei)

Der erste Eintrag in der ASSIGN.SYS ist jedoch der des Zugriffspfades. Mit PATH=Verzeichnis können Sie dem GDOS mitteilen, wo Sie auf Ihrer Festplatte die Treiber und Pixel-Zeichensätze aufbewahren. GDOS unterstützt nur genau einen Pfad. Sie können also Ihren Systemordner nicht weiter strukturieren. Klassischerweise nennt sich dieserOrdner bei der Mehrzahl der Benutzer ,C:\GEM-SYS’ ist aber nicht darauf festgelegt.

Wie zuvor schon angedeutet, werden von GDOS verschiedene Ausgabearten unterstützt. Inder ASSIGN.SYS sind (bislang) 100 Eintragsmöglichkeiten für die verschiedenen Ausgabekanäle definiert. Die Zuteilung kann aus folgender Tabelle abgelesen werden:

01-10 Bildschirmtreiber
11-20 Plotter-Treiber
21-30 Druckertreiber
31-40 Metafile-Treiber
41-50 Kameratreiber
51-60 Tabletttreiber
61-70 Memory-Treiber

Für die Bildschirmtreiber gibt es darüber hinaus noch eine weitere Unterteilung. Die Treiber für den Bildschirm sind normalerweise im ROM fest integriert, können aber wie z.B. im Falle von NVDI (oder NVDIET4000) auch extern als Datei vorliegen:

1 Default-Bildschirmtreiber
2 ST niedrige Auflösung (320 * 200)
3 ST mittlere Auflösung (640 * 200)
4 ST hohe Auflösung (640 * 400)
5 reserviert
6 TT mittlere Auflösung (640 * 480)
7 reserviert
8 TT hohe Auflösung (1280 * 960)
9 TT niedrige Auflösung (320 * 480)
10 reserviert

Für alle anderen Positionen ist es üblich, nur die erste Eintragsmöglichkeit zu benutzen. Für Drucker ergibt sich somit die Position 21. Druckertreibereinträge ab der Positionen 22 werden von den meisten GDOS-Applikationen ignoriert. Selbiges gilt für die anderen Ausgabekanäle des Systems.

Nach jedem Treibereintrag folgen in der ASSIGN.SYS die Dateinamen der Zeichensätze. die der Treiber verwenden soll. Wenn Ihr GDOS-System optimal funktionieren soll, bemühen Sie sich, allen Treibern möglichst die gleichen Zeichensätze zur Verfügung zu stellen. Achten Sie aber darauf, daß Sie jeweils die für die Treiber in der Auflösung angepaßten Zeichensätze verwenden. Beispielweise entspricht dem Bildschirmzeichensatz ATSS10.FNT der Zeichensatz ATSSI0LS.FNT für den Laser.

Die EXTEND.SYS

Im Blickpunkt dieser Datei stehen die Einstellungen der verschiedenen Caches und die Anmeldung der Vektorzeichensätze (vgl. Abbildung: Aufbau der EXTEND.-SYS-Datei). Doch auch in dieser Findet man zuerst einen Eintrag für einen Systempfad. Dieser beschreibt den Zugriffspfad auf die Vektorzeichensätze. Es bietet sich hier an, einen anderen als den für die Treiber und Pixel-Zeichensätze zu wählen, damit man wenigstens so ein wenig Übersicht in das System bringen kann.

Es folgt der Eintrag BITCACHE = . Dieser Eintrag ist sowohl für FontGDOS als auch für Speedo interessant. Er weist das System an, für einen Pixelcache den angegebenen Speicherplatz zur Verfügung zu stellen. Der eingetragene Wert wird vom System nur in Kilobyte-Schritten akzeptiert, andernfalls rundet das System selbständig auf den nächstniedrigeren (durch 1024 teilbaren) Wert ab. Unter

GDOS-Systemen vor FontGDOS war dieser Cache nicht verfügbar, und beim Laden der Zeichensätze mußte immer soviel freier Speicher geopfert werden, wie alle Zeichensätze zusammen verbrauchten. Mit dem Pixelcache kann man jetzt eine Speicherobergrenze, festlegen und es werden immer nur die Zeichensätze in den Cache geladen, die gerade zur Bearbeitung benötigt werden. Nicht benötigte Zeichensätze werden bei Bedarf wieder aus dem Cache entfernt. Der Cache sollte so dimensioniert werden, daß der größte in der ASSIGN.SY S(!) angemeldete Pixel-Zeichensatz komplett in diesen Puffer paßt, da er im anderen Falle überhaupt nicht geladen werden kann. Wenn Sie nur Vektorzeichensätze verwenden wollen, können Sie diesen Wert beruhigt auf Null heruntersetzen!

