Themes & Winframes: Oberflächen-Kosmetik auf dem Atari

Kaum ein Atari ist wie ein anderer. Wenn es um die Konfiguration ihrer Systeme geht, sind Atari-Besitzer eigen - und die Auswahl an Betriebssystemen ist ja auch nicht gering: Soll es MagiC, N.AES oder für Puristen doch das gute alte TOS sein? Hinzu kommt die Qual der Wahl zwischen den verschiedensten Oberflächen: jinnee, THING oder Neodesk sind hier nur einige der Alternativen. Und wer noch weiter in die Tiefe gehen will, rüstet sein System mit selbststartenden Programmen im Auto- oder Start-Ordner aus. Das Aussehen der Fenster ist dagegen innerhalb der verschiedenen Betriebssysteme meist gleich: MagiC sieht dem MacOS auf den ersten Blick recht ähnlich, während N.AES eher eine Verwandtschaft zum MultiTOS hat. Beide Systeme lassen aber die individuelle Gestaltung der Oberfläche, indem sie den Austausch der zugrundeliegenden Ressource-Datei ermöglichen.

MagiC

Seit der Version 6 kann MagiC individuell gestaltet werden. Beim Systemstart liest das Betriebssystem eine Ressource-Datei ein, die das Aussehen der verschiedenen Bedienungselemente bestimmt. Dieses File kann nun gegen ein beliebiges anderes ausgetauscht werden, wobei die einzelnen Bestandteile (also die verschiedenen Buttons) mit einem entsprechenden Construction-Set frei gestaltet werden können. Seit Erscheinen von MagiC 6.x haben sich allerdings bereits einige Designer an die Arbeit gemacht, um eigene Winframes bzw. Themes für das beliebte Betriebssystem zu entwickeln, auf die auch Sie zurückgreifen können. Eine kleine Auswahl findet sich auf unserer aktuellen Spezialdiskette, besonders gelungene Varianten können Sie auch von der MagiC-Online-Homepage von Bengy Collins herunterladen. Übrigens plant Bengy Collins zusammen mit der Firma thomas raukamp Communications in Kürze eine CD-ROM mit dem Titel MagiCD zu vertreiben, die neben allen verfügbaren Winframes auch eine große Anzahl von Tools und Hunderte von Icons speziell für den Einsatz unter MagiC enthalten soll.

Die Installation der neuen Winframes unter MagiC ist recht einfach: Die oben erwähnte Ressource-Datei findet sich im Verzeichnis C:\GEMSYS\MAGIC\ XTENSION Ihrer Bootpartition und trägt den Namen winframe.rsc. Legen Sie irgendwo auf Ihrer Festplatte ein Verzeichnis an, das z.B. den Namen Alte Winframes tragen könnte und in das Sie nun die standardmäßig von MagiC genutzte Winframe Ressource-Datei kopieren. Kopieren Sie nun die gewünschte neue Fensterdefinitionsdatei in das oben genannte Verzeichnis, wobei Sie das vorhandene File einfach überschreiben. Nun brauchen Sie Ihr MagiC-System nur noch über den Menüpunkt Objekt/Ausschalten neu starten. Nach dem Warmstart verwendet MagiC nun die neuen Fensterelemente.

N.AES

Aber nicht nur MagiC lässt eine weitgehende Individualisierung des Aussehens der Fensterrahmen zu: Seit der Version 2.0 ist dies auch unter N.AES möglich. Der Anwender ist also nicht auf das oben erwähnte MagiC-ähnliche Erscheinungsbild angewiesen, sondern kann zwischen den angebotenen Alternativen wählen bzw. eigene Piktogramme für den Fensterobjektbaum entwickeln. Inklusive des Standard-Looks werden bereits acht verschiedene Konfigurationen mitgeliefert, die Themen reichen hier von einem MagiC-ähnlichen Erscheinungsbild bis hin zu den klassischen MultiTOS-Bedienungselementen. Eine Fundgrube für N.AES-Nutzer stellt dabei die Homepage von Katherine Ellis dar (http://kellis.atari.org), auf der sich seit einiger Zeit eine Vielzahl von Themes für N.AES finden. Die Palette reicht von Linux-ähnlichen Entwürfen bis hin zu Bedienungselementen, die Aqua, der neuen Oberfläche des MacOS X, nachempfunden sind.

Die Installation der neuen Winframes unter N.AES ist meiner persönlichen Meinung nach noch etwas unkomplizierter als unter MagiC, da das Anlegen von Backups entfällt: In der Konfigurationsdatei des Betriebssystems (NAES.CNF) wird der Pfad zu den Ressourcedateien bestimmt. Die Dateien müssen also nicht in einem bestimmten Verzeichnis liegen und können nach ihrem Aussehen benannt werden. Besonders hilfreich ist dabei, dass die Pfadangaben für die neuen Ressourcefiles bereits dem Komplettpaket, das sich auf der Homepage von Katherine Ellis findet, beiliegen, so dass diese schnell und einfach per Cut & Paste in einem Texteditor in die Konfigurationsdatei eingefügt werden können. Bei dem Aussehen, das der Anwender bevorzugt, lässt er dann einfach das Vorzeichen "#" weg, um es ab dem nächsten Neustart zu aktivieren.

Optimierungen

Wenn Sie z.B. auf dem Falcon in einer Auflösung mit nur 16 Farben arbeiten, könnten die Ergebnisse unter beiden Betriebssystemen nicht ganz der auf den genannten Webseiten dargestellten und erhofften Qualität entsprechen. Das liegt daran, dass einige Winframes nun einmal erst in Auflösungen mit mindestens 256 Farben richtig zur Geltung kommen. Auf einem 16-Farben-Schirm fehlt oftmals die nötige Tiefe für plastische Effekte, z.B. bei den Aqua-Themes werden schlicht einfach zu wenige Farben dargestellt. Sie sollten also bei nur 16 Farben ein passendes Winframe wählen und ein wenig herumprobieren oder eine Auflösung mit mindestens 256 Farben einstellen.

Es könnte einfacher sein

Obwohl die oben beschriebene Wege zur Installation der neuen Fenster-Ressorcen auch von reinen Anwendern sehr einfach nachzuvollziehen sein sollten, ist die Auswahl eines neuen "Looks" unter den beiden führenden Atari-Betriebssystemen sicher noch verbesserungswürdig. Als Paradebeispiel sei hier die Systemerweiterung Kaleidoscope für den Macintosh genannt: In einem eigenen Kontrollfenster können die Themes komfortabel ausgewählt, in einem Preview kontrolliert und ohne Probleme installiert werden. Vielleicht fühlt sich ein findiger Shareware-Autor ja auch auf dem Atari berufen, einen ähnlichen Komfort auf der Atari-Plattform zu realisieren.

Fazit

Wer nicht gern einen Rechner "von der Stange" besitzt, sollte sich als MagiC- oder N.AES-Nutzer schnellstens auf den oben genannten Webseiten nach den Winframes umschauen. Grafiker sollten sich inspiriert fühlen, eigene Ideen umzusetzen - vielleicht können wir ja schon bald auf einen großen Pool neuer Themes zurückgreifen.


Thomas Raukamp
Aus: ST-Computer 04 / 2000, Seite 24

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