JAM - Just Another Music Player?

Formatvielfalt auf DMA-Ataris

Im hohen Norden Deutschlands ist die Democrew Cream beheimatet, die mit Jam die Herzen der Computermusik-Freaks höher schlagen lässt.

Als die Heimcomputer gerade Laufen lernten, gaben ihnen ihre Entwickler etwas mit auf den Weg, was sie unsterblich machen sollte: Charakter. Dieser Charakter zeigte sich nicht nur durch ein teils eigenwilliges Design (wie dies heutzutage teilweise auch wieder der Fall ist), sondern durch das individuelle Innenleben, bestehend aus speziellen Grafik- und Soundchips. Gerade letztere hatten es vielen Leuten angetan - bzw. deren Songs, die sie produzierten. Meistens bestanden sie aus nur drei bis vier Kanälen und ein paar einfachen Wave-forms; vielleicht noch mit Filtern und Spezialeffekten garniert.

Gutes auf dem Atari

Jahrzehnte später können diese Tunes dank jam auch auf Atari-Rechnern wieder zum Leben erweckt werden. Im Grunde genommen ist Jam einfach ein Multiformat-Music-Player, der über Plug-ins um beliebig viele Musikformate ergänzt werden kann, jedoch haben die Macher zunächst ihr Augenmerk auf die Formate aus der Zeit, als die Computerwelt noch in Ordnung war, gelegt. Im Detail können z.B. die bekannten SID-Songs vom C64, die Pokey-Songs der 8-Bit-Ataris und verschiedene Formate vom Amiga abgespielt werden. Jam sollte dabei problemlos auf allen Rechnern mit DMA-Sound laufen, also auf STE, TT und Falcon. Als Frontend stehen sowohl eine selbstprogrammierte Shell als auch eine multitasking-freundliche GEM-Variante zur Verfügung. Falcon-Besitzer dürfen sich darüber freuen, dass viele Plug-ins noch einmal in einer speziellen DSP-Version vorhanden sind, die extra wenig CPU-Ressourcen verbrät.

Verwaltung

Um die Verwaltung der kleinen Meisterwerke zu vereinfachen bietet Jam eine einfache Playlist, die jedoch noch etwas an Komfort vermissen lässt. So lassen sich immer nur einzelne Songs und nicht direkt ganze Ordner hinzufügen. Eine Zufallsfunktion beim Abspielen der Playlist wäre ebenfalls wünschenswert gewesen. Ansonsten tut die Oberfläche das, was sie soll, und bis auf die Möglichkeit vorzuspulen sind auch alle vom CD-Player bekannten Bedienelemente vorhanden.

Leider sieht man der GEM-Oberfläche noch deutlich an, dass es sich um die ersten Gehversuche in Sachen GEM handelt, da sie an vielen Ecken und Enden noch etwas schroff und unausgegoren wirkt. Die dem Test zugrunde liegende Version 1.1 ist auch noch etwas buggy, man kann sich also auf den ein oder anderen Absturz einstellen, insbesondere, wenn viel mit der Playlist hantiert wird. Auch mag Jam keine VFAT-Partitionen, Songs mit langen Dateinamen können also nicht abgespielt werden - etwas enttäuschend, da auch gerade die großen Musikarchive, die im Internet heruntergeladen werden können, lange Dateinamen haben. Bei nur 8+3 Buchstaben fällt die Navigation durch die Songs schon etwas schwerer.

Fazit

Trotzalledem ist Jam bereits jetzt ein absolutes MUSS für alle Chipmaniacs, Nostalgiker und sonstige Musikfreaks. Um den richtigen Einstieg zu finden, können auf der Cream-Homepage bereits eine ganze Reihe Archive mit massig Songs heruntergeladen werden. Und wem das noch nicht genug ist, der kann auf der Seite der Dead Hackers Society noch einmal in Megabytes an Tunes wühlen.

Happy Chippin'!

Cream: http://www.creamhq.de/, Dead Hackers Society: http://www.dhs.nu/


Jan Daldrup
Aus: ST-Computer 10 / 2000, Seite 28

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