Scene-Report: YM-Rockerz

Chipmusic steht auch in den Dance-Charts derzeit wieder hoch im Kurs. Auch auf dem Atari hat diese Form der Komposition unter Scenern eine lange Tradition. Thomas Raukamp unterhielt sich mit den Soundern der YM Rockerz. Heraus kam ein Gedankenaustausch, der nicht nur Scene-Freaks, sondern auch gestandene Musiker interessieren dürfte.

Thomas Raukamp im Gespräch mit Stefan Benz aka MC Laser aka Lotek Style, Dragan Espenscheid aka Drax und Jan Daldrup aka Milhouse aka Nemo.

Make The World-Festival: Die YM Rockerz bereiten sich auf einen Liveauftritt in München vor.

Die YM Rockerz haben viele Anhänger unter Atari-Anwendern gefunden. Stellt uns das Team doch bitte einmal vor...

Lotek Style: YM Rockerz ist mehr als Projekt, nicht als festes Team anzusehen. Die Idee stammt von mir und ist etwa 2 bis 3 Jahre alt. Ich dachte mir damals, wie es wäre einfach eine Plattform zu haben, auf der Chipmusik veröffentlicht werden kann, ohne darauf warten zu müssen dass der Programmierer mit der dazugehörigen Demo fertig ist.

Die YM Rockerz-Plattform ist in gewisser Weise ein Musiklabel. YM Rocker ist jeder, der mit Yamaha-Soundchip des ST Klänge produziert. Da wir wie schon erwähnt kein festes Team sind, versuchen wir auch auf jeder Musik-Disk unterschiedliche Künstler zu präsentieren. Auf dem ersten Demo "Wave upon Wave" konnte man folgende Musiker hören:

-- Matthijs Witteveen alias D-FORCE. Musiker der Demogruppe FUN (Falcon Users Netherlands) aus, wie der Name schon sagt, den Niederlanden.

In dem neuen YM ROCKERZ Demo "Spinning wheels" sind wieder einige alte Bekannte anzutreffen: DMA SC, 505, Nemo (Milhouse), TAO, MC LASER sowie

Drax: Ich kann eigentlich nur mich selbst vorstellen: Ich bin Dragan Espenschied, eine Hälfte des Heim-computer-Rock-Duos Bodenständig 2000. Zusammen mit Bernhard Kirsch habe ich diese Band 1995 gegründet. Ich hatte mir das von ihm entwickelte "Deluxe Mjuzakk Zerbastel Kit" (später TrakCom, dann wieder Deluxe Mjuzakk Zerbastel Kit) für den Falcon gekauft und schickte ihm ein paar Disketten mit meiner Musik. Da beschlossen wir gleich, zusammen Rockstars zu werden. Das hat auch ganz gut geklappt: 1999 veröffentlichten wir auf Rephlex-Records London unser Debüt-Album "Maxi German Rave Blast Hits 3", seitdem ging's recht rund. Wir hatten Konzerte in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, der Schweiz und den USA, alles mit daheim selbst-gehempelter Heimcomputer-Musik. Bis heute verwenden wir keine amtlichen, von der Keyboards oder Keys abgesegneten Instrumente, sondern Soundtracker und dergleichen.

Hattet Ihr alle schon Erfahrungen mit der Komposition von Chip-Musik?

Drax: Das kann man wohl sagen. Die anderen bei dem YM Rockerz sind ja richtige Szene-Größen, Bern und ich waren nie in die Demoszene invol-viert. Wir haben uns stattdessen immer die neusten Demos reingezogen und uns derbe davon flashen lassen. Unser Ziel war und ist es, diese Heimcomputer-Musik außerhalb der Szene bekannt zu machen. Chipmusik ist einfach der Soundtrack zu unserem Leben, in der üblichen Musik sahen wir uns nicht ausreichend repräsentiert. So kombinierten wir den Soundtracker mit allem was wir sonst noch so mögen; Acid House, Hip Hop, deutsche Texte etc ....

