SoundDiver/SoundSurfer: Wassersport mit Musik

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Nachdem MIDI die Musikwelt revolutioniert hatte, kam eine Riesenwelle von Musikinstrumenten mit MIDI-Schnittstellen auf den Markt. Heute stellt sich erst gar nicht mehr die Frage, ob ein Gerät über ein solches Interface verfügt. Es ist zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Für fast alle Geräte, hauptsächlich Keyboards, aber auch Effektgeräte, Mischpulte, spezielle Gitarrenmidifizierungen und natürlich den Computer, wurde somit die Möglichkeit geschaffen, untereinander zu kommunizieren und Daten per MIDI auszutauschen. Also lag es nahe, dem Computer die mühselige Editierarbeit an den Geräten aufzubürden.

In der Regel sind MIDI-Geräte, was die Tastatur, Display und Massenspeicher angeht eher spartanisch ausgestattet. Der Computer bringt hier Vorteile mit sich, die kaum ein MIDI-Gerät bieten kann. Somit kamen unzählige Editoren, Libraries und Bank-Manager auf den Markt, die uns das Leben sehr vereinfachen. Gerade heute, wo die älteren Geräte für ein paar Scheine den Besitzer wechseln, wünscht man sich gleich den richtigen Editor herbei. Nicht immer ist die Suche erfolgreich, so daß spezielle Lösungen nicht immer möglich sind. An diesem Punkt angekommen, könnte für den ein oder anderen User ein heller Stern am Horizont erscheinen. Die Firma EMAGIC bietet evtl. die eierlegende Wollmilchsau für MIDIaner, die mit einem ganzen Fuhrpark von Keyboards, Expandern und Effektgeräten zu tun haben. Der SoundSurfer verwaltet Sounds und SysEx-Daten universell auch in gemischten Datenbanken. Der SoundDiver beinhaltet den kompletten SoundSurfer und zusätzliche Editiermöglichkeiten Ihrer Sounds.
Der SoundSurfer bietet bereits über 200(!) Anpassungen, was an dieser Stelle schon zu einer exzellenten Beurteilung des Preis-Leistungs-Verhältnisses führt.

SoundSurfer

Wie oben bereits angedeutet, ist SoundSurfer eine unendliche MIDI-Datenbank für Ihr komplettes Equipment. Darüber hinaus lassen sich aber auch z.B. im SY77-Modul DX7-Sounds konvertieren oder vom Microwave-Modul Wave-Tabellen verwalten. Für eingefleischte DX7- User ist sogar eine DX7-II/E!-Anpassung vorhanden. Für diese Erweiterung hat es bislang keine Software gegeben. Selbst Effekt-Module wie für das Quadraverb und eine ganze Reihe Lixicon- Geräte sind bereits vorhanden. Alle hier aufzuzählen, würde den Rahmen wohl sprengen. Wer sein Gerät vermißt, kann sich eigene Anpassungen zurechtbasteln. SoundSurfer scannt die angeschlossenen MIDI-Geräte selbständig und stellt die richtigen Befehle bereit, ohne daß ein Programmierkurs erforderlich ist. Es werden keine Kenntnisse von SysEx-Daten abverlangt. Das Programm besitzt auf der Masterdiskette einen Software-Kopierschutz, läßt sich aber trotzdem auf einer Festplatte installieren. Sound-Surfer/SoundDiver läuft auf allen ATARIs und selbstverständlich auch auf dem Falcon030 mit allen gängigen TOS-Versionen von 1.X über 2.X, 3.x, 4.X bis zum MultiTOS. Schwarzweiß- und Farbmonitor (min. 640 x 400 Pixel). Der Arbeitsspeicher sollte min. 1MB groß sein. Mehr Arbeitsspeicher ist für große Datenmengen von Vorteil. Hier lassen sich leider keine genauen Grenzen setzen - je mehr je besser. Bis auf wenige Ausnahmen stellen Accessories, Beschleuniger, Cache-Programme und Hardware-Erweiterungen keine Problem dar. Sollte doch eine Inkompatibilität auftreten, z.B. mit dem Unitor, hat EMAGIC auch hier eine Lösung parat.

