iBook - Das Buch der Liebe?

Da Atari nur wenige STBooks produzierte, waren Emulationen auf Mac-Laptops schon immer ein Renner. Wir testeten das Atari-Feeling auf dem neuen Schmuckstück von Apple.

Apples iBook und MagiCMac

Das war keine ganz leichte Zeit für den Ästheten: als Apple die damals ersten iBooks quasi als portable Version des iMac auf den Markt schmiss, lobten Presse und Kunden dieses Stück Plastik als Geniestreich modernen Designs. Beim armen Schreiberling dieses Artikels machten sich hingegen bemitleidenswerte Zweifel am eigenen Geschmack breit, konnte er sich doch nicht entscheiden, ob er das flotte Endresultat der Apple-Denkschmiede eher wohlwollend mit einer Designertasche für Damen oder abwertend mit einem erschreckend bunten Klodeckel vergleichen sollte. Je länger das gewöhnungsbedürftige Gerät jedoch auf dem Markt war, umso frappierender wurde die Ähnlichkeit mit der WC-Einrichtung.

Im vergangenen Jahr hatte die Firma aus Cupertino dann endlich ein Einsehen: das iBook wurde runderneuert und in das Silber schimmernde neue Apple-Design integriert. Außerdem wurden dem "kleinen" Apple-Notebook neue Flügel - sprich: Prozessorstärken - gegönnt. Bis zu 600 MHz ist nun der PowerPC G3 schnell.

Inneneinrichtung

Kommen wir also zunächst zu den inneren Werten, denn die sind ja angeblich viel wichtiger als das Äußere. Wie erwähnt werkelt auch im neuen iBook immer noch ein G3-Prozessor auf der Platine, der mit bis zu 600 MHz getaktet ist. Der Systembus ist bis zu 100 MHz schnell, vorher brachte er es nur auf 66 MHz. Auch in der RAM-Ausstattung hat Apple ein Einsehen gehabt. Im Zuge der Einführung des neuen Betriebssystems Mac OS X werden jedem iBook nun ab Werk 128 MBytes statt bisher nur 64 MBytes RAM gegönnt - für nicht allzu anspruchsvolle Nutzung unter Mac OS 9.x (und das werden bis auf weiteres alle Atari-Anwender nutzen müssen) ein durchaus passabler Wert.

Als Grafikhardware kommt der RAGE Mobility 128 von ATI zum Einsatz. Dieser Chip garantiert hohe Auflösungen bei hoher Leistung auch im 3D-Bereich, wobei letzterer Punkt für Atari-Anwender natürlich absolut zweitrangig ist. Der LCD-Bildschirm des iBook setzt weitere Grenzen: der ATI-Chip kann nicht voll ausgereizt werden, da das Display nur Auflösungen von bis zu 1024 x 768 Bildpunkten mitmacht, was gegenüber den 800 x 600 Pixeln des Vorläufers jedoch schon ein richtiger Gewinn ist.

Apropos Bildschirm: dieser ist nun 12.1 Zoll (30.7 cm) groß, das Display des alten iBooks brachte es nur auf 10 Zoll. Nun denken Sie aber bei 12-Zoll-Bildschirmen bitte nicht an das gute, aber doch recht kleine "Schlüsselloch" SM 124 von Atari. Ein LCD-Bildschirm ist natürlich total flach, was einer vergleichbaren Diagonale von 14 Zoll auf einem Röhrenmonitor entspricht. Hinzu kommt, dass der Schirm des iBook natürlich konsequent genutzt wird - Trauerränder wie bei SM 124 fallen weg. Wem das trotzdem nicht genügt, der kann selbstverständlich einen externen (S)VGA-Monitor anschließen.

In der weiteren Konfiguration unterscheiden sich die angebotenen Modellen selbstverständlich. Die Festplattenkapazität liegt derzeit bei 15 bzw. 20 GBytes. Beim optischen Medium können Sie zwischen einem iBook mit CD-ROM-Laufwerk (24-fach), einem DVD-ROM-Laufwerk (spielt DVD-Videos mit maximal 8-facher Geschwindigkeit und CDs mit 24-facher Geschwindigkeit) und einem DVD-ROM/CD-RW-Drive wählen. Natürlich fehlt auf dem Atari bisher ein Player p>der gar eine Brennsoftware für DVD-Laufwerke, trotzdem gibt es nichts schöneres, als z.B. auf einer langen Zugfahrt einen DVD-Film und die neidischen Blicke der Mitreisenden zu gemessen (Autor spricht .aus Erfahrung). Und dazu ist das ähnlich wie MagiC zu bedienende Mac OS natürlich optimal.

