Formula - Mathematische Formeln einfach gesetzt

Das Fummeln ist vorbei! Wenn man sich auf die Werbung von Pagedown verläßt, verspricht das Programm Formula den mathematischen Formelsatz wesentlich komfortabler zu machen. Im folgenden Testbericht wollen wir feststellen, ob das stimmt.

Formula - schon 1992 angekündigt, wurde jedoch damals mangels Resonanz wieder eingestellt. Nun hat man es endlich fertiggestellt. Viele Naturwissenschaftler nutzen schon seit einiger Zeit ein anderes Standardprogramm für den ATARI. Gemeint ist das Satzprogramm TeX, welches u. a. eine unübertroffene Qualität im mathematischen Formelsatz bietet. Jedoch ist bei TeX eine lange Einarbeitungszeit notwendig, was gerade Laien bislang etwas abgeschreckt hat. Mit Formula geht das (hoffentlich) etwas schneller.

Start des Programmes

Formula ist entweder als Programm (PRG) oder als Accessory (ACC) aufrufbar. Die ACC-Option ist natürlich dann enorm von Vorteil, wenn man sich gerade in einer Textverarbeitung befindet und mal schnell eine Formel braucht. Ruckzuck kann man aus der Menüleiste Formula aufrufen und die gewünschte Formel erstellen.

Allein diese Option ist schon Gold wert. Nach dem Programmstart öffnet Formula ein GEM-Fenster, welches erst stark an eine Textverarbeitung erinnert, was auch naheliegend ist, da die bekannte Textverarbeitung „Script" aus der gleichen Feder stammt. Auffallend ist das sogenannte „Panel". Dieses kann innerhalb des Fensters verschoben werden. Das Panel ist umschaltbar und beinhaltet alle Formelzeichen, die man für den mathematischen Formelsatz benötigt. Auf den Abbildungen 4 bis 8 sehen Sie die verschiedenen Panels mit den definierten Zeichen. Die einzelnen Panels lassen sich mit den F-Tasten umschalten.

Erstellen einer Formel

Die Eingabe der Formel findet durch ein Wechselspiel zwischen Maus- und Tastaturbedienung statt. Anders kann man es auch kaum machen, da am Formelsatz bzw. in den Formeln selbst sehr viele unterschiedliche Zeichenkombinationen möglich sind. Textzeichen werden normal mit der Tastatur eingegeben, während die speziellen Formelzeichen mit der Maus angeklickt werden.

Vor der Eingabe einer Formel kann man ; im Zeilenlineal einstellen, ob man im „abgesetzten Formelsatz" oder im „Textformelsatz" arbeiten möchte. Der abgesetzte Formelsatz vergrößert die Zeile und die Klammerzeichen, wenn z.B. Brüche vorkommen, während im Textsatz die Zeilenhöhe klein bleibt, um diese in einen Fließtext einbinden zu können. Das ist ein deutliches Highlight von Formula. Weiterhin sind im Zeilenlineal auch Tabulatoren enthalten, wie sie auch in Textverarbeitungen üblich sind. Man kann hier auswählen, ob die Formelteile linksbündig, rechtsbündig oder mittig gesetzt werden sollen. Auch Symbole zur Grenzenanpassung von großen Operatoren sind anwählbar, was jedoch selten Verwendung findet.

Schön anzusehen ist der Weg, den der Cursor verfolgt, wenn eine Formel eingegeben wird. Bei einem Bruch z.B. wird erst der Zähler eingetragen. Egal wie lang der Text im Zähler wird, der Bruchstrich verlängert sich automatisch. Auch ein Bruch auf einem Bruch auf dem wiederum eine Wurzel ist, stellt kein Problem dar. Mit der Return-Taste wird dann der Zähler des aktuellen Bruches angesprungen. Mit dem nächsten Return geht es dann neben dem Bruchstrich weiter.

Die Praxis

Man muß schon wissen, was man tut, daher mußte zum Test ein altes Mathebuch herhalten (sämtliche Formeln sind abgeschrieben, und daher hoffentlich logisch). Die Buchstaben (Variablen) und der Text werden ganz gewöhnlich über die Tastatur eingegeben. Sonderzeichen wie Wurzeln, geschwungene Klammern, Brüche und all die anderen komplizierten Zeichen werden durch einen Mausklick aktiviert. Leerzeichen braucht man gar nicht einzugeben. Die Zeichensätze sind so ausgelegt, daß der Abstand zwischen Zahlen, Klammern und Operatoren immer paßt. Auch eine Undo-Funktion ist vorhanden. Wenn man also einmal etwas mathematisches Kauderwelsch produziert hat, kann man sich mit der Undo-Taste aus der Affäre ziehen und den letzten Arbeitschritt rückgängig machen.

