Skunk32 - Schneller als ATARI erlaubt

Bis zu 36MHz-CPU-Takt für den Falcon030! Was keiner glauben wollte, konnte man auf der diesjährigen CeBIT live erleben. Die Firma ComTex machte das Unmögliche möglich und bietet ein Beschleuniger-Kit für den Falcon0300 an, das ihm gehörig auf die Sprünge helfen soll. Wir hatten eine der ersten Skunk32, so der etwas seltsame Name des Beschleunigers, im Test (laut Hersteller bedeutet Skunk etwa: klein, schwarz, schnell...).

Trotz der zur Zeit konkurrenzlosen Leistungsmerkmale, die den Falcon030 auszeichnen, als da wären !6Bit-Stereosound in CD-Qualität, Harddiskrecording, digitaler Signalprozessor usw., fragt man sich, warum ATARI bei der eigentlichen Prozessorgeschwindigkeit gespart hat. 16MHz sind wahrlich nicht mehr Stand der Dinge. Hatte man das doch schon beim TT erkannt und ihm eine 32MHz-CPU spendiert. Warum dieser Rückschritt?

Eine Antwort auf die Frage liefert, wie so oft, ein Fremdhersteller. Was ATARI versäumt hat. wird in diesem Fall von ComTex nachgeholt. 32 statt 16MHz CPU-Takt, 50 statt 16MHz FPU-Takt, 50 statt 32MHz DSP-Takt. Das sind Werte, die den Stand der Technik repräsentieren. Möglich gemacht hat dies eigentlich der Chefentwickler bei ATARI, Richard Miller. Er hat die Taktsignale zu den einzelnen Prozessoren sternförmig verlegt, so daß man jeden einzelnen Takt auch von einer anderen Quelle speisen kann. Genau diesen Umstand macht sich die Hardware des Skunk32-Beschleunigers zunutze. Dazu kommt, daß die Motorola-Prozessoren hohe Sicherheiten aufweisen, die sie befähigen, meist auch mit höheren Takten zu arbeiten als ausgewiesen. Damit sind wir auch schon beim Kernpunkt. Im umgerüsteten Falcon030 werkelt die original 16MHz-CPU. Sie verkaftet die doppelte CPU-Taktrate klaglos. Gerüchteweise ist uns allerdings zu Ohren gekommen, daß die 16MHZ-68030-CPU im Falcon030 in Wahrheit eine echte 32MHz-Version ist, weil Motorola die 16MHz-CPUs nicht liefern konnte. Wie dem auch sei, es funktioniert!

Benchmarks

Was der Beschleuniger bringt, können Sie in Tabelle 1 erkennen. Wir haben den üblichen Quick-Index-Test auf einem normalen Falcon030 und auf dem Skunk32 durchgeführt. Wie man sieht, bringt der Skunk32-Beschleuniger tatsächlich die doppelte CPU-Leistung. Daß bei Betriebssystemoperationen die Performance nicht so hoch ausfällt, liegt daran, daß der RAM-Speicher weiterhin lediglich mit 16MHz getaktet wird. Häufige Speicherzugriffe führen also insgesamt zu einem nicht ganz so deutlichen Geschwindigkeitsgewinn. Der interne Cache-Speicher in der 68030-CPU hilft aber hier schon ein wenig. Besonders Programme, die auf den CPU-Cache optimiert sind, können davon profitieren.

  Falcon030 Falcon030 mit Skunk 32
ST-Hoch/NVDI
CPU memory 476 649
CPU register 406 811
CPU divide 504 1014
CPU shifts 1737 3534
TOS text 553 591
TOS String 274 299
TOS scroll 241 252
GEM dialog 605 683
VGA, 16 Farben/NVDI
CPU memory 408 568
CPU register 406 811
CPU divide 504 1014
CPU shifts 1737 3534
TOS text 167 190
TOS String 155 178
TOS scroll 45 47
GEM dialog 415 450
VGA. 256 Farben/NVDI
CPU memory 358 454
CPU register 402 811
CPU divide 502 1014
CPU shifts 1737 3534
TOS text 79 99
TOS String 86 109
TOS scroll 17 18
GEM dialog 252 281