Aber auch Speedo arbeitet mit einem Cache, damit sich einerseits der Speicheraufwand möglichst in Grenzen hält, andererseits die Geschwindigkeit des Systems relativ hoch bleibt. Die Größeneinstellung des Caches wird mit dem Schlüsselwort FSMCACHE = und zwei durch Komma getrennte Größenangaben vorgenommen. Speedo arbeitet eigentlich mit zwei Caches, einem für die Wandlung von vektorieller Darstellung der Zeichen in Pixel-Muster (denn nur die können ausgegeben werden) und einem für interne Verwaltungsstrukturen (sog. Mehrzweck-Cache). Sie geben aber nur die Gesamtgröße an und teilen mit dem Wert nach dem Komma mit. in welchem Größenverhältniss die beiden Caches zueinander stehen sollen.

Beispiel: FSMCACHE = 614400,7. Das heißt. Sie wollen 600 KB Speicher für den Vektor-Cache zur Verfügung stellen, wobei der Cache im Verhältnis 7 (für den Zeichen-Cache 420 kB) zu 3 (für den Mehrzweck-Cache 180 kB) aufgeteilt werden soll. Es gilt: je mehr Cache zur Verfügung steht, desto schneller kann das System arbeiten. Ein weiterer Eintrag in

Aufbau der EXTEND.SYS-Datei

der EXTEND.SYS ist WIDTHTABLES. Dies ist ein Überbleibsel aus der Zeit, als ATARI noch nicht auf die Vektorschriften von Bitstream setzte und noch die .legendäre4 Erweiterung FSMGDOS (war in Deutschland nie zu haben) an die Entwickler ausgeliefert wurde. Aus internen Gründen sollten Sie unter Speedo auf jeden Fall dieses Flag mit ,0‘ besetzen!

Es bleibt jetzt nur noch die Anmeldung der Vektorzeichensätze. Dies geschieht mit dem Schlüsselwort FONT = und dem Namen der entsprechenden Datei des Zeichensatzes. Im Gegensatz zu den Pixel-Zeichensätze Findet hier natürlich keine Zuordnung zu Ausgabetreibern statt, da Speedo die Zeichen in allen erforderlichen Auflösungen und somit für alle Geräte bereitstellen kann. Zu jedem Zeichensatz gehört auch noch eine Größenliste, die mit POINT = eingeleitet wird. Diese Liste wird nur benötigt, wenn die Programme, die Sie verwenden, zwar mit GDOS zurechtkommen. diese aber die freie Skalierbarkeit von Schriften unter SpeedoGDOS nicht ausnutzen. Sinnvolle Einträge wären hier z.B. 6.8,10,12,14,18,20,36,48,72.

Nachdem Ihnen nun der Aufbau der Steuerungsdatei etwas klarer sein sollte, fahren wir mit der Beschreibung der Arbeitsweise des GDOS fort. Will ein Programm unter GDOS ausgeben, muß es beim Betriebssystem einen Ausgabekanal anfordern. Aus der Beschreibung der ASSIGN.SYS wissen wir, daß der Druckertreiber unter der Nummer (ID) 21 eingetragen sein muß. Bestätigt das Betriebssystem die Anforderung, kann die Applikation nun alle für das Gerät angemeldeten Zeichensätze laden lassen und Daten auf das Gerät ausgeben. Nachdem alle Ausgaben getätigt wurden, „schließt“ das Programm den Ausgabekanal wieder, und der Drucker steht damit für andere Anwendungen zur Verfügung (vor allem unter Multitasking-Systemen, z.B. Multi-TOS, ist das wichtig).

Einstellen der Druckertreiber
Bestimmen des Vektor-Fonts

DRIVERS

Nach der Aktivierung des Accessories sollte sich Ihnen ein Fenster mit dem Inhalt der Abbildung -Treibereinstellung mittels DRI VERS.ACC* zeigen. In einem ersten Schritt ist der Pfad für die Pixel-Zeichensätze und Ausgabetreiber zu bestimmen. Hinter dem Knopf Setze Pfad versteckt sich der File-Selektor, mit dem Sie diese Einstellung treffen können. DRI VERS meldet Ihnen sodann alle Speedo-fähigen Treiber in dem angegebenen Pfad; Treiber älterer Generationen werden nicht angezeigt. Wählen Sie nun einen passenden Treiber für Ihren Drucker aus. Ihre Auswahl erscheint darauf unter Aktiver Drucker. Bei fast allen Druckern lassen sich noch weitere Parameter einstellen. Mit einem Klick auf den aktiven Drucker oder den Knopf Konfigurieren gelangt man in eine Dialogbox, die die speziellen Möglichkeiten des Druckertreibers abdeckt.

Der Knopf Benutzereigen führt in einen Bereich der Konfiguration, der die Einstellung der ASSIGN.SYS nicht nur für den Drucker (ID 21), sondern auch für alle anderen Treiberpositionen ermöglicht. Nach der oben abgegebenen Beschreibung der ASSIGN.SYS sollten Sie aber in der Lage sein, diese Datei mittels eines ASCII-Editors zu editieren, was für solche Spezialfälle eher anzuraten ist.

Bleiben noch die Einstellungen für die Qualität, die aber selbsterklärend sind. Damit ist die Konfiguration der ASSIGN.SYS-Datei abgeschlossen und kann via ,OK‘ gesichert werden.