Lotek Style: Die meisten von uns kommen wie schon erwähnt aus der Demoszene, und dort aus eigenständigen Gruppen. Deshalb haben die meisten auch schon lange vor den YM Rockerz Chipmusik erzeugt. Ich persönlich habe erst 1998 angefangen, meine eigenen Chipmusiken zu komponieren.

Nemo: Ich bin so gegen Ende 1999 darauf gekommen, als auf der Seite der Dead Hackers Society eine Chipmusic-Competition gestartet wurde. Da gab's dann anfängerfreundlich direkt alles, was man benötigte, zum Download. Seitdem hat mich die Sache nicht mehr losgelassen. Zum Release der ersten YM-Rockerz-Compil hatte ich aber noch nicht wirklich viel Erfahrung, was generell das Musikmachen anging.

Wie habt Ihr alle zusammengefunden?

Drax: Für mich hat es das Internet möglich gemacht. Auf micromusic.net, einer internationalen Community für Freunde und Förderer der Heimcomputer-Musik und ihrer Weiterentwicklung, tauchte irgendwann MC Laser unter seinem DJ-Namen Lotek Style auf. Der Name war mir von der ersten YM-Rockerz-Demo noch im Gedächtnis, und so kamen wir ins Gespräch. Ich fand seine Lieder cool und holte ihn und seine Cru für einen Auftritt nach München aufs "Make World-Festival". Dort war ich dann endgültig begeistert: Da steht einer und singt zu Atari-Gepiepse und die Leute tanzen.

Wir hatten schon vorher ausgemacht, dass ich ein Stück für die zweite YM-Rockerz-Demo machen würde.

Lotek Style: Nachdem ich mich zum ersten Mal mit einigen anderen Musikern über meine Idee unterhalten hatte, begann ich einfach, diverse Leute, die gerade aktiv auf dem Chipmusik-Sektor (u.a. Tao) waren, anzuschreiben und zu fragen, ob sie nicht eine Musik zu diesem Projekt beisteuern wollen. Irgendwann ist dann die ganze Idee eingeschlafen, bis Nils sie kurzfristig aufgriff und noch einige andere Leute, wie z.B. D-Force, für unsere Sache gewinnen konnte. Leider schlummerte das Projekt danach wieder eine ganze Weile, bis Ende 2000 endlich die erste Demo veröffentlicht wurde.

Zusammengefunden haben wir hauptsächlich dadurch, dass wir einfach die Leute angeschrieben haben. Diejenigen, die zusagten und ihre Musik einschickten, kamen dann auf die Musik-Disk mit drauf.

Der ST galt ja jahrelang als der Musikcomputer schlechthin und wurde besonders im Studio-Bereich aufgrund seiner MIDI-Schnittstellen tausendfach eingesetzt. Der YM-Soundchip wurde dagegen schon bei der Markteinführung des ST als dem des C64 oder dem des Amiga als klar unterlegen eingestuft. Was sind Eure Gedanken und Meinungen dazu?

Lotek Style: Die Einstufung ist leider korrekt. Mittlerweile haben wir aber bewiesen, dass auch mit dem YM2149 ziemlich schöne Klänge erzeugt werden können. Als ich meinen ST damals gekauft habe, fand ich den Soundchip auch Müll, aber inzwischen denke ich darüber ganz anders. Mal angenommen, der ST hätte ebenfalls den SID des C64, was wäre dann? Alle Sounds würden gleich klingen. Es gäbe keine Unterscheidung von C64- und ST-Musik. ST-Chipmusik hätte also keine eigene Seele!

Drax: Die verschiedenen Heimcomputer sind wie verschiedene Instrumente.

Es würde ja auch niemand behaupten, eine Tuba klingt besser oder schlechter als ein Alphorn. Instrumente mit eingeschränkten Möglichkeiten erfordern eben andere Herangehensweisen.

Was reizt Dich und Euch nun daran, ausgerechnet auf einem offensichtlich technisch gar nicht so berauschenden Soundchip Musik zu machen?

