MagiC PC 1.1 - ATARIs auf dem PC

Einen vergleichenden Bericht über sämtliche derzeit aktuellen ATARI-Emulatoren für den PC können wir in dieser Ausgabe leider nicht liefern, da uns einerseits hierfür der Platz fehlte und uns andererseits die Zusendungen der Mitstreiterprodukte erst kurz vor Redaktionsschluss erreichten. Auch Calamus SL läuft dank eines kleinen Patchprogramms für den Auto-Ordner unter MagiC-PC. Mit NVDI-PC auch unter einer Farbtiefe von 16 Mio. Farben, wobei es hierbei erhebliche Geschwindigkeitsverluste gibt.

Noch vor allen anderen Anbietern gelang es der Firma Application-Systems Heidelberg im Frühsommer 1996 einen softwaremäßigen ATARI-Emulator für PCs zu präsentieren. Seinerzeit wurde hier und da gemunkelt, die scheinbar überstürzte Veröffentlichung könnte ein noch nicht ausgereiftes Produkt zum Resultat gehabt haben - fanden geschickte ATARI-Anwender doch recht schnell so manchen Fehler.

Inzwischen sind jedoch einige Monate verstrichen und nach der Entfernung des einen oder anderen Bugs ist kürzlich eine brandneue Version 1.1 erschienen.

Speicherverwaltung

Wenngleich der Versionssprung von 1.0 auf 1.1 sehr gering und bescheiden aussehen mag, die Veränderungen sind groß und besonders wichtig für den täglichen Einsatz von MagiCPC.

Eine der wohl wichtigsten Neuerungen ist die Aufhebung der Speichergrenze von 14 MB. Speziell für komplexere Anwendungen wie z.B. Calamus oder ähnliche DTP-Programme ist es stets wichtig, über einen relativ großen RAM-Speicher verfügen zu können. In der Version 1.1 wird die Speichergrenze auf 96 MB heraufgesetzt, wobei die Differenz z.B. von Calamus direkt als TT-RAM erkannt wurde. Auch wenn Ihr Rechner nicht über entsprechend viel RAM verfügt, MagiCPC nutzt die Möglichkeit von virtuellem RAM über Windows95, wobei dies natürlich die Rechengeschwindigkeit erheblich beeinträchtigt.

Windows-Klemmbrett

Ähnlich wie das ATARI-Clipboard verfügt auch Windows über ein sog. Klemmbrett als Zwischenspeicher. Dies ist eine ideale Lösung für den Multitasking-Betrieb, denn der Anwender hat die Möglichkeit, eine Textpassage z.B. aus Winword auszuschneiden und diese in ein anderes Programm direkt wieder einzufügen. MagiC-PC klinkt sich nun in dieses Verfahren ein und schafft eine Kopplung zwischen dem ATARI-Clipboard und dem Windows-Klemmbrett. So ist es ohne weiteres möglich, eine Grafik aus einem Windows-Programm in das Klemmbrett zu kopieren und sie anschließend über das Klemmbrett in ein ATARI-Programm einzufügen.

Dies schafft unserer Meinung nach eine optimale Brücke zischen den Rechnerwelten und bietet eine neue Art der Integration zweier Betriebssysteme.

Sofort-Start

Das Wort Integration ist auch für die kommende Neuerung von Interesse, denn über das MagiC-PC-Accessory e(kennt Windows automatisch, wenn Sie per Doppelklick eine ATARI-Datei mit der Endung PRG ausführen wollen. Daraufhin wird automatisch MagiC-PC im Hintergrund gestartet und anschließend wird das ATARI-Programm begonnen. Dies vermittelt das Gefühl, ATARI- Programme würden direkt vom Windows-Desktop aus laufen. Eine gute Idee, die bei TOS2WIN aber noch besser realisiert wurde, da TOS2WIN sich bei jedem einzelnen Programm "merkt", in welcher Auflösung und Farbtiefe er gestartet werden soll und nicht einen Desktop zuvor einlädt.

Wenn wir schon einmal beim MagiC-Accessory sind: Es überwacht auch das Beenden von MagiC und sorgt dafür, das alle noch laufenden ATARI-Applikationen ordnungsgemäß abgemeldet werden.

System-Parameter

Wie Sie an der Abbildung des Systemparameter-Eingabefensters erkennen, ist ein weiterer Punkt hinzugekommen: volle Bildgröße. Wird dieser aktiviert, erkennt MagiC, welche Auflösung der Windows-Rechner verwendet und passt die ATARI-kompatible Auflösung der vollen Bildschirmgröße an (damit Sie nicht ständig diesen PC im Hintergrund sehen müssen ...)

Fazit

Soweit zu den wichtigsten Neuerungen in der Version 1.1, die einen rundum guten und gelungenen Eindruck auf uns macht. Die Screenshots unseres Calamus SL96-Testberichts dieser Ausgabe wurden unter Verwendung von MagiC-PC 1.1 gemacht. Wer dennoch darauf hofft, nun eine gute Basis für eine Calamus-Workstation zu besitzen, muss leider von uns enttäuscht werden:

Trotz der Verwendung von NVDI-PC, welches die Bildschirmdarstellung erheblich beschleunigt, ist ein Arbeiten auf einem Pentium mit 133 MHz nur unter der Verwendung von 256 Farben erträglich. Dies liegt daran, dass Calamus so programmiert wurde, dass man unter der Einstellung "NVDI Kompatibilität" das ständige Aufbauen des gesamten Bildschirms einstellen muss.
Daraus resultiert eine Bildwiederholfrequenz innerhalb des MagiC-Fensters von nur maximal 35 Bildern in der Sekunde.

Bei Verwendung von noch mehr Farben im Zusammenhang mit Calamus wird die Grafikbeschleunigung nochmals verlangsamt. Es sei jedoch auch angemerkt, dass alle Programme, die kein permanentes Aufbauen des Bildschirms benötigen, unter NVDI-PC gute Ergebnisse erzielen, die vom subjektiven Eindruck her die Geschwindigkeit eines ATARI TT deutlich überbieten.

Bezugsquelle:
Application Systems Heidelberg
Engelerstraße 3
69126 Heidelberg



Aus: ST-Computer 02 / 1997, Seite 52

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