CAB 2.7

Die CAB-Entwicklung bleibt nicht stehen: Kurz nach der Atari-Messe in Neuss wurde die v2.7 fertiggestellt.

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Natürlich sind die Erwartungen an eine neue CAB-Version hoch, denn immerhin surft damit ein Großteil der Atarianer durch das Internet. Ebenso wie CAB haben auch einige der mitgelieferten Programme ein kleines Update durchgemacht. Um es gleich vorwegzunehmen: die Änderungen sind nur im Detail zu finden.

T2

Ein Neuzugang im CAB-Packet ist T2, ein Telnet-Client. Telnet ist einer der ursprünglichsten Internet-Dienste und ermöglicht die direkte Kommunikation mit einem Server. Da dies meist Unix-Server sind, sind Kenntnisse der Shell-Befehle von Vorteil.
Die Möglichkeiten, die man auf dem Server hat, hängen von den Benutzerrechten ab, die der Server zuweist. Manche Web-Seiten-Betreiber kontrollieren über Telnet, wer sich gerade auf ihrem Server herumtreibt, welcher Browser benutzt wird. Andere Anwendungsgebiete sind bspw. das Ändern von Schreib-/Leserechten für Gästebücher und das Starten von Unix-Anwendungen auf dem Server. Da die Darstellung aber an MS-DOS anno '81 erinnert, sollte man nicht an graphische Unix-Anwendung wie Netscape denken - dafür wären die Netz-Kapazitäten auch nicht ausreichend. Für eine Partie Schach ist die Darstellung aber durchaus brauchbar. T2 ist ein TTP-Programm und benötigt damit also ein Programm wie TOS2GEM, dass die Ausgaben in ein GEM-Fenster benötigt. Der Komfort von T2 hängt also vom verwendeten VT52-Manager ab, nur eine Datei für MiniWin (und dessen kompatible Nachfolger) würde ich mir wünschen, damit man z.B. die gängigsten Kommandos auch per Maus erreichen kann.

PPP-Connect

Geschwindigkeitsmäßig soll sich etwas bei PPP-Connect getan haben, jedoch war dies im Test kaum nachprüfbar, da die Netzbelastung schwankt und die Geschwindigkeit ohnehin hauptsächlich vom Modem abhängig ist. Zumindest kann man sagen, das mit dem Atari ein ebenso schneller Internet-Zugang möglich ist, wie mit PC und Mac.
Noch nicht weiter fortgeschritten ist allerdings die deutsche Übersetzung des "pro"-Modus. Ebenso wäre eine bessere Einsteigerfreundlichkeit wünschenswert, denn ICONF verwirrt auch im nicht-pro-Modus durch zu viele Fachbegriffe und bietet immer noch keine BubbleHelp-Hilfe. Eine Möglichkeit, die Abfrage nach Usernamen und Paßwort auszuschalten habe ich vermißt, da diese beiden Angaben bei mir bereits im Login-Script stehen.

Fiffi

Die Änderungen an Fiffi liegen im Detail: So unterstützt es umfassender das Drag & Drop und ist beim Einlesen von Verzeichnissen schneller geworden. Für einige wird die GEMScript-Unterstützung interessant sein.

CAB

Cookies

Nach Light of Adamas unterstützt nun auch CAB Cookies, kleinen Datenpaketen, die von Web-Seiten auf die Festplatte geschrieben werden. Cookies sind durchaus umstritten, da sie mittlerweile vor allem den Besitzern der entsprechenden Seiten dienen. Die Vorlieben des Users sollen erkannt und für spätere Besuche gespeichert werden. Meißt dient dies für Werbeeinblendungen oder personalisierte Web-Seiten. Erstere kann man wirkungsvoll unterbinden denn während auf anderen Systemen ein Cookie-Manager benötigt wird, kann CAB von sich aus bestimmte Cookies ablehnen.
Weitere Anwendungen wie bspw. Warenhäuser oder Spiele sind zwar möglich, aber solche Seiten benutzen schon aus Gründen der Interaktivität häufig JavaScript. Da eine JavaScript-Unterstützung noch fehlt, kann CAB natürlich auch keine Cookies erkennen, die von einem JavaScript erzeugt werden.