Equipment-Verdrahtung

Um nun nach Programmstart alle angeschlossenen Geräte automatisch scannen zu können, ist es erforderlich, alle Geräte über MIDI-Kabel mit dem Computer zu verbinden. Dies ist leider nur in einer Richtung ohne größeren Aufwand möglich. Der ATARI-MIDIOUT läßt sich einfach über die MIDI-IN/Thru-Buchsen der verwendeten Geräte bis an den letzten Expander leiten. Anders ist es mit den MIDI-Outs der Klangerzeuger. Diese müssen auf jeden Fall gemerget (verschmolzen) werden, da der ATARI nur über einen MIDI-IN-Anschluß verfügt. Wer z.B. mit MIDEX (Steinberg) arbeitet, hat schon mal 2 MIDI-lns zusätzlich. In diesem Fall ist es möglich, insgesamt 3 Geräte ohne zusätzlichen Aufwand anzuschließen. Sollte SoundSurfer nur dazu verwendet werden, um Sounds zu den Geräten zu schicken, läßt sich die Verbindung des MIDI- Out des ATARIS einsparen. Bei Verwendung von 4 und mehr MIDI-Geräten kommt die Anschaffung einer MIDI-Patchbay oder einer einfachen Merge-Box in Betracht. Bei der Anschaffung sollte darauf geachtet werden, daß mindestens so viele Eingänge zu mergen sind wie Geräte vorhanden sind. Prinzipiell reicht dann auch die Verdrahtung der MIDI-Outs aus. Die MIDI/Thru-Schleifen dürfen weiterhin die Geräte verbinden.

Setup, Memory Manager und Libmiy

Im Setup-Fenster befinden sich die gescannten oder/und manuell angewählten MIDI-Geräte. Um automatisch scannen zu können, müssen alle MIDI-Ins und –Outs verdrahtet sein. Der Memory Manager zeigt Ihnen die kompletten Inhalte der einzelnen Speicher. Sogar RAMCards und Edit- Buffers sind inbegriffen, so daß immer ein vollständiger Überblick besteht. Dies ist nicht nur optisch der Fall, sondern auch praktisch. Wer hat sich nicht schon mal darüber geärgert, daß nach dem umkopieren eines Einzelsounds anschließend ein Multisound nicht mehr klingt, weil er auf einen Grundsound zugreift, der nun an einer ganz anderen Stelle zu suchen ist - dies macht normalerweise einen 2. Programmierschritt am Gerät notwendig. Anders mit SoundSurfer. Er erledigt dies automatisch, da immer darauf geachtet wird, daß jeder Sound - egal ob Multi, gelayert oder gesplittet - funktionell erhalten bleibt. Dies ist ein nicht zu unterschätzendes Feature, das nicht jedes MIDI-Gerät zu bieten hat. Aus diesem Manager heraus lassen sich alle Speicherinhalte auf Diskette oder Festplatte sichern. Dies sollte der erste Schritt Ihrer ersten Programmier-Session sein. Anschließend kann nichts mehr schiefgehen, da nach einem MIDI- Chaos der Urzustand wieder herstellbar ist. Das Abspeichern geschieht in einer Library, aus der nicht nur Soundbänke, sondern auch Einzelsounds geladen sowie hin und her kopiert werden, ganz so als hätte man eine riesige Speichererweiterung in seinen Synthy eingebaut. Innerhalb der Library lassen sich selektiv über den Namen oder Gerätetyp bestimmte Sounds suchen, um z.B. bestimmte Sounds oder spezielle Geräteeinstellungen separat abspeichern zu können. Wer nicht immer das Handbuch neben sich liegen hat, kann sich auch der umfassenden Online- Hilfe bedienen, die je nach Situation den richtigen Spruch parat hat.
Massenhaft Spuren und tolle Features bietet der Mini-Sequenzer gerade nicht, aber für das Ausprobieren von neuen Sounds reicht er allemal aus. Hier einen ausgefuchsten Sequenzer zu verlangen, wäre wohl etwas zuviel erwartet gewesen.

