Resource Master 2.12

In Zeiten alternativen Desktops und moderner Systemoberflächen wird es zunehmend auch für den reinen Anwender interessant, Resource-Dateien und Icons den Bedürfnissen entsprechend bearbeiten zu können.

Der Resource Master von Armin Diedering ist der zur Zeit einzige nicht kommerzielle Resource Editor, der mit allen modernen Resource-Datei- Versionen umgehen kann.

Grundlagen

Alle unter GEM sichtbaren grafischen Elemente wie Dialoge, Fenster und Icons sind sogenannte Resourcen. Das sind gewissermaßen Definitionen darüber, wie ein Dialog oder Icon auszusehen hat. Die Resourcen liegen meistens in Dateien mit der Endung RSC vor. Um diese Dateien für eigene Software selbständig erstellen zu können, braucht man ein spezielles Programm, also einen Resource Editor. Aber auch für den Nicht-Programmierer ist ein Resource Editor ein wichtiges Werkzeug, denn auch die lcons, die der Desktop oder alternative Desktops wie Thing oder Jinnee verwenden, liegen in Resource Dateien vor. Und um diese Icons zu bearbeiten, die Resource-Dateien zu erweitern oder um neue Icons zu erzeugen, braucht man ein Programm, das diese Dateien lesen und schreiben kann. Im Laufe der Zeit hat sich das Format der Resource Datei geändert. Die ursprüngliche Version konnte nur maximal 64k groß sein. Wie man deutlich erkennt, ist das noch ein Relikt aus den DOS Ursprüngen des GEM.

Diese Schranke wurde zuerst vom dem kommerziellen Programm "Interface" aufgehoben, das hierfür eigene Laderoutinen zur Verfügung stellte, das sogenannte "Version 3 Format". Mit der Einführung der AES 4.0 auf dem Falcon stellte auch ATARI eine neue Version vor, die jetzt zum Standard geworden ist. Diesen Schritt musste ATARI natürlich gehen, um einen farbigen Desktop darstellen zu können, denn erst ab dieser Version war es auch möglich, Farbicons in die Resource Datei mit aufzunehmen. Da der Resource Master auch einen vollständigen Farbicon-fähigen Icon Editor enthält, ist er gerade zu ideal zur Bearbeitung der Icondateien der diversen Alternativ-Desktops, die ja meist keinen eigenen Iconeditor mitbringen.

Das Programm

Um eine neue Resource Datei zu erzeugen, wählt man einfach den Menüpunkt "neu" an und erhält ein Fenster, in dem man die für sein Projekt nötigen Dialoge und Menüs erzeugen kann. über eine Fenstermenüleiste kann man neue Dialoge erstellen und die Parameter für die Datei ändern. Ein Doppelklick auf den neuen Dialog öffnet diesen, so dass man die Objekte wie Icons oder Buttons in den Dialog einfügen kann, indem man sie aus dem mit der rechten Maustaste erreichbaren Popup-Menu auswählt.

Ein weiterer Doppelklick auf das Objekt öffnet den Eigenschaften-Dialog des Objektes. Hier können jetzt alle für dieses Objekt wichtigen Einstellungen vorgenommen werden. Für jeden Objekt-Typ gibt es einen eigenen Dialog, der die objektbezogenen Eigenschaften enthält. Es können alle Flags und StateBits verändert werden, wobei nicht nur die von ATARI dokumentierten erkannt werden. Zu jedem Objekt können ein Name und ein Kommentar angegeben werden, die in der exportierten Headerdatei auftauchen. Der Objekttyp kann innerhalb seiner Gruppe geändert werden, also z.B. Fboxtext nach Text. Der für userdefinierte Objekte benötige Extendet-Typ wird hier ebenfalls angeben.

Als Besonderheit ist hervorzuheben, dass es bei Textobjekten möglich ist, zu deren Erstellung GDOS-Font auszuwählen. Resource Master benutzt hierzu auch einen eventuell installierten Fontselektor. Die Verwendung von GDOS-Fonts in Textobjekten ist übrigens eines der neuen Features, welches nicht in allen AES-Versionen benutzt wird. Bei den Objekten Image und Icon gelangt man von hier auch in den Icon Editor.

Icon-Editor

Der Icon-Editor bietet alles, was man zum Bearbeiten von Farbicons benötigt. Er ist in der Lage, Icons in allen Farbtiefen bis zu 8 Planes zu erzeugen. Auch das Erstellen von animierten Icons ist kein Problem. Hierunter versteht man Icons, die ihr Aussehen z.B. auf dem Desktop verändern, wenn sie einfach angeklickt sind. Bestes Beispiel ist z.B. das ATARI-Diskettenlaufwerk, bei dem sich der Versch1uß öffnet.

Es stehen einfache Grafikfunktionen zur Verfügung, die es erlauben, Linien, Rechtecke, Kreise/Ellipsen zu zeichnen und zwar als Fläche oder als Frame. Auch eine Funktion zum Füllen von Flächen und zum Verschieben des Icons ist vorhanden. Die Positionen des Textes und des Iconbuchstaben können einfach mit der Maus verschoben werden. über eine direkt ansprechbare Farbpalette hat man die Auswahl zwischen allen in der gewählten Farbauflösung darstellbaren Farben.

