papyrus 5.5

Eines der Highlights der ATARI Messe `97 in Neuss war die neue Version 5.5 der Textverarbeitung papyrus des Berliner Softwarehauses R.O.M.logicware. Neben der ATARI- und der OS/2-Version wurde auf der Messe auch die langerwartete Version für Windows 95/Windows NT vorgestellt.

Die Voraussetzung zur Benutzung von papyrus ist nun also nicht mehr ein TOS-kompatibles Betriebssystem, sondern man hat die freie Auswahl aus den Versionen für die oben genannten Betriebssysteme und in Zukunft voraussichtlich auch noch zusätzlich aus einer Version für das Mac OS, deren Fortentwicklung allerdings lt. R.O.M. aus Sorge vor der Mac-Entwicklung nur mit etwas gebremstem Schaum vorangetrieben wird und somit erst im Frühjahr '98 zu erwarten sein dürfte. Im Gegensatz zu anderen - speicherfressenden - Textverarbeitungen benötigt Papyrus nur 1,5 freies RAM als Minimum (nicht nur auf dem ATARI, sondern, wohl einzigartig, auch unter Windows!) und eine Festplattenkapazität von 4 MB, hinzu kommt natürlich noch der Speicherplatz für die erstellten Dokumente.

papyrus bietet eine übersichtliche, logische- Menüführung, und dies nicht nur in der Menüleiste, sondern auch mittels PopUp-Kontext-Menüs (durch Betätigen der rechten Maustaste am Mauscursor aufgehend). Dazu kommt ein aufgeräumtes Bedienfeld mit allen wichtigen Funktionen im Dokumentenfenster; z.B. Font-, Stil- und Absatzformatauswahl. Die Ausgabe auf dem Bildschirm erfolgt konsequent nach dem WYSIWYG-Prinzip, d.h., dass das, was auf dem Bildschirm zu sehen ist, auch so auf dem Drucker ausgegeben wird, wobei es neben der kompletten Seitenansicht und der Ansicht in Druckerauflösung weitere zehn frei definierbare Zoom-Einstellungen plus einer Lupenfunktion gibt. Aufgrund der Möglichkeit zwischen Signum-2-Pixelfonts und True-Type- und Speedo Fonts (bei installiertem NVDI) wählen zu können, hat man unbegrenzte Möglich keiten der Textdarstellung. Für diejenigen, die NVDI nicht ihr eigen nennen können, stellt Papyrus für fast alle gängigen Drucker Treiber zur Verfügung und man kann diese zusätzlich noch dem eigenen Bedarf anpassen bzw. auch eigene Treiber erstellen. Neben den normalen Textverarbeitungsfunktionen gehören zum Lieferumfang jede Menge meiner Meinung nach gut durchdachte und einfach zu bedienende Funktionen, von denen ich hier leider nur einen kleinen Teil vorstellen kann.

Importmöglichkeiten

Zum Standard von Textverarbeitungen gehört seit langem der Import von Grafiken. papyrus beinhaltet hierzu eine kleine Bilddatenbank, mit der man bei mehrfacher Verwendung eines Bildes dieses nur einmal zu laden braucht, und das auch, wenn das Bild in verschiedener Größe oder nur ein Ausschnitt des Bildes im Dokument dargestellt werden soll.

Bei Schwarz-Weiß-Bildern ist zusätzlich einstellbar, ob sie im Dokument gespeichert werden sollen. Die Bilder können mit einem Muster hinterlegt und/oder umrahmt werden. Für den Grafik-Import sind eine Vielzahl von Formaten möglich: die wichtigen BMP, GEM, GIF, JPG, TIF, (X-)IMG sowie auch etliche "Exoten" wie ART, D00, IFF, LBM, MTF, NEO, ORG, PC?, PCD, PCX, PNT,SPC und TGA.

Auch beim Im- und Export von Texten wurde bei den Formaten nicht gegeizt. Neben der Möglichkeit, Dokumente von allen drei papyrus-Versionen 1:1 einlesen und speichern zu können, sind Im- und Exportfilter für die folgenden Formate vorhanden: reiner ASCII-Text, RTF (nahezu verlustfrei und seit der Version 5.5 mit Bildern im BMP Format), Script2 (STX), Signum 2 (SDO), CyPress (CYP), Redacteur (LIB), MS Word in den Versionen 2, 6 und 7 (echtes DOC) und 1stWord + (DOC, Versionen <= 3.20TT).