Drax: Genau die Limitierung ist reizvoll. Es ist möglich, sich in diesen Chip einzugraben, ihn in- und auswendig zu kennen, seine Fehler und Stärken zu lieben und wirklich Virtuosität zu entwickeln. Das absolute Gegenstück dazu sind beispielsweise Software-Synthesizer wie Reactor. Da gibt es tausend Knöpfe zum dran drehen, und irgendwie klingt es immer fett. Aber wenn es immer fett klingt, warum soll ich dann überhaupt noch an einem Knopf drehen? Ich kann so viele Kanäle gleichzeitig nutzen, dass es für ein Sinfonieorchester reichen würde, aber macht das meine Kompositionen besser? Und besonders wichtig ist die Frage: Wer bestimmt dann eigentlich, wie viele Spuren und welche Sounds ich verwende? Je weicher und endloser ein System ist, desto weniger Rückmeldung bekomme ich von ihm. Die neuen Systeme sagen mir alle: «Boah, alles was Du machst, ist super! Ja, los, mach noch einen Halleffekt rein, und noch bombastischere Akkorde!» Mein Atari sagt mir: «Überlege es Dir genau, willst Du hier eine Kickdrum oder einen Basston haben?»

Nach über zehn Jahren Übung bin ich auf dem YM nun auch ziemlich gut. Entgegen der vorherrschenden Meinung bin ich nämlich auch der Überzeugung, dass auch in elektronischer Musik ohne Übung gar nichts geht. Ganz im Gegenteil: Wer nicht übt, sein Instrument nicht kennt, wird zum Sklaven irgendwelcher vorgefertigter Vorstellungen von Gut und Richtig. Deswegen ist der Atari auch so ein schönes System: einfach und überschaubar, ich habe über alles, was ich tue, die volle Kontrolle. Besonders in künstlerischen Prozessen ist das extrem wichtig. Ansonsten kommen doch nur Zufallsprodukte oder Technologie-Demonstrationen heraus.

Nemo: Den ersten Chipeditor habe ich mir aus Neugier angesehen. Und da ich eh nur meinen Falcon hatte, standen Alternativen für mich zunächst auch nicht zur Debatte. Die Jahre vorher hatte ich schon genügend Demoscene-Spirit getankt, um an die ganze Sache nicht nur von einer musikalischen sondern auch von einer technischen Seite heranzugehen und also möglichst viel aus der vorgegebenen Hardware herauszuholen. Und das Schöne ist, dass man mit der Zeit tatsächlich vorankommt und besser wird. Man beherrscht den Chipeditor immer besser, findet immer neue Sachen heraus usw. Allgemein macht mir die ganze Sache einfach unglaublich viel Spaß.

Lotek Style: Chipmusik erinnert mich generell an meine Kindheit und die positiven Erinnerungen, die ich damit verbinde. "The Last Ninja" hat mich damals maßgeblich geprägt.

Hast Du auch schon auf anderen Chips wie dem POKEY (XL/XE) oder der PAULA (Amiga) Musik gemacht?

Nemo: Ich habe zwar inzwischen einen XL hier stehen, aber momentan keine wirklichen Ambitionen - dazu brauchte ich wohl auch erstmal noch ein Diskettenlaufwerk. Am ehesten würde ich noch was damit machen, wenn jemand einen Chipeditor mit POKEY- oder SID-Emulation für meine "großen" Ataris schreiben würde. So warte ich gespannt auf den ACE Tracker, um mit einem "richtigen" Synthesizer zu arbeiten.

Lotek Style: Bisher habe ich leider nicht die Zeit gefunden, andere Soundchips anzutesten. Der POKEY steht auf jeden Fall schon länger auf meiner Liste. Mein XL steht schon längere Zeit hier und wartet...

Drax: Mein zweiter Lieblings-Chip ist der OPL3, der auf zum Beispiel der Soundblaster AWE 32 verbaut wurde. Er wird ebenfalls ziemlich unterschätzt, weil ihn die meisten Anwender nur als "Not"-Abspieler popeligster MIDI-Sounds kennen. Mit den richtigen Tools ist er jedoch ein geniales Instrument.

