Neue Features für E-Backup 2.0 - Back me up, Scotty

Das Backup-Programm E-Backup ist bereit seit gut zwei Jahren für die ATARI-Besitzer ein alter Bekannter. Seit dem Erscheinen im Frühjahr 1994 hat der Autor immer wieder an dem Programm Verbesserungen vorgenommen und neue Funktionen hinzugefügt. Seit der letzten proTOS in Hennef gibt es nun die Version 2.0 und seit kurzem die Version 2.01, die einige Fehlerbereinigungen enthält. Diese Version haben wir uns genauer angesehen.

Angenehm fällt nach der Installation auf (die im Gegensatz zu der Vorgängerversion 1.5 völlig problemlos verlief), daß trotz des gestiegenen Funktionsumfangs das Programm immer noch seine ordentliche und übersichtliche Benutzeroberfläche erhalten hat. Das Programm ist völlig intuitiv und ohne Blick in das 40seitige Handbuch problemlos zu bedienen. Der Benutzer erhält in einem (natürlich nichtmodalen) Dialog die Möglichkeit, sofort mit dem Backup loszulegen. Wer also als erstes eine komplette Datensicherung machen möchte, kann, während bereits die erste Sicherung läuft, gemütlich einen Blick in das Handbuch werfen, um dann festzustellen, was das Programm noch alles zu leisten imstande ist.

Wichtigste Neuerung, die mit dem Aufstieg zur Version 2.0 hinzugekommen ist, ist die Möglichkeit, ein Backup komplett batchgesteuert ausführen zu lassen. Damit läßt sich „Handarbeit“ bei der Datensicherung gänzlich vermeiden und so auch z.B. die tägliche Sicherung auf die Wechselplatte zeitgesteuert ausführen. Ein kleines Accessory, welches natürlich mitgeliefert wird, ermöglicht dann den zeitgenauen Start von Batch-Dateien. Dabei sind alle Funktionen des Programms bis in das kleinste Detail auch als Batch-Funktion vorhanden, also auch alle Selektionsmöglichkeiten für die zu sichernden Dateien, wie man es auch von Hand erledigen könnte. Selbst Funktionen, die sich in den hintersten Winkeln der Einsteil-Dialoge verbergen (z.B. die Einstellung der Step-Rate bei Diskettenlaufwerken) lassen sich mittels Batch-Befehl bedienen. Die Befehle orientieren sich dabei meist an den Namen der Menüeinträge, so daß man zum Erstellen von Batch-Dateien keine besondere Eingewöhnungsphase benötigt, wenn man das Programm von Hand beherrscht.

Lang und breit...

Erfreulich ist auch zu vermerken, daß E-Backup nun auch in der Lage ist, lange Dateinamen zu verwalten. Benutzer von MiNT oder anderen Systemen, die lange Dateinamen unterstützen, werden es dem Programmierer danken. Hinzu kommt, daß auch verschiedene erweiterte Dateiattribute des Minix-Systems unterstützt werden, so daß auch nach diesen Kriterien selektiert werden kann. Zudem ist E-Backup beim Formatieren von Disketten noch kompatibler geworden, was fremde Hardware anbelangt: Entweder wird über BIOS formatiert (z.B. unter Ma-giCMac), oder das Programm kann auf spezielle Formatierroutinen, die aus dem Schwesterprogramm E-Copy stammen, zurückgreifen und damit sogar fast ohne Rechenzeitverlust im Hintergrund Disketten formatieren (was z.B. unter MagiC eine erhebliche Zeitersparnis zur Folge hat). Womit auch das Thema Multitasking angesprochen wäre: Natürlich läuft E-Backup auch unter den diversen gängigen Multitasking-Umgebungen. Da ein Backup-Programm nun einmal viel Speicher benötigt, versucht E-Backup von Haus aus, soviel davon zu ergattern wie eben möglich. Diese für Multitasking sehr unangenehme Eigenschaft läßt sich ihm aber austreiben und dem Programm eine fixe Portion dieses wertvollen Gutes zuweisen.