Wobei bei der mir vorliegenden papyru s Version 5.51 leider der Import bei einigen Dokumenten aus Winword 7 in sofern noch nicht zufriedenstellend funktionierte, als dass einige Dokumente, die größer als 50 KB sind, mit der Meldung "Speichermangel" nicht importiert werden konnten. Kleinere Dokumente und Dokumente aus Winword 6 werden aber, sofern sie keine Grafiken im Windows Meta-File-Format (WMF), fehlerfrei eingelesen. R.O.M. versicherte mir, dass dieses aber auch noch behoben wird.

Objekte

Neben dem Haupttextbereich einer Seite bietet papyrus Möglichkeiten aus dem DTP-Bereich. So kann man an beliebigen Stellen weitere frei editierbare Textobjekte, rechteckige und kreisförmige Rasterflächenrahmen und Linien plazieren. Diese Objekte können entweder frei auf der Seite liegen oder im Text nach vielen Einstellmöglichkeiten verankert werden, so dass sie sich bei eingefügtem Text mit dem Text bewegen und immer richtig positioniert sind. Neu in papyrus 5.5 ist, dass die 0bjekte auch bezogen auf ihre Position auf der Seite oder sogar als sog. Marginalien (zusätzliche Erklärungstexte im sonst freien Randbereich) verankert werden können. Die Grafikobjekte können dabei sogar bei gebundenen Werken wie Büchern

Statistik

Ganz neu in der papyrus Version 5.5 ist auch eine Statistik, in der man die Anzahl der Seiten, Absätze, Zeilen , Wörter und Anschläge nicht nur für das komplette Dokument, sondern auch für einen markierten Bereich ersehen kann. Es wird gezeigt, welcher Zeichensatz wieviel Zeichen im Dokument darstellt, welches Absatz- oder Stilformat global, lokal oder ungenutzt vorhanden ist Dabei können ungenutzte Formate aus dem Dokument gelöscht und genutzte Formate und Fonts im Dokument markiert werden (siehe Bild 4 und 5).

OLGA

Worauf viele papyrus-Anwender lange gewartet haben: papyrus 5.5 versteht jetzt endlich das OLGA-Protokoll. Dabei fungiert es sowohl als OLGA-Server als auch als OLGA-Client, so daß Daten aus anderen OLGA-tauglichen ATARI-Programmen (wie z.B. Grafiken) in Papyrus eingebettet und so ständig aktuell gehalten werden können.

Weitere Funktionen in Kürze

Eine weitere sehr wichtige Funktion für Vielschreiber von Briefen ist die Serienbrieffunktion von Papyrus, mit der man schnell und einfach unter Hilfenahme einer Datenbankdatei von z.B. Pegasus oder JuliAdress ein Rundschreiben erstellen kann. Für Schreiber von Broschüren besteht die Möglichkeit, Stichwörter zu markieren und automatisch ein Stichwortverzeichnis anlegen zu lassen. Weiterhin beherrscht Papyrus die Verwaltung von Fußnoten und das Setzen von Platzhaltern für verschiedene Data und Dateinamen. papyrus bietet eine Vielzahl an Vorlagen für das Papierformat, unter anderem auch für Etiketten, und wem die Vorgaben nicht genügen, der kann sich ganz leicht neue Formate erstellen. Grafiken und alle oben genannten Objekte können im Winkel von 0, 90, 180 und 270 Grad dargestellt werden, Textobjekte und Papyrus' eigene Vektorgrafik-Objekte sogar im frei wählbaren Winkel

Fazit

papyrus ist in der aktuellen Version 5.54 ein ausgereiftes und sehr stabiles Programm, das dauerhaft und mit Garantie weiterentwickelt wird. Seltene eventuell noch vorhandene Fehler werden schnell durch kostenlose UpDates behoben, die in der R.O.M.- Mailbox erhältlich sind. Ein U p Date von einer älteren Version lohnt sich in jedem Fall. Über 10.000 papyrus-Benutzer, eine Weiterentwicklungsgarantie und die neue Windows 95/NT Version garantieren - im Gegensatz zu anderen Textverarbeitungen - eine Weiterentwicklung auch für die ATARI Version.

Preis: Updates: 69.- bis 129,- DM
Bezugsquelle: R.O.M.logicware GmbH http://www.rom-logicware.com


Torsten Runge
Aus: ST-Computer 12 / 1997, Seite 44

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