Der Gameboy ist ebenfalls sehr interessant, damit habe ich bisher jedoch nur experimentiert und noch keinen Hit fertig produziert.

Welche Programme setzt Ihr zur Komposition ein?

Drax: Mein präferierter Atari-Chiptra-cker ist MusicMon2. Auf dem Falcon habe ich das Deluxe Mjuzakk Zerbastel Kit, für die AWE den ADLiB TRACK3R

Lotek Style: Ich benutze für Chipmusiken den sehr weit verbreiteten Sid Sound Designer V3.5p von Animal Mine. Für MOD-Files benutze ich den Octalyser STE auf meinem Falcon.

Nemo: Für Chipmusik benutze ich momentan den Sid Sound Designer V3.5p. Ganz vielleicht gibt es ja mal eine Version von Taos Chipeditor, die auch für Normalsterbliche benutzbar ist bzw. mit einem guten Handbuch ausgestattet wird. Mit Graoumf Tracker mache ich auch manchmal etwas, aber nicht ernsthaft. Ich warte auf ACE Tracker.

Auf welchen Rechnern komponiert Ihr? Nur STs oder auch 51*5, Falcons und TTs?

Nemo: Bisher ausschließlich auf meinem Falcon.

Lotek Style: Ich komponiere alles auf meinem Falcon 030. Die Chipmusik-Editoren laufen dort zu größten Teil korrekt.

Drax: STE und Falcon. Wobei der Falcon nicht mehr wirklich zum Einsatz kommt, denn Soundtracker und HD-Recording gefällt mir auf dem PC dann doch besser. Den Falcon muss man dann doch mit zu viel exotischen » und mir suspekten Studio-Krempel aufrüsten, bis er da mithalten kann.

Nutzt Ihr auch den YM-Software-Synthesizer von Electronic Cow?

Lotek Style: Ich habe mir mal eine erste Version davon angeschaut, aber die Klänge haben mir nicht gefallen.

Nemo: Hab' ich mir auch mal kurz angesehen. Aber da können die gängigen Chipeditoren mehr.

Welche Herausforderungen stellt eine Demo an die darunterliegende Musik? Ich stelle mir das ja fast wie die Komposition eines kleinen Soundtracks vor...

Lotek Style: Es gibt immer mehrere Herangehensweisen. Bei der ersten ist die Musik vorher längst fertig und die Demo wird dann um die Musik herum programmiert. Das ist die für den Musiker einfachste Variante. Die zweite ist komplexer. Die Musik wird während der Entstehung der Demo komponiert und exakt auf diversen Passagen in der Demo angepasst. Das erfordert natürlich eine enge Zusammenarbeit von Programmierer und Musiker.

Es ist nicht nur "fast" die Komposition eines kleines Soundtracks, es ist die Komposition eines Soundtracks. Dieser Soundtrack muss auch noch nicht einmal klein sein. Die Musik einer Demo gibt der Demo den nötigen Charakter und entscheidet meiner Meinung nach über Hop oder Top. Bei einer guten Demo muss alles stimmen: Grafik, Programmierung und Musik. Eine Demo ohne Musik anzuschauen macht einfach keinen Spass

Seht Ihr Euch eigentlich mehr als Programmierer oder eher als Musiker?

Drax: Als Programmierer bin ich nicht so gut wie als Musiker, aber das Verständnis von Programmierung ist, denke ich, für jeden Heimcomputer-Benutzer vorteilhaft. Auch, wenn es "nur" um Musik zu gehen scheint, ist es wichtig zu verstehen, wie alles grundsätzlich funktioniert.

Musik und Programmierung haben zumindest für mich eine Menge miteinander zu tun, beides erfordert Kenntnisse über das Werkzeug, Geduld, Struktur, Dramaturgie und eine Botschaft.

Lotek Style: Ich sehe mich nur als Musiker, denn ich kann gar nicht Programmieren.

Würde Euch auch eine Live-Einsatz der YM-Kompositionen reizen, ähnlich wie dies Jeremy Clarke mit seinen STs und SFs zelebriert (siehe Heft 03-2002)?