Weiterhin ist das iBook mit allen Schnittstellen ausgerüstet, die heute wichtig sind. Dazu gehört selbstverständlich die Unterstützung von Standards wie USB 1.1, FireWire und Ethernet. Der Anschluss moderner Peripherie ist also sichergestellt (und teilweise auch von der Atari-Seite aus nutzbar).

MagiCMac

MagiCMac macht das iBook erst zum Atari. Derzeit aktuell ist die Version 6.20. Wer eine Version unter 6.15 nutzt, sollte schnellstens die aktuellen Aktualisierungen von der Webseite von Application Systems Heidelberg [1] laden, denn wie sich in unserem Test herausgestellt hat, funktioniert z.B. MagiCMac 6.10 nicht auf dem neuen iBook und stürzt kurzerhand beim Systemstart mit einer kryptischen Fehlermeldung ab. Also nochmals: um ihre Atari-Software auf dem iBook/600 zu betreiben, benötigen Sie MagiCMac 6.15 oder 6.20.

Wie weiter oben bereits angedeutet, gibt es eine weitere Einschränkung. Wer sich bereits am neuen Mac OS X berauscht, muss als Atari-Anwender einen Gang zurückschalten und vom aktuellen Mac OS 9.x aus starten, denn nur unter Apples sogenanntem "Classic" OS funktioniert auch MagiCMac. Die Classic-Umgebung des Mac OS X ist hier keine Lösung, MagiCMac scheint mit dieser nämlich nicht zusammenzuarbeiten. Eine native Version für Mac OS X ist laut ASH nach wie vor in Planung, die Fertigstellung steht jedoch in den Sternen. Immerhin bietet das Mac OS X keine integrierte 68k-Emulation mehr, wie dies beim klassischen Mac OS noch der Fall ist. Daher muss bei einem MagiCMac für Mac OS X eine eigene Emulation mitgeliefert werden, was die Anpassungszeit natürlich in die Höhe treibt. Fassen wir uns also in Geduld.

Installation und Konfiguration

MagiCMac wird auf einer CD-ROM ausgeliefert. Die aktuellen Updates finden sich bei Bedarf im Internet [1]. Die Installation erfolgt schnell und unkompliziert mit dem beiliegenden VISE-Installer. Im Prinzip muss der Anwender nur noch die Partition bzw. Festplatte auswählen, auf die das Atari-Environment installiert werden soll. Diese Art der einfachen Installation ist dem Atari-Benutzer im Prinzip von GEM-lnstall her bekannt - kein Wunder, dieser ist ja auch von Installationen unter Mac OS abgekupfert.

Etwas gewöhnungsbedürftiger ist da schon die Konfiguration des Emulators. Die Voreinstellungen sind nicht besonders modern gestaltet. Die modalen Dialoge blockieren das Multitasking des Mac OS, und der Aufbau ist auch alles andere als zeitgemäß: die verschiedenen Einstellungspunkte sind nicht etwa wie z.B. bei moderner Atari-Software bequem per Karteikartenreiter aufrufbar, sondern rufen sich nacheinander auf. Zwar wird der Anwender so Schritt für Schritt durch die Konfiguration geführt, andererseits ist die Bedienung für Nacharbeiten so alles andere als komfortabel.

Die beste Ausnutzung des Systems wird erreicht, wenn der unter l/O-Bereich für Programme nutzbar gemacht wird. Calamus setzt diese Einstellung sogar voraus. Allerdings laufen Sie so Gefahr, dass einige (speziell ältere) Atari-Programme nicht mehr sicher laufen. Sie sollten also bei eingeschalteter Option einige Tests mit Atari-Software durchführen - abschalten können Sie sie schließlich immer noch. Achten Sie bei der Speicherzuteilung außerdem darauf, dass Sie sowohl Atari als auch Mac OS genügend Speicher zuteilen. Wünschen Sie, dass Mac-Programme im Hintergrund weiterarbeiten können, sollten Sie dem Mac OS auf jeden Fall genügend Speicher lassen. Dass der Atari nicht sonderlich speicherhungrig ist, versteht sich von selbst. Doch besonders, wenn Sie vorher an die engen Grenzen eines Classic Atari gebunden waren, werden Sie hier die Möglichkeit schätzen, aus den Vollen zu schöpfen.

