Classic Gaming: Cadaver & Leisure Suit Larry

Cadaver

Die Bitmap Brothers haben viele ST-Spieleklassiker programmiert, einer der ungewöhnlichsten war Cadaver.

Cadaver war schon deshalb ungewöhnlich, weil es kein Jump'n'Run- oder Action-Spiel war, sondern ein Action-Adventure. Diese Programmgattung war in der Konsolenwelt ("Zelda") populär, auf Heimcomputern fristete das Genre jedoch ein Schattendasein.

In einem großen Schloss muss der Zwerg Karadoc den gefährlichen Necromancer Dianos unschädlich machen. Das Schloss besteht aus einer ganzen Reihe mehr oder weniger großer Räume, die teilweise von Kreaturen wie Würmern oder einem ausgewachsenem Drachen bewohnt sind. Dennoch überwiegen die Adventure-Elemente und so müssen diverse Rätsel (darunter auch die bekannten Schalter/Hebel-Rätsel) gelöst und Gegenstände eingesammelt werden. Die Befehlspalette ist dabei sehr einfach und besteht aus Kommandos wie Untersuchen, Benutzen und Aufnehmen.

Zehn Spielstände dürfen abgespeichert werden, das Abspeichern kostet allerdings Goldstücke. Nur mit einem Zauberspruch ist dies kostenlos. Für Orientierung sorgt das Automapping, das den bisherigen Weg aufzeichnet.

Außergewöhnlich an Cadaver ist die Perspektive. Alle Räume werden in isometrischer 3D-Ansicht gezeigt, eine lange Zeit aus der Mode gekommene Perspektive, die vor allem in ZX Spectrum-Spielen beliebt war ("Head over Heels", "Batman"). Waren die Grafiken dieser Spiele schon damals exzellent, setzt Cadaver dem auf dem ST noch einen drauf: Die Grafiken sind sehr sehr bunt, detailreich und trotzdem sind alle Objekte sauber zu erkennen. Zudem wurden die Grafikelemente so gestaltet, das nicht auffällt, das diese aus Blockelementen zusammengesetzt ist.

Der Sound reißt hingegen keine Bäume aus: nette Digi-Sounds untermalen die Aktionen.

Eine Warnung muss aber ausgesprochen werden: Cadaver gehört sicherlich zu den schwereren ST-Spielen. Das nur 100 Räume vorhanden sind, mag anfangs wenig klingen, entpuppt sich aber schnell als Herausforderung. Wer diese dennoch meistert, kann sich mit Cadaver: Payoff Nachschlag holen.

Leisure Suit Larry

(nicht in der stc01/04 erschienen) Sierra hat eine ganze Reihe von Adventure-Serien etabliert. Neben den "Quest"-Spielen, ist "Larry" am bekanntesten.

Leisure Suit Larry handelt dabei stets vom gleichen liebenswerten Loser, dem Möchtegern-Playboy Larry Laffer. Im ersten Teil traf Larry auf mehrere eigenartige Personen, las Passwörter von der Klowand ab ("Ken sent me"), heiratete in Rekordzeit und traf die Traumfrau dann schließlich erst im Whirlpool wieder. Neben dem normalen Lösungsweg sind in jedem der drei für den ST erhältlichen Teil etliche Gags versteckt. So ist in Teil 1 praktisch jeder Hinterhof tödlich, da dort immer ein Schläger lauert. Auch die Strasse sollte auf keinen Fall betreten werden, denn dann kommt blitzschnell ein Auto...

Der zweite Teil legt an Komplexität erheblich zu. Während der erste Teil nicht besonders viele Orte bot, gibt es im Nachfolger ein Kreuzfahrtschiff und diverse andere Lokalitäten. Wie üblich muss Larry diversen Gegnern entkommen, darunter auch dem KGB.

Der dritte Teil bot eine zweite, weibliche Spielfigur, die jedoch erst in der zweiten Hälfte des Abenteuers auftritt. Das Spiel findet hauptsächlich auf einer Südsee-Insel statt.

Die Grafik ist bei Larry eher zweitrangig. Mit besserer Grafik sank ab Teil 5 bei der Reihe leider auch die Qualität. Die ST-Versionen sind jeweils identisch mit der PC-EGA-Version, was aber nichts schlechtes ist. Teil 1 ist zwar bunt, aber noch sehr pixelig, während der zweite Teil feinere Grafiken hat.

Im dritten Teil dürfen sich alle Besitzer einer MIDI-Anlage freuen: wie auch bei einigen anderen Sierra-Titeln gibt die ST-Version dann feinste Synthesizer-Musik aus.

Ein Aufreger für viele war die Altersabfrage. Diese bestand aus mehreren Fragen, die angeblich nur ein Erwachsener beantworten konnte. Da es jedoch keine lokalisierten Versionen von Larry gab, bezogen sich die Fragen teilweise auf amerikanische Geschichte - zum Glück gab es Wege, das Quiz zu umgehen.


Mia Jaap
Aus: ST-Computer 01 / 2004, Seite 16

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