Die Qual der Wahl

Die Datensicherung mit E-Backup (und natürlich auch das Zurückspeichern der Daten im Bedarfsfall) geht bei E-Backup auf zwei verschiedene Weisen vonstatten: Einmal beherrscht das Programm die Möglichkeit, die Daten Sektor für Sektor von der Platte zu lesen und so auf Diskette, Wechselplatte oder auf eine andere Festplatte zu sichern. Zum zweiten kann man aber auch über das sogenannte Datei-Backup gezielt nur einzelne Dateien sichern, so daß sich die Sicherungszeit nach einem Komplett-Backup immer in Grenzen hält. Bei beiden Verfahren wird E-Backup von der Komprimierungs-Software LZRF von Robert Federle unterstützt, die für diese Anwendung wie geschaffen ist, da sie auf schnellen Rechner mit derartig hoher Geschwindigkeit arbeitet, daß man weder beim Packen der Dateien noch bei Entpacken irgendwelche Geschwindigkeitseinbußen hinnehmen muß. Lediglich auf dem ST zeigt sich, daß der 68000er inzwischen doch ein wenig in die Jahre gekommen ist, und größere Backup-Aktionen, vor allem auf Diskette, gestalten sich dort eher als Tortur. Die Backup-Zeiten im Kasten sind allesamt auf einem TT ermittelt worden, und besonders bei der Verwendung der Wechselplatte zeigt sich, wo die Stärken des Programms liegen: Das Image-Backup als Komplettsicherung dauert dort nur wenig mehr als ein Drittel der Zeit des Filebackups, und bei der Wiederherstellung auf der Festplatte ist das Programm sogar um den Faktor 12 schneller! Dieser Geschwindigkeitsrausch hat aber einen kleinen Nachteil, der hier nicht verschwiegen werden soll: Manche TT-RAM-Speichererweiterungen sind durch die dafür nötigen Zugriffszeiten schlichtweg überfordert und strecken die IC-Beinchen. Die Folge: Das Backup ist nicht mehr lesbar. Dies läßt sich jedoch ausschalten, indem E-Backup auf das schnellere TT-RAM auf Knopfdruck verzichtet. Die Einbuße an Geschwindigkeit ist nur gering, und die Daten werden sicher auf die Datenträger gebannt. Schmerzlich vermißt man genau an der Stelle, wie auch schon in [1] angesprochen, die Möglichkeit, ein gerade erzeugtes Backup mit den Originaldaten zu vergleichen. Momentan ist das nur „auf die harte Tour“ möglich, also indem man das Backup sofort nach der Sicherung zurückspielt. War die Sicherung jedoch nicht in Ordnung, steht man vordem Problem, nun selbst die vorher noch intakten Daten zerstört zu haben; wahrlich keine angenehme Vorstellung, wenn es um wichtige Daten geht.

Die Selektionsmaske bietet eine Fülle von Einstellmögllchkeiten, um auch aus großen Datenbeständen nur die wichtigen Dateien für ein Backup herauszufiltern.

Fazit

E-Backup ist insgesamt ein ausgereiftes und vor allem angenehm zu bedienendes Programm. Es hat, bis auf die fehlende Möglichkeit, ein Backup mit den Originaldaten zu vergleichen, alle Möglichkeiten, die man von einem modernen Backup-Programm erwartet, und es ist auch bei eingeschalteter Komprimierung zum Teil unglaublich schnell, besonders, wenn die Datensicherung auf eine Wechsel- oder Festplatte erfolgt. Auch die Batch-Steuerung und die Unterstützung anderer Filesysteme machen E-Backup zur ersten Wahl im Bereich der Datensicherung. Trotzdem gibt’s nur vier Mäuse: Das fehlende Verify wiegt einfach zu schwer...

[1] Sicher ist Sicher - E-Backup 1.0, ST-Computer 5/94

Bezugsquelle:

MW-Electronic Heisterbacher Str. 96 53639 Königswinter 1

Positiv:

komplette Batch-Steuerung möglich
automatischer, zeitgenauer Start von Batch-Dateien
unterstützt lange Dateinamen

Negativ:

keine Verify-Funktion

Zeiten...

... für ein Backup von 85 Ordnern mit 816 Dateien, insgesamt 10917662 Byte:

Medium: Diskette Wechselplatte
  Backup Restore Backup Restore
Filebackup: 16:08 23:45 2:45 5:45
Imagebackup: 13:48 7:10 0:56 0:34

Dirk Johannwerner
Aus: ST-Computer 04 / 1996, Seite 30

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