STemulator Pro

Nachdem wir Ihnen die Light-Version dieses neuen ATARI-Emulators für PCs vorgestellt haben, wird folgender Testbericht ein wenig knapper ausfallen, da die Grundfunktionen der beiden Versionen identisch sind.

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Eine kleine Pause beim Bildbearbeiten mit Chagall gefällig? Dann starten Sie doch einfach einen Spieleklassiker wie Joust! Eine wichtige Information aber vorab: Der STemulator light wurde eingestellt. Es gibt nur noch die Pro-Version. Der Vertrieb hat diese Entscheidung getroffen, nachdem mehr als 95% aller Käufer sich für die große Version entschieden und eine Betreuung des kleinen Bruders somit nicht rentabel wäre. Alle registrierten Light-Kunden haben jedoch die Möglichkeit, ohne Wertverlust ein Upgrade auf die Pro-Version zu erwerben.

Was unterscheidet diese beiden Versionen?

Uni es nochmals kurz zusammenzufassen: Der STemulator ist eine ATARI-Emulation für alle Windows95-PCs. Die Emulation erfolgt ohne jegliche Zusatzhardware und kann direkt von CD-ROM installiert werden. Auch ein Betriebssystem muss nicht extra beschafft werden, da der Produzent die Vertriebsrechte am TOS 2.06 für den STemulator erworben hat.
Nachdem die Light-Version ausschließlich den ST emulieren sollte, werden mit der Pro-Version, die seit Anfang Oktober erhältlich ist, die technischen Grenzen des ST überwunden. Die Hauptunterschiede liegen in den grafischen Möglichkeiten und dem Speicherausbau, aber auch die Darstellungsgeschwindigkeit konnte speziell im Farbmodus nochmals erheblich gesteigert werden.

Die Emulation

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Nach dem Start des Programmes hat der Anwender die Möglichkeit, diverse Parameter einzustellen, um sich somit eine optimale Arbeitsumgebung zu schaffen. Bild 2 verdeutlicht die Möglichkeiten im Grafikbereich. Angefangen von den standardmäßigen ATARI-Auflösungen inkl. TT-Mid-Mode bis hin zu PC-üblichen Einstellungen kann der Anwender frei entscheiden, welche Auflösung er für den ATARI-Betrieb verwenden möchte. Interessant ist hierbei der von TOS2WIN schon bekannte Fullscreen-Modus, der sämtliche PC-Elemente verschwinden lässt, so dass man einen reinen ATARI-Schirm vor sich hat.
Darüber hinaus können diverse Kompatibilitätsmodi eingestellt werden, die für eine optimale Kompatibilität sorgen können.

The need for speed

In Bezug auf die Bildschirmdarstellung hat sich der Programmentwickler eine Menge ausgedacht, u m größtmögliche Kompatibilität zu erreichen.
Zunächst gibt es den kompatibelsten Modus "VDI-TOS". Hierbei werden sämtliche Grafikroutinen von TOS übernommen, so dass auch unsauber geschriebene Programme dargestellt werden können. Der Nachteil ist ein Geschwindigkeitsverlust, da der Bildschirm ähnlich wie bei MagiC-PC in einer frei wählbaren Frequenz komplett wiederholt wird.
Als Zwischenlösung gibt es den "VDI Patched"-Modus. Dieser hat eine Art Mini-NVDI integriert, was bedeutet, dass unkritische Teile des Bildaufbaus von der Grafikkarte des PCs übernommen werden. In diesen beiden Modi kann NVDI problemlos auch dahingehend seinen Dienst verrichten, dass es den Bildschirmaufbau auch unter dem STemulator beschleunigt.
Wer aber mit sauber programmierter Software arbeitet, kann die volle Geschwindigkeit des Windows-VDI (GDI) und der Grafikkarte verwenden. In beiden GDI-Modi wird der komplette Bildschirmaufbau über die von Ihnen installierte Grafikkarte realisiert. Bei durchschnittlichen Grafikkarten bedeutet dies eine Beschleunigung u m rund das 20fache der Standard-ATARI-Geschwindigkeit. Eine von uns getestete Miro 4-MB-Karte erreichte 38fache ST Geschwindigkeit. (Dies dürften auch die Geschwindigkeiten sein, die man mit dem Milan allein in Bezug auf den Einsatz von Grafikkarten erreichen wird!)
Derzeit nur im TT-Mid Mode möglich: der Betrieb von Calamus. Aber schon in wenigen Wochen soll nach Vertragsabschluß mit MGI die Anpassung des STemulators an das bekannte Satz- & Layoutprogramm erfolgen.