Drax: Bodenständig 2000 [1] rockte schon die halbe Welt mit derben YM-Rechteckbässen!

Lotek Style: Ich tue dies bereits. Auf allen unseren Live-Gigs spielen wir auch meine Chipmusikstücke, zu denen ich teilweise auch selbst singe -Underground Chip-Avant-garde. Ein gutes Beispiel ist die Promo-Version von "Beams are gonna blind me", das von meiner Webseite [2] als MP3-Datei heruntergeladen werden kann.

Live trete ich immer mit meinem Kollegen FREQUENCY 9 [3] auf. Wir versuchen eine gute Mischung aus Electro, Chipmusik, Breakbeat und Cyberpunk zu erreichen.

In der heutigen Dance-Musik hört man immer öfter typische Computersounds der 80er fahre, auf dem Markt gibt es sogar SID-Synthesizer, die gern im Techno-Bereich eingesetzt werden. Woher kommt Eurer Meinung nach die wiederkehrende Popularität der Computersounds?

Lotek Style: Dieser Retro-Trend begann bereits 1997. Das erste Stück, das ziemlich in diese Richtung ging, war "Space Invaders are smoking grass" von I-F. Dem folgten einige andere wie z.B. Anthony Rothers "Little Computer People", Mikron 64s "Was ich weiß" oder Consoles "14 Zero Zero".

Ich persönlich führe den Erfolg dieser Musik auf die positiven Kindheitserinnerungen zurück, die sie mir gibt. Viele Menschen kennen diese Klänge aus ihrer Jugend und bekommen durch sie einfach ein gutes Gefühl.

Drax: Ich denke ebenfalls, dahinter steckt viel Retro-Trend. In den SOern hat rückblickend das VCS 2600 doch mehr Leute geflasht als beispielsweise Meat Loaf oder Whitney Houston. Die Leute entdecken diese Geräusche » nun wieder.

Tatsächlich ist die Kompositionsweise direkt an der Maschine aber etwas komplett anderes als der reine Sound eines SID hinter einem MIDI-Dingsbums. Heimcomputer-Musik kommt aus dem Heimcomputer und nicht aus einem amtlichen Racksynthesizer. Tatsächlich ist Heimcomputer-Musik viel weniger Retro als das alberne Herumgeschraube an Rebirth oder Reason. Wenn ich im Tracker ein Lied schreibe, tue ich das direkt in der Replay-Routine. Es ist quasi überhaupt kein Interface zwischen mir und dem Abspielprogramm. Und genau so geht der Mensch der Zukunft mit dem Computer um: direkt und ohne Metaphern.

Die meisten angeblich nicht retro-seienden Software-Synthies sind peinliche Nachbildungen von existierenden Hardware-Synthesizern oder Modularsynthies aus den 70ern. Deren Interfaces werden dann auch noch mit aller Gewalt in den Computer gestopft. Wer jedoch schon einmal versucht hat, "virtuelle Kabel" und "virtuelle Knöpfe" zu bedienen, wird eventuell bemerkt haben, dass das mit Computer genau so viel zu tun hat wie AOL mit Internet. Was dabei entsteht, ist keine Computer-Musik, sondern User-Interface-Musik.

Der Computer selbst ist doch schon toll genug, warum soll er diesen ganzen alten Unsinn nachbilden? Diese Nachbildung, das ist der wahre Rückschritt!

Nemo: Momentan herrscht ja eine generelle 80er-Revival-Stimmung. Die Leute, die jetzt in ihren Zwanzigern bzw. Dreißigern sind, haben schließlich auch ihre Kindheit bzw. Jugend in dieser Zeit verbracht. Es macht halt viel Spaß, etwas in alten Zeiten zu schwelgen. Man muss sich ja nicht nur auf die Computersounds beschränken. Es gibt auch noch eine große 80er-Hörspiel-Kultur, TV-Serien-Kult usw. Ich bin mal gespannt, ob Computersounds jetzt wirklich dauerhaft Einzug in unsere Musikkultur halten. Wäre lustig. Ansonsten könnte ich aus meiner Teenie-Zeit auch noch Tremolo-Chorus und Glöckchen-Sounds aus der Rave- Gründerzeit zu gegebenem Zeitpunkt auftauen...

