Disk-Index 2.45

Daten aus dem Katalog

Festplatten, Disketten, CD-ROMs, Wechselplatten, ZIPs... welcher Atari-Anwender hat in all den Jahren seiner Computernutzung nicht schon einen Haufen verschiedener Medien zusammen gesammelt. Und so verwundert es nicht, dass so mancher Anwender über eine Vielzahl von Schuhkartons, randvoll gefüllt mit Medien und Beschreibungen jeglicher Art, verfügt. Über dieses "Medien-lmperium" der besonderen Art den Überblick zu bewahren, ist manchmal alles andere als einfach. Und mit jeder zusätzlichen Diskette wächst das Chaos nur noch.

Eigentlich ist obige Beschreibung etwas grotesk, denn was eignet sich schließlich besser zum Verwalten von Daten als der Computer? Warum sollte der Atari dann nicht seine eigenen Medien verwalten? Genau diesen Fragen haben wohl auch zur Entwicklung von Disk-Index, einer Software zum Katalogisieren von Datenträgern aller Art, geführt.

Wo kommt das nun wieder her?

Disk-Index ist keinesfalls ein brandneues Programm, sondern es ist durchaus schon einige Zeit - genauer seit 1993 - in der Entwicklung. Allerdings war es lange Zeit nicht im Internet verfügbar, sondern tauchte erst jetzt auf. Somit dürfte es vielen Anwendern noch unbekannt sein. Die aktuelle, uns vorliegende Version trägt die Nummer 2.44 und stammt vom 11. Juli 2001.

Voraussetzungen und Installation

Disk-Index sollte auf nahezu jedem TOS-Rechner seinen Dienst verrichten. Zwar lässt sich die Anleitung im ST-Guide-For-mat nicht über die Mindestvoraussetzungen aus, ein Atari ST mit mindestens 2 MBytes RAM in der Auflösung "ST-High" sollte jedoch ausreichen. In unserer Redaktion testeten wir Disk-Index auf einem Atari Falcon 030, einem Apple PowerBook 180c und einem Power Macintosh G4. Als Betriebssystem setzten wir jeweils MagiC in der aktuellen Version 6.2 ein. Auf keinem der Testrechner waren irgendwelche Inkompatibilitäten erkennbar.

Die Installation geht ganz nach alter Atari-Manier schnell vonstatten. Das Programmarchiv muss einfach nur in einem neu angelegten Ordner auf einem beliebigen Platz der Festplatte entpackt werden - fertig.

Disk-Index ist übrigens ein Sharewareprogramm. Eine Einzelplatzlizenz kostet 40 DM bzw. EUR 20.-.

Erste Schritte

Nach dem ersten Programmstart muss die erste Index-Datei angelegt werden. Disk-Index führt hier den Anwender und fordert zur Auswahl eines angemeldeten Laufwerks aus. Ist eine Entscheidung gefallen, beginnt das Programm seinen Dienst. Disk-Index liest alle Daten auf dem ausgewählten Laufwerk bzw. der ausgewählten Partition ein. Dieser Vorgang ist natürlich je nach Geschwindigkeit des Mediums unterschiedllich schnell.

Ist der Prozess des Einlesens abgeschlossen, öffnet Disk-Index zwei Fenster: eines liefert eine Übersicht, ein anderes listet den erstellten Index detailliert auf. Widmen wir uns zuerst dem Übersichtsfenster. Dieses zeigt grundlegende Informationen zum eingelesenen bzw. erstellten Index an. Jedem Index wir eine laufende Nummer bzw. ein Name zugewiesen, nach dem später gezielt gesucht werden kann. Mit Hilfe von Pfeil-Symbolen kann im Gesamtindex geblättert werden. Ein Füllbalken am linken Fensterrand gibt grafische Auskunft darüber, wieviel Daten noch auf die ausgewählte Partition passen. Über ein Knopffeld kann der Anwender außerdem festlegen, welche Dateien angezeigt werden. So können z.B. gezielt nur Ordner dargestellt werden. Außerdem wird beim Katologisieren eine Liste der enthaltenen Datei-Extender erstellt, so dass der Anwender Filter anlegen kann. Wenn Sie z.B. gezielt nach mit der Textverarbeitung Papyrus erstellten Dateien suchen, so können Sie die Dateiendung ".pap" für eine Darstellung bzw. Auflistung aktivieren.

Der Übersichtsfenster bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Darstellung von Daten und zur Navigation im Index. Allerdings wirkt das GEM-Fenster etwas überladen. Dem Anwender steht wie im gesamten Programm allerdings eine Hilfe-Funktion zur Seite, die jederzeit erreichbar ist, indem bei der Anwahl gleichzeitig die [Alternate]-Taste gehalten wird. Allerdings handelt es sich um ein "selbstgestricktes" Hilfssystem, das zwar recht übersichtlich ist (alle Hilfstexte werden in einem eigenen GEM-Fenster dargestellt), sich aber an keinen Atari-Standard hält. Geschickter wäre es hier allemal, die bereits vorhandene ST-Guide-Hilfedatei kontextsensitiv einzusetzen. Um einzelne Schalter zu erklären, wäre es für den Anwender sicher noch angenehmer, BubbleGEM zu nutzen und somit einen weiteren Standard zu unterstützen.

