Aniplayer 2.01

Wer im Internet surft, verliert sich schnell im "Dschungel der Formate". Wurden bis vor kurzem hauptsächlich Texte und Bilder dargestellt, so "rauschen" im Zeitalter von Highspeed-Modems und ISDN auch Sound- und Videodateien über die Datenautobahn.

Aniplayer wird mit vielen gebräuchlichen Formaten fertig.

Formatsache

Bei Aniplayer handelt es sich nicht etwa um einen reinen Animationsabspieler, wie man bei dem Namen vielleicht vermuten könnte. Der Autor Didier Mequignon möchte sein Programm vielmehr als Multimedia-Player für Grafik, Video und Sound verstanden wissen. Schaut man sich die Liste der unterstützten Formate an, kann man seiner Einschätzung beipflichten:

Grafik: JPEG

Video/Animation: QuickTime Movies (.mov, .qt), Video For Windows (.avi), Autodesk Animator (.fli, *.flh, *.fic)

Sound: Audio Visual Research (.avr), Microsoft RIFF-WAVE (.wav), Apple Interchange File Format (*.aif)

Die Auswahl der unterstützten Formate zeigt deutlich, dass Aniplayer für das Abspielen bzw. schnelle Darstellen der im Internet zur Zeit gebräuchlichen Formate, die zumeist eine hohe Datenmenge mit sich bringen, wie geschaffen ist. Für eine der nächsten Versionen ist auch die Integration in den Webbrowser CAB per OLGA- Protokoll geplant.

Hardwarevoraussetzungen

Ursprünglich wurde Aniplayer für und auf dem ATARI Falcon entwickelt. Auf dieser Plattform nutzt das Programm optional den TrueColour-Modus zum Abspielen von Videodateien bzw. Darstellen von JPEG-Bilder und den DSP für bestimmte Dekompressionsroutinen. Aber auch auf einem TT mit Grafikkarte und den TOS- kompatiblen Systemen sollte die Software problemlos ihren Dienst tun. Sogar auf einem Apple PowerMac mit MagiC Mac wurde Aniplayer erfolgreich getestet (Magicsnd.PRG vorausgesetzt).

Da auf Rechnern ab der 68040 CPU das Falcon-XBIOS, das kompatibel zum MilanXBIOS ist, zum Abspielen von Sound benutzt wird, steht einem vollständigen Betrieb auf dem neuen Milan ebenfalls nichts im Wege. Erste Tests haben ergeben, dass Videosequenzen verlustfrei in Echtzeit abgespielt werden.

Auf einem unbeschleunigten ST oder STE besteht bei einigen Dekompressionsvorgängen jedoch "Bombengefahr", da der 68000er hier etwas überfordert wird. Aniplayer arbeitet beim Abarbeiten von Videos bzw. Animationen grundsätzlich im "Direct-To-Disc"-Verfahren, d. h. die Daten werden nicht vollständig in den RAM- Bereich des Rechners geladen, sondern nur stückweise von Festplatte oder auch CD nachgeladen. Bei den heute üblichen übertragungsgeschwindigkeiten sollten keine Verzögerungen auftreten. Wer allerdings genügend Speicher in seinem Rechner hat, kann diese Option alternativ auch abschalten und Filme komplett ins RAM laden, womit die Geschwindigkeit unter Umständen erhöht werden kann.

Die Konfiguration

Der aktuellen Version des Aniplayers liegt ein hochkomfortables Konfigurations- Programm (siehe Bild 1) bei, in dem alle für einen reibungslosen Betrieb notwendigen Einstellungen vorgenommen werden können. So ist hier die gewünschte Sprache und der eventuelle Soundtreiber für MagiC Mac und den Hades einstellbar. Außerdem lässt sich die komfortable BubbleGEM-Hilfe aktivieren, die weitestgehend in das Hauptprogramm integriert wurde.

Die Praxis

Nachdem man Aniplayer gestartet hat, kann man im Dateimenü sogleich die darzustellende Datei auswählen. Nach Anwahl eines Bild- oder Videofiles wird dieses wahlweise in einem GEM-Fenster oder auf einem exklusiven" TrueColour-Screen dargestellt. Selbstverständlich erreicht man auf einem ATARI Falcon mit der zweiten Möglichkeit die bestmögliche und schnellste Darstellung, muß allerdings auf ein Bedienungs-Interface verzichten. Wer sich jedoch an die entsprechenden Tastaturkürzel gewöhnt hat, kann auch hier Einfluß auf den Ablauf einer Videosequenz nehmen. Hat man sich für die Darstellung einer Videodatei in einem GEM-Fenster entschieden, kann man sich mittels eines Scrollbalkens oder einer Videorekorderähnlichen Buttonleiste durch den kompletten Film hindurchscrollen (das FL*-Format ist von diesem Feature leider ausgeschlossen). Außerdem stehen Buttons zum Starten, Halten und Pausieren der Darstellung bereit (siehe Bild 2).