SoundDiver

Der SoundDiver beinhaltet, wie oben bereits beschrieben, den kompletten SoundSurfer. Wer also lediglich seine Sounds komfortabel verwalten möchte, dem reicht bereits der auch einzeln erhältliche SoundSurfer aus. Wer aber seine Sounds selber editieren, nachbearbeiten oder per umfangreichen
Zufallsgenerator erstellen will, der benötigt den SoundDiver. Er stellt für fast alle 200 Anpassungen Editoren bereit, die hier verständlicherweise nicht Im einzelnen angesprochen werden da dieses Unternehmen wohl ST-Computer-Jahresabonnement füllen könnte. Die Bedienung ist mit anderen, speziell für die Geräte geschriebenen Editoren, zu vergleichen. Es sind nicht immer alle Features vorhanden diese bereits im Memory oder Library-Teil vorhanden sind.
Im Editor lassen sich auch die ROM-Sounds eines Gerätes editieren und anderen Speicherplatz kopieren. den Ursprungsplatz geht es leider nicht, da dieser ein "Nur-Lese-Speicher" ist (ROM = Read Only Memory).
Die editierten Sounds lassen sich in die Library einfügen und nach einem Neustart an die angeschlossenen Geräte senden.

Fazit

SoundSurfer gab es bereits in vielenVarianten anderer Firmen, leider nicht in so großem Umfang. Die 200 mitgelieferten Anpassungen, mit der Möglichkeit ohne Programmierkenntnis und speziellem Wissen über System-Exclusiv-Daten eigene Anpassungen kreieren zu können, bieten ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis. Dasselbe trifft für den SoundDiver zu, da wohl niemand das Geld für 200 Editoren ausgeben würde. Beide Programme eignen sich insbesondere für den Studiobereich, da nach jedem aufgenommenen Song die komplette Soundlibrary mit den verwendeten Sounds auf Diskette zusammen mit der Aufnahme in das Archiv gelegt werden können. Aber auch im privaten Bereich lohnt sich schon die Anschaffung bei Verwendung von 2 bis 3 MIDI-Geräten. Gute Editoren (pro Gerät) kosten alle zwischen 100,- und 300,- DM. Da will ich doch mal eine Milchmädchenrechnung aufmachen und den Durchschnittspreis von einem Editor mit der Anzahl der Anpassungen multiplizieren. 200,-mal 200 = 40.000,- DM. Theoretisch ist der SoundDiver 40.000,- DM wert.
Global gesehen, ist es auf jeden Fall sinnvoll, die Soundverwaltung mit einem Programm durchzuführen, da alles zentral verwaltet und editiert wird. Wer bereits Libraries aus anderen Programmen herumliegen hat, kann diese in den SoundSurfer importieren. Auch *.Mid-Files werden gelesen und nach SysEx-Befehle durchsucht. Da bei diesem Funktionsumfang keine objektive Beurteilung der Einzelfunktionen möglich ist, entfällt unten in den Mäusekästen die Negativ-Beurteilung.

ww

Preise
SoundSurfer (ohne Editor) 290,- DM
SoundDiver (inkl. SoundSurfer) 598,- DM

Bezugsquelle:
EMAGIC Soft- und Hardware GmbH
Halstenbeker Weg 98
25462 Rellingen - Germany
TeL: (04101) 47650

SoundSurfer
Positiv:
viele Anpassungen
übersichtlich
eigene Anpassungen sind ohne Vorkenntnisse einstellbar
unendliche Sound- und Library-Verwaltung
automatische Geräteerkennung
für große Equipments geeignet
Import von Fremdformaten
Unterstützung spezieller Synthy-Speichererweiterungen
gutes Preis-Leistungsverhältnis
kompatibel zu ATARI-Hardware-Erweiterungen und -Accessories
Negativ:
-

SoundDiver
Positiv:
viele Editoren
Soundkonvertierungen artverwandter Geräte
übersichtlich
Zufallsgenerator
gutes Preis-Leistungsverhältnis
Negativ:
-


Aus: ST-Computer 01 / 1996, Seite 34

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