Jaguar Premiere & ECTS-Messe in London

London, England. Stadt der auf der falschen Seite fahrenden Autos, der großen Uhr und des indiskutablen Frühstücks - bekannt und berüchtigt. Doch diesmal gab es kurz vor Redaktionsschluß dieser Ausgabe zwischen dem 4. und 6. September 1994 in London gleich noch zwei weitere Attraktionen zu bestaunen: die „europäische ATARI-Jaguar-Premiere" und die „ECTS" (European ComputerTrade Show).

Im Londoner Planetarium griff ATARI auf der „Jaguar-Premiere" nach den Sternen und präsentierte in gewohnt aggressiverer Form sein jüngstes Kind. War man unter den beständigen „MOVE! MOVE!"-Schreien der im Originaloutfit gehaltenen Marines aus „Alien" ins Innere des Planetariums vorgedrungen, konnte man drei beeindruckende TV-Werbespots für den US-Markt bewundern, die sich durch Einfallsreichtum wohltuend von den anderen bekannten Videospielwerbungen abhoben. Schließlich und endlich wurden die nächsten Releases von ATARI als Betaversionen vorgestellt:

Die Games

Checkered Flag, Club Drive und Kasumi Ninja wirkten recht fortgeschritten und scheinen langsam aber sicher in die Fertigstellungsphase zu gehen. Sowohl Checkered Flag als auch Kasumi Ninja waren spielbar und hinterließen einen sehr guten Eindruck-besonders Kasumi Ninja steigerte die allgemeine Stimmung fast bis zum Siedepunkt, da am Jaguar teilweise recht verbitterte Kämpfe bis aufs Blut (von dem das Spiel reichlich zu bieten hat) geführt wurden.

Als ein Jump'n'Run mit farbenfroher, detaillierter Grafik und guten Animationen wartete Bubsy auf, und auch Doom präsentierte sich in gewohnt guter Form - auch wenn noch keine Gegner auszumachen waren.

In einer ersten spielbaren Betaversion wurde die Konvertierung von Cannon Fodder gezeigt, ohne sich hinter den bekannten Versionen verstecken zu müssen - im Gegenteil. Im Gespräch teilten uns die Programmierer mit, daß Cannon Fodder für den Jaguar noch einmal überarbeitet werden soll, um der Maschine zu genügen. Ein weiteres Preview war von Iron Soldier zu sehen. Mit seiner schnellen und mächtigen Polygongrafik wußte es in dieser Version voll zu überzeugen und wird dadurch sicherlich noch von sich reden machen.

Der Star und Aufhänger des Abends war ganz eindeutig das langersehnte und endlich mit einem festen Auslieferungstermin versehene Alien vs. Predator, welches hier in der Version 0.99n zu sehen und voll spielbar war. Sowohl die kompletten Gegner (Aliens, Predators und je nach Spielweise auch Marines) waren im vollen Animationsumfang enthalten und bereits mit eigenen Strategien ausgestattet. Man konnte je nach Geschmack als Alien, Predator oder Marine durch die Gänge schleichen und auch Aufzüge, Codes und Waffen nach Belieben benutzen. Alles in wurde AvP seinen Vorschußlorbeeren gerecht und konnte seine äußerst dichte Atmosphäre, seine beeindruckenden Animationen und seine Geschwindigkeit voll in die Waagschale legen.

Der ATARI-Pressesprecher Peter Walker bestätigte uns in einem Gespräch, daß mit der Auslieferung von AvP pünktlich am 20. Oktober begonnen und gleichzeitig eine massive Werbekampagne (TV & Zeitschriften) gestartet wird.

Mark Fechtner

ECTS, London

Neben der Jaguar-Premiere fand im gleichen Zeitraum auch die ECTS in London statt. Auch hier gab es Interessantes für den Jaguar zu besichtigen:

UBI-Soft zeigte sein bekanntes RayMan, das mit seinen witzigen Animationen und den in 16.7 Millionen Farben gehaltenen Grafiken so manchen an den Stand lockte. Laut einem UBI-Soft-Sprecher soll RayMan in jedem Fall noch vor Weihnachten erhältlich sein.

Sigma Designs, u.a. bekannt für seine MPEG-Karten, nannte als Erscheinungstermin für die Jaguar-PC-Karte den Februar 1995. Man darf in jedem Falle gespannt sein, da diese PC-Erweiterung die Eintrittskarte des Jaguars in die Welt der PC-Enthusiasten sein könnte - mit ihrer Hilfe ist jeder PC-Besitzer in der Lage, seine Jaguar-CD-Spiele direkt am PC zu spielen.

Jaguar-Entwicklungssystem

Cross Systems zeigten eine fertige Version ihres Jaguar-Entwicklungssystems SNASM, das als Alternative neben dem von ATARI angebotenen Alpine-Board steht. Das System präsentierte sich sehr ausgereift und bot alle zur Spieleentwicklung nötigen Funktionen. Es wird über die SCSI-Schnittstelle angesprochen und in den Cartridge-Port eines leicht modifizierten Jaguars eingesteckt. Über den für PC-kompatible Rechner mitgelieferten Debugger können per SCSI-Port Programme eingespeist werden, die sich im Entwicklungssystem wie normale ROM-Cartridges verhalten. Für sämtliche Prozessoren des Jaguars lassen sich die üblichen Break-point-, Trace- und Disassemble-Funktionen frei nutzen, und auch sämtliche Register- und Speicherinhalte können während eines laufenden Programms online überprüft werden. Zum Lieferumfang gehören natürlich auch ein - zu dem ATARI-Entwicklungssystem kompatibler - Assembler und einige Librarys.

Der Listenpreis für dieses Entwicklungssystem beträgt 5.000 Dollar, und laut Entwickler des Systems sollte SNASM-Jaguar bei Drucklegung bereits erhältlich sein - an einer erweiterten Version für das Jaguar-CD-ROM wird bereits gearbeitet.

Und jetzt noch eine Jaguar-ECTS-Übersicht in Kurzform: 21 st Century Software entwickelt gerade Pinball Fantasies für den Jaguar und ist bereits bei einer spielbaren Betaversion angelangt. Activision wird neben Return To Zork für Jaguar-CD auch noch das Flashback-ähnliche Pitfall als Cartridge umsetzen. Electro Brain Corporation hat bereits zwei Titel in Vorbereitung, jedoch wollte man noch nichts Genaueres verlauten lassen. Millenium arbeitet zusammen mit einer zweiten Company u.a. an James Pond Sund den World Cup Football. Team 17 beginnt mit der Entwicklung von neuen Titeln (keine Konvertierungen) für den Jaguar, die speziell auf seine Fähigkeiten zugeschnitten sein sollen. Nähere Informationen möchte Team 17 noch nicht preisgeben. U.S. Gold arbeitet an Flashback für den Jaguar. Renegade will nach Aussage der Programmierer Sensible Soccer definitiv noch vor Weihnachten herausbringen.

Soweit erst einmal die News aus London in aller Kürze - weitere Informationen und einige Tests der Weihnachtsknallerfolgen in den nächsten Ausgaben...

Mark Fechtner



Aus: ST-Computer 10 / 1994, Seite 16

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