Convector zwei: Wieder zum Leben erweckt

Das umfangreiche Vektorisierungsprogramm gibt es ab sofort zum Shareware-Preis.

Als Redaktion einer ATARI-Fachzeitschrift betrachten wir es als unsere Pflicht und Aufgabe, auch Programme am Leben zu erhalten, die aus verschiedenen Gründen nicht mehr vom ursprünglichen Vertrieb gepflegt und dem Markt angeboten werden.

Daß dies ein erfolgversprechendes Konzept ist, hat schon das bekannte Raytracing-Programm Raystart 3.1 bewiesen, das nach seiner Reinkarnation mehrere hundertemal verkauft werden konnte, so dass über eine Weiterentwicklung seitens der Autoren nun wieder nachgedacht wird. Eines der beiden neuen "alten" Projekte ist das Vektorisierungsprogramm "Convector zwei", das ursprünglich von der Firma Shift vertrieben wurde.

Einsatzgebiete

Die Umwandlung von Raster- in Vektorgrafiken ist heute in vielen Bereichen nahezu unentbehrlich geworden. Durch immer höher auflösende Ausgabegeräte reicht es heute häufig nicht mehr aus, Grafiken als gerasterte Pixelbilder zu verwenden, da die Ausgabequalität leiden und die Datenmenge unter Umständen zu groß würde. Ein Mittel zur Abhilfe der Probleme ist das sogenannte Vektorisieren von Grafiken. Es führt - vernünftig angewandt - zu einer erheblichen Reduktion der Datenmenge und bietet im Gegensatz zum starren Raster weitreichende mathematische Manipulationsmöglichkeiten. Beispielsweise ist es kein Problem, eine Vektorgrafik in einem beliebigen Winkel zu drehen oder stufenlos zu vergrößern, wohingegen diese Art der Modifikation bei Rastergrafiken zu mehr oder weniger starken Qualitätsverlusten führen würde.

Das Programm

Trotz der guten fünf Jahre, die das Programm inzwischen auf dem Buckel hat, ist Convector durchaus zeitgemäß. Es kann sowohl als Programm als auch als Accessory gestartet werden. Letzteres ist insbesondere dann sinnvoll, wenn man in Zusammenarbeit mit einem anderen Programm immer wiederkehrende Arbeiten erledigen muss.

Nach dem Start erscheint das Desktop, auf dem sich Icons für Drucker, Mülleimer etc. befinden. Hier können Projekte in Form von Icons abgelegt, aufgerufen und bearbeitet werden, so dass ein schnelles Arbeiten und eine intuitive Bedienung gewährleistet sind. Dank der standardmäßig enthaltenen Online-Hilfe kann der Anwender auch ohne zeitintensives Studium des Handbuches eigentlich gleich mit der Arbeit beginnen.

Leider können nur IMG-Grafiken geladen und bearbeitet werden, so dass unter Umständen die Zuhilfenahme eines Grafikkonverters erforderlich wird. Außerdem kann Convector nur sw-Bilder bearbeiten. Auf Wunsch wird jedoch eine Farbgrafik von dem Programm in ein sw-Bild gewandelt. In Bild zwei haben wir eine Beispieldatei geladen, um diese anschließend mit dem Programm zu bearbeiten.

Innerhalb des Rasterbild-Fensters bietet das Programm diverse Möglichkeiten der Bildbearbeitung. So kann man auswählen, ob das gesamte Bild oder nur ein bestimmter Ausschnitt (Block) bearbeitet werden soll.

Blöcke können ausgeschnitten, invertiert oder auch konturiert werden.

Die Vektorisierung

Nach Aufruf des Vektorisierungs-Dialoges stehen Ihnen nun mehrere Möglichkeiten zur weiteren Verarbeitung zur Verfügung.

Die Augenmerk fällt hierbei auf die Einstellungen bezüglich der Genauigkeit, mit der das Programm arbeiten soll. Je nach Art der Anwendung ist es sinnvoll, einen möglichst hohen Wert zu wählen, der aber entsprechend zeitintensiv ist.

Zu beachten ist hierbei, dass Convector zwei mit Bezierkurven arbeitet, die heutzutage speziell bei der Verarbeitung von Rundungen unentbehrlich sind.

Eine Bezierkurve ist ein Teilelement eines Linienzuges, der eine Fläche beschreibt. Linien und Kurven können beliebig gemischt sein, damit auch komplizierte Flächen möglichst originalgetreu dargestellt werden können. Ein solches Kurvenelement besteht aus vier Punkten, von denen zwei den Start- bzw. den Endpunkt markieren. Die beiden anderen Punkte sind sogenannte Zugpunkte, die den Verlauf der Kurve beschreiben. Wann immer es sinnvoll erscheint, versucht Convector, solche Kurvenelemente zu erzeugen.

Über den Menüpunkt "Feineinstellungen" können wiederum spezielle Parameter für die jeweils ausgewählte Genauigkeitsstufe eingestellt werden. Wichtig ist z.B. die Angabe über die minimale Objektgröße, so dass man bestimmen kann, dass kleine Scan-Schmutzflecke der Größe vier Pixel einfach übergangen werden.

In diesem Zusammenhang bietet das Programm viele weitere Einstellungsmöglichkeiten, die der erfahrene Anwender im Laufe der Zeit erkunden und zu bedienen lernen wird. Dabei stellt das umfangreiche Handbuch eine enorme Hilfe dar.

Wurden alle Einstellungen wunschgemäß erledigt, kann man die automatische Vektorisierung starten und erhält nach wenigen Augenblicken ein ansehnliches Resultat. Erfreulich ist in diesem Zusammenhang auch die Statusanzeige, die den Anwender über prozentuale Angaben stets darüber informiert, wie weit der Vorgang der Vektorisierung vorangeschritten ist.

Das von uns gewählte Demo-Bild konnte unter Einstellung der feinsten Werte innerhalb rund einer Minute in Vektordaten gewandelt werden.

Hierbei sei jedoch zu erwähnen, dass wir uns eines ATARI-TT bedient haben, für den eine spezielle Version mit Coprozessorunterstützung vorliegt.

Sollte das Programm Fehler beim Erkennen machen, können diese manuell ausgemerzt werden. Durch die gute Vektorlupe ist ein präzises Arbeiten möglich.

Auf diese Weise vektorisierte Bilder können anschließend als GEM-Vektordatei oder auch als Calamus-kompatible CVG-Datei gespeichert werden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass man zuvor einzelne Objekte, die zusammengehören sollen, auch entsprechend gruppiert.

Fazit

Alles in allem macht Convector einen guten Eindruck, so dass man mit Sicherheit sagen kann, dass sich die Bemühungen um die Wiederauferstehung gelohnt haben.

Gerade für die Anwender von Satz- und Layoutprogrammen oder auch in Zusammenarbeit mit Arabesque macht der Einsatz von Convector viel Sinn, zumal man oft vor der Aufgabe einer Vektorisierung stehen wird. Uns sind auch Fälle bekannt, in denen Convector zwei bereits dazu genutzt wurde, alte Schriftarten aus Büchern in Vektorschriften zu wandeln. Insbesondere in Anbetracht des nun so niedrigen Preises in Höhe von 29,- DM ist das Programm sicherlich jederzeit eine Investition wert.

Preis: 29,- DM
Im Bundle mit Arabesque Home: 99,-

Convector zwei

Positiv:

Negativ:

Wertung: 9 von 10


Ralf Schneider
Aus: ST-Computer 05 / 1997, Seite 49

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