Frei kopierbar? PD-Software unter der Lupe

Vielfach werden Computeruser mit Fachbegriffen konfrontiert, die vermeintlich als Indiz dafür gehalten werden, dass ein Programm frei verfügbar oder kostenlos ist. Aber welche Programme sind wirklich hat man eine Zahlungspflicht?

Sie wissen es selbst am besten: Die Anzahl der kommerziellen Programme auf dem ATARI-Markt ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen, während man nach wie vor eine Vielzahl von frei zugänglichen Programmen via Mausnetz, Internet und der PD-Rubriken erhält.

Da diese Programme in der Regel auch nicht immer schwächer sind als das kommerzielle Pendant, heißt es für den ATARI-Anwender, sich umzuschauen, nach frei erhältlicher Software Ausschau zu halten und sich diese dann zu besorgen.

Allerdings gibt es für diese Programme diverse Ausdrücke und Bezeichnungen, die für den unbedarften Anwender vielleicht irritierend klingen, zumal dieser nicht immer weiß, ob er tatsächlich eine voll funktionsfähige Version oder nur eine Art Demo erhält. Der folgende Artikel soll ein wenig Licht ins Dunkle bringen.

Public Domain

Die wörtliche Ubersetzung für diesen Begriff ist "öffentliches Eigentum", was aber nicht immer als solches zu verstehen ist, und daher kommt es hier immer wieder zu Mißverständnissen. Unter Public Domain im eigentlichen Sinne versteht man, dass der Programmierer jegliche Rechte an seiner Software aufgegeben hat und jeder Anwender nun alles mit dem Programm anfangen kann, was er will: es kopieren, weitergeben, modifizieren usw.

Da diese Art der Public-DomainSoftware aber in den vergangenen Jahren mißbraucht wurde, haben die Programmierer dazugelernt und die Art des Public Domain eingeschränkt.

Häufig liegen den einzelnen Programmen nun ausführliche Texte bei, mit tels derer eingeschränkt wird, in welcher Form das Programm weitergegeben oder modifiziert werden darf.

Aus dem Überbegriff des Public Domain haben sich wiederum einige Splitterbezeichnugen wie Freeware, Löhnware oder Shareware gebildet.

Shareware

Die Shareware-Software ist häufig ebensowenig Public Domain wie ein kommerzielles Programm. Das heißt, dass dem Anwender mit einem Share ware-Programm in der Regel ein eingeschränktes Programm zur Verfügung steht, das lediglich zum Testen dient. Folglich muß eine voll funktionsfähige Version beim Programmautor bestellt werden, indem man sich bei diesem registrieren lässt. Der große Unterschied zum kommerziellen Programm besteht nun aber darin, dass Shareware in der Regel sehr preiswert ist, weil der Programmierer von dem Erlös 100% erhält, während er als Programmierer eines Firmenproduktes nur prozentuale Anteile bekommt. Außerdem kann der Verkaufs preis für diese Software so niedrig angesetzt werden, weil in der Regel auch keine Kosten für Werbekampagnen usw. anfallen.

Allerdings gibt es vielfach nur wenige (gleichwohl auf welchem System), die sich als Shareware durchsetzen konnten. Häufig kann der Kunde sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, für eine Software, die in der Regel mit einigen Einschränkungen alles kann, was er benötigt, nochmals Geld zu bezahlen. Ein weiterer Grund hierfür besteht darin, dass der Käufer sich häufig scheut, den Kontakt mit einem Privatanbieter aufzunehmen, weil er nicht weiß, inwiefern dieser haftbar gemacht werden kann.

Freeware

Diese Art Software tritt eigentlich in die Fußstapfen des Urbegriffes Public Domain, denn Programme, die Freeware sind, können zu nicht kommerziellen Zwecken jederzeit weitergegeben werden und sind in keiner Weise eingeschränkt.

Lediglich der Verkauf oberhalb eines Betrages von beispielsweise rund 10DM, was als Grenze für eine Kostenaufwandsentschädigung gesehen wird, wird seitens der Programmierer häufig untersagt. In diesem Bereich gibt es viele Programme, die in allerlei Hände gefallen sind und tausendfach genutzt werden. Ein Beispiel hierfür dürfte "STiNG" von Peter Rottengatter sein, mit Hilfe dessen man sich bei Internet- Providern einloggen kann.

Giftware

Dies ist ebenfalls eine interessante Form der Public-Domain-Software. Der Programmierer gibt das jeweilige Programm grundsätzlich frei, appelliert allerdings an das Gewissen derjenigen, die die Software mehr oder weniger regelmäßig einsetzen, dem Programmierer eine Kleinigkeit nach Wahl zukommen zu lassen.

Registrierungen

Viele Programmierer fordern die Anwender auch auf, sich registrieren zu lassen. Sollten Sie eine Software tatsächlich häufiger nutzen, so ist es zu empfehlen, dass Sie der Forderung auch wirklich nachkommen, denn nur dann, wenn der Programmierer sieht, dass seine Software in Gebrauch ist, entwickelt er die Motivation, konstant weiterzuentwickein. Bei Shareware hat dies auch den Vorteil, dass der Programmierer, der in der Regel nicht wirbt, alle Kunden direkt über Neuerungen und Updates benachrichtigen kann.

Kontakte und Bestellungen

Nahezu jedem Programm der oben genannten Gattungen liegt eine Textdatei bei, die über den Status der Software informiert. Bei Shareware-Produkten findet man mit Sicherheit die Anschrift des Autors sowie dessen Zahlungsbedingungen. Es ist in der Regel ebenso zu verfahren wie bei Bestellungen im kommerziellen Bereich. Und wenn Sie sich einmal nicht sicher sind, ob das Programm überhaupt noch entwickelt wird, dann scheuen Sie sich nicht, die Rufnummer über die Auskunft herauszufinden und den jeweiligen Autor einfach einmal anzurufen. Bei dieser Gelegenheit können Sie mit Sicherheit auch die eine oder andere Anregung und Frage loswerden.

Verbreitung eigener Programme

PD-Serien sind fast gänzlich ausgestorben, da entsprechende Software dank der Etablierung von Mailboxen sowie dem Mausnetz und dem Internet für viele Leute frei zugänglich ist. Aber dennoch hält der FALKE-Verlag seine Serie für alle diejenigen aufrecht, die keinen Zugang ins Internet haben. Wer also daran interessiert ist, seine Software über dieser Serie, die monatlich von vielen tausend ATARIanern verfolgt wird, anzubieten und publik zu machen, der kann sein Programm direkt an den Verlag senden. Weitere Bedingungen hierzu sind innerhalb der PD-Rubrik vermerkt. Darüber hinaus gibt es verschiedene Wege der Verbreitung. Man kann die eigene Software in diversen Mausboxen direkt ablegen oder auf einer eigenen Homepage in Internet anbieten. Auf jeden Fall sollte man aber stets versuchen, das eigene Programm so flächendeckend wie möglich zu verteilen, denn je mehr Anwender es verwenden, desto größer wird die Anzahl der Registrierungen, was folglich eine solide Basis für notwendige Weiterentwicklungen schaffen wird.


Helge Bollinger
Aus: ST-Computer 03 / 1998, Seite 62

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite