Browser-Watch

Es tut sich was bei den Atari-Browsern. Wir werfen einen Blick auf die zwei aktuellsten Browser.

Eigentlich einleuchtend, das sich etwas tut, denn sonst würde die st-computer kaum darüber berichten. Das allgemeine Aufkommen von neuen Webstandards hat sich mittlerweile verlangsamt. Bei den aktuellen PC-Browsern hat sich bis auf die bessere Unterstützung von bestehenden Standards nicht allzuviel getan, was der Atari-Welt die Gelegenheit gibt, langsam aufzuholen. Erst Zeichen gibt es in der Hinsicht von zwei Browsern: Light of Adamas und Highwire. Die aktuellen Alpha-Versionen beider Browser sind zwar noch nicht bereit für eine Veröffentlichung, besitzen aber so interessante Features, das es an dieser Stelle ein Preview gibt.

Light of Adamas

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LoA ist nach dem Ableben von CAB sicherlich der Platzhirsch unter den Atari-Browsern und er hat schon immer am kräftigsten geröhrt, wenn es um Atari-Browser-Innovationen geht. Noch immer unterstützt der Browser als einziger Laufschriften (Marquees) und hat eine JavaScript-Einbindung. Diese mußte sich allerdings großer Kritik aussetzen, denn bei vielen Seiten führt das JS-Modul zum Absturz. Andere beschweren sich über die ständig auftretenden JS-Fehlermeldungsboxen. Zumindest letztere können abgeschaltet werden, denn Adamas ist ziemlich penibel, wenn es um JavaScript geht. Für die 2.0-Version ist ein überarbeitetes JS-Modul angekündigt, in dem viele Fehler korrigiert werden sollen.
Eine notwendige Verbesserung ist die CSS-Unterstützung. Zur Erinnerung: Cascading Style Sheets sind Formatvorlagen, die das Aussehen von Seitenabschnitten und HTML-Tags beeinflussen. Dies geht zwar auch mit HTML-Tags, aber der große Vorteil von CSS ist die Möglichkeit, diese Formatvorlage in einer externen Datei abzulegen. Die HTML-Datei hat dann nur noch eine Referenz auf diese CSS-Datei, eine Änderung dieser Datei hat dann Auswirkungen auf alle Seiten, die diese Datei referenziert haben. Eines der größten Atari-Web-Projekte, das stc-Archiv, hat z.B. über eintausend Seiten, die alle eine CSS-Datei ansprechen. Wenn jetzt z.B. die Überschriften in grüner Schrift erscheinen sollen, genügt eine Änderung in der CSS-Datei. Die HTML-Dateien werden von unnötigen Formatierbefehlen befreit und können auch von nicht-CSS-Browsern dargestellt werden.
Light of Adamas unterstützt CSS auf Grundlage der Dokumentation von Stefan Münz. In der Alpha-Version, die auf dem Atari-Park vorgestellt wurde, liefen einige Testdateien bereits, andere stürzten leider noch ab. In Sachen Umfang wird es wohl eine der besten CSS-Implementationen geben. Die endgültige Darstellungsqualität muß noch abgewartet werden, allerdings nutzen die meisten Sites CSS ohnehin nur, um ein einheitliches Schriftbild zu gewährleisten. Ein anderes Thema ist natürlich Dynamic HTML, das auf JavaScript, CSS und HTML beruht.
Eine weitere Neuheit befindet sich rechts unten im Browserfenster: ein Schloß. Damit sollen endlich sog. "sichere Verbindungen" möglich sein.
Geblieben sind das leicht rustikale Aussehen des Browsers, das sich jedoch durchaus noch ändern kann. Momentan liegt der Fokus auf den bereits erwähnten Punkten. Der Erscheinungstermin wurde auf "wenn es fertig ist" festgelegt, auf die Features kann man sich schon freuen.

Highwire

Highwire wird seit einiger Zeit als Open Source-Projekt weiter gepflegt. Der Browser wurde häufiger als CAB-Killer bezeichnet, aber der Termin für die erste Version wurde immer weiter nach hinten gelegt. Der aktuelle Stand ist noch weit von einem kompletten Browser entfernt; abschreiben sollte man Highwire deswegen nicht.
Der Browser läuft mittlerweile in einem GEM-Fenster. Die Darstellungsgeschwindigkeit ist deutlich höher als die von CAB und das scrollen geht sehr flott. Ein Verändern der Fenstergröße führt nicht zum Neuladen der Seite, sondern zur dynamischen Anpassung der Darstellung. Dies ist durchaus nicht trivial, immerhin gibt es dieses Feature erst seit Version 6 von Netscape. Das, was sich innerhalb des Fensters tut, kann allerdings enttäuschen, denn Highwire stellt, wenn es nicht seine Lieblings-Font findet, Text falsch dar. Eine Lösung dazu findet sich im Ataquarium.
Der Browser unterstützt derzeit keine Grafiken und zeichnet statt dessen eine graue Box. Nicht unterstützt wurden bis vor kurzem Tabellen, die es jedoch mittlerweile auch in Highwire geschafft haben.
Der Rest ist noch zu unfertig, um eine Prognose abzugeben, wann Highwire welchen Reifegrad erreichen wird. Die Featureliste, die seinerzeit im Interview auf MagiC Online gezeigt wurde, kann man jedoch vergessen.

Light of Adamas: http://draconis.atari.org/
Highwire: http://highwire.atari-users.net


Mia Jaap
Aus: ST-Computer 01 / 2002, Seite 24

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