OUTLINE

Im folgenden wollen wir uns mit der Einstellung der Vektorzeichensätze und der Caches des Speedo-Systems beschäftigen, die dadurch in der EXTEND.SYS-Datei abgespeichert werden. Aber wie auch bei den Druckertreibern, sollten Sie zuerst den

Systempfad bestimmen, der für Speedo-GDOS gelten soll, bevor Sie weitere Einstellungen treffen. Dazu müssen Sie in den Optionen-Teil der Konfiguration und dort den Knopf Pfad Optionen betätigen. Ist das geschehen, wird das ACC diesen Pfad nach allen zur Verfügung stehenden Vektorzeichensätzen durchsuchen. Spätestens jetzt sollte sich in der Liste für Aktive Fonts oder in der Liste für Unbenutzte Fonts etwas regen (die Liste der Unbenutzten Fonts erreicht man über den gleichlautenden Knopf). Mittels Entferne und Installiere Fonts in den beiden Konfigurationsbereichen können Sie die Zeichensätze in Ihre EXTEND.SYS aufnehmen oder sie daraus löschen. Nach der Auswahl eines oder mehrerer Zeichensätzen wird der Knopf Fontgröße aktiviert. Die Punktgrößen, die Sie hier anmelden, entsprechen den Einträgen POINTS = hinter den Zeichensätze in der EXTEND.SYS und sollten so gewählt sein, daß Ihre hauptsächlichen Anwendungen abgedeckt werden. Tragen Sie aber nicht willkürlich alle Größen ein. die Ihnen einfallen, denn dies belastet den (Mehrzweck-)Cache von Speedo unnötigerweise.

Wenden wir uns nun den Optionen zu, von denen Sie ja schon die Pfad-Optionen kennengelernt haben. Stellen wir nun die Cache-Optionen ein. Denken Sie dabei an die Hinweise, die wir bei der Erläuterung der EXTEND.SYS gegeben haben. Bei großen Rechnersystemen (TT mit 8 MB) kann man schon mal 600 KB ,spendieren’, die sich dann in 420 KB für den Zeichen-Cache und 180 KB für den Mehrzweck-Cache im Verhältnis 7:3 prima aufteilen lassen. Bei kleineren Rechnern kann die Aufteilung 140 KB zu 60 KB auch eine ganz angenehme Arbeitsumgebung bieten. Den Cache für Bitmap-Fonts können Sie ganz auf Null setzen, wenn Sie nur Vektorzeichensätze benutzen wollen. Ansonsten denken Sie bitte daran, den Cache so zu dimensionieren, daß der größte aller in der ASSIGN.SYS eingetragenen Zeichensätze komplett hineinpaßt. Unterhalb der Einstellung der Caches sehen Sie noch die Cache-Information. Sie vermittelt Ihnen einen Eindruck, wie groß die Auslastung der von Ihnen eingestellten Caches ist. Das ist ganz nützlich, wenn Sie die Cache-Größen optimieren wollen. Wenn alle Einstellungen abgeschlossen sind, sollten Sie einmal alle Programme intensiv benutzen, die Speedo unterstützen. Rufen Sie danach Outline Fonts nochmals auf und schauen Sie sich die Cache-Informationen an. Wenn die Caches relativ leer sind (zu erkennen an großen Werten für unbenutzten Zeichen- und Mehrzweck-Cache), können Sie die Cache-Größen einfach zurücknehmen. Lassen Sie sich aber immer ein wenig Luft (ca. 20-40 KB) nach oben hin. damit Speedo Ihnen nicht mit Fehlermeldungen über zu kleine Caches während des normalen Arbeitens das Leben versauert. Sollten Sie solche Meldungen einmal auf dem Schirm sehen, ist schnelles Abspeichern des Dokumentes, Umkonfiguration der Caches und schnelles Neustarten des gesamten Systems anzuraten.

Rechter Hand befindet sich noch ein Block mit Möglichkeiten, um die aktuellen Cache-Zustände von Speedo zu speichern oder zu löschen. Bei der Frage nach einer sinnvollen Anwendung tut man sich zunächst etwas schwer. Auf der Hand läge nur eine Nutzung, wenn Ihr Rechner sehr langsam ist, und Sie sich nach dem Start des Systems die Neuberechnung der Zeichen ersparen möchten. Es ist jedoch wahrscheinlich. daß ATARI diese Optionen nur zugänglich gemacht hat, um die internen Funktionen des SpeedoGDOS zu demonstrieren. Generell sollte diese Aufgabe durch Ihre Programme erledigt werden. Denken Sie hierbei nur an Ihre Textverarbeitung. Sie haben ein Dokument in Arbeit, in dem viele Schriften zum Einsatz gekommen sind, speicherten es ab und haben den Rechner ausgeschaltet. Wenn Sie dann Ihren Rechner wieder benutzen.



Aus: ST-Computer 07 / 1993, Seite 86

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