Tabelle alle Angaben in Prozent

Qindex 2.1, Bezugssystem: ATARI ST/TOS 1.04

Der Einbau

Zwar liefert ComTex eine Einbauanleitung mit, ungeübte Bastler sollten allerdings dennoch den Einbauservice nutzen. Selbstbau ist also nicht unbedingt empfehlenswert. Bei einer 6fach-Multilayer-Platine, wie sie im Falcon030 arbeitet, ist dies auch nicht weiter verwunderlich. Daran sollten sich wirklich nur Profis wagen. Wir wollten es dennoch genauer wissen und haben den Test-Falcon aufgeschraubt und nachgesehen. Wie man auf dem Foto erkennen kann, befindet sich der eigentliche Beschleuniger in einem kleinen, schwarzen, gut verschlossenen Kästchen und ist über einige Kabel mit der Hauptplatine verbunden. Der Vorteil dieser Methode ist, daß der interne Erweiterungs-Port des Falcon030 unberührt bleibt, man kann also weiterhin Erweiterungskarten wie z.B. den MS-DOS-Emulator FalconSpeed (der auch von dem Geschwindigkeitsgewinn profitiert) verwenden. Der Nachteil besteht allerdings darin, daß durch das Kästchen, das direkt auf der CPU aufliegt, die Luftzirkulation im Innern des Falcon030 etwas behindert wird. Dies führte in unseren Redaktionsräumen bei extremen Lufttemperaturen von ca. 30 bis 32 Grad (wieder ein heißer Sommer!) dazu, daß der Falcon030 nach einigen Stunden Dauerbetrieb unmotiviert abstürzte. Eine Nachfrage bei ComTex ergab, daß dieses Problem von einem überhitzten Bauteil innerhalb des Skunk32 verursacht würde, das (es handelt sich um ein GAL) man in den zukünftigen Versionen durch ein qualitativ hochwertigeres ersetzen werde.

FPU und DSP

Unser Testrechner war zusätzlich mit einer 32MHz-FPU ausgestattet, die allerdings mit einem 50MHz-Takt versorgt wurde. Der DSP blieb in dieser Version unberührt. Comtex bietet auch eine Beschleunigung des DSPs auf 50MHz an. Zur Zeit arbeitet man aber noch an einigen kleineren Problemen mit dem erhöhten DSP-Takt. Die Verkaufsversion wird zudem auch softwaremäßig auf 16MHz CPU-Takt schaltbar sein, um volle Kompatibilität zu gewährleisten.

Die absolute Spitze stellt zur Zeit der Skunk36 dar. Hierbei wird das technisch Machbare bis an die Grenzen ausgenutzt. 36MHz CPU-Takt und 18MHz Bustakt, der sich dann auch auf das RAM auswirkt, sind hiermit möglich.

Kompatibilität

Wir haben bislang kein Programm entdecken könne, das seinen Dienst auf dem Falcon030 mit Skunk32 versagt hätte. Allenfalls unsauber geschriebene Software, die mit CPU-Warteschleifen arbeitet (dazu zählen unter Umständen einige Spiele) könnten Ärger bereiten. Für solche Problemfalle läßt sich aber der original 16MHz-Takt softwaremäßig reaktivieren.

Fazit

Zu einem Preis von 398,- DM inkl. Einbau (Einführungspreis bis Ende August: 298,- DM) stellt der Skunk32 durchaus eine lohnenswerte Erweiterung für den Falcon030 dar. Besonders, wer damit liebäugelt, sich seinen Falcon030 in einen Tower einbauen zu lassen, sollte den Skunk-Umbau gleich mit vornehmen lassen. Thermische Probleme sind damit von vornherein ausgeschlossen. Man kann den Einbau direkt bei ComTex, bzw. in allen guten ATARI-Fachgeschäften vornehmen lassen.

CM

Bezugsquelle: Gitteweg 3 79283 Bollschweil

Skunk32

Positiv:

gute Performance-Werte
interner Erweiterungs-Port bleibt frei
niedriger Preis

Negativ:

bei hohen Außentemperaturen thermische Probleme im Originalgehäuse



Aus: ST-Computer 09 / 1993, Seite 42

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