Etwas störend ist in diesem Zusammenhang, dass Aniplayer grundsätzlich die Systemfarben (inkl. Schwarz und Weiß) für die Darstellung benutzt, so dass unter ungünstigen Voraussetzungen weitere Fenster auf dem Desktop in Fehlfarben dargestellt werden oder gar nicht mehr sichtbar sind. Aniplayer sollte hier eventuell dahingehend optimiert werden, dass dem System weiterhin 16 Farben zur eigenen Darstellung bereitstehen.

Die Darstellung von JPEG-Bildern erfolgt in ebenfalls in einem Fenster oder wahlweise auf einem TC-Bildschirm.

Wird ein Soundfile zum Abspielen gewählt, so öffnet sich ein Fenster, das alle nötigen Bedienungselemente zur Kontrolle der Datei bereithält (siehe Bild 3).

Zusätzlich kann Aniplayer auch automatisch per Doppelklick auf eine entsprechende Datei gestartet werden, sofern ein Desktop (wie z.B. jinnee, Thing oder GEMini) installiert ist, der das AV-Protokoll unterstützt, und wenn Aniplayer als Default-Programm für die verschiedenen Formate angemeldet ist.

Sehr hilfreich für eine schnelle Grafikübersicht ist auch die "Slideshow"-Funktion. Hier kann der Inhalt eines kompletten Ordners hintereinander dargestellt werden. Ist eine der Dateien defekt oder inkompatibel, springt Aniplayer zum nächsten File über.

Speichermöglichkeiten

Sowohl Ton wie auch Einzelbilder einer Videosequenz können für eine externe Weiterverarbeitung abgespeichert werden. Als speicherbare Bildformate stehen hier *.img sowie *.tga bis 24 Bit Farbtiefe bereit. Wahlweise kann auch eine ganze Bildfolge abgespeichert werden.

Interessant ist in diesem Zusammenhang der "Schrittempo-Modus" des Aniplayers, mit dem man sich Bild für Bild durch eine Bildfolge "durchblättern" kann, um die optimale Einstellung zum Abspeichern eines Einzelbildes zu finden.

Zum Speichern von Tonspuren werden die auch lesbaren Formate unterstützt: *.avr, *.wav, *.aif. Eine Tonspur kann entweder in der Originalfrequenz oder wahlweise in der Systemfrequenz abgespeichert werden.

Zum Kopieren von Dateien findet zusätzlich das GEM-Clipboard Unterstützung, über das einzelne Bilder dann z.B. in eine Grafikbearbeitung übernommen werden können.

Wünsche für die Zukunft

Besonders das reibungslose Abspielen von Video- und Animationsformaten in Echtzeit stellt sicher hohe Anforderungen an die zugrundeliegende Hardware. Insofern ist Aniplayer in Anbetracht neuer und schneller Hardware sicher das richtige Programm zum richtigen Zeitpunkt. Trotzdem bleiben natürlich noch Wünsche für die zukünftige Optimierung der Software, sofern man diese in Anbetracht des fast unglaublichen Freeware-Status Oberhaupt stellen darf.

Als zusätzliches Soundformat wünsche ich mir in erster Linie Real-Audio (*.ra), das sich aufgrund seiner fantastisch hohen Packraten immer weiter im Internet verbreitet. Auch eine Videoadaption gibt es von diesem Format. Zu bemerken ist aber fairerweise, dass für eine Anpassung kostenpflichtige Lizenzen erworben werden müßten, was dann wiederum für eine kommerzielle Pro-Version sprechen würde.

Außerdem könnte in diesem Zusammenhang auch eine spezielle Milan-Version des Players entstehen, die dann den direkten AVI-Support der in diesem Rechner verwendeten S3-Grafikkarten unterstützen würde. Nach Auskunft der Milan GmbH besteht hier ebenfalls hohes Interesse, so dass hier mittelfristig auch auf Ergebnisse zu hoffen ist.

Definitiv sicher ist die Einbindung des MPEG-Formats (*.mpg). Vielleicht werden hier ja auch die neuesten Versionen berücksichtigt.

Persönliches Fazit

Ich bin eigentlich sehr skeptisch, wenn mir ein Programm das Abspielen von Hardware-intensiven Formaten verspricht, besonders wenn es so viele verschiedene beherrscht. Aniplayer begeisterte mich jedoch sowohl in der Sicherheit wie auch im Komfort von Anfang an - bis jetzt habe ich noch keine Datei in einem der angegebenen Formate gefunden, die mir der Aniplayer nicht sicher auf meinem (Standard-) Falcon 030 abgespielt hätte. Dass es sich um Freeware handelt, ist aufgrund des Umfangs (siehe Config.-Programm) fast nicht zu glauben.

Bezugsquellen

Fragen und Bemerkungen bzgl. Aniplayer steht der Autor Didier Mequignon stets offen gegenüber, seine email lautet: didier.mequignon@wanadoo.fr.

Die aktuelle Version finden Sie auf der Homepage des Autors unter
http://perso.wanadoo.fr/didierm/

oder auf der auch sehr guten deutschen Support-Homepage von Joachim Fornallaz:

http://www.stud.ee.ethz.ch/~jfornall/aniplayer.html

Aniplayer liegt in seiner jeweils aktuellen Version auch dem Milan-Softwarepaket bei.

Status: Shareware


Thomas Raukamp
Aus: ST-Computer 07 / 1998, Seite 28

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