BlowUp 030 für den Falcon - Grafik aufgeblasen

Nachdem die Berliner Firma Overscan schon eine Auflösungserweiterung für den Falcon030 vorgestellt hat (siehe ST-Computer 6/93, Seite 12), kommt nun das erste Konkurrenzprodukt auf den Markt. Findige Bastler haben einen der ersten Falcon030 gründlich unter die Lupe genommen und herausgefunden, wie sich die Grafikauflösungen des neuesten ATARI-Computers erheblich verbessern lassen.

BlowUp030 nennt sich das Produkt, das von den Entwicklern selbst vertrieben wird. Ähnlich wie beim Overscan Produkt, hat man sich auch hier für einen Zwischenstecker an der Monitorbuchse plus ein Steuerkabel für den Paddle- oder Joystick-Port entschieden, um die zusätzliche Hardware anzuschließen. Allerdings bieten die Münchner Entwickler gleich drei verschiedene Versionen ihres Produktes an. Die Version 1 besteht ausschließlich aus einer Software, d.h., daß keinerlei Hardware angeschlossen werden muß, um in den Genuß von höheren Auflösungen zu kommen. Natürlich gibt es dabei einige Einschränkungen. Mit der Software-Lösung sind bei weitem nicht dieselben Ergebni sse zu erzielen wie mit Hardware-Unterstützung. Aus diesem Grund spricht man dabei auch von einer Version zum Testen und Hineinschnuppern. Für 29 DM ist aber auch die Software-Version schon empfehlenswert.

Die Hardware

Es erstaunt zunächst, daß zwei verschiedene Hardware-Versionen angeboten werden. Um dies zu erklären, muß man etwas tiefer in die Eingeweide des Falcon030 einsteigen. ATARI hat dem Raubvogel einen frei programmierbaren Video-Chip spendiert. Bildlage, Anzahl der darstellbaren Bildzeilen, Anzahl der Pixel pro Zeile usw. lassen sich in weiten Grenzen einstellen. Selbstden Pixel-Takt des Video-Chips kann man beeinflussen. Zunächst läßt er sich per Software von den standardmäßigen 25MHz auf 32MHz umschalten. Das ist genau der Trick, der bei der BlowUp-Software-Lösung benutzt wird. Seit einiger Zeit ist auch ein PD-Programm im Umlauf, das die Bildwechselfrequenz im VGA-Modus von 60- auf 78Hz umschaltet. Dieses Programm macht nichts anderes, als den Pixel-Takt auf 32MHz zu schalten wodurch bei gleicher Auflösung (640x480) die höhere Bildwechselfrequenz entsteht (es stammt übrigens auch aus der Feder der BlowUp-Autoren). Doch die Hardware Entwickler bei ATARI haben noch weiter gedacht: der Pixel-Takt für den Video-Chip läßt sich auch extern in den Falcon030 einspeisen. Hier setzen die Hardware-Lösungen an. Die Hardware-Version 1 erzeugt einen festen Pixel Takt von 50MHz während die Version 2 einen frei programmierbaren Takt von 32MHz bis über 50MHz liefert. In der Regel dürften 50MHz genügen, da bei dieser Geschwindigkeit die Belastungsgrenze des Datenbusses im Falcon030 fast erreicht wird. Viel mehr als 50MHz sind technisch jedenfalls nicht durchführbar.

