DTP-Tipps&Tricks

TypeArt

Es ist in der Software-Entwicklung fast schon der Normalfall, daß am Programm selbst bis zum Auslieferungstermin gearbeitet wird, während das zugehörige Handbuch längst in Druck ist. So kommt es immer wieder vor, daß einige Funktionen der Software, obwohl verfügbar, nirgendwo dokumentiert sind. Natürlich ist dieses Phänomen auch beim Calamus SL und bei TypeArt, dem DMC-Fonteditor, anzutreffen. Wer die beiden Handbücher der Programme verinnerlicht hat, wird wahrscheinlich trotzdem einige kleine und hilfreiche Funktionen des SL bisher genauso wenig kennen wie einige durchaus wesentliche von TypeArt.

Nach dem Programmstart liegen im Bearbeitungsfeld 7 von 9 Plätzen mit Icons belegt vor. Die beiden freien Plätze weisen normalerweise auf zukünftige Erweiterungen in den folgenden Updates hin, man kann dem aber auch in der aktuellen Version schon vorgreifen. Klicken Sie einfach bei gedrückter Shift-Taste auf das vorletzte leere Icon-Feld, und es erscheint ein Formular, das es in sich hat und in der aktuellen Type-Art-Version eigentlich noch gar nicht vorhanden sein dürfte.

Dieses Formular ist selbsterklärend. Hier können die Zeichen eines beliebigen CFN-Fonts automatisch in verschiedene Schriftschnitte generiert, also „dicker" oder „dünner" gezeichnet werden, wobei der Grad der Veränderung frei einstellbar ist. Die Qualität, die sich mit dieser automatischen Schnittgenerierung erreichen läßt, ist gut, solange in feinen Abstufungen gearbeitet wird, und genügt den durchschnittlichen DTP-Anwendungen allemal.

Mit den weiteren Funktionen dieses Formulars können zusätzliche Vektorpfade um oder in die Zeichen gelegt und auf diese Weise echte Outlineschriften aus einem bereits vorhandenen Font erzeugt werden.

Aber auch kleinere Vektorgrafiken lassen sich so behandeln. Sinnvoll ist das beispielsweise für mehrfarbige Folien-Plotts (Schrift: rot, Outline: schwarz), aber auch, um das im SL immer noch problematische Überfüllen von mehrfarbigen Vektorobjekten elegant zu umgehen („Vektorobjekt zu komplex").

Speicherplatzanzeige Im Calamus SL

Auch im Calamus SL gibt es einige Features, die von den Handbuchautoren nicht berücksichtigt wurden. Nehmen wir beispielsweise folgendes Problem: Sie haben im SL ein Dokument in Arbeit, aus dem zur weiteren Bearbeitung in einem EBV-Programm einige Bilder exportiert werden sollen. Nun würden Sie gern wissen, auf welcher Partition Ihrer Festplatte oder auf welchem Wechselplattenmedium noch genügend Speicherkapazität frei ist. Im Calamus selbst sucht man eine solche Abfragemöglichkeit vergebens - und doch gibt es sie, nur leider etwas versteckt und nirgendwo dokumentiert: Ein Doppelklick auf ein Laufwerkssymbol im Dateiauswahlformular des Calamus genügt, und es erscheint eine Box mit den gewünschten Laufwerksinformationen der gewählten Partition.

Datenmengen von Calamus-Dokumenten reduzieren

Nein, im neuen SL-Update gibt es keine automatische Komprimierung von CDK-Dateien. Wer aber des öfteren Calamus-SL-Dokumente zum Belichten verschickt, kennt sicherlich das Problem. Schon einige Seiten mit Text hinterlassen beim Abspeichern ein Dokument mit einer Datenmenge von über 100 KB. Der Grund für diese „aufgeblasenen" Daten liegt u.a. in der vom SL mit ins CDK-Format abgespeicherten Zeilenbeschreibungsstruktur der Textseiten. Wenn im Dokument gearbeitet wird, bedeutet das natürlich einen gewissen Geschwindigkeitsvorteil, vor allem bei der Arbeit mit verketteten Textrahmen. Nach getaner Arbeit aber werden diese Informationen nicht mehr unbedingt benötigt und produzieren beispielsweise lediglich eine höhere Telefonrechnung beim Versenden dieser Dokumente per Modem. Was liegt also näher, als diese Informationen einfach nicht mit abzuspeichern?

Machen wir einmal einen kleinen Test. Ich habe ein CDK-Dokument im SL, bestehend aus 10-DIN-A4 Seiten Text, Schriftgröße 10pt. Nachdem die letzte Seite fertig gesetzt wurde, speichere ich das Dokument ab und erhalte ein Dokument mit der stattlichen Größe von 267192 Byte. Um nun diese Datenmenge auf die real benötigte Größe zu reduzieren, wird auf der ersten Seite des Dokuments bei selektiertem Textrahmen der PKS-Editor aufgerufen. Wenn der Text im Editorfenster erscheint, lassen wir ihn gleich wieder ohne weitere Korrektur in den Textrahmen fließen (Text „ersetzen") und speichern das Dokument unter einem anderen Namen. Jetzt sind die internen Informationen nicht mit abgespeichert worden, und die gespeicherte Datenmenge beträgt nur noch 67192 Byte. Das entspricht in unserem Beispiel einer Datenreduzierung um 75%!



Aus: ST-Computer 08 / 1993, Seite 71

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