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Neben der Zuordnung von Laufwerken und Ordnern als ATARI-Laufwerke kann man in diesem Menüpunkt auch bestimmen, wo der STemulator beim Start die Accessories und Autoordnerprogramme suchen soll.

Laufwerke

Der STemulator verzichtet auf Laufwerkscontainer. Von Haus aus erkennt er alle am PC angeschlossenen Festplatten- und CD-ROM-Laufwerke, im die Laufwerksmodus als solche auch dem TOS angemeldet werden können.
Interessant ist aber, dass man einzelne Ordner auch als Laufwerke definieren kann. D.h., dass der Anwender nicht zwangsläufig eine komplette PC-Partition für ATARI-Software freihalten muss. Wie in Bild 3 zu sehen ist, kann man einzelne PC-Partitionen für den STemulator sperren, indem man diese gar nicht erst freigibt und wiederum eigene Ordner auswählen, die man als Laufwerke anmeldet.
Schließlich kann man außerdem angeben, von wo Autoordner-Programme und Accessories geladen werden sollen.

Peripherie

Am STemulator können sowohl Joysticks als auch Modems und Drucker betrieben werden. Hierfür gibt es ein eigenes Fenster. Erfreulich ist die Tatsache, dass die Tastatur des PC so umgesetzt wurde, dass auch im ATARI Modus diejenigen Zeichen erscheinen, die auf der PC-Tastatur abgebildet sind. Es gibt auch Emulatoren, die die ATARI-Tastatur so übernehmen, dass Sonderzeichen teilweise an den falschen Stellen vorliegen.
Leider ist ein MIDI-Modus nicht enthalten.

Fazit

Der STemulator-Kunde erhält für sein Geld ein sehr solides Produkt, dass durch Betriebssicherheit und Kompatibilität besticht, was nicht zuletzt auch darauf zurückzuführen ist, dass ein originales ATARI-TOS verwendet wird.
Die auf der STemulator-CD mitgelieferte Sammlung an Programmen verdeutlicht, dass sowohl professionelle Grafikprogramme als auch Spiele und sogar Demos (letztere allerdings ohne Soundunterstützung) ihren Dienst einwandfrei verrichten.
Ein Pseudo-Multitasking kann dadurch erreicht werden, dass mehrere STemulatore n gleichzeitig geöffnet werden, was aber natürlich nicht dem Multitasking z. B. eines MagiC oder Geneva entspricht - ein solches hat der echte ATARI aber auch nie geboten. Dennoch kann man z. B. mit PixArt ein Bild bearbeiten und dieses speichern, auf Calamus umschalten, um es dort wieder einzuladen, ohne eine der beiden Applikationen dazu beenden zu müssen.
Aber es gibt natürlich auch einige Wermutstropfen, die in Kauf genommen werden müssen. Derzeit läuft MagiC nicht unter dem STemulator (Geneva tut es). Außerdem werden weder MIDI noch die Soundausgabe unterstützt. Eine der angekündigten Erweiterungen ist die Anpassung an Calamus SL, die bis zum ersten Quartal 1998 erfolgen wird, so dass das bekannte Layout-Programm nicht nur spartanisch im TT-Mid-Mode mit 640x480 Punkten bei 16 Farben laufen muss.
Die Weiterentwicklung des Produktes, das vor Jahreswende noch in drei weiteren Ländern erscheinen wird, ist garantiert. Es wird sowohl kostenlose kleinere Updates als auch umfangreiche Upgrades geben.

Preis: 69,- DM

STemulator Pro

Positiv:

Negativ:


Helge Bollinger
Aus: ST-Computer 11 / 1997, Seite 24

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