Simon ST

Mit der Software einer unabhängigen Programmautorin aus Norddeutschland kann Ihr Atari Musik wie Mozart machen - oder auch nur MIDI-Dateien für Sie abspielen…

Musiksoftware vom Profi

Mit der Software einer unabhängigen Programmautorin kann Ihr Atari Musik wie Mozart machen oder auch nur MIDI-Dateien für Sie abspielen...

Von einer Violinistin, die in Norddeutschland eine Musikschule und ein Jugendorchester leitet, erwartet man vielleicht nicht unbedingt, dass sie auch Atari-Software entwickelt. Aber wenn dieselbe Dame seit Jahr von einem Computerprogramm träumt, dass Musik wie die von Bach, Mozart und Schönberg produziert, dann kann man schon etwas erwarten. Johanna Bindgen brachte sich selbst das Programmieren bei, kaufte sich einen Atari ST und erarbeitete über einige Zeit ein Programm, dass sie unter dem Namen Simon ST veröffentlichte. Simon liegt nun als Freeware vor. Das Programm erscheint auf den ersten Blick wie ein weiteres algorithmisches Kompositions-Werkzeug, verfolgt jedoch einen komplett underen Ansatz.

Not So Simple Simon

Simon ST ist ein sehr individuelles, idiosynkratisches Stück Software, das jahrelange Feinarbeiten an seiner ausgefeilten, ausgeklügelten Benutzeroberfläche verrätät. Das Bewegen der Maus über die Oberfläche lässt z.B. wichtige Funktioqen und Buttons aufleuchten. Auch die Displays sind äußerst ansprechend gestaltet.

Was schnell auffällt, ist die Tatsache, dass keine Möglichkeit besteht, Noten direkt via MIDI oder auf anderen Wege zu importieren. Der Grund dafür liegt darin, dass die Autorin der Auffassung ist, dass jeder Versuch, aus ankommenden Daten einen Algorithiius zu erzeugen, zu unflexibel ist. Daher unternahm sie den befreienden Schritt, eine musikalische Programmiersprache zu entwickeln.

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Das Herz von Simon ST ist der Interpreter bzw. Compiler, in dem der Anwender Noten eingibt, aus denen dann wiederum das Programm Noten für die Erzeugung von Musik generiert. Das hier schlummernde Potential ist immens, fordert jedoch Anwender, die vorher mit eher konventioneller MIDI-Software gearbeitet haben, nachhaltig heraus. Erschwerend kommt hinzu, dass derzeit keine Dokumentation zu Simon ST verfügbar ist. Dies macht es schwer herauszufinden, welche Kommandos und Variablen zur Verfügung stehen. Das Programm selbst bietet hier jedoch etwas Hilfe an: Im Interpreter findet sich ein Button, der die verfügbaren Kommandos auflistet und diese auf Wunsch an den benötigten Stellen einfügt. An der eigentlichen Dokumentation wird noch gearbeitet, bis dahin muss der Anwender mit den Erklärungen auf der Website des Programm Vorlieb nehmen.

Simon ST verfügt über einige Manipulations-Werkzeuge höchster Qualität. Dazu gehören Pattern-basierte Arrangements, eine Event Editor, Kontrolle über Harmonien, Echtzeit-Manipulationen über Tastatur-Kommandos, MIDI-Clock-Unterstützung und MIDIFile-Export. Johannas eigene Beispiele, die dem Programm beiliegen, sind beeindruckende Beweise für die Leistungsfähigkeit der Software. Ich würde nicht sagen, dass ich bisher auch nur die Hälfte der Möglichkeiten dieses Programms erkundet habe.

Player

Johanna hat außerdem mit MIDI Player ST einen eleganten MIDI-File-Player geschrieben. Sie benutzt diese Software, um Piano-Stücke auf Solokonzerten ihrer eigenen Musikschule abzuspielen, aber der das Programm ist natürlich auch als einfacher Player zu benutzen. Die Benutzeroberfläche ist textbasiert und verfügt über ein umfangreiches mehrseitiges Hilfssystem. Diese Online-Hilfe listet alle Tastaturkommandos auf, die notwendig sind, um das Programm zu nutzen. Die Maus wird nicht benötigt.

MIDI Player ST kann Dateien laden und diese in Tempo und Lautstärke verändern. Auch die Veränderung des Materials ist im begrenzten Umfang möglich.

Die Möglichkeit, das Programm auch ohne Monitor zu betreiben, macht es besonders attraktiv für Live-Situationen. Dafür muss MIDI Player ST im AUTO-Ordner des Atari untergebracht werden, während die abzuspielenden MIDI-Dateien auf der darüber liegenden Verzeichnisebene derselben Partition liegen müssen - also z.B. auch auf einer simplen Bootdiskette. Bis zu 80 MIDI-Dateien können so alphabetisch nach dem Booten abgespielt werden. Die ersten 10 Dateien können dabei über die Funktionstasten geladen werdenWeitere Titel werden über die normale Ladefunktion des Programms gestartet.

Fazit

Alles in allem ist der MIDI Player ein interessantes, gut gestaltetes Programm. Interessanterweise arbeiten sie mit dem freien Atari-Emulator STeem zusammen.

http://bindgen.de/swp/simonst/



Aus: ST-Computer 02 / 2002, Seite 36

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