Durchblick

Der Inhalt des eingelesenen Mediums wird im Index-Fenster dargestellt. Dieses listet übersichtlich den Inhalt der Partition auf. Über der eigentlichen Inhaltliste findet sich eine Knopfleiste, die Funktionen zur Katalogisierung der Daten bietet und dem Anwender eine unkomplizierte Navigation im Programm ermöglicht.

Der Partitionsinhalt ist grundsätzlich hierarchisch aufgeführt. Unter dem Verzeichnisordner werden in einer Baumstruktur die enthaltenen Unterordner bzw. Dateien angezeigt. Informationen zur Verzeichnisgröße und dem Datum des Anlegens des Ordners sind in weiteren Tabellspalten enthalten. An jede Datei angehängt werden kann ein Kommentar, den der Anwender nach Auswahl über die erwähnte Knopfleiste eingeben kann. Dies ist recht hilfreich, denn nicht jeder Dateiname ist schlüssig und kommuniziert seinen Inhalt.

Bei der Arbeit im Archiv ist der Anwender übrigens nicht unbedingt auf die Menüs bzw. die Button-Leiste angewiesen. Wird ein Indexeintrag mit der Maus angeklickt, öffnet sich ein kontextsensitives Menü, das verschiedene Behandlungsmethoden für einen Eintrag anbietet.

Bearbeitungsmethoden

Bei der Darstellung der Liste stehen dem Anwender verschiedene Varianten zur Auswahl. So kann er gezielt festlegen, welche Dateiinformationen angezeigt werden sollen. Auch die Sortierung kann an die eigenen Wünsche angepasst werden. Bestimmte Dateien können abhängig von Ordner und und Maske markiert werden.

Makros

Disk-Index bietet einen MakroRekorder und liefert eine Vielzahl interessanter Makros gleich mit. Diese werden in einem eigenen Tabellenfenster aufgeli-stet und können hier auch bearbeitet werden. Die Auswahl ist durchaus gelungen. So kann der Anwender mit Hilfe der Makros gezielt nach geänderten Daten des zurückliegenden Monats oder nach Grafikdateien suchen. Auch löschbare Dateien können gelistet angezeigt werden. Die Makro-Sammlung ergänzt den Funktionsumfang des Programms also sinnvoll.

Voreinstellungen

Äußerst reichhaltig sind auch die Voreinstellungsmöglichkeiten für das Programm. Hier können transparente Filter und auch Standardprogramm für bestimmte Dateitypen festgelegt werden. Eigentlich ist Disk-Index damit auch als Dateimanager einsetzbar, der die jeweils passenden Programm startet. Wollen Sie z.B. eine JPEG-Datei anschauen, könnten Sie innerhalb von Disk-Index das Programm Papillon als Anzeiger für dieses Format anmelden. Zwar ersetzt ein moderner Desktop wie jinnee einen solchen Dateimanager heute nahezu vollständig, wer viel mit Disk-Index arbeitet, wird diese zusätzlichen Möglichkeiten zu schätzen wissen.

Ein dickes Minus verlangt die Duckerauswahl. Hier wird ein weiterer Standard missachtet, indem kein GDOS-Port bereitgestellt wird. So ist es also nicht möglich, über NVDI zu drucken. Statt dessen ist der Anwender wie Anno Dazumal auf die mitgelieferten programmeigenen Treiber angewiesen. Hier sollte schnellstens nachgearbeitet werden, damit die nicht ganz unwichtige Ausgabe von Index-Dateien auf Papier jedenfalls halbwegs zeitgemäß vonstatten gehen kann.

Allgemeiner Eindruck

Der obige Kritikpunkt führt uns zu einem generellen Problem von Disk-Index 2.44. Obwohl der Funktionsumfang durchaus zeitgemäß ist, ist dem Programm deutlich anzumerken, dass es Mitte der 90er Jahre erdacht wurde. Bestes Beispiel ist der Verzicht der Unterstützung heutiger Atari-Standards wie BubbleGEM und das damit verbundene Ersinnen eigener Lösungen wie einem eigene Hilfesystem. Auch die Optik des Programms wirkt nicht mehr ganz frisch. So sind nicht alle Dialoge gänzlich in GEM-Fenster verfrachtet. Beim Erstellen eines Index wird gar das Multitasking von MagiC versperrt. Auch die verwendete GEM-Bibliothek wirkt etwas altbacken, einige Bedienungsknöpfe wirken daher etwas ungewohnt auf heutige Anwender. Dabei sind durchaus gute Ansätze vorhanden: so ist in den Voreinstellungen z.B. vorzusehen, Arbeitsfenster mit einem Hintergrundmuster zu versehen. Eleganter und zeitgemäßer wäre hier die Auswahl aber die Auswahl eines Hintergrundbildes, wie dies z.B. beim ASH EMailer der Fall ist.

Fazit

Disk-Index ist ein mächtiges Programm zum Katalogisieren von Datenträgern. Es bietet eine Vielzahl von Funktionen und wirkt aufgrund seiner nunmehr achtjährigen Entwicklungszeit äus-serst durchdacht. Ohne Zweifel ist der Preis von 40 DM angebracht. Einziger Negativpunkt ist, dass Disk-Index teilweise den spröden Charme einer etwas verstaubten Applikation versprüht, was dem Funktionsumfang keineswegs angemessen ist.

Alfred Saß Software, AlfredSass{at}t-online.de, Download unter st-computer.net


Thomas Raukamp
Aus: ST-Computer 12 / 2001, Seite 49

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