Excellent

Bescheidenheit ist nicht unbedingt eine Eigenschaft, die den Bewohnern der "Grande Nation" zugerechnet wird. Wir haben uns den Textviewer einmal näher angeschaut.

Bei Excellent handelt es sich um ein älteres Programm, das aber trotz seines Alters von fünf Jahren noch sehr frisch aussieht. Dies ist dem Umstand zu verdanken, das tatsächlich eine GEM-Library benutzt wurde, statt die Oberfläche schnell mit ein paar GEM-Befehlen von 1986 zusammenzuschustern.

Besonders erstaunlich ist dies aber nicht, denn der Autor Dominique B?r?ziat zeichnet sich auch für WinDom verantwortlich, die derzeit leistungsfähigste GEM-Library.

Installation

Trotz Nutzung externer Module, den so genannten LDG-Modulen, beschränkt sich die Installation auf das Entpacken in ein beliebiges Verzeichnis. Dem Programm liegt noch ein Hypertext bei, der sich im GUIDES-Ordner besonders wohl fühlt. Zusätzlich liegt die Dokumentation noch im Text-Format vor.

In der Windom.cfg können alle Tastaturkürzel den eigenen Wünschen angepasst werden.

Start

Nach dem Start präsentiert sich Excellent mit einer schlichten Menüleiste. Von einem Textviewer wird aber auch nicht viel an Oberfläche erwartet. Tatsächlich bietet das Programm keine Dialogboxen, sondern normale GEM-Fenster und die Infozeile.

Ein Beispiel dafür ist die Funktion „Go to line“: es erscheint nicht wie bei anderen Programmen ein Dialog, sondern eine Eingabeaufforderung in der Infozeile des Fensters. Das erspart natürlich eine Menge Dialoge auf dem Desktop, schränkt die Funktionsvielfalt aber ein.

Die Anzeigefunktionen beschränken sich auf einen ASCII-, Hex- und Escape-Modus. Es ist in jedem Fall nicht möglich, Daten zu editieren, obwohl Excellent zumindest ein paar Editiermöglichkeiten in Form von LDG-Modulen bietet.

In der Infozeile steht normalerweise die Größe der Datei in Byte, die Anzahl der Zeilen und die Position im Text. Außerdem ist dort der aktuelle Modus angegeben.

Modus vivendi

Etwas irritierend erscheint zunächst der Escape-Modus. Excellent unterstützt Escape-Sequenzen, die aus dem Escape-Zeichen (27) und einem Buchstaben bestehen. Diese Sequenzen werden hauptsächlich von Programmen verwendet, die GEM nicht nutzen, aber die Ausgabe auf dem Bildschirm steuern möchten. Bei Excellent werden Farben, Schriftattribute und Schriftgröße mit solchen Sequenzen erzeugt. Ob sich allerdings jemand die Mühe macht extra für Excellent seine Textdokumente mit den entsprechenden Sequenzen zu füllen, sei dahingestellt.

LDG

Die Besonderheit an Excellent ist die Erweiterbarkeit mit LDG-Modulen. LDGs sind kleine Programme und in etwa vergleichbar mit DLL-Dateien aus der Windows-Welt. Da LDG-Module ihre Dienste anderen Programmen zur Verfügung stellen, kann ein einfaches Austauschen des Moduls die Leistungsfähigkeit des „Wirtes“ erhöhen. Da außerhalb Frankreichs sich kaum jemand für diese Module interessiert, wurden diese Module nie richtig populär.

Durch die Module bekommt Excellent zumindest eine Editier-Funktion: die Konvertierung von/nach IsoLatin-1.

Die anderen Funktionen erscheinen hingegen eher als Spielkram: so gibt es einen Fonlister, eine Anzeige der VDI-Farben und eine Cookie-Übersicht.

Eigene Module können programmiert werden und dies wird sogar in der Anleitung beschrieben.

Fazit

Es ist kein Wunder, das Excellent aufgegeben wurde. Die Programmierung ist zwar sauber und das Programm schnell, aber Programme wie 1st Guide sind leistungsfähiger. Zudem gibt es für Windom schon seit geraumer Zeit ein Texteditor-Modul, das klein und schlank ist. Mit 80 KB alleine für das Hauptprogramm zählt Excellent schon zu den Schwergewichten. Zumindest eine Markierungsfunktion sollte zum Funktionsumfang zählen, denn ohne die macht ein Textviewer nicht viel Sinn. Die Oberfläche soll etwas an Emacs erinnern, so das vielleicht Emacs-Freunde gefallen an Excellent haben könnten - ansonsten ist dies aber kein Programm par exc?llence.

http://windom.free.fr/other/


Mia Jaap
Aus: ST-Computer 12 / 2003, Seite

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