Mit der Control- und einer Pfeiltaste lassen sich nachträglich auch noch Veränderungen eingeben. Man kann mit Con-trol+Pfeil noch die Größe einer Klammer verändern - um etwas hervorzuheben oder um einen komplizierten Bruch in der Klammer auch noch mit unterzubringen. Die Klammersorte läßt sich mit Control-i- Pfeil in eine andere wandeln (rund in eckig z.B.). Wie die Ergebnisse aussehen, können Sie den Beispielformeln (Abb. 2 u. 3) entnehmen.

Die Fonts

Die Formula beiliegenden Schriften sind in drei Auflösungen enthalten: für die Mo-nitorausgabe, für 24-Nadeldrucker sowie für Laser- und Tintenstrahldrucker. Es gibt einen geraden Font (Roman) in den Lesegrößen 10-, 11- und 12-Punkt sowie 5-, 6-, 7-, und 8-Punkt für die Indizes. Eine kursive Schrift (Italic) existiert in den Lesegrößen 10-, 11- und 12-Punkt sowie in 5-und 8-Punkt.

Die Zeichensätze umfassen alle normalen, kursive, griechische und kalligrafische Zeichen sowie die natürlich notwendigen mathematischen Symbole und Operatoren. Diese Ausstattung reicht völlig aus, auch wenn es auf den ersten Blick etwas wenig erscheint. Aber aufgrund der festen Ausgabeauflösung und der Tatsache, daß der Formelsatz irgendwie einheitlich aussehen sollte, sind andere Schriftarten als die in DTP und Textverarbeitung heutzutage üblichen, wirklich unnütz. Das einzige, was noch fehlt, ist eine 600-DPI-Auflösung für die neue Laserdruckergeneration. Da sollte der Programmautor noch etwas nacharbeiten.

Die Ausgabe

Der Export der fertigen Formel wurde als Grafik im IMG-Format vorgesehen. Das ist auch das gängigste Pixel-Format für AT ARI-Computer. Die Druckqualität richtet sich daher nach der Qualität des angeschlossenen Druckers. Als Ausgabeauflösung wurden 300 und 360 DPI angegeben -passend für Laser-undNadel-bzw. Tintenstrahldrucker. Beim IMG-Format kann man eigentlich nicht viel falsch machen. Die Qualität in Calamus, Megapaint und Textverarbeitungsprogrammen (die natürlich über einen Grafikimport verfügen müssen) kann sich durchaus sehen lassen.

Fazit

Man kann sagen, daß Formula zum Eingeben von mathematischen Formeln genau richtig ist. Auch ein Laie versteht es sehr schnell, mit dem Programm umzugehen. Für ein Update wäre eine 600-DPI-Anpassung allerdings mit auf der Wunschliste. Vielleicht könnte sich der Programmierer auch mal mit SpeedoGDOS auseinandersetzen. Das würde die Augabequalität extrem erhöhen, außerdem sollte man mit der Zeit gehen.

Armin Schneider

Bezugsquelle: Pagedown
Hannoversche Straße 144
37077 Göttingen

Literatur:

(Quelle für die Formeln — Kusch, Mathematik l, Giradet Verlag)

Formula

Positiv:

einfache und intuitive Bedienung
gute Ausgabequalität
GEM-konform programmiert
als Programm und Accessory lauffähig

Negativ:

keine Anpassung an 600-DPI-Auflösungen
keine Unterstützung von SpeedoGDOS

Abb. 2 und 3: Unsere Beispielformeln
Abb. 4: Das Haupt-Panel mit den am häufigsten verwendeten Zeichen; Brüche, über- und untereinander, hoch- und tief gestellt, Leerzeichen und Akzente
Abb. 5: Panel mit verschiedenen Klammern, Matrizen und Fortsetzungspunkten
Abb. 6: Pfeibymbole und binäre Operationen
Abb.7: Operatoren und Wurzeln
Abb.8: Griechische Zeichen


Armin Schneider
Aus: ST-Computer 10 / 1994, Seite 40

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite