PC-Emulatoren-Tipps

Wer Dateien zwischen zwei Systemen austauschen möchte, muss sich mit sehr vielen Dateiformaten herumplagen. In der Vergangenheit hat praktisch jedes Programm, das etwas auf sich hielt, mindestens ein neues Dateiformat eingeführt. Manche Grafikprogramme bescherten sogar mehrere neue Formate - schließlich sollen ja auch eigene Pinsel, Stempel und diverse andere Kleinigkeiten abgespeichert werden. Die Flut der Formate hat zur Folge, das jedes Programm einen mehr oder weniger ausführlichen Import- und Export-Filter bieten muss.

Dabei hat es auch wenig genutzt, dass die Hersteller von Betriebssystemen Standard-Formate definiert haben. So gibt es etwa bei GEM für Pixelgrafiken das Format IMG. Das war anfangs nur für monochrome Grafiken gedacht und wurde dennoch von den zahlreichen S/W-Malprogrammen ignoriert. Einige von ihnen haben es sicherlich gemacht, um zu vermeiden, mit Bilder konfrontiert zu werden, die nicht dem 640x400-Format entsprechen.

Neben den S/W-Formaten gibt es diverse Farbformate. Das erste bekannte war sicherlich .NEO (Neochrome). Darauf folgte .PI(?) (Degas) und eine ganze Reihe von Formaten, die heute kein Mensch mehr kennt. In Abwandlung von Murphy's Gesetz heißt es dann häufig: „Wenn Du alle Deine Grafiken mit Neochrome gemacht hast, ist Deine beste bestimmt mit N-Vision entstanden.“ N-Vision ist ein heute relativ unbekanntes Farb-Malprogramm, dessen Format von keinem anderen Grafikprogramm unterstützt wird. Mit etwas Geschick kann aber jeder selbst einen Viewer schreiben, denn als unkomprimiertes Format besteht es aus den Bilddaten (32000 Byte) und den Informationen für das Programm wie zum Beispiel die Farbpalette und Animationsdaten. Während das N-Vision-Grafikformat noch relativ einfach ist, gibt es weitere Exoten, die zum Teil mit gepackten Formaten arbeiten. Wer mit den Gedanken spielt seine alte Bildersammlung zu konvertieren, sollte deshalb das Original-Programm gut verwahren. Es ist auch nicht verkehrt, einen ST zu behalten - zum einen überkommt jeden irgendwann die Nostalgie und zum anderen ist das Original immer noch die beste Konvertierstation: alte Disketten werden in der Regel problemlos gelesen und die Original-Programme stehen meistens zur Verfügung.

Einziges Problem könnte sein, die konvertierten Daten auf den PC/Mac zu bekommen. Bei Disketten gibt es manchmal Schwierigkeiten, Spezial-Formate sind gar nicht lesbar und viele heutige Computer bieten gar kein Diskettenlaufwerk mehr. In letzterem Fall empfiehlt sich eines der neuen Multi-Laufwerke, die neben diversen Speicherkarten auch 3,5" Disketten aufnehmen. Als zweite Möglichkeit steht das CD-Laufwerk zur Verfügung. Allerdings ist dafür auf der ST-Seite ein Host-Adapter und ein kompatibles Laufwerk erforderlich. Wer das nicht schon am ST hängen hat, wird sich wohl kaum die Mühe machen, sich extra eins anzuschaffen. Die dritte Wahl wäre die Übertragung über ein Null-Modem-Kabel. Dazu werden ST und PC über die serielle Schnittstelle miteinander verbunden und der Datenaustausch über ein DFÜ-Programm gestartet. Das geht zwar nicht sonderlich flott, aber immer noch schneller als mit der Diskette. Über diese Möglichkeit werden wir in einer der nächsten Ausgaben berichten.

Grafikprogramm

Im Idealfall beherrscht das Grafikprogramm mehrere Exportformate. Dann können Sie die Grafik mit dem Programm konvertieren, mit dem sie auch erstellt wurde.

Dummerweise sind Standardformate bei älteren Grafikprogrammen kaum vorhanden. Eine rühmliche Ausnahme bildet der Urahn Degas. Hier gibt es das vom Amiga stammende IFF-Format. Da das Format durch die Umsetzungen von Deluxe Paint auch auf anderen Systemen bekannt wurde, unterstützen einige moderne Grafikprogramme, zum Beispiel Paint Shop Pro, das Format bis heute. Paint Shop Pro unterstützt auch das IMG-Format, allerdings nicht aus alter Atari-Verbundenheit: GEM-Paint aus dem PC-GEM-Paket nutzte dieses Format. Das XIMG-Format für Farbbilder wurde jedoch nie in das PC-GEM eingebaut und wird dementsprechend auch von keinem Grafikprogramm unterstützt. Verwirrenderweise haben auf dem Atari aber beide Formate die gleiche Endung.

Wenn das Originalprogramm auf dem Atari nicht mehr zur Verfügung steht oder gleich ein ganzer Schwung konvertiert werden soll, führt an einem Grafikkonvertierer kein Weg vorbei. Diese unterstützen dann auch einige wichtige Formate wie GIF und TIFF. In einem Punkt versagen sie aber alle: die Parameter. So kann bei JPEG die Qualität eingestellt werden, aber kaum ein Grafikkonvertierer bietet diese Möglichkeit an. Für alte ST-Pixelbilder kommt aber ohnehin nur GIF in Betracht. Bilder mit mehr als 256 Farben kommen auf dem ST eher selten vor, im Demoscene-Bereich trifft man häufiger auf TGA-Dateien. TarGA ist auch den meisten PC-Programmen ein Begriff, so das diese nicht konvertiert werden müssen.