Einfacher sind die Systemparameter einzustellen. Hier kann der Anwender eigentlich nicht viel Inkompatibilität schaffen. Es bietet sich an, dieselbe Grafikauflösung auf der Mac- und der Atari-Seite zu nutzen. Achten Sie außerdem darauf, dass das Kästchen für das präemptive Multitasking gehakt ist. Wenn Sie wirklich das Letzte an Geschwindigkeit aus Ihrem "Atari" herausholen wollen, dann sorgen Sie außerdem dafür, dass die Emulation keine zusätzliche Rechenzeit an laufende Mac-Applikationen abgibt.

Auf den ersten Blick etwas unübersichtlich wirkt das Einstellungsfenster für die Laufwerksauswahl. Sie müssen nun nicht etwa eine Festplatte extra unter MagiC für die Verwendung als Atari-Partition formatieren. MagiCMac kann direkt Verzeichnisse, die unter Mac OS angelegt wurden, als Partitionen (also als virtuelle Laufwerke) nutzen. Die Geschwindigkeit ist erfreulich hoch, ein Nachteil ist tatsächlich nicht erkennbar. Übrigens können Sie auch Apple-Verzeichnisse einbinden. Hilfreich ist dies z.B. für das Zeichensatz-Verzeichnis im Systemordner, sind diese doch bei installiertem NVDI 5.x auch unter MagiC uneingeschränkt nutzbar. Möchten Sie das interne CD-ROM ihres iBook auch von der Atari-Seite aus nutzen, sollten Sie eine CD einlegen und diese mit einem der Auswahlschalter auswählen. MagiCMac trägt nun automatisch den Eintrag "Apple CD" ein.

Interessant ist auch die Möglichkeit, das Bootlaufwerk über ein Aufklappmenü auszuwählen. So können Sie sich verschiedene Konfigurationen zurechtbasteln und bei jedem Start auswählen.

Schön wäre es, wenn bei der Installation die Möglichkeit erfragt würde, MagiC direkt beim Systemstart hochzufahren. Dann würden Anwender, die hauptsächlich auf der Atari-Seite arbeiten, gar nicht viel vom Macintosh mitbekommen.

Noch ein Tipp am Rande: Wenn Sie MagiCMac noch etwas beschleunigen möchten, dann schalten Sie unter Mac OS den virtuellen Speicher des Systems aus. Sie erledigen dies im Apfel-Menü des Mac. Rufen Sie das Kontrollfeld "Speicher" auf. Hier klicken Sie den Punkt "Aus" unter "Virtueller Speicher" an. Wenn Sie den Mac nun neu starten (Spezial/Neustart), ist der virtuelle Speicher ausgeschaltet. Das macht natürlich nur dann wirklich Sinn, wenn der Rechner mit genügend internem RAM ausgestattet ist. Allerdings ist MagiC sehr dankbar und reagiert mit deutlich höherer Geschwindigkeit.

Das neue Apple-Betriebssystem und MagiCMac

Seit dem letzten Jahr liefert Apple neu gekaufte Macintosh-Rechner mit vorinstalliertem Mac OS X aus, um so den Umstieg auf das neue, edlere und vor allem sichere Betriebssystem voranzutreiben. Wenn Sie gar in den letzten 3 Monaten einen neuen Mac (also z.B. ein aktuelles iBook/600) gekauft haben, wird Mac OS X sehr wahrscheinlich sogar als Startsystem installiert sein. Diese Geschäftspraktik macht auch durchaus Sinn, will man doch das neue OS damit weiter als Standard bei Anwendern und Entwicklern etablieren. Wer den Macintosh jedoch noch nicht kennt und mit dem Wunsch nach einem pfeilschnellen und vor allem portablen "Atari" auf das iBook umsteigt, könnte anfangs etwas verwirrt sein. Deshalb sei hier nochmals klar festgehalten: Wenn Sie heute ein iBook kaufen und zum ersten Mal starten, booten Sie automatisch Mac OS X; MagiCMac kann hier (noch) nicht ohne weiteres installiert und betrieben werden.

Aber keine Sorge: Mac OS 9.x ist nicht gänzlich verbannt und muss auch nicht teuer hinzugekauft und neu installiert werden. Es befindet sich ebenfalls auf der Bootpartition des Mac und kann jederzeit aufgerufen bzw. gebootet werden. Innerhalb des Mac OS X starten Classic-Applikationen selbständig das "alte" Mac OS (das übrigens ebenfalls noch zwecks Fehlerbereinigung von Apple gepflegt wird) nach. Läuft die Classic-Umgebung dann erst einmal, tragen sich die vorhandenen Programmen ganz normal ins Umfeld des Mac OS X ein - ganz so, als wenn sie tatsächliche native Applikationen für das neue System wären.

Schöne Theorie und eine funktionierende Praxis -Atari-Anwendern hilft sie allerdings nicht, da zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses MagiCMac unseres Wissens nach nicht unter der Classic-Umgebung des Mac OS X läuft. Wenn Sie also MagiC auf dem Mac nutzen wollen, muss dies unter einem konventionell gebooteten Classic Mac OS passieren. Aktuell ist derzeit die Version 9.2.2.

Die Auswahl des Mac OS 9.x als Startsystem ist unter Mac OS X dabei ganz einfach. Rufen Sie die Systemeinstellungen auf (Piktogramm ist im Dock zu finden, ansonsten gibt es einen entsprechenden Punkt im Apfel-Menü). Hier findet sich in der Rubrik "System" ein Piktogramm namens "Startvolume". Ein Klick darauf ruft einen Dialog auf, in dem sich der Systemordner auswählen lässt, von dem aus der Rechner starten soll. Wählen Sie einfach den Ordner "Mac OS D1-9.2.X auf: Macintosh HD" aus und verlassen Sie den Dialog mit dem Button "Neustart". Nach einer Sicherheitsabfrage bootet der Rechner mit dem Classic OS, das Mac OS X wird natürlich vorher heruntergefahren.

Wollen Sie später wieder mit Mac OS X booten, finden Sie im Mac OS 9.x unter dem Apfel-Menü das Kontrollfeld "Startvolume", in dem Sie die entsprechende Auswahl tätigen können - fast so einfach, als wäre es ein Atari...

Frisch ans Werk

Ist MagiCMac installiert und konfiguriert, kann der erste Start erfolgen. Wieder einmal führt ein Atari-Betriebssystem dem Macintosh-Besitzer vor, wie schnell ein Betriebssystem wirklich hochfahren kann. In ca. 2 bis 3 Sekunden ist dieser Prozess abgeschlossen - von diesen Zeiten kann ein Mac OS nur träumen. Natürlich muss man dem nun als Wirtsystem "missbrauchten" Apple-OS zugestehen, dass es weitaus mehr laden muss als ein MagiC, das eben nur aufsetzt, trotzdem ist die Kompaktheit des MagiC natürlich immer noch der Hauptgrund für den schnellen Start.

Sofort macht MagiC auf dem neuen, schnellen iBook einfach einen Haufen Spaß. Die Fenster öffnen sich pfeilschnell, das Verschieben mit Fensterinhalt in Echtzeit ist auch bei schnellen Mausbewegungen fast völlig ruckelfrei.

Noch interessanter ist natürlich die Arbeit mit leistungshungrigen Programmen auf dem iBook unter MagiC. Zum Test haben wir Calamus SL2000 installiert und einige der Testdokumente geladen. Die bekannte Euroskala baute Calamus in ca. 1 Sekunde auf. Auch der Farbkeil brauchte gerade mal 1 Sekunde. Noch mehr Rechenleistung wird benötigt im Dokument "Fraktale.cdk". Die Tunnelgrafik zaubert Calamus auf dem iBook in weniger als 1 Sekunde auf den Schirm, auch das Zoomen in die Bildmitte erfolgt mit rasender Geschwindigkeit. Am aufwändigsten zu berechnen ist sicher die Mandelbrotmenge in dem gleichen Dokument. Hier werden 17 Sekunden benötigt.

Die grundsätzliche Geschwindigkeit des iBook im Vergleich mit anderen TOS-Rechnern finden Sie in der entsprechenden Vergleichsgrafik, die wir mit dem neuen Benchmark-Programm zBench (Test in st-computer 01 -2002) erzeugt haben.

Ebenso wichtig wie eine hohe Geschwindigkeit ist sicherlich die Kompabilität der Emulation. In unserem Infofenster "Kompatibilität" haben wir einige wichtige Programme und ihre Eignung unter MagiCMac auf dem iBook/ 600 aufgeführt.