Auf jeden Fall sollten sich alle Atarianer schonmal wieder seelisch auf die Zeit einstellen, in der es nicht mehr trendy ist, Atari-Shirts zu tragen.

Was hört Ihr eigentlich privat für Musik?

Lotek Style: In erster Linie elektronische Musik. Electro, Breakbeat, Dance-hall - und ja, ich höre privat wirklich Chipmusik.

Drax: Ich liebe alle Arten von Chipsound. Zum Beispiel den wilden SEGA-Metal vom Megadrive. Kraftwerk sind die Größten, Acid House ist auch prima, ich stehe auf blödsinnigen Happy Hardcore und Eurodance. Electro, Miami Bass, Ghetto, Dancehall, Chanson: alles toll. Weiterhin kann man mich mit deutscher Sprache erwischen. Wenn das alles zusammenkommt, ist es umso besser.

Berns Geschmack unterscheidet sich nur in Details, aber dafür können wir dann auch jahrelang darüber diskutieren, ob ein Lied nun Italo Dis-co oder eher Eurodance ist. Da wir beide in unseren Wohnorten auf dem Land und in Saarbrücken von der elektronischen Zivilisation abgeschnitten waren, haben wir sogar eine Dinge wie Acid House oder EBM nur über Amiga-und Atari-Demos mitbekommen. Ich erinnere mich noch, als ich das erste Mal "Beat Dis" von Bomb The Bass in einem Carebears-Demo hörte...

Nemo: Quer durch den Gemüsegarten - eine Floskel pro Interview muss erlaubt sein. Viel elektronische bzw. Dance Musik (Basement Jaxx, Chemical Brothers, Timo Maas, Westbam usw.), entspanntere Sachen wie Air, Groove Armada oder Morcheeba, deutschen HipHop (auch ein bisschen amerikanischen), Britpop, Deutschpop, Deutschrock und Computermusik jeglicher Coleur.

Arbeitet Ihr auch mit MIDI-Geräten oder gar "echten" Instrumenten?

Nemo: Momentan nicht. Vielleicht setze ich demnächst meinen Zweit-Falcon als MIDI-Modul ein.

Drax: MIDI ist voll doof. Das klappt nie und ist viel zu teuer!! Damit hab ich schnell wieder aufgehört.

Allerdings spiele ich auch Blockflöte und Miniorgel, Bern macht mit einem Stimmverzerrgerät Heavy Metal und wir singen eine ganze Menge. Auf der Bühne macht das eine Menge Spaß.

Lotek Style: Ich habe einen Quasimidi Raven Synthesizer und einen Akai S3000 XL Sampler, werde mich aber demnächst eher Softsynths zuwenden, da mit MIDI generell Probleme auftreten, zumindest bei mir.

Was dürfen wir in Zukunft von den YM Rockerz erwarten?

Drax: Ja, weiß nicht... Ich hoffe, alle bleiben phat am Ball und lassen den YM weiterhin das Evangelium des Heimcomputer-Rock verkünden!

Lotek Style: Von "Wave upon wave" zu "Spinning wheels" hat es über ein Jahr gedauert. Diese lange Periode wollen wir auf jeden Fall nicht nochmals wiederholen. Es wird mit Sicherheit neue Demos mit neuen Songs von uns geben. Da wir aber gerade erst eine Demo veröffentlicht haben, wurden noch keine Gespräche über ein Nachfolgeprodukt getätigt. Was ich aber auf jeden Fall sagen kann, ist, dass es auch bald MP3-Versionen von den bereits veröffentlichten Titeln zum Download geben wird. Auf diese Weise erreichen wir ein größeres Publikum, evtl. auch abseits von der Atari-Gemeinde, a

[1] bodenstaendig.de
[2] lotekstyle.de
[3] frequency9.de

creamhq.de/ymrockerz/



Aus: ST-Computer 06 / 2002, Seite 48

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