Die vierte Dimension: That's Write 4

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That's Write ist seit einigen Jahren auf dem Markt, und das Programm verfügt über eine treue Fangemeinde. Seit einigen Monaten nun ist die vierte Generation des Textprogramms verfügbar, und nach einigen Geburtswehen steht nun die achte Version bereit, endlich den Benutzern das zu geben, was sie sich von der neuen Version erhofft haben.

Die wichtigsten Features von That's Write 4 laufen ja schon seit längerem durch einschlägige Zeitschriften, und auf Messen wie der proTOS konnte man sich schon im vergangenen Jahr ein Bild davon machen, was die neue Version bieten soll. Der erste Kontakt läßt für den Benutzer bereits die ersten Änderungen erkennen: Im optischen Erscheinungsbild hat sich seit Version 3 eine Menge getan. That's Write 4 setzt nun voll auf den "No-look", einen StyleGuide, der sich an die Vorgaben von ATARI bezüglich des MultiTOS anlehnt. Dabei wird ein residentes Programm namens"NOL1B100.PRG" geladen, bei welchem einmalig die Einstellungen hinsichtlich der Optik vorgenommen werden müssen, und danach verfügen alle Programme, die diesen "No-look" unterstützen, über ein einheitliches Erscheinungsbild. Außer einem minimalen Speicherverbrauch hat dieses residente Programm aber keine "Nebenwirkungen": Wenn kein Programm darauf zugreift, ist es schlicht inaktiv. Die Frage hingegen, ob der 3D-Look in der Farbdarstellung für ATARI-Anwender ein Augenschmaus ist, mußjeder Anwender für sich entscheiden, zumal sich die NOLIB auch auf die konventionelle Darstellung (also ohne 3D-Look) umstellen läßt. Alleine die Möglichkeit zu haben, dies nach seinen Wünschen, auch gleich für mehrere Programme, einstellen zu können, macht diese Funktion sehr interessant.

(K)eine Frage des Formats ...

Nachdem in That's Write 3 bereits die Speedo-Vektorschriften Einzug gehalten haben, sind die Autoren seit der Veröffentlichung von SpeedoGDOS5.0 nicht untätig gewesen. Wie dieses auch, unterstützt die neue Version von That's Write nun alle gängigen Vektorschriftformate, namentlich neben den Speedo- Schriften True-Type- und Type-1-Zeichensätze. Da es schon gute Tradition ist, besitzt das Programm auch dieses Mal eigene Skalierroutinen, so daß man nicht notwendigerweise ein SpeedoGDOS braucht, um in den Genuß der weiteren Schriftarten zu kommen. Die Entscheidung, beide in der übrigen Computerweltgängigen Schriften zu nutzen, ist aber sehr klug. So kann man mit dieser Version auf ein massives Angebot an verschiedenen Designer- und sonstigen Schriftarten zurückgreifen, die aber im Gegensatz zu den Speedo-Schriften zu extrem niedrigen Preisen angeboten werden. Inzwischen gibt es ganze CD-ROMs voll mit professionellen Schriften, z.B. die "Fonts for you" mit 2500 verschiedenen Fonts, die zum Teil schon für unter 60,- DM zu haben sind. Die Unterstützung dieser Fonts wurde auch dadurch verbessert, daß man nun mehrere Suchpfade für die Zeichensatzdateien angeben kann. So kann man z.B. die Font-Dateien direkt von einem CD-ROM nutzen und muß die CD nur bei Bedarf in das Laufwerk einlegen. Außerdem lassen sich so die verschiedenen Schriftarten, evtl. sogar nach Anwendungszweck, getrennt verwalten, was insgesamt bei einer Vielzahl an Schriften doch die Übersicht deutlich verbessert. Die Verwendung unterschiedlicher Formate in einem Dokument ist auch völlig problemlos: Speedo-, True-Type- und Type-1-Schriften verstehen sich untereinander hervorragend und verhalten sich für den Anwender völlig identisch, so daß keine zusätzlichen Handgriffe gemacht werden müssen, um Schriften aus anderen Rechnerwelten einzubinden.

Tabellen - leicht gemacht?

Eine Funktion, die schon lange auf den Aufgabenzetteln der Programmierer stand, ist der Tabellensatz. Bisher war es extrem umständlich, mit That's Write eine Tabelle zu erstellen, und man mußte dazu auch noch externe Programme zuhilfe nehmen. Seit der Version 4 ist diese Aufgabe jedoch leicht zu lösen, da That's Write nun über einen eigenen Tabelleneditor verfügt. Nachdem eben aber lobend hervorgehoben wurde, daß That's Write bei den Vektorschriften ohne SpeedoGDOS auskommt, muß dieses Lob hier zumindest etwas eingeschränkt werden: Wer Tabellen mit That's Write erstellen will, benötigt zum einen ein SpeedoGDOS und zum deren den (allerdings mitgelieferten) Treiber namens META.SYS. Ebenfalls ärgerlich ist, daß die Tabellensatzfunktion zwar schon lange in Arbeit war, aber erst sehr spät Niederschlag im Handbuch gefunden hat. Wer im Inhaltsverzeichnis nach dem Tabellengenerator sucht, sucht leider vergebens, da sich dieser in einem Anhang auf den Seiten 236a- 236f befindet, die man aber in Inhaltsverzeichnis vergeblich sucht. Hat man aber all diese Hindernisse hinter sich gelassen, liegt einem That's Write mit einer extrem mächtigen Funktion zu Füßen. Der Tabellensatz ist dabei sehr einfach anwendbar, und mit wenigen Tastendrücken ist es möglich, aussagekräftige und übersichtliche Tabellen in den Text einzubinden. Aber Vorsicht vor größeren Tabellen: Ist der Wert für den Speedo-Cache zu niedrig gewählt, verabschiedet sich That's Write mit vier Bomben!