Dickes Minus

Es wäre ja alles so schön: mit dem iBook durch die Gegend strolchen, Texte mit Luna verfassen, Bilder und hoher Geschwindigkeit mit PixArt bearbeiten, das Ganze per Internet an den Verlag schicken... und im letzten Punkt schlägt das Schicksal zu: die Einwahl ins Internet ist uns auf dem iBook einfach nicht gelungen. Versucht haben wir es mit dem ASH-Paket IConnect, das eigentlich in Verbindung mit MagiC auf klassischen Ataris traumhaft sicher zu konfigurieren ist und läuft. Unter MagiCMac auf dem iBook stürzte es jedoch beim Verbinden mit dem Internet ab und fror den gesamten Rechner (also auch das Mac OS) gleich mit ein. Auch der Einsatz von MacSTip, der Zugreifen auf die Internet-Prozesse des Mac OS möglich machen soll, half nicht weiter, ebenso wenig ein Konfigurationsversuch unter STinG, was uns zu der Pauschalaussage führt: Internet unter MagiC auf dem iBook scheint nicht möglich.

Dies liegt nun weniger an der Hardware, als vielmehr am Betriebssystem von Apple. Dasselbe Problem besteht scheinbar seit dem Update auf Mac OS 9.1 auf allen Macintosh-Rechnern. Auch auf dem Macintosh G4 aus der Redaktion besteht dasselbe Problem.

Die theoretisch einzige Möglichkeit für Atari-Anwender, die unbedingt vom MagiC aus ins Internet gelangen, scheint derzeit ein Downgrade auf Mac OS 9.0, unter dem noch alles funktioniert -wahrlich kein verlockender Gedanke.

Wo liegt nun das Problem? Hier sind sich die Entwickler der verschiedenen Stacks nun auch etwas unschlüssig. Laut Aussage von ASH hat Apple mit dem Mac OS 9.1 vieles in der Prozessverwaltung seines Betriebssystem geändert, was wohl zu einigen Inkompatibilitäten geführt hat. Außerdem soll Apple einiges an den Prozessen geändert haben, mit denen die serielle Schnittstelle angesteuert wird. Wie auch immer: Ein Ärgernis stellt der ganze Umstand in jedem Fall da, zumal eine Lösung vielleicht erst mit einem nativen MagiCMac für Mac OS X in Reichweite rückt. Atari-Anwender, die schon jetzt ihr iBook auch für das Internet nutzen möchten, müssen wohl oder übel die Software unter Mac OS nutzen - schade.

Weitere Probleme

Allgemein lässt sich feststellen, dass MagiCMac auf unserem G4-Mac etwas stabiler läuft als auf dem iBook. Wo hier der Grund liegt, wissen wir nicht. Wahrscheinlich ist MagiCMac einfach noch nicht optimal auf das neue Book angepasst. Vielleicht tut sich hier ja quasi als Zwischenetappe zur Version für Mac OS X etwas.

Wenn MagiCMac abstürzt, musste in unserem Test nicht selten das ganze System dran glauben, das meist einfror. Umso ärgerlicher wirkt sich hier ein Fehler der Firmware des iBook aus: Nach einem Frontalabsturz steht nach dem Booten die Systemzeit auf dem 01. Januar 1904 und muss erst manuell berichtigt werden. Apple sollte hier schnellstens nacharbeiten.

Batterielaufzeit

Apple gibt die Laufzeit seiner Akkus mit bis zu 5 Stunden an. Dies mag zutreffen, wenn Sie ihr iBook in dieser Zeit möglichst nicht berühren, sondern nur stumm verehren. Arbeiten Sie ununterbrochen mit dem Gerät, so ergibt sich eine Laufzeit von ca. 3 Stunden vor dem nächsten "Auftanken". Fürwahr auch kein übler Wert.

Ansonsten

Die sonstige Ausführung des iBook weiß ohne Zweifel zu begeistern, das LC-Display ist gestochen scharf, die Tastatur noch etwas angenehmer als beim Titanium-Book und die Details absolut gelungen. So informiert ein kleiner Knopf mit einer Fortschrittsanzeige auch bei ausgeschaltetem Zustand des Rechners über den Füllstand des Akkus. Der Anschluss für das Netzteil ist mit einem beleuchteten Kabel versehen; leuchtet der Stecker rot, lädt der Akku, leuchtet er grün, ist der Ladeprozess abgeschlossen. Diese Details machen Spaß und beweisen, dass in Cupertino viel nachgedacht wird.

Weniger schön ist, dass das eingebaute CD- bzw. DVD-ROM-Laufwerk mit einiger Verzögerung auf die Betätigung des neuen Auswurfknopfes auf der Tastatur reagiert. Wer 10 Sekunden auf das Öffnen des Schlittens warten muss, wägt die Taste oder den Rechner schnell im Nirvana.