Farbicons müssen stets aus mehren Icons bestehen, die zusammengehören und verschiedene Farbauflösungen haben. Diese sind 2, 4, 16 oder 256 Farben. Die AES benutzt immer dasjenige Farbicon, das zu der jeweils gewählten Bildschirmauflösung kompatibel ist. Falls keine entsprechende Farbvariante vorhanden ist, wird das monochrom Icon benutzt. Resource Master bietet die Möglichkeit, beliebige Farbauflösungen zu einem Icon hinzuzufügen oder zu entfernen. über die Funktionen zur Halbierung der Höhe und der Breite eines Icons kann man sehr einfach die von vielen Desktops benutzten Mini-Icons erzeugen.

Eine eingebaute Zoom-Funktion hilft bei der Bearbeitung von Details bzw. sorgt für überblick bei größeren Icons. Um nicht alles selbständig zeichnen zu müssen, bietet der Editor auch an, farbige GEM-XIMG-Dateien einzuladen und wahlweise einen Teil auszuschneiden und in den Iconeditor zu übernehmen. Hieraus ergibt sich wiederum die Möglichkeit, Icons aus bestehenden Bildbibliotheken zu übernehmen oder gar eigene, moderne Icons mit Raytracing- Programmen zu erstellen und anschließend zu übernehmen. Der Iconeditor ist ein mächtiges Werkzeug, dem vielleicht noch die Möglichkeit fehlt, Bögen zu zeichnen. Auch eine lcon-Vorschau fehlt im Editor, wobei aber angemerkt werden sollte, dass ein entsprechender Menüpunkt bereits vorgesehen ist, woraus ich schließe, dass diese Funktion in einer der kommenden Versionen enthalten sein wird.

Außerdem

Wenn man eine Resource Datei in einer Programmiersprache benutzen will, benötigt man sogenannte Header- oder Definitions-Dateien. Diese sind Textdateien, in denen die Namen der Objekte und die lndexnummer, unter der sie mit den AES-Funktionen anzusprechen sind, abgespeichert werden. Da diese Dateien für jede Programmiersprache ein anderes Format haben, unterstützt der Resource Master ein Modulkonzept, um sie für alle möglichen Sprachen zu erzeugen. Zur Zeit können Dateien für C, Assembler, Modula2, Pascal, Fortran, Omikron Basic und GFA-Basic erzeugt werden.

Die Auswahl, welche Dateien erzeugt werden sollen, erfolgt über einen Dialog im Parameter Menü.

über einen weiteren Dialog kann auch definiert werden, wie der Resource Master die Objektnamen im Header File erzeugen soll, Groß-/Kleinschreibung, Präfixe und die Zusammensetzung der Namen können hier ebenso festgelegt werden. über ein Import-Modul ist es möglich, die Namen von Resource-Dateien zu importieren, die mit anderen Resource-Editoren erzeugt wurden. Hierbei werden zur Zeit DEF, DFN, RSD, RSO und HRD-Definitionsdateien unterstützt. über letztere könnten auch andere Formate eingelesen und geschrieben werden, wenn hierfür ein entsprechendes Modul geschrieben oder angepaßt wird.

Beim Abspeichern des Resource-Files wird man schließlich gefragt, in welchem Format die Datei erzeugt werden soll. Hier stehen alle bekannten Formate zur Verfügung. So z.B. das alte DRI-RSC, das Interface Version 3 und das neue AES 4 Format.

Ab der Version 2.12 bietet Resource Master auch die Möglichkeit, eine Definitions-Datei für das Hilfesystem BubbleGEM zu exportieren. Der Autor hat eine Definition der BubbleGEM Hilfedatei erstellt, die von RSM unterstützt wird und stellt auch die nötigen Routinen zur Verfügung, um diese Datei in eigenen Programmen zu nutzen. Es liegt der Quelltext für Basic,C und C++ bei. Was scheinbar noch fehlt, ist die Möglichkeit, einen Dialog zu Testen und hierbei userdefinierte Objekte einzubinden. Eine Andeutung in der Hilfedatei (s. RSU Dateien) legt den Verdacht nahe, dass dies doch schon möglich sein sollte. Es ist uns beim Testen allerdings noch nicht gelungen, etwas dergleichen zu finden. Auch ist die ST-Guide Hilfedatei noch nicht ganz vollständig, es fehlt zur Zeit z.B. die Beschreibung der Modulschnittstelle. Im Dialog zur Wahl des RSC-Formats konnte man die AES 4.xx-Version auch in unser registrierten Version des RSM nicht anwählen, ein Fehler unserseits kann aber nicht ausgeschlossen werden. Getestet wurde die Version 2.12 vom 01.02.1998.

Fazit

Der Resource Master ist ein modernes Programm, das alle Dialoge in Fenster führt und sich so ideal für den Einsatz mir Multitasking-Betriebssystemen eignet. Es läuft wahlweise auf allen TOS-Rechnern und bereitete auch mit dem Einsatz auf diversen Emulatoren keine Probleme. Im SingleTasking wird ein eigener Desktop aktiviert, so dass der Anwender auch hier bequem arbeiten kann.

Resource Master ist Shareware, die Registrierungsgebühr beträgt 35,Mark und zeigt, zu welchen Leistungen der ATARI-Shareware Markt immer noch fähig ist. Jeder, der RSM benutzt, sollte sich wirklich registrieren lassen, um den Autor zu unterstützen und die Weiterentwicklung des Produkts zu fördern. Resource Master braucht den Vergleich zu kommerziellen Programmen dieses Genres nicht zu scheuen.

Preis: 35,- DM

Bezug:
A. Diedering
Plötzkauer Ring:17
06366 Köthen



Aus: ST-Computer 04 / 1998, Seite 24

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