Falcon Harddiscrecording: Cubase Audio (3)

Nach etwas längerer Zeit ist hier nun endlich der letzte Teil des Cubase Audio Falcon Berichts. Zunächst muss ich einen Fehler korrigieren, der mir im letzten Teil unterlaufen ist ("thanx", Paul).

CAF KANN gleichzeitig eigene Audioaufnahmen abspielen und eingehende Signale durchschleifen. Als langjähriger LogicAudio-User bin ich davon ausgegangen, dass der Falcon (wie im CAF-Handbuch beschrieben) hardwareseitig nicht hierzu in der Lage ist. Dementsprechend ist mein System hier auch so verkabelt. Da haben die Jungs/Mädels von Steinberg mit ihrer Software bessere Arbeit geleistet. Also: Es ist KEIN zusätzliches Mischpult nötig, um mit CAF Audioaufnahmen mit Overdubs zu machen. (Asche auf mein Haupt)

Doch nun weiter im Text. Der DSP ist fähig, diverse Effekte auf ihn durchlaufende Signale beim Aufnehmen oder Abspielen aufzurechnen. Dazu gehören Hall, Chorus/Delay, Parametric EQ und ein 10-Band SummenEQ.

Der DSP ist leider nur in der Lage, einen dieser Effekte gleichzeitig zu erzeugen. Möchte man z.B. Hall und Chorus gleichzeitig nutzen, muss man einen dieser Effekte über die Offlinefunktionen permanent auf die Audiodatei rechnen lassen. Dies sollte man nicht mit dem Halleffekt machen, da man damit bei übermäßiger Anwendung leicht sein Arrangement zukleistert. Die Audiodatei mit Hall mag bei alleinigem Abhören noch gut klingen, doch wenn noch andere Signale (unter Umständen ebenfalls mit Hall bearbeitet) dazukommen, verliert man leicht die Transparenz. Ausnahmen bestätigen die Regel, es lassen sich nämlich nette Effekte mit aufgerechnetem Hall erzeugen. Man nehme z.B. ein Audiopart mit einer alleinstehenden Snaredrum. Über die Offlinefunktionen dreht man die Abspielrichtung. Nun legt man hierauf einen Halleffekt und rechnet ihn auf die Audiodatei. Danach nochmals die Abspielrichtung umdrehen, und schon hat man eine Snarespur mit Snareschlägen, die von einem anschwellendem Hall eingeleitet werden. Da weniger oft mehr ist, sollte man dies vielleicht nicht mit allen Snareschlägen machen, aber da sind der eigenen Phantasie kaum Grenzen gesetzt. Die Hallqualität ist für Demo- und semiprofessionelle Anwendung in jedem Fall ausreichend.

Wer sich wundert, dass die Regler seiner Mixerpages keine Wirkung zeigen, sollte kontrollieren, ob auch der DSP als Ziel für den Regler programmiert ist. Falls nicht, Toolbox öffnen und mit dem anderen Pfeilpointer den Regler doppelklicken. In der erscheinenden Box den DSP als Ziel anwählen. Wählt man mit gedrückter Alternate-Taste an, wird nicht nur der selektierte, sondern alle anderen Regler, Taster etc. umprogrammiert. Somit entfällt lästige Einzelanwahl. (Im MIXER.ALL-Song ist dies bereits gemacht).

Alle Mixerpages enthalten neben den Effektparametern auch immer ein kleines Mischpult für Lautstärke und Panorama. Weiterhin werden hier die Audiokanäle auf die Einzelausgänge des Soundpool FA4/8 (falls vorhanden) geroutet. Die Möglichkeit, von Mixerpages Snapshots zu machen, ist sehr nützlich, sind doch selbst dramatische Klangänderungen ohne großen Aufwand durch Aufruf eines anderen Snapshots möglich. Hierzu eignet sich wohl am besten die Mixerpage, die für jeden der 8 Kanäle einen dreibändigen parametrischen Equalizer anbietet, da man damit am flexibelsten jeden einzelnen Audiokanal bearbeiten kann.

Im 16-Spurmodus wird der DSP beim Abspielen zum Dekomprimieren der gepackten Audiodaten benutzt, so dass (hallo Duden) hier keine Effekte außer Lautstärkeregelung benutzt werden können. Bei der Aufnahme wird zusätzlich der Prozessor belastet, also nicht über etwas trägen Bildaufbau wundern. An dieser Stelle ist die FX-Card von Blowup und natürlich NVDI sehr hilfreich. Möchte man hier Effekte nutzen, lässt sich das nur sehr umständlich bewerkstelligen. Hier in Kurzform: Audiodatei von 16-Spur- in 8-Spur-Modus umrechnen lassen - gewünschten Effekt auf die Audiodatei rechnen - wieder in den 16-Spurmodus umrechnen.
Zugegeben: sehr arbeitsaufwendig, aber wenigstens möglich.

Der Audio-Editor

Im Arrangement kommt man mit einem Doppelklick auf einen Audiopart oder ’Ctrl-E’ in den Audioeditor. Hier sieht man das ’Eventdisplay’ mit der Wellenformdarstellung der Aufnahme der einzelnen ’Segments’ auf den verschiedenen ’Lanes’. Hatte man vor dem Öffnen des Editors mehrere Audioparts selektiert, stellen diese Lanes die acht Audiokanäle dar, ansonsten hat man eine Übersicht über einen einzelnen Audiokanal. Mit den Plfeilen am Anfang und Ende der Audio-Region lassen sich eben diese verschieben, falls man zunächst nur einen Teil der Aufnahme im Arrangement benutzen will. Dies kommt u.a. zur Anwendung, wenn man z.B. eine Gesangsphrase aus verschiedenen Aufnahmen zusammenschneiden' will/muss, da der Sänger leider keine durchgehend gute Gesangslinie geschafft hat (soll es ja geben). Man kann sich übrigens einen Sänger mit kleinen Tricks für das ganze Leben verpflichten ;-).
Sollte dieser Gesangskünstler also eine wirklich tolle Vorstellung abgeliefert haben (das soll es ja auch geben), trifft aber leider beim letzten Abschnitt der Gesangsphrase den hohen Ton nicht korrekt und wird dies auch bei keiner Neuaufnahme schaffen, da er sich schon beim ersten Mal verausgabt hatte, dann kann man mit CAF Eindruck schinden. Den versungenen Teil der Audioaufnahme als Region definieren und mit den Offlinefunktionen die Tonhöhe korrigieren. Das sollte einem schon eine Extrapizza einbringen

Man kann sich auch ein akustische Kontrolle bei der Verschiebung von Start-, End- und Q-Punkt geben lassen. Bei aktiviertem ’Ohr’-Symbol in der Menüzeile ist diese aktiviert. Am Q(uantisierungs)punkt wird die Aufnahme beim Verschieben auf das unter Snap gewählte Raster festgelegt, da der Aufnahmeanfang nicht zwangsläufig auch der rhythmisch (nochmals Duden) sinnvolle Anfang z.B. eines Drumloops ist. Sehr sinnvoll ist die Funktion, das Sequenzertempo an eine Audioaufnahme anpassen zu können (’Match Tempo’). Somit kann man ohne Probleme im Song enthaltene MIDI-Events quantisieren, da Audio und MIDI nun temposynchron laufen. Man kann einzelne Regions auf zwei Arten kopieren, einmal als echte Kopien und als ’Ghost’. Eine Ghostkopie hat den Vorteil, dass sie nicht im ’Pool’ erscheint und damit zur Übersichtlichkeit beiträgt.

Ist ’Volume’ im ’View-menü’ aktiviert, lassen sich Lautstärkeevents einfügen, um z.B. Fades zu erzeugen. Da alle Funktionen des Audioeditors komplett nichtdestruktiv arbeiten, kann man sich ohne Hemmungen austoben, ohne jemals eine Aufnahme zu zerstören. Er ist im Grunde ein Audioarrangementeditor. Möchte man wirklich datenverändernd arbeiten und sind die Offlinefunktionen hierfür nicht ausreichend, bietet sich hierfür der WAVEMASTER von Soundpool an.

Er entspricht dem Audioeditor des Audiotrackers. Er lässt sich neben CAF als Accessory benutzen und natürlich als eigenständiges Programm. Mit ihm lassen sich Cubase-Audiofiles destruktiv bearbeiten, solange sie in den RAM passen. U.a. bietet er ein schnelleres ’Normalize’ als CAF selbst.

Man kann einzelne Bereiche aus einer Aufnahme löschen um z.B. Atmen in Gesangspausen zu eliminieren. Die einzelnen Funktionen wurden in der letzten Ausgabe im Verlauf des Audiotrackerberichts ausführlich vorgestellt. Er ist eine sinnvolle und nützliche Erweiterung von CAF.

CAF als Sampler

Normalerweise lässt sich ein HD-Recordingprogramm nicht als Sampler benutzen, da es zwar Klänge genauso digitalisiert wie ein Sampler, jedoch nicht in der Lage ist, die Daten z.B. in Echtzeit zu transportieren oder polyphon abzuspielen. Für einen Sampler kein Problem, da die Daten im RAM abgelegt sind, was einen schnelleren Zugriff erlaubt.

CAF bildet da eine kleine Ausnahme, bietet es doch eine nette Zusatzfunktion, die zwar keinen Sampler ersetzen kann, aber trotzdem recht nützlich ist. Stellt man im Audiosetup einen Audiokanal auf von Harddiskaufnahme auf Sampler, kann man diesem Einzelsegmente zuordnen und diesen wiederum MIDI-Notennummern. Die Daten werden in den RAM gelesen (sollten also nicht allzu groß sein) und können auf der jeweiligen MIDI-Taste anschlagdynamisch(!) gespielt werden. Man kann sich also z.B. ein Drumset aus verschiedenen Sounds zusammenstellen und eine MIDI-Spur aufnehmen, die diese Sounds benutzt. Ich hoffe, ich konnte im Verlauf dieser Artikelreihe einige Tips und Anregungen zu CAF geben, weiches ohne Frage eines der professionellsten und ausgereiftesten Softwarepakete für den Falcon ist. Hoffen wir auf eine noch längerfristige Unterstützung seitens Steinberg.


Malte Krug
Aus: ST-Computer 02 / 1997, Seite 49

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