Die Maus wird beim iBook übrigens über ein Pad bewegt. Wer damit nicht recht glücklich werden kann (Sie sind in guter Gesellschaft), der muss sich eine USB-Maus zu seinem iBook mitbestellen. Im Standardlieferumfang ist keine enthalten. Wer die passende Maus ohne Kugel von Apple haben möchte, muss also nochmals knapp EUR 75.-berappen. Recht dümmlich ist, dass der USB-Eingang für die Maus wieder einmal auf der linken Seite angebracht ist. Während der Linkshänder hier frohlockt, ärgert sich der Rechtshänder über das kurze Anschlusskabel der Pro-Mouse von Apple.

Tolles Gimmick am Rande: bei Dunkelheit leuchtet das Apple-Logo auf der Frontklappe edel in die Nacht. Apple weiß immer noch am besten, wie man Begierde erzeugt...

Fazit

Entschuldigen Sie bitte den folgenden für einen objektiven Tester ungewohnten Gefühlsausbruch: Ich liebe das iBook! Es ist elegant, leicht und schnell. Zusammen mit MagiC ist es der aufregendste "Atari", den ich seit meinem Falcon 030 hatte. Es macht schlicht und einfach Spaß, mit dem Gerät zu arbeiten. Alles geht einfach und ist durchdacht - gerade deshalb passt es gut zum Atari-Feeling.

Der dicke, große Wermutstropfen ist sicherlich, dass MagiC-Puristen mit dem darunter liegenden OS 9.2.x der Zugang zum Internet derzeit verwehrt bleibt, was natürlich den Einsatz als echter Atari-Ersatz sehr schmälert. Da mir persönlich noch kein gelungenerer E-Mail-Client als der ASH EMailer über den Weg gelaufen ist, ist dies umso schmerzvoller.

Ansonsten ist das iBook ein Laptop, der sicher auch Sie problemlos begeistern kann.

[1] www.application-systems.de [2] www.jna.com/products.html

Apropos Atari auf dem Macintosh

Problem Diskette

Viele der klassischen Atari-Programme existieren nur auf Diskette, immerhin war dies eines der wichtigsten Medien des Atari in den letzten Jahren. Und seit der Einführung der ersten iMacs vor mehr als drei Jahren wird kein Mac mehr mit einem Diskettenlaufwerk ausgeliefert.

Wer also weiter die Originaldisketten seiner liebgewonnenen Atari-Programme nutzen will/muss, der kommt um die Anschaffung eines externen USB-Diskdrives nicht herum. Leider liegen uns zu diesem Thema abweichende Erfahrungen hinsichtlich der Kompatibilität dieser Laufwerke. In unserem Test war ein externes Superdrive praktisch nicht nutzbar. Recht gute Ergebnisse werden wohl hingegen mit USB-Laufwerken von LaCie erzielt.

Wer an einem Atari oder anderen Rechner hingegen einen CD-Brenner betreibt, ist fein raus. Hier bietet es sich nämlich an, komplette Partitionen auf CD zu brennen, diese Partitionen als Verzeichnisse unter Mac OS einzurichten und einfach nur unter MagiCMac einzubinden. So bleibt Ihnen sogar ihre bekannte Verzeichnisstruktur erhalten und die meisten Atari-Programme sollten aufgrund ihrer Pflegeleichtigkeit nicht meckern.

FPU im G3-Mac?

Die 68k-Emulation des klassischen Mac OS emuliert zwar eine 68020-CPU aber keine dazugehörige FPU. Trotzdem können Atari-Programmen, die eine FPU voraussetzen, trotzdem eine solche geliefert bekommen. Für Power-Macs wird das Programm PowerFPU [2] angeboten, das auf PPC-Macs einen mathematischen Coprozessor emuliert und einfach in den Startordner gepackt wird. Ganz billig ist dieses Plus an Geschwindigkeit allerdings nicht: 75 US-Dollar wollen die Entwickler dafür sehen. Die Freeware-Variante SoftwareFPU [2] unterstützt nur Mac-Betriebssysteme bis zur Version 9.0.x.

Auswahl von Programmen, die wir erfolgreich auf der Kombination iBook/600 und MagiCMac 6.20 sowie NVDI testen konnten:

Aniplayer 2.18
ArtWorx 2.09
CAB
Calamus SL2000
Charter
CoMa
Cypress 1.73
EMailer
Fiffi
First Million
Idealist
jinnee 2.5
Luna 1.60
OCR
Papillon 3.04
papyrus OFFICE 8.x
PhotoTip 3.x
Tempus Word 4


Thomas Raukamp
Aus: ST-Computer 02 / 2002, Seite 12

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