Detailverbesserungen

Der Rest fällt unter die Rubrik "Detailverbesserungen": Automatischer Verbindungsaufbau, Unterstützung des Desktop-Papierkorbs für das Löschen von Hotlist-Einträgen, Import von Web-Archiven der Mac-Version des Internet Explorers und noch einiges mehr.
Die optisch auffälligste Neuerung sind die rahmenlosen Icons in der Benutzerleiste, nur sind sie leider nicht animiert.

HTML-Befehle

Nicht ein einziger neuer HTML-Befehl ist hinzugekommen. So bleibt es bei der nicht vollständigen Unterstützung von HTML 3.2 und bei Seiten, die Frames benutzen, sind keine rahmenlosen Frames möglich. Zudem lassen sich die Frames trotz des Attributs "noresize" immer in ihrer Größe verändern - das macht das Layout einiger Seiten kaputt. In diesem Bereich liegt Adamas also noch vorn.

Fazit

Natürlich hat CAB nichts von seiner Qualität eingebüßt und ist nach wie vor der ausgereifteste Browser auf dem Atari-Markt. Für Neueinsteiger ist das Packet durchaus lohnend. Allerdings sollten es keine völligen Neueinsteiger sein, denn PPP-Connect ist nicht gerade das einsteigerfreundlichste Programm.
Anders sieht es für Besitzer von CAB 2.5 oder 2.6 aus: die Änderungen sind zu geringfügig, um einen Update-Preis von 39 DM zu rechtfertigen. Da lohnt es sich eher, auf ein größeres Update zu warten, das dann wirklich wichtige Neuheiten bietet. Wer Telnet benötigt, sollte vielleicht einen Blick auf STinG werfen, für das eine ganze Reihe von Telnet-Clients erhältlich sind.

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Persönliches Fazit von Thomas Raukamp

Auch CAB 2.7 hält das, was wir von Alexander Clauss als fast schon selbstverständlich voraussetzen: Das Programm ist echte Wertarbeit, und auch in nächster Zeit werden weder das Draconis- noch das WenSuite-Paket qualitativ nur in die Nähe dieses Quasi-Standards auf ATARI-Plattformen kommen. Je kleiner die Schritte von CAB aber in Richtung der 3.0-Version werden, umso weniger verständlich werden jedoch die Verkaufsargumente für Updates in Höhe von 39 DM (von Version 2.6) oder, gar DM 49,- (von älteren Versionen) seitens des Vertriebspartners ASH, zumal sehr viele „Gelegenheits-Surfer" mit den Begriffen „Cookie" oder „Telnet" sowieso nicht allzuviel anzufangen wissen werden. Wichtiger ist da sicher die ebenfalls neue Password-Authentifizierung. Trotzdem: Die nächsten Schritte von CAB und ASH werden zeigen müssen, in welche Richtung sich Internet Programme (und in dieser Rubrik sind heutzutage Webbrowser nun einmal die „Paradepferde") auf dem ATARI entwickeln werden. Will man hier nicht den Anschluß verlieren, muß das nächste Update zumindest einige HTML4 Standards verwirklichen. Mit Erscheinen neuer leistungsstarker Maschinen wie dem Milan wäre es vielleicht sogar bald einmal an der Zeit, über eine Implementierung der JAVA Virtual Machine nachzudenken immerhin gäbe es hier die Chance, erneut die Leistungsfähigkeit des oftmals unterschätzten TOS-Marktes zu beweisen. Wenn ASH dieses Projekt nicht allein umsetzen kann, sollte man über eine engere Zusammenarbeit z. B, mit dem Milan Team nachdenken, um die Anstrengungen zu „bündeln".
Alles in allem stellt CAB besonders seit der Version 2.7 einen sicheren HTML-Anzeiger für nahezu alle heutigen Webpages dar, die kein JAVA benutzen.


Mia Jaap
Aus: ST-Computer 09 / 1998, Seite 53

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