Die Software

Das Konfigurationsprogramm ist bei allen drei Versionen fast identisch. Während bei der reinen Software-Version lediglich zwischen den beiden internen Pixel-Takten (25MHz bzw. 32MHz) umgeschaltet werden kann, ist bei den Hardware-Versionen auch der externe Takt zuschaltbar. Sie Software der zweiten Version läßt es sogar zu, den Pixel-Takt über einen Slider quasi stufenlos einzustellen. Alle anderen Parameter lassen sich ebenfalls per Slider verändern. Das Programm stellt also eine Art Video-Mode-Generator dar. Um den leichten Einstieg zu ermöglichen, existiert auch eine Liste von festen, voreingestellten Video-Modes für alle möglichen Auflösungen und Monitore. In der Regel kommt man mit einer dieser Auflösungen schon ganz gut zurecht. Um allerdings wirklich das Optimum aus dem verwendeten Monitor herauszuholen, ist es unvermeidlich, sich näher mit der Vielzahl der Parameter vertraut zu machen. Das BlowUp-Handbuch gibt hierbei (sehr lobenswert) viele Tips und weist mehrmals und mit besonderer Dringlichkeit darauf hin, daß man durch falsch eingestellte Parameter den angeschlossenen Monitor unter Umständen beschädigen kann. Allerdings sind in dem Programm einige Sicherheitsmaßnahmen getroffen worden, um diesen Fall so gut es geht zu verhindern. So kann man durch Druck auf die UNDO-, ENTER- oder RETURN-Taste jederzeit alle verstellten Parameter wieder rückgängig machen. Dies ist immer dann sinnvoll, wenn das Monitorbild aufgrund völlig falscher Parameter zusammenbricht. Grundsätzlich sollte man also mit größter Vorsicht an die Einstellungen gehen und auch nurdann, wenn man genau weiß, was man tut. Die Installations-Software erzeugt ein AUTO-Ordner Programm, das beim nächsten Systemstart die BlowUp-Erweiterung aktiviert. Es lassen sich insgesamt 10 verschiedene Auflösungen speichern, jeweils zwei verschiedene pro Farbtiefe des Falcon030 (2-, 4-, 16-, 256 oder True-Color). Zwischen diesen Auflösungen kann man mittels eines zusätzlichen Programmen, das sich auch als Accessory installieren läßt, umschalten.

Die Praxis

Nach einer Eingewöhnungsphase mit der Einstellungs-Software gelangen uns recht beachtliche Resultate (immerhin 1280 x 960 Pixel in 16 Farben mit ca. 60Hz interlaced). Dabei stellte sich heraus, daß die Hardware Version 1 in fast allen Fällen ausreichend ist. Viel mehr als 50MHz Pixel-Takt sind für die meisten Auflösungen nicht nötig. Grenzen setzt hier eher der Falcon030 selbst. Es hat sich zudem gezeigt, daß man durch viel Experimentieren mit den Parametern (unter Beachtung der genannten Vorsichtsmaßnahmen) meistdie Ergebnisse noch weiter verbessern kann. Negativ fiel allerdings die Umschaltung der Auflösungen mittels des Zusatzprogrammes auf, hier wäre eine bessere Lösung, beispielsweise eine Vorwahlmöglichkeit direkt beim Booten, angebracht, ` auch scheinen uns lediglich zwei variable Auflösungen pro Farbtiefe etwas wenig. Die Liste der festen Voreinstellungen ist zwar in einer externen Datei sogar als ASCII-Text vorhanden, es wird aber im Handbuch eigens davor gewarnt, diese Datei zu verändern.

Das Handbuch

Das Handbuch kann generell als gelungen bezeichnet werden. Zwar hätten ein paar Bilder und Grafiken nicht schaden können, dafür gehen die Autoren allerdings sehr ausführlich auf alle technischen Besonderheiten der Hardware ein, sogar ein wenig Nachhilfe in Monitortechnik wird geboten. Abgerundet wird das ganze durch eine Tabelle technischer Daten der zur Zeit gängigsten Monitortypen, die sehr hilfreich für eigene Experimente ist.

Ergo

Nach Screenblaster kann man auch dem Konkurrenzprodukt BlowUp030 hohen Nutzen und gute Praxistauglichkeit bescheinigen. Der Preis von 99 DM für die Hardware-Version 1 bzw. 129 DM für die Hardware-Version 2 ist zudem sehr günstig, zumal die Hardware-Version 1 für die meisten Fälle ausreichend ist.

Positiv:
günstiger Preis
drei verschiedene Versionen
eigene Auflösungen durch Video-Mode-Generator
sehr ausführliches Handbuch

Negativ:
Umschaltung der Auflösungen nicht optimal gelöst


CM
Aus: ST-Computer 10 / 1993, Seite 19

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