Grafikkonverter gibt es auf dem ST genug. Es ist empfehlenswert, sich dabei an GrafTool, GEMView, Smurf und Zeig\’s Mir zu halten. Leider kann so manches andere Konvertierprogramm einige Formate nicht ganz richtig schreiben - es ist ärgerlich, auf dem PC festzustellen, dass das GIF nicht den Formatspezifikationen entspricht und somit falsch angezeigt wird.

Was ist, wenn die Dateigröße des Quellformats seltsam erscheint? So sind Neochrome-Dateien etwa 32KB groß. Auf manchen Disketten schlummern eigenartigerweise Neochrome-Grafiken, die zwar die Endung .NEO tragen, aber zum Beispiel nur acht KB klein sind. Ist dies der Fall, müssen die grauen Zellen bemüht werden: steckt dahinter noch ein zweites Programm? Für den Atari gab es Packer, die sowohl Programme als auch Daten packen können. Einer von diesen Packern wurde mit der Zeitschrift „TOS“ vertrieben. „DECOMP“ hängte einen Dekompressor an ausführbare Programme an, bei normalen Dateien ging dies natürlich nicht. Dafür gab es ein Programm für den Auto-Ordner, das dafür sorgte, das auch mit gewöhnlichen Daten normal weitergearbeitet werden konnte. Schade nur, das genau dieses Programm auf dem Falcon kläglich abstürzte. Sollten Sie mit einem solchen Packer gearbeitet haben, ist ein Original-Atari unumgänglich, denn die speziellen Packformate werden von keiner anderen Plattform unterstützt.

Grafikformate

Die Wahl des Zielformats hängt natürlich von der Ursprungsdatei ab. Es macht keinen großen Sinn, Neochrome-Grafiken in JPEGs umzuwandeln. Bei der Konvertierung von Pixelgrafiken mit 256 Farbtönen oder weniger ist GIF die erste Wahl. Das neuere PNG-Format wird von Atari-Programm kaum unterstützt - und der PNG-Konverter von GEMView hatte im Test Schwächen aufgezeigt: so wurden die erzeugten PNG-Bilder nicht von jedem PC-Programm erkannt.

Von der Dateigröße wirkt GIF Wunder: Neochrome-Dateien mit 32KB schrumpfen auf 6 KB zusammen.

Schwer zu übertragen sind Animationsinformationen. Bei vielen alten Farbmalprogrammen war dies lediglich das Colour Cycling. Beim Colour Cycling werden Teile der Farbpalette in bestimmten Intervallen ausgetauscht und so der Eindruck einer Bewegung vorgetäuscht. Solche Animationen müssen auf dem PC selber nachgebaut werden.

Wenn Sie es mit einem Spezialformat zu tun haben, das kein Konverter kennt, heißt ein Ausweg „Snapshot-Programm“. Dazu müssen Sie natürlich das Original-Programm besitzen, denn irgendwie müssen die Grafiken angezeigt werden. Snapshot-Programme beherrschen auf dem ST nur wenige Grafikformate. Sie reagieren auf Tastendruck (zum Beispiel: Alt+Help), Zeitverzögerung oder Sofort. Moderne Snapshot-Programme wie JML-Snap kennen zumindest XIMG und TIFF. Ältere kennen oft nur Degas, was die Konvertierungsarie um einen weiteren Punkt bereichert. Ein Ausweg: die alten Grafikdateien und das Grafikprogramm auf den PC übertragen. Mit einem Emulator wird das Grafikprogramm gestartet und das Emulatorenfenster „gesnappt“. Nützlicher Nebeneffekt: PC-Snapshotprogramme wie SnapIt beherrschen eine Vielzahl an Standardformaten. Allerdings wird vorausgesetzt, dass das Atari-Programm nicht kopiergeschützt ist. Eine Reihe von Atari-Grafikprogrammen befinden sich auf den Webseiten der Dead Hackers Society (www.dhs.nu).

Viele Atari-spezifische Formate beherrscht das Programm NConvert. Derzeit umfasst die Gesamtliste über 300 Formate, darunter sind auch Exoten wie GFA-Raytrace und Spectrum 512. PC-Benutzer sind besonders fein raus: unter dem Namen XnView gibt es NConvert mit einer grafischen Benutzeroberfläche (http://www.xnview.com).

Fazit

Für die Konvertierung von Grafiken gibt es fast unendlich viele Möglichkeiten. Mit der Konvertierung alter Datenbestände sollte man sich aber nicht zu viel Zeit lassen, sonst sind die Disketten irgendwann unbrauchbar oder weisen zu viele Datenträgerfehler auf.

Nachdem Sie Ihre alten Grafikdaten durch die Konvertierung gerettet haben: warum stellen Sie diese nicht in das Internet? Es schwirren zwar viele Farbbilder mit sechzehn Farben im Netz herum, aber kaum einer weiß mehr, mit welchem Programm sie erstellt wurden. Als Web-Grafikformate werden nur JPEG, PNG und GIF unterstützt. Zwar wird auf den meisten Plattformen ein Plugin (etwa QuickTime) gestartet, um das Bild anzuzeigen. Darauf können sie sich zum einen nicht verlassen und zum anderen benötigt das Start eines Plug-ins unnötig Zeit.


Mia Jaap
Aus: ST-Computer 11 / 2003, Seite

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