Verbindung gesucht und gefunden ...

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Die Verbindung zur Außenwelt, sprich zu anderen Programmen in der ATARI- und sonstigen Computerwelt, wurde auch noch einmal erheblich verbessert. So lassen sich mit der aktuellen Version Pixel-Grafiken in verschiedenen Formaten, unter anderem im PCX-und im TIFF-Format, importieren und .verwenden. Die vielumworbene "Farbfähigkeit" ist hingegen nur die halbe Wahrheit: That's Write lädt zwar auch Farbbilder, jedoch werden diese sofort in ein monochromes Format konvertiert und auch nur in Schwarzweiß ausgedruckt. Auch erscheinen die Importtreiber nicht immer sattelfest: Bei mit verschiedenen Programmen wie Gemview und Zeig's Mir konvertierten Bildern sowie bei fehlerhaften Dateien stürzte das Programm sang- und klanglos mit den bereits beschriebenen vier Bomben ab, und das, obwohl der Fehler erkannt wurde ("Bild ist fehlerhaft"). Sind die zum Import ausgewählten Dateien aber z.B. auf dem PC erstellt worden, bindet That's Write diese problemlos ein. Die Import-Treiber scheinen also noch mit den kleinen Unsauberkeiten mancher Konvertierprogramme nicht zurechtzukommen. In Sachen kompletter Textübergabe ist That'sWrite auch einen Schritt weiter: Das sogenannte RTF-Format, ein plattformübergreifender Standard, wird nun neben dem Austausch von ASCII-Dateien unterstützt. Es ist damit möglich, Texte zum Beispiel zwischen That's Write und Winword oder Word Perfect auszutauschen. Dabei werden die Formatierungsinformation und auch die Schriftart weitestgehend übernommen, so daß nur noch geringe Korrekturen durchgeführt werden müssen, um Texte von einem Computer auf den anderen zu übernehmen. Neben That's Write beherrscht übrigens derzeit nur Papyrus den Im- und Export im RTF-Format. Aber gerade beim Export ist That's Write dem Konkurrenten überlegen, kann man doch auf die Eigenheiten verschiedener RTF-Importeure, wie z.B. Ami-Pro oder Star Writer, eingehen und so ein Höchstmaß an Kompatibilität erzielen.

Speichergigant

Bei all diesen Vorzügen darf aber nicht vergessen werden, daß sich That's Write 4 auch in einer anderen Hinsicht weiterentwickelt hat, und zwar in Sachen Speicherverbrauch. Zwar wurde das Programm bereits teilweise in Module aufgeteilt, so daß nun nicht mehr alle Funktionen auch ständig im Speicher vorhanden sind, doch trotzdem hat sich das Programm zu einem wahren Vielfraß in Sachen Speicherverbrauch entwickelt. Zwei Megabyte sind zwar schon seit der Version 3 das Minimum, aber damit läßt sich bei That's Write 4 schon kein Blumentopf mehr gewinnen: Wer längere Texte, eventuell auch noch mit mehreren skalierten Schriften in verschiedenen Größen, benutzen will, der sollte schon vier Megabyte sein eigen nennen, damit beim Drucken die Luft nicht ziemlich knapp wird. Fein 'raus ist, wer einen TT mit viel TT-RAM hat. Ab acht Megabyte kann man auch die Caches für Fonts in angemessene Größen einstellen, so daß man auch für Vektorschriften kaum noch in Bedrängnis kommen wird, wenn man nicht gerade mit Buchstaben in DIN-A4 Größe arbeiten möchte. Ist der Speicher aber knapp, und die Schriften können nicht im Cache gehalten werden, nimmt die Arbeitsgeschwindigkeit rapide ab. Gerade auf den älteren Modellen der ATARI-Familie ist dann jedes Laden und Drucken eines Dokuments eine wahre Qual, da die gerade benötigten Fonts neu berechnet werden müssen. Zudem belegen die Caches für Bildschirm- und Druckerschriften auch ordentlich Festplattenspeicher, so daß auch hier für ein gut ausgestattetes und vollständig installiertes That's Write runde 10 Megabytes reserviert werden müssen.

Last not least ...

That's Write 4 ist eine mächtige, und in der Version 4.08, auch wirklich brauchbare Textverarbeitung. Zwar gibt es an einigen Stellen immer noch ein paar kleine Fehler, die auch zu Abstürzen führen können, aber für den täglichen Einsatz ist das Programm absolut geeignet und läuft auch ausreichend stabil, sowohl unter normalem TOS wie auch unter Multitaskingumgebungen und Grafikkarten. Das Handbuch hinkt leider dem Funktionsumfang hinterher, und das Schlagwortverzeichnis fehlt gänzlich. Dafür ist die Aufbereitung der Texte durchaus gut gelungen, und wer sich eine Weile mit dem Handbuch beschäftigt, der wird auch mit dem Programm gut umgehen können. Der Speicherbedarf ist jedoch beträchtlich, so daß man mit 2 MB wohl nur sehr eingeschränkt, insbesondere hinsichtlich der Schriftenvielfalt, arbeiten kann. Ab 4 MB ist jedoch auch mit dieser Version ein schnelles und komfortables Arbeiten möglich.

DJ

Bezugsquelle:
Compo-Software
Vaalserstraße 540
52074 Aachen

Die "Fonts for you"-CD gibt es bei:
Delta Labs Software
Brillerstraße 40
42105 Wuppertal



Aus: ST-Computer 07